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Mit den richtigen Lernstrategien lässt sich theoretisches Wissen aus der Berufsschule erfolgreich einprägen und bei Bedarf sicher abrufen (Teil 1)

Hat man sich systematisch mit Lernstrategien be­schäftigt und sie konsequent angewandt, sieht man Klausuren oder Prüfungen gelassen entgegen. Bild: Fotolia - denisismagilov

Eine von vielen guten Methoden: Lernen mit Karteikarten. Damit lässt sich z.B. der Lernfortschritt feststellen. Bild: IKZ

 

Beim Aneignen von theoretischem Wissen ist unser größter Feind das Vergessen. Mit den richtigen Techniken ist es aber gar nicht so schwierig, sich Lerninhalte nachhaltig einzuprägen. Welche Methoden es gibt und wie sie funktionieren, zeigen wir hier in einer dreiteiligen Serie. Selbst langweiliges Auswendiglernen lässt sich mit ein paar Tricks leicht bewältigen.

Richtiges Lernen will gelernt sein. Das mag ein bisschen komisch klingen, aber warum viele bei Klassenarbeiten und Prüfungen in der Ausbildung oft unter ihren Möglichkeiten bleiben oder gar scheitern, kann an der fehlenden Lernstrategie liegen.
Eine Freundin lehrt Erwachsenen Fremdsprachen und bevor sie tatsächlich mit dem richtigen Spracherwerb auf ihre Studenten loslegt, spricht sie erst einmal eine Woche lang über die Methoden und Möglichkeiten des richtigen Vokabellernens. Denn um Vokabeln langfristig im Gehirn zu verankern, kommt es vor allem auf die richtige Art bzw. die individuell richtige Weise des Lernprozesses an. Das lässt sich auf alle möglichen Inhalte übertragen – auch die aus der Berufsschule. Doch zunächst einmal wollen wir der Frage nachgehen, was im Gehirn beim Lernen abläuft.

Wie funktioniert Lernen eigentlich?
Wenn das Gehirn Informationen verarbeitet oder abruft, werden elektrische Signale zwischen Nervenenden übertragen. Beim Lernen werden neue Informationen also als Reiz von Nerv zu Nerv weitergegeben. Entsteht dabei ein besonders starker Impuls, reagiert der Empfängernerv beim nächsten Mal auch auf schwächere Reize intensiver. Dadurch entstehen immer wieder neue Verknüpfungen. Damit festigt sich also das Wissen nach und nach – das Gelernte kann künftig abgerufen werden. Werden neue Informationen verarbeitet, bildet das Gehirn neue Nervenkombinationen und alte Verbindungen werden überschrieben. Das ist der Grund, warum wir durch das Lernen einiges Wissen wieder vergessen, wenn wir den Stoff nicht wiederholen und das bereits Gelernte mit Neuem verknüpfen.

Das Vergessen ausbremsen
Forschungen haben ergeben, dass wir bereits nach einer Woche rund drei Viertel des Gelernten vergessen, wenn wir den Stoff nicht wiederholen. Vergessen ist eigentlich nichts Schlimmes, sondern eine Schutzfunktion des Gehirns. Die Sicherungen würden bildlich gesprochen durchbrennen, wenn wir uns all das merken müssten, was täglich an Informationen auf uns einströmt. Deshalb verwirft unser Gehirn Unwichtiges und speichert nur die relevanten Informationen.
Die erfolgreiche Technik, um das Vergessen auszubremsen, ist daher das regelmäßige Wiederholen. Deshalb sollte man das sogenannte Bulimie-Lernen möglichst vermeiden. Bulemie-Lernen meint, dass in möglichst kurzer Zeit – zum Beispiel kurz vor einer Prüfung – Unmengen von Stoff in den Kopf geprügelt wird. So ist nämlich in Rekordtempo aller Lernerfolg wieder zunichte gemacht.

Ganz mein Typ
Manche können sich einen Lernstoff gut merken, wenn sie ihn lesen, andere, wenn sie einem Vortragenden zuhören und wieder andere lernen leichter, wenn sie schreiben oder sich mit Mitlernenden über die Inhalte austauschen. Denn: Zum Lernen gebrauchen wir unsere Sinnesorgane. Und manche liegen uns dabei mehr als andere. Deshalb spricht man vom auditiven, visuellen, kommunikativen und motorischen Lerntypen. Bei der Bestimmung des eigenen Lerntyps geht es aber nur um Tendenzen, denn zum effektiven Lernen ist eine möglichst große Beteiligung aller Sinne wichtig. Denn je mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind, desto mehr gedankliche Verknüpfungen können zum Lernstoff hergestellt werden.

Lernen mit Methode
Die im Folgenden vorgestellten Methoden zählen zu den bekanntesten und beliebtesten. Jede Lernstrategie hat dabei ihre besonderen Vorteile und ist daher für den einen oder anderen Lernstoff vielleicht besser geeignet als eine andere. Auch individuelle Vorlieben spielen eine Rolle.

Das regelmäßige Wiederholen . . .
. . . ist eine Technik, die uns allen bekannt ist und die wir schon unzählige Male angewandt haben. Das wiederholte Lesen und Durchgehen des Lernstoffs führt dazu, dass dieser vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis übergeht.

Verstehen
Außerdem sollte der Lernende darauf achten, dass er das Erlernte auch wirklich verstanden hat. Stumpfes Auswendiglernen macht die Sache nur unnötig schwer. Wer Dinge nachvollziehen und anwenden, also Verbindungen herstellen kann, leitet den Lernstoff schneller ins Langzeitgedächtnis.

Listen erstellen
Allein das simple Erstellen von Listen kann helfen, Struktur in den Lernstoff zu bringen und die vielen Informationen zu ordnen sowie Zusammenhänge zu verstehen. So lassen sich beispielsweise komplexere Themen schon durch listenförmige Stichpunkte vereinfachen. Durch das Nachdenken und Niederschreiben der Inhalte beginnt man bereits mit dem Lernen.   

Verbildlichen
Wenn wir versuchen, den Lernstoff zu visualisieren, uns also Bilder zu den Lerninhalten vorzustellen, lässt sich der Stoff später mit diesen Zusammenhängern leichter wieder aus dem Gedächtnis hervorrufen, vor allem auch bei Prüfungsstress. Zum Beispiel helfen Organigramme oder Mindmaps als Visualisierungsmethode von komplexen Zusammenhängen. Eine Mindmap ist eine Darstellung, die Aufgaben, Wörter, Konzepte oder allgemein Elemente mit einem zentralen Thema verbindet und dabei rund um dieses platziert. Eine Mindmap kann eine lange Liste monotoner Informationen in eine farbige, gut merkbare und hochorganisierte Darstellung verwandeln, die vom Aufbau her dem entspricht, wie auch das Gehirn natürlicherweise arbeitet.

Karteikarten erstellen
Dieser Klassiker lässt sich nicht nur für das Vokabellernen anwenden, sondern eignet sich auch gut für Begriffe und Definitionen sowie für mathematische Formeln. Jede Karte, die bereits gelernt ist, rutscht im Karteikasten weiter nach hinten. Den Karteikasten unterteilt man dabei am besten in mehrere Fächer, die in unterschiedlichen Zeiträumen wiederholt werden. Damit hat man einen guten Überblick über die Fortschritte und kombiniert zudem durch das Aufschreiben, Vorstellen und Wiederholen verschiedene Methoden.

Loci-Methode
Die Loci-Methode (lateinisch locus „Ort“, „Platz“) ist eine mnemotechnische Lernmethode und Assoziationstechnik. Sie ist leicht zu erlernen und wird aufgrund ihrer Effektivität von praktisch allen Gedächtnissportlern verwendet. Sie baut auf der Annahme auf, dass es für viele Menschen schwierig ist, sich ohne Hilfstechniken eine Abfolge von Dingen zu merken. Daher werden in der Loci-Technik Lerninhalte in eine fiktive Struktur eingeordnet bzw. mithilfe dieser Struktur miteinander verknüpft. Dabei definiert man sich gewissermaßen geistige „Variablen“, z. B. Punkte an einem Weg oder Dinge in einem Raum, die dann mit verschiedenen Inhalten verknüpft werden können. Diese Variablen sind in eine übergeordnete Struktur eingeordnet, sodass es möglich wird, bei der Wiedergabe der Inhalte eine Reihenfolge einzuhalten.

Gedächtnispalast
Diese Technik ähnelt der Loci-Methode. Hierbei handelt es sich aber um ein Gebäude, das der Lernende vor seinem inneren Auge aus dem Lernstoff konstruiert. Das Fundament besteht aus den grundlegenden Inhalten. Die Säulen wiederum bilden die wichtigsten Eckpunkte. Über den eigentlichen Stoff hinausgehende Details verortet man auf dem Dachboden. Beim Abrufen der Inhalte, z. B. in einer Prüfung, durchläuft der Prüfungskandidat gedanklich den Palast und kann sich so einfacherer erinnern.

Fazit
Es gibt weitere Techniken und Methoden, doch sie alle vorzustellen, sprengt hier den Rahmen. Wer sich dafür interessiert, kann entsprechende Literatur lesen oder im Internet nach weiteren Strategien suchen bzw. die vorgestellten Methoden noch vertiefend erarbeiten. Letztlich heißt es: Einfach einmal ausprobieren und die individuell geeigneten Techniken für sich finden, damit das Lernen in Zukunft leichter fällt.
Mehr dazu im nächsten Heft. Dann wird es darum gehen, wie man sich richtig auf die Zwischen- und Abschlussprüfung vorbereitet.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

 


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