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Abwarten, Gasheizung oder Wärmepumpe einbauen?

Mit Blick auf die Neuregelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die aktuelle Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) stehen viele Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern heute vor der Frage: Sollen sie sich (wieder) für eine Gasheizung oder eine Wärmepumpe entscheiden – oder doch zunächst das Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung abwarten? Peter Schlüter, Business Analyst bei Wolf in Mainburg, zieht einen Vergleich.

Bild 1: Die CO2-Bepreisung und ein steigender Anteil von Biogas im Erdgas verteuern diesen Brennstoff im Vergleich mit Strom, ausgehend von den heute abschätzbaren Kostenfaktoren. Bild: Wolf

Bild 2: Bei den Betriebskosten schneidet eine Wärmepumpe, die mit Wärmepumpenstrom betrieben wird, günstiger ab (Berechnung zur Vereinfachung ohne Berücksichtigung der zusätzlich fälligen Mehrwertsteuer auf den CO2-Preis). Bild: Wolf

Bild 3: In der Summe ist es deutlich effizienter, mit Gas erzeugten Strom in einer Wärmepumpe zu verbrauchen, als das Gas in einer Gasheizung direkt zu verbrennen. Bild: Wolf

Bild 4: Peter Schlüter, Business Analyst bei WOLF, Mainburg. Bild: Wolf

 

Die Eckdaten der Wärmewende sind im GEG festgelegt. Das gesetzte Ziel, zukünftig Wohngebäude mit 65 % erneuerbaren Energien zu versorgen, kann entweder dezentral über Wärmenetze oder zentral für jedes Gebäude einzeln gelöst werden. Die kommunale Wärmeplanung gemäß Wärmeplanungsgesetz steht jedoch erst am Anfang. Die Wärmeplanung muss in großen Kommunen bis zum 30.06.2026 abgeschlossen sein, gleichzeitig sind jetzt die aktuellen Förderkonditionen ausgesprochen attraktiv. Sie belohnen Hauseigentümer, Vermieter, Wohnungseigentümer und Kommunen für den Tausch einer mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizung (u. a. Gas-, Öl- und Nachtspeicherheizungen) gegen eine klimafreundliche Anlage.

Bedenken gibt es häufig über die technische Leistungsfähigkeit von Wärmepumpen. Sehr verbreitet ist die Annahme, dass Wärmepumpen keine hohen Vorlauftemperaturen erreichen und nur mit Fußbodenheizungen funktionieren. Das ist nicht richtig: Moderne Wärmepumpen können auch noch bei -10 °C Wärme bereitstellen. Auch die Aussage, eine Wärmepumpe müsse leistungsstark (mit vielen Reserven) dimensioniert sein, um alle Zimmer eines nicht oder nur wenig modernisierten Hauses mit Heizkörpern tatsächlich warm zu bekommen, trifft nicht zu.

Heizen mit Gas

Für eine Gasheizung spricht, dass ein Standard-Gas-Brennwertgerät schnell Wärme mit hohen Temperaturen liefert. Für den Betrieb ist entweder ein Gasanschluss an das kommunale Gasnetz erforderlich oder ausreichend Platz auf dem Grundstück für einen Flüssiggastank. Im Technikraum wird nur wenig Platz für die Heiztechnik und -hydraulik benötigt. Ein Austausch ist in der Regel schnell durchzuführen, da im Vorfeld nur wenig Planung erforderlich ist.

In der EU werden allerdings 90 % des Erdgases importiert. Geopolitisch nachteilig ist zudem, dass es als fossiler Brennstoff überwiegend aus nicht immer politisch stabilen Drittstaaten importiert werden muss. Diese Abhängigkeit kann für den Betreiber einer Gasheizung starke Preisschwankungen verursachen. Mittelfristig muss außerdem über den Weg der CO2-Bepreisung mit stetig steigenden Betriebskosten gerechnet werden. Derzeit wird für fossiles Erdgas ein CO2-Preis von 45 Euro pro Tonne CO2 (netto) fällig. Diese Abgabe wird ab 2027 durch den Emissionshandel ersetzt. Aus heutiger Sicht wird sich der Preis bei etwa 100 Euro pro Tonne CO2 einpendeln – sich also mehr als verdoppeln.

Alternativen zu Erdgas

Die Alternative Wasserstoff und das H2-Netz stecken noch in der Pilotphase. Die erforderliche Infrastruktur ist aus heutiger Sicht ohne ein zweites Gasnetz nicht flächendeckend möglich. Bisher ist Wasserstoff nur in Testregionen verfügbar und der H2-Netz-Ausbau ist teuer sowie in der Fläche noch lange nicht in der konkreten Umsetzung. Für Hausbesitzer wäre ein H2-Hausanschluss zudem ein zusätzlicher wesentlicher Kostenfaktor. Die hohen Investitionen in die Infrastruktur dürften über den Preis beim Verbraucher ankommen. Darüber hinaus ist es fragwürdig, bei Heizungen in Richtung Wasserstoff zu investieren, da weder Verfügbarkeit noch Preis mittelfristig absehbar sind. Eine inländische Erzeugung ist zwar über erneuerbaren Strom möglich, dieser kann jedoch direkt von der Wärmepumpe effizienter genutzt werden. Bei Importen bliebe analog zu fossilem Gas ebenfalls eine Abhängigkeit von den nicht immer politisch stabilen Drittstaaten bestehen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass EU-weit der Energie-Trend in Richtung Elektrifizierung geht.

Biogas ist netzseitig die realistischere Alternative – hier stellt sich jedoch ebenfalls die Frage nach der Verfügbarkeit. Landwirtschaftliche Flächen zur Erzeugung von Biogas sind limitiert und auch die Vergärung von Biomüll ist begrenzt. Zertifiziertes Bio-Erdgas ist zwar von der CO2-Abgabe befreit, jedoch schon heute teurer als fossiles Erdgas – etwa 12,5 Cent/kWh. Wenn zukünftig der Bedarf steigt, ist auch bei diesem Energieträger mit steigenden Bezugskosten zu rechnen.

Die allgemein ausgelobte Alternative Fern- und Nahwärme ist in Gebieten, wo vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser stehen – also im ländlichen Raum und im Außenbereich der Städte – für einen Investor in der Regel unwirtschaftlich. Das Gegenteil ist in dicht bebauten Gebieten der Fall. Aber auch hier kann nur in Nah- oder Fernwärmenetze investiert werden, wenn eine auf eine langfristige Nutzung ausgelegte Wärmequelle existiert. Nachteilig ist auch, dass Nutzer mit den Anbietern von Nah- oder Fernwärme langfristige Verträge abschließen müssen und es – im Gegensatz zu Strom- oder Gastarifen – keine Wechseloption zu anderen Anbietern gibt.

Wärmepumpen sind als zukunftssichere Investition eingestuft worden – ein aktuelles Gutachten des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. kommt zu dem Schluss, dass ein Haushalt mit einer bereits installierten Wärmepumpe nicht an ein kommunales Wärmenetz angeschlossen werden muss, da diese wegen ihrer Klimafreundlichkeit unter besonderem Schutz steht.

Betriebskosten

Beim Thema Heizkosten lohnt sich der Vergleich der gesamten Kosten eines Heizgerätes, denn eine Heizung verursacht jedes Jahr Betriebskosten für den jeweils eingesetzten „Brennstoff“. Letztere stellen in 20 Jahren Betriebszeit den Löwenanteil der gesamten Kosten einer Heizung dar. Es ist daher unerlässlich, vor einer Investition genau zu kalkulieren und den Blick nicht ausschließlich auf die Investitionskosten zu richten.

Für einen wirtschaftlichen Betrieb von Wärmepumpen ist der Strompreis entscheidend. Dieser setzt sich im Wesentlichen aus zwei Blöcken zusammen: Stromerzeugung und Netzentgelte. Bei den Erzeugungskosten kann man von weitestgehend konstanten Kosten ausgehen. In der Vergangenheit haben der Ausbau erneuerbarer Energien sogar zu sinkenden Erzeugungspreisen an den Strombörsen geführt. Die Netzentgelte hingegen werden steigen, da die Stromerzeugung in der Fläche zunehmend dezentraler wird.

Dabei ist gut zu wissen: Wärmepumpentarife enthalten bis zu 60 % weniger Netzentgelte als „normaler“ Haushaltsstrom und sind damit deutlich günstiger. Dieser finanzielle Bonus wird der Wärmepumpe gewährt, da sie in Ausnahmesituationen ein dimmbarer, und somit netzdienlicher Stromverbraucher ist. Somit ist Wärmepumpenstrom von steigenden Netzentgelten nur geringfügig betroffen. Die Preise für Gas und Öl hingegen werden durch die CO2-Bepreisung sukzessive steigen – bis einschließlich 2026 ähnlich einer jährlich steigenden Abgabe, ab 2027 über den Emissionshandel.

Betriebskostenvergleich

Im Folgenden werden die Betriebskosten in einer exemplarischen Rechnung für Gas und Wärmepumpenstrom verglichen. Die Grundannahme dieser Analyse ist die Fortschreibung stabiler Strom- und Gaspreise zum Zeitpunkt Mai 2024 sowie das GEG und die Gesetze zur CO2-Bepreisung (zur Vereinfachung wird die zusätzlich auf den CO2-Preis aufgeschlagene Mehrwertsteuer vernachlässigt). Das Beispielhaus ist ein freistehendes Einfamilienhaus, das einen jährlichen Wärmebedarf inklusive Warmwasser von 25000 kWh hat. Es wird angenommen, dass dem Erdgas Biogasanteile gemäß GEG beigemischt sind, was rechnerisch den derzeit finanziell günstigsten Fall für den Gaspreis ergibt. Als Gaspreis wird 7,5 Cent/kWh und für Biogas 12,5 Cent/kWh angenommen, sowie für den Wärmepumpenstrom 22 Cent/kWh. Für die CO2-Kosten für Erdgas werden ab 2027 100 Euro/Tonne angesetzt.

Da die Wärmepumpe aus 1 kWh Strom zwischen 3 bis 5 kWh Nutzwärme bereitstellt, muss nur rund ein Viertel der rechnerisch benötigten Energie aus dem Netz bezogen werden. Für diese Beispielrechnung wird ein durchschnittlicher Wert angesetzt, nämlich eine Jahresarbeitszahl von 3,75. Damit ergibt sich ein Strombedarf von 6.670 kWh. Weiterhin wird bei Erdgas ein Wirkungsgrad von 93 % bezogen auf den Brennwert angenommen, was einem Gasbedarf von 26.900 kWh Gas entspricht.

Wie Bild 1 zeigt, steigen unter der Annahme stabiler Marktpreise durch die CO2-Bepreisung und den steigenden Anteil von Biogas im Gasmix die jährlichen Bezugskosten für Gas im Laufe von 20 Jahren deutlich an. Im gleichen Zug bleibt der Preis für den Wärmepumpenstrom konstant. Die Differenz zwischen Gas und Wärmepumpenstrom pro Jahr steigt (CO2-Preis vereinfacht ohne Mehrwertsteuer) von 555 Euro im Jahr 2024 auf 1.465 Euro im Jahr 2041. Hätte die gedachte Wärmepumpe eine Jahresarbeitszahl von 4,5 statt nur 3,75, erhöht sich der finanzielle Vorteil im Jahr 2024 bereits um weitere 265 Euro. Nach 15 Jahren hätte die Wärmepumpe bei einer Jahresarbeitszahl von 3,75 gegenüber Erdas bereits 14.000 Euro, bei einer JAZ von 4,5 sogar 17.665 Euro an Betriebskosten eingespart – Tendenz steigend.

Abgesehen von den wirtschaftlichen Vorteilen bietet die Wärmepumpe die Möglichkeit der Integration eines hohen Anteils von erneuerbaren Energien in die Wärmeerzeugung und spart somit schon heute am meisten CO2. Das vielversprechende System Wärmepumpe sollte dabei gut geplant und umgesetzt werden. Bei der Auslegung und Planung unterstützen viele Hersteller ihre Fachpartner (myWolf Portal) und bieten auch Eigenheimbesitzern Beratungsmöglichkeiten: z.B. www.wolf.eu/beratungsanfrage lohnt sich, die Umsetzungsmöglichkeiten individuell zu prüfen und sorgfältig geplant in den Wert der eigenen Immobilie zu investieren.

Autor: Peter Schlüter, Business Analyst bei WOLF, Mainburg

 


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