Abgestimmtes Maßnahmenpaket
Beim Neubau des KRH Klinikums Robert Koch Gehrden lag ein Fokus auf der dauerhaften Einhaltung der Trinkwasserhygiene. Entsprechend anspruchsvoll waren Planung und Ausführung
An die hygienische Ausstattung von Krankenhäusern werden naturgemäß hohe Anforderungen gestellt. Um den Erhalt der Trinkwassergüte als eine mögliche Risikoquelle auszuschließen, wurde beim Neubau des KRH Klinikums Robert Koch Gehrden ein umfassendes Paket aus Installations- und Betriebsmaßnahmen geschnürt.
Der Schutz von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, gerade im Bereich der Hygiene, steht im besonderen Fokus von Krankenhäusern. Entsprechend sensibilisiert sind Betreiber wie das Klinikum Region Hannover (KRH, siehe Kasten), wenn ein Neubau errichtet wird und in dem der Erhalt der Trinkwasserhygiene dauerhaft gewährleistet sein muss.
Fachplaner Dipl.-Ing. Michael Lübbert von der Planungsgruppe VA (Hannover) gilt als Spezialist auf diesem Gebiet. Er sagt: „Um Trinkwasser vor gefährlicher Verkeimung zu schützen, müssen in der Trinkwasseranlage vier grundlegende Forderungen erfüllt sein. Dies sind die hinreichende Durchströmung aller Rohrleitungen, die Einhaltung hygienegerechter Temperaturen beim Kalt- wie beim Warmwasser, ein regelmäßiger, vollständiger Wasseraustausch im gesamten Rohrleitungsnetz und idealerweise kein Nährstoffangebot für die Mikroorganismen in den Rohren; Stichwort: Biofilme.“
Durchströmung gewährleisten
Die hinreichende Durchströmung aller Rohrleitungen stellte Lübbert über eine entsprechende Dimensionierung der Steigestränge und der Anbindeleitungen sicher. „In Abstimmung mit dem Bauherrn galten dabei aber nicht die klassischen Gleichzeitigkeiten als Maßstab“, so Lübbert: „Dann wäre das Rohrleitungsnetz völlig überdimensioniert ausgefallen. Schließlich wird gerade in den Nasszellen im Krankenhaus entweder die Toilette oder die Dusche, entweder die Dusche oder das Waschbecken genutzt, aber nie alles gleichzeitig. Das alles sollte auf jeden Fall in die Berechnung von Gleichzeitigkeiten einfließen.“
Dirk Mutz, Teamleiter TGA aus dem Bereich Bau und Technik des KRH, ergänzt: „Gerade im Pflegebereich werden Duschen beispielsweise seltener genutzt als in den Regelwerken angesetzt. Auf der anderen Seite gibt es aber auf jeder Station bestimmte Zapfstellen, die höher frequentiert werden als üblich. Als Konsequenz haben wir uns im Neubau jede Entnahmestelle gemeinsam angeschaut und im Raumbuch individuell mit Entnahmezyklen und Entnahmemengen bewertet. Erst dadurch ergab sich eine realistische Rechenbasis.“
Passend zur bedarfsgerechten Dimensionierung der Rohrleitungen fiel auch die Art der Rohrleitungsführung aus, so Lübbert: „Üblicherweise werden in Krankenhäusern durchgeschliffene Ringleitungen installiert, um den Wasseraustausch abzusichern. Über die Nutzungsbeschreibung im Raumbuch haben wir hier aber das komplette Programm unterschiedlichster Installationsvarianten realisiert, durchgeschliffene Ringleitungen genauso wie kontinuierlich teildurchströmte Leitungsabschnitte oder bis zu 3 m lange Stichleitungen. Wichtig war nur, dass immer ein vollständiger Wasserwechsel pro Tag und Entnahmestelle sichergestellt ist.“
Wasseraustausch und Temperaturen absichern
Solange der Krankenhausneubau auf allen Stationen voll ausgelastet ist, ergibt sich der regelmäßige und vollständige Wasserwechsel so von selbst. Kommt es aber zu Unterbrechungen des bestimmungsgemäßen Betriebs, übernehmen insgesamt neun Spülstationen von Viega mit Hygiene+ Funktion diese Aufgabe. Die Spülstationen lösen entweder nach festgelegten Zeitintervallen oder beim Über- bzw. Unterschreiten der definierten Trinkwassertemperaturen kalt/warm aus. Als Zieltemperatur gilt dabei < 25 bis 20 °C für Trinkwasser kalt (wobei < 20 °C anzustreben sind), die Temperatur von Trinkwasser warm muss mindestens 55 °C betragen.
Dirk Mutz: „Durch diese genaue Auslegung und die auf den von Stagnation bedrohten Rohrleitungsabschnitt abgestimmte Spülmenge vermeiden wir aber nicht nur die Stagnationsrisiken, sondern auch Wasserverschwendung. Denn so wird nur mit so viel – oder besser: wenig – Wasser gespült, wie tatsächlich zum Erhalt der Trinkwassergüte notwendig ist.“ Das sei nicht nur ökologisch, sondern senke gleichzeitig die Betriebskosten.
Damit die Trinkwassertemperaturen in den Kalt- und Warmwassernetzen die Grenzwerte möglichst nicht schon auf dem Fließweg über- oder unterschreiten, wurden parallel laufende Rohrleitungen warm/kalt mit möglichst großem Abstand zueinander verlegt. Das schützt vor Wärmeübergang auf die Kaltwasser führenden Leitungen. In Schächten wurden generell entweder nur warm- oder aber nur kaltgehende Trinkwasserleitungen installiert. Die weitere Belegung ist ebenfalls auf diese Temperaturen abgestimmt: Rohrtrassen beispielsweise für Trinkwasser-Zirkulation, Heizung oder Lüftung finden sich in den warm gehenden Schächten, Entwässerungsleitungen in den kalten.
„Sauberes“ Rohrleitungsnetz
Komplettiert wurde das umfassende Maßnahmenpaket durch eine konsequente Güteüberwachung während der Installationsphase und der Inbetriebnahme. Durchgängig abgestopfte Rohrenden zum Schutz vor eindringendem Schmutz gehörten ebenso dazu wie die Dichtheitsprüfung der Trinkwasser-Installationen mit Druckluft. Anschließend wurde die komplette Anlage gespült und direkt in Betrieb genommen.
Für die Inbetriebnahme hatte Lübbert außerdem noch eine vierwöchige Übergangsphase angesetzt. In dieser Zeit konnten alle – in der Theorie so fein abgestimmten – physikalischen Rahmenbedingungen überprüft und zum Beispiel auch ein Funktionstest sämtlicher Sensoren vorgenommen werden. Erst dann erfolgte die obligatorische Beprobung, um eine belastbare Aussage über die tatsächlichen Hygieneverhältnisse in der Trinkwasser-Installation unter Betriebsbedingungen zu erhalten.
Bilder: Viega
www.krh.eu
www.planungsgruppe-va.de
www.viega.de