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Astreine Natur

Die holzschmiede. Thurnau in Oberfranken beherbergt eine echte Rarität: Hier sitzt eines der wenigen Unternehmen in Deutschland, die noch hochwertige Massivholz-Stühle herstellen.

 

Der Ausstellungsraum der Firma die holzschmiede Massivholzmöbel in Thurnau lädt zu einer Möbelschau ein, die mehr als nur den Sehsinn anspricht: Es werden vornehmlich Essgruppen und Sitzmöbel präsentiert, daneben weitere Wohnmöbel wie Sideboards und Regale - sie alle werden aus massivem Holz gefertigt, verströmen den typischen Duft von Holz und machen mit ihrer seidigen Haptik fühlbar, warum Holz ein Trendmaterial ist. Ein Besuch, wie ihn der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) während einer Informationsreise initiiert hatte, ist erlebenswertes, informatives "Sight-Seeing" auch für Interessenten aus dem Küchenfachhandel. Das Unternehmen besteht aus zwei Gesellschaften: Einmal die genannte holzschmiede, ein 1995 von Berthold Höhn zunächst als Einzelhandel gegründetes Unternehmen; er ist Geschäftsführender Gesellschafter. Zugleich ist er Inhaber und Geschäftsführer der Höhn GmbH & Co. KG, einem seit über 60 Jahren bestehenden Familienbetrieb. Zunächst wurden Stahlmatratzen produziert, dann folgte eine Spezialisierung auf die Herstellung von Polstermöbelgestellen, ab 1980 kam die Massivholzmöbelfertigung hinzu.
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Hochwertige Komponenten

Mit Stand von 2008 verfügt das Gesamtunternehmen über ein Flächen­areal von fast 20000 Quadratmetern, überbaut sind davon 12000 Quadratmeter, hiervon wiederum entfallen 8000 auf die Produktionsfläche. Hergestellt werden hochwertige Sichtholzgestelle und Stuhlkomponenten (Zulieferung an die Möbelindustrie) sowie Massivholzmöbel für alle Wohnbereiche - inklusive kompletter Stühle. Mit der Stuhl-Produktion hat das oberfränkische Unternehmen nahezu eine Alleinstellung am deutschen Markt: In Deutschland werden kaum noch Sitzmöbel aus massivem Holz produziert, die holzschmiede hat sich auf eine Marktnische spezialisiert. Verfolgt wird denn auch ein klar definiertes Ziel: "Wir wollen eine Position als unverzichtbarer Partner des Fachhandels erreichen", erklärt Berthold Höhn. Beliefert wird exklusiv und deutschlandweit der hochwertige Möbelfachhandel, dieses Segment soll ausgebaut werden. Absatzgebiete sind Deutschland und die deutschsprachigen Nachbarn, und seit der Moskauer Möbelmesse im Mai 2007 ist die Firma auch in Russland vertreten. Das weitere westeuropäische Ausland, so Dr. Lucas Heumann, Vorsitzender der Initiative Pro Massivholz und Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Küchenmöbelindustrie, habe das Thema Massivholz bisher nicht entdeckt. So seien beispielsweise die Nachbarn Frankreich und Holland noch kein Markt. Allerdings sei das Segment "ein stark wachsender Bereich". Zwei der Gründe: Der Wandel von eher "klobigen" Möbelstücken hin zu "feingliedrigen Designermöbeln". Die hohe Innovationskraft der Massivholzbranche, die beispielsweise Rotkernbuche und Asteiche neu entdeckt hat und daraus "hochattraktive Möbel" baut - Hölzer, die noch vor wenigen Jahren als "schlechtes Holz" galten, heute aber als eine Art "Antiquität der Natur" beliebt sind.
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Aufwendige Handarbeit

Was macht die holzschmiede so einzigartig? "Sämtliche Stücke unserer Möbellinien werden größtenteils noch in aufwendiger Handarbeit hergestellt. Dadurch sind die Stückzahlen zwar nicht immer besonders hoch, aber die Qualität liegt auf einem außergewöhnlich hohen Niveau", betont Berthold Höhn. Beim Rundgang kann man sich davon überzeugen: Als Rohmaterial wird Schnittholz eingesetzt, das im eigenen Werk gestapelt, getrocknet und gepflegt wird. Der Einkauf erfolgt weitgehend "direkt vor der Haustür", heimische Edelhölzer wie Kirschbaum, Ahorn, Nuss und Buche sind die Favoriten. Dazu kommt amerikanischer Nussbaum, für den derzeit eine hohe Nachfrage besteht. In der Produktion werden die einzelnen Bretter zunächst auf Tauglichkeit überprüft. Eingerüstet sind die Arbeitsplätze mit Musterstücken wie zum Beispiel einem Lehnenteil des Stuhl­modells, das auf dem Arbeitsplan steht. Mithilfe des Musters werden die Umrisse sehr sorgsam angezeichnet, nach dem Aufreißen zugeschnitten, dann werden die Rohlinge glatt gehobelt. Es folgt ein Grob- und ein Feinschliff - "ein gutes Möbel wird nach dem Fräsen nachgeschliffen" -, anschließend werden die einzelnen "Baugruppen" verleimt bzw. mit Holzverbindungen zusammengefügt. Unterstützt wird der Produktionsprozess durch einen Maschinenpark, der kontinuierlich auf neuesten technischen Stand gebracht wird. Material- und Verarbeitungsqualität nehmen in der Firmenphilosophie einen ersten Rang ein. Folgerichtig stammen alle eingesetzten Leimholzplatten aus eigener Produktion und werden ständig bevorratet - sie benötigen nach dem Verleimen einige Lagerungszeit, damit der Leim aushärtet. Auch die Holzverbindungen bestehen aus selbst gefertigten Dübeln - das sind keine gefrästen Exemplare, sondern geprägte. Schaut man sich die feine Minizinkenverbindung der Stühle an, ist der hohe Qualitätsanspruch auf den ersten Blick sichtbar.
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Externe Impulse

Produziert werden in Thurnau sechs Marken: holzschmiede, arche, Agile, lounge & lobby, Kraftwerk und Cubik. Das Design entsteht teils im eigenen Haus, Verstärkung und kreative Impulse holt sich das Unternehmen jedoch auch von außen: Dazu gehören Jungdesigner, dazu gehört aber auch die Design-Kapazität Max Kraft, der für das minimalistische und dennoch wohnliche Erscheinungsbild der Serie Kraftwerk verantwortlich ist. Trotz des edlen Designs von Esstischen und Stühlen: "Unsere Kundenanteile liegen im Küchenfachhandel bei 10 bis 20 Prozent. Es ist ein schwieriger Markt", meint Verkaufsleiter Thomas Lauterbach. "Wenn der Kunde für seine Küche viel Geld ausgibt, bleibt für Tisch und Stühle wenig übrig." Ein Phänomen, das bekannt ist. Der Inhaber eines Küchenstudios im Stuttgarter Raum hat sich einen kleinen Trick ausgedacht: Seine hochwertigen Essgruppen integriert er nicht in die Küchenmöbelkojen, sondern zeigt sie separat als eigenständige Wohnausstattung - mit Verkaufserfolg. (hb)

www.holzschmiede.de
www.hdh-ev.de
www.pro-massivholz.de

 


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