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Sanierung von Entwässerungsleitungen: Kriterien zur Auswahl einer Schlauchliner-Aushärtemethode

Schlauchliner-Verfahren. Für die Aushärtung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.

Für Sanierungen mit beschränktem Zeitfenster, z.B. bei einem Anschlusskanal zwischen Revisionsschacht und öffentlichem Abwasserkanal (ohne Zuläufe), eignet sich gut die Lichthärtung.

Das Grundstücksentwässerungsnetz ist für die Sanierung mit Warmwasserhärtung aufgrund der zahlreichen Zuläufe und Abzweige sowie Bögen prädestiniert.

Die Dampfaushärtung und die Aushärtung bei Umgebungstemperatur eignen sich besonders für den Gebäudebereich.

Aushärtung mit Dampf ausgehend von einem Hausdach.

 

Ob im Gebäude oder im Erdreich verlegt – schadhafte Entwässerungsleitungen lassen sich mit einem Schlauchliner-Verfahren sanieren. Für die Auswahl der Aushärtemethode stehen vier Verfahren zur Verfügung: Licht, Dampf, Warmwasser und Aushärtung durch Umgebungstemperatur. Doch welche Vorteile bringen die einzelnen Methoden mit sich? Welche Nachteile ergeben sich, die beachtet werden müssen?

In Deutschland sind Schätzungen zufolge rund 1,5 Mio. km private Abwasserkanäle verlegt. Bei Untersuchungen der Hauskanalanschlüsse in verschiedenen Regionen Deutschlands wurde eine Schadensquote von 50 bis 70 % ermittelt. Grundstücks­eigentümer stehen damit vor einer Herausforderung. Denn ist das Kanalsys­tem schadhaft, muss es zeitnah saniert werden.
Mit einem Schlauchliner-Verfahren, z. B. von Brawo Systems, lassen sich sowohl im Erdreich als auch im Gebäude verlegte Entwässerungsleitungen sanieren. Für die Instandsetzung wird ein mit Harz getränkter nahtloser Textilschlauch in die schadhafte Leitung mittels Druckluft geschoben. Der Schlauchliner passt sich dabei automatisch dem Rohrverlauf und Dimensionssprüngen an.
Für die Auswahl einer Schlauchliner-Sanierungs- und anschließenden Aushärtemethode müssen die objektspezifischen Details der Entwässerungsanlage betrachtet werden. Diese unterteilen sich in den baulichen Zustand sowie in den Anforderungen für dessen Betrieb. Häufig liegen Leitungsnetze mit vielen Bögen, Dimensionssprüngen und zahlreichen Zuläufen vor. Zudem ist nicht immer der genaue Leitungsverlauf vor der Maßnahme bekannt, sodass das jeweilige Kanalsanierungsunternehmen mit einem hohen Maß an Flexibilität agieren muss.

Unterschiedliche Harze
Mit lichthärtenden, styrolfreien Vinylesterharzen sind deutlich schnellere Aushärtezeiten als bei temperaturhärtenden Epoxidharzen möglich. Allerdings lassen sich mit styrolfreien Vinylesterharzen Hinterläufigkeiten nicht sicher vermeiden. Epoxidharze hingegen haben sich in über 20 Jahren hinsichtlich der Vermeidung von Hinterläufigkeit bewährt [1]. Hingegen besteht bei lichthärtenden Systemen das Risiko, dass durch die Schrumpfungsprozesse Hinterläufigkeiten nicht sicher vermieden werden können. So können z. B. bei erdverlegten Leitungen Wasser und Wurzeln zwischen Liner-Außenseite und Altrohrinnenseite eindringen.

Lichtaushärtung
Der Einsatz von lichthärtenden Harzen auf Baustellen der Gebäude- und Grundstücksentwässerung bietet sich insbesondere da an, wo wenig oder keine Zuläufe und Abzweige an den Anschlusskanälen vorliegen. Weiterhin ist die gute Zugänglichkeit im Bereich des Startpunktes und idealerweise auch des Zielpunktes (z. B. Schacht, Revisionsöffnung) von Vorteil, um nach Abschluss des Schrumpfungsprozesses den Anschlussbereich gegen Hinterläufigkeiten mit z. B. Manschetten oder Epoxidharzspachteln schützen zu können.
Es besteht eine nahezu unbegrenzte Verarbeitungszeit, was zu einer hohen Einbausicherheit führt, da die eingesetzten Vinylesterharze erst bei der Exposition mit UV- bzw. LED-Licht aushärten. Empfehlenswert ist allerdings der Einsatz eines Preliners. Hierdurch wird verhindert, dass über Schadstellen in den Boden gelangtes Harz unausgehärtet in das Grundwasser gelangt.
Die Rückzugsgeschwindigkeiten der Lichtquellen betragen in der Regel 0,5 bis 1 Meter pro Minute. Eine 30 m Leitung kann damit in 30 bis 60 Minuten ausgehärtet werden.
Einsatzbereiche für lichthärtende Hausanschlussliner sind insbesondere:

  • Straßenabläufe und Anschlusskanäle (ohne Zuläufe),
  • Sanierungen mit beschränktem Zeitfenster,
  • Anschlusskanäle und Verbindungskanäle auf Liegenschaften (ohne Zuläufe).

Warmwasserhärtung
Die Warmwasserhärtung ist die bewährteste Aushärtemethode. Sie eignet sich besonders für erdverlegte Grund- und Anschlussleitungen mit einem Höhenunterschied von bis zu 4 m. Durch den Einsatz eines Epoxidharzes entsteht grundsätzlich eine wasserdichte Anbindung mit dem Altrohr [1].
Die Methode der Warmwasserhärtung ist sehr flexibel einsetzbar. Komplizierte Leitungsverläufe mit vielen Bögen, lange Haltungen, mehrere Dimensionssprünge sowie extreme Leitungsgeometrien, Anschlüsse und Abzweige sind leicht sanierbar. Bei der Aushärtung entsteht eine gleichmäßige Wärmeverteilung im Liner, da der Wärmeträger überall verfügbar ist. Die Aushärtezeit beträgt in der Regel zwei bis 4 Stunden bei Haltungslängen von bis zu 50 m.
Die Warmwasseraushärtung ist nicht für größere Höhenunterschiede oder Vertikalleitungen geeignet. Abhängig von der Länge und Dimension des Liners kann es zu längeren Füllzeiten kommen. Einsatzbereiche für warmwasserhärtende Hausanschlussliner sind insbesondere:

  • Komplizierte Grundstücksentwässerungsnetze,
  • Lange Kanäle und Leitungen mit zahlreichen Zuläufen und Abzweigen,
  • Kanäle und Leitungen mit mehreren Dimensionssprüngen, extremen Leitungsgeometrien und vielen Bögen.

Dampfaushärtung und Aushärtung bei Umgebungstemperatur
Die Dampfaushärtung und die Aushärtung bei Umgebungstemperatur eignen sich insbesondere für Leitungen mit gro­ßem Gefälleunterschied wie Fallleitungen und im Gebäudebereich, aber auch erdverlegte Leitungen können mit diesen Methoden saniert werden. Durch den Einsatz eines Epoxidharzes entsteht auch hier grundsätzlich eine hinterwanderungsfreie Anbindung mit dem Altrohr [2].
Beide Aushärtemethoden sind äußerst flexibel einsetzbar: Selbst zahlreiche Bögen, lange Haltungen sowie extreme Leitungsgeometrien stellen bei der Sanierung kein Problem dar. Abzweige, Anschlüsse und mehrere Dimensionssprünge können ebenso saniert werden.
Die Aushärtezeit im Rahmen der Dampfaushärtung beträgt in der Regel 1 bis 3 Stunden bei Haltungslängen bis zu 50 m. Zudem entsteht eine nur kurze Füllzeit des Liners. Um Verzögerungen der Aushärtung durch Kondenswasser zu vermeiden, muss dessen sichere Ableitung gewährleistet sein.
Bei der Aushärtung mit Umgebungstemperatur ist kein zusätzliches Equipment für die Aushärtung notwendig. Dadurch entstehen geringere Investitions- und Anschaffungskosten. Außerdem entsteht kein zusätzlicher Aufwand auf der Baustelle für eine Aushärtebeschleunigung. Allerdings kann es ggf. zu langen Aushärtezeiten kommen, da diese abhängig von der Umgebungstemperatur sind.
Einsatzbereiche für dampfhärtende und bei Umgebungstemperatur aushärtende Hausanschlussliner sind insbesondere:

  • Sanierungen in Gebäuden,
  • Leitungen mit großem Gefälleunterschied (z. B. Fallleitungen),
  • Kanäle und Leitungen mit mehreren Dimensionssprüngen, extremen Leitungsgeometrien und vielen Bögen.

Fazit
Die objektspezifischen Anforderungen der Gebäude- und Grundstücksentwässerung sind für die Auswahl der Sanierungsmethode maßgebend: Häufig liegen Leitungsnetze mit komplizierten Leitungsverläufen, vielen Bögen und Dimensionssprüngen vor. Mit einem Schlauchliner ist für alle Aushärtemethoden (Umgebungstemperatur, Wasser, Dampf und Licht) eine große Flexibilität gegeben, da auf jede Gegebenheit und Anforderung individuell eingegangen werden kann.

Literatur:
[1]    Sachverständigenbericht: Begleitung von Musterbaustellen – Prüfung auf Hinterwanderungsfreiheit an unterschiedlichen Hausanschlusslinersystemen, Bericht-Nr. 19-210-02264-SB
[2]     Leddig-Bahls, Susanne 2019. Sanierung von Rohrleitungen innerhalb von Gebäuden

Bilder: Brawo Systems,
Karl Otto Braun GmbH & Co. KG

www.brawoliner.com

 


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