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Artikelsuche und -bestellung mit der IDS-Schnittstelle in den Onlineshops des Großhandels:Ein Gewinn für das SHK-Handwerk?

Die im "Bundesverband der Bausoftwarehäuser" (BVBS) organisierten Mitglieder haben mit der DG-Haustechnik (Verband der SHK-Großhändler) eine EDV-Schnittstelle mit der Bezeichnung "IDS-Connect" entwickelt. Über sie können Artikellisten und Bestellungen zwischen Handwerk und Lieferanten online ausgetauscht werden. Insgesamt sind drei Abläufe möglich:

• die Übernahme eines Warenkorbes aus dem Shop-System in die Handwerkersoftware, z.B. während der Angebotserfassung,

• die Übergabe eines Warenkorbes aus der Handwerkersoftware in das Shop-System, d.h. die Abwicklung von Bestellungen aus dem Handwerkerprogramm heraus,

• der Aufruf eines Online-Artikels und der dahinterliegenden Detailfunktionen direkt aus der Kalkulationssoftware heraus mit der damit verbundenen Einsicht auf aktuelle Preise und Verfügbarkeit von Artikeln.

All diese Funktionen sind möglich, ohne dass auch nur eine Seite ausgedruckt wird. Und alles, was papierlos übertragen wird, ist häufig mit der wünschenswerten Kosteneinsparung verbunden. Doch während die Softwarehäuser und die Großhändler die Schnittstelle positiv bewerten und bewerben, regt sich auf der anderen Seite (Handwerk) Widerstand. Wir haben zwei repräsentative Vertreter gebeten, die Vor- und Nachteile aus ihrer Sicht zu erläutern.

 

 


 

PRO

Dipl.-Ing. Gerald Bax, Geschäftsführer der Label Software Gerald Bax GmbH und Vorstandsmitglied im BVBS

Bei der Nutzung der Shopsysteme ihrer Lieferanten hatten die Handwerker bisher das Problem, dass die Bestellungen in der eigenen Software nicht registriert waren. Es war nicht nachvollziehbar, was, wann und von wem bestellt wurde.

Nun kann das Handwerk beliebige Artikellisten im Shop des Großhändlers zusammenstellen und diese mit der IDS-Schnittstelle auch ohne Bestellung in seine Software übernehmen. Exoten-Artikel, die nicht per Datanorm zur Verfügung stehen, müssen nicht mehr mühselig in die eigene Software eingetippt werden, sondern können einfach aus dem Shop übernommen werden.

Bestellungen können jetzt in der eigenen Handwerkersoftware erfasst und an den Shop übergeben werden. Dort kann man die Verfügbarkeit prüfen, Mengen an Verpackungsgrößen anpassen, Preise einsehen usw.

Mit der IDS ist die Bestellung auch beim Handwerker dokumentiert und kann zur Bestellüberwachung, Lieferscheinprüfung und Rechnungsprüfung verwendet werden. Bestellüberwachung bedeutet, dass jeder Mitarbeiter sehen kann, was bestellt ist. Eindeutig ein Vorteil, der viele Nachfragen und Kontrollen erspart.

Wird der Warenkorb zunächst ohne Bestellung vom Shop zurückgeholt, kann man die Preise vergleichen. Je nach Software kann die Prüfung automatisiert ablaufen, wobei in einem Protokoll die Differenzen gezeigt werden können. Nach dieser Prüfung kann man dann die Bestellung auslösen. Ob man diesen Weg immer einschlagen wird, hängt natürlich vom Vertrauen zum Lieferanten ab. Eine Preisprüfung ist jetzt jedenfalls sehr einfach möglich, wenn die Handwerkerprogramme entsprechende Funktionalitäten bieten.

Wenn von einem Artikel eine Maßzeichnung gesucht wurde, mussten bisher die Kataloge gewälzt und dann eine Fotokopie für den Monteur erstellt werden. Mit der IDS ist eine einheitliche Methode für alle Lieferanten definiert, einen einzelnen Artikel direkt aus der Handwerkersoftware heraus in Shopsystemen anzuzeigen. Damit stehen aktuelle Daten, oft auch Produktbilder oder Maßzeichnungen, blitzschnell und druckbar zur Verfügung.

Zum geäußerten Kritikpunkt der steigenden Abhängigkeit von Lieferanten: Früher wurde meist mündlich bestellt, dann kam das Fax. Heute läuft vieles per E-Mail. Bei all diesen Verfahren muss auf beiden Seiten immer wieder geschrieben werden – mit großem Aufwand und möglichen Übertragungsfehlern. Die IDS transportiert die Daten per EDV, ohne sie immer wieder erfassen zu müssen. Die Schnittstelle wird nicht nur von Großhändler „ABC“ eingesetzt, sondern funktioniert genauso bei vielen anderen. Haben sich damit die Abhängigkeiten geändert? Ich meine „Nein“.

In der Vergangenheit wurden von uns Softwarehäusern immer wieder Schnittstellen zu verschiedenen Systemen entwickelt, denn der Datenaustausch mit möglichst geringem Aufwand ist ein zentrales Anliegen unserer Kunden – den Handwerkern. Eine so spezielle Schnittstelle barg in der Tat eine Abhängigkeit, weil sie eben nur zu einem Lieferanten einsetzbar war. Um diesem Wildwuchs zu begegnen, wurde von uns Softwarehäusern eine einheitliche Schnittstelle angestrebt. Die IDS ist branchenübergreifend, schon von vielen Softwarehäusern umgesetzt und auch schon bei etlichen Lieferanten im Einsatz.

Resümee: Rationalisierung braucht Standards. Wie einst die Datanorm und Gaeb entwickelt sich die IDS-Schnittstelle zum Standard. Mit dem Austausch von Warenkörben in beide Richtungen gibt es klare Vorteile bei Handel und Handwerk. Natürlich gibt es noch Wünsche an die IDS-Schnittstelle, deshalb arbeiten wir an einer Weiterentwicklung. Aber der Anfang ist gemacht!

 


CONTRA

Dipl.-Ing. Helmut Maxeiner, SHK-Unternehmer (Geschäftsführer) eines Handwerksbetriebs mit mehr als 50 Mitarbeitern

Führende Großhandelsunternehmen und Softwarehäuser haben die Branche mit der Entwicklung einer neuen Datenschnittstelle überrascht. Sie soll den direkten Informationsaustausch zwischen der Handwerkersoftware und dem Großhandels-Webshop ermöglichen. Das ist grundsätzlich ein begrüßenswerter Ansatz.

Doch nur auf den ersten Blick erscheint IDS-Connect als nützliches Instrument. Es erspart dem SHK-Unternehmer im Betriebsablauf offenbar Zeit und Kosten. Dagegen ist nichts einzuwenden, falls diese positive Feststellung auch einer tiefgründigeren Prüfung standhalten würde. Dies ist aber keineswegs der Fall.

Zunächst einmal erschwert diese Datenschnittstelle die vollständige Kontrolle von Sortiments- oder Preisänderungen. Das ist ein klarer Rückschritt. Denn ein SHK-Unternehmer, der heute im Datenaustausch mit seinem Großhandel Artikelstammdaten im Datanorm-Format nutzt, kann z. B. Sortiments- und Preisänderungen in seiner Software nachvollziehen. Den Zeitpunkt und die Aktualität bestimmt der Handwerker durch das Einspielen der Preispflege-Datei.

Anders bei IDS-Connect. Dieser Webservice ist so angelegt, dass z. B. veränderte Artikelpreise nur erschwert mit der Handwerkersoftware komplett überprüft werden können. Die Gefahr besteht, dass sich Preise im Großhandelssystem ändern, ohne dass der Handwerker es mitbekommt. Dies bezieht sich auf vorher nicht abgefragte Angebotspreise. Preisvergleiche mit anderen Großhändlern sind entweder gar nicht oder nur schwer möglich, weil allenfalls in jedem Großhandelssystem immer neue Warenkörbe erstellt und abgefragt werden müssen. Der gespeicherte Preis im Großhandelssystem ist nicht verhandelbar, deshalb wird es in diesem System keine individuellen Preisanfragen oder Preisverhandlungen geben.

IDS-Connect bewirkt nur dann eine Prozessoptimierung, wenn ausschließlich im Großhandelssystem vorhandene Artikel bestellt werden. Doch die beschränkte Sortimentsbreite und -tiefe – eingegrenzt auf die jeweiligen Großhandelskataloge – werden langfristig einige Hersteller oder Serien „mangels Nachfrage“ aus dem Verkauf drängen. Dies kann als Steuerungsinstrument zu einer strafferen Sortimentsgestaltung genutzt werden – zum Vorteil der Großhandelsmarken. Denn im Onlinesystem des Großhandels wird keine Verbindung zu Herstellerinformationen möglich gemacht. Der Handwerker kann mit dem Deep-Link des Großhandels nur das einsehen, was der Großhandel präsentiert. Ferner kann der Handwerksbetrieb im Gewährleistungsfall nicht immer rückverfolgen, welcher Hersteller sich hinter dem Großhandelsartikel verbirgt. Oft zeigt sich, dass der Großhandel die Artikelinformation komplett verfremdet, um die Vergleichbarkeit mit anderen Konkurrenten zu erschweren oder zu verhindern. Diese aufgelisteten Einschränkungen, durch die ausschließliche Arbeit mit Großhandelsdaten, sind für das Handwerk nicht akzeptabel. Dies unterstreicht auch eine Studie der ARGE Neue Medien, die hervorhebt, dass Handwerksbetriebe vorrangig mit Herstellerdaten arbeiten.

Unabhängig von der IDS-Schnittstelle benötigt das Handwerk die Artikelstammdaten von Herstellern und Großhändlern in seinen Softwaresystemen, um Hersteller- und Großhandelssortimente sowie Preisänderungen inklusive Rabattstufen weiterhin komplett nachvollziehen zu können. Ferner sind umfassendere Produktinformationen von Hersteller und Großhandel wie Bilder, Maßzeichnungen, Einbauanleitungen, Kennzeichnung von Auslaufartikeln, Verpackungsmaße etc. wichtig.

Das SHK-Handwerk braucht keine proprietäre Schmalspurvariante. Es braucht Lösungen, die branchenübergreifend sind und die unternehmerischen Freiheiten bei der Produktauswahl und Preisbildung sichern.

 


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