Werbung

75. Walter-Bucerius-Seminar in Titisee

 

Eine traumhafte Winterlandschaft begleitete die 75. Jubiläumsveranstaltung des Walter-Bucerius-Seminars. Hochkarätige Referenten und diskussionsfreudige Seminarteilnehmer waren auch dieses Jahr Garanten einer gelungenen Fortbildungsveranstaltung für das Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerk. Begrüßt wurden die Teilnehmer von Manfred Stather, Vorsitzender des Fachverbandes Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg, Stuttgart, und blickte hierbei auf die 75-jährige Erfolgsgeschichte des Walter-Bucerius-Semimars zurück. Er würdigte die beiden maßgeblichen Gründerväter Walter Bucerius, der das Seminar begründet hat, und Fritz Lienhardt, der in der Nachkriegszeit als wesentlicher Ideen- und Impulsgeber in Erscheinung getreten ist. Besonders erwähnte Stather auch Rudolf Kessler (Seminarleitung 1969 bis 1993) und Sieghard Marquardt (Seminarleitung von 1994 bis 2008), die die Seminarreihe durch ihr Fachwissen und ihre Persönlichkeiten geprägt haben. Im politischen Teil seiner Rede verlangt Stather mehr Verlässlichkeit und Kohärenz von der Politik im Hinblick auf nachhaltigen Klimaschutz und Energieeinsparung. Insbesondere erwähnte er deren Nachlässigkeiten bei der Novellierung der Energieeinsparverordnung und der Bundesimmissionsschutzverordnung. Nachhaltige Wirkung könnte im Handwerk auch - so Stather weiter - die Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Handwerkerleistungen entfalten. Basierend auf den Ausführungen Stathers wünschte auch der im Oktober 2008 neugewählte Landesfachgruppenleiter für Ofen- und Luftheizungsbau, Wolfgang Müller, den Seminarteilnehmern Zuversicht und Vertrauen für das Jahr 2009. "Vertrauen und Verantwortung - die Stärken des Handwerks" waren auch das Motto des Eröffnungsvortrages, für den Dr. Günter Nonnenmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Sohn eines Heizungsbauers aus Karlsruhe, gewonnen werden konnte. Auch in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise macht er dem Handwerk Mut und zeigte auf, was notwendig ist, damit das Handwerk seinen Stellenwert in der Konkurrenz zum produzierenden Gewerbe, Dienstleistung und Handel behaupten kann. Hier die wichtigsten Aussagen aus seinem Referat: Persönlicher Arbeitseinsatz beim Kunden und die persönliche Haftung mit "Haus und Hof" macht den Handwerker gegenüber dem Kunden glaubwürdig und kompetent. Die Ergebnisse handwerklicher Tätigkeiten müssen sich in der Alltagspraxis für den Kunden immer wieder neu bewähren: hohe Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Das Warenangebot und die vielfältige Internetwelt überfordern viele Kunden. Sie suchen dann den unmittelbaren Kontakt zum Handwerker, der ihnen die Anwendung und den Nutzen von Produkten und Produktinnovationen viel besser erklären und veranschaulichen kann. Handwerker haben inhabergeführte Betriebe und Unternehmen. Sie stehen für die wirtschaftlichen Folgen ihres Unternehmens durch die persönliche Haftung direkt und unbegrenzt ein. Keine Tätigkeit von "Fremdgeschäftsführern" oder anonymen Vorstandsmitgliedern von DAX-Unternehmen, die nur auf ihr eigenes kurzfristiges bonusorientiertes Renditedenken fixiert sind. Hieraus ergibt sich eine hohe Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden, Banken und Lieferanten. Handwerker erledigen Arbeiten nicht nur strikt an Wochentagen. Büroarbeiten werden meistens zusätzlich am Wochenende erledigt. Hoher Arbeitseinsatz und hierdurch gegebene unmittelbare Erreichbarkeit für den Kunden geben wiederum Glaubwürdigkeit und Kompetenz. Mit hoher Servicequalität und guter fachlicher Beratung lassen sich daher auch bei angespannter Wirtschaftslage gute Umsätze und Einnahmen erzielen. Das OL- und SHK-Handwerk muss sich keine Sorgen machen. Energie und Umweltschutz ist der Megatrend der Zukunft. Es herrscht aber ständiger Anpassungsdruck im Wettbewerb. Dies erfordert, dass Handwerker engagiert ihrer Arbeit nachgehen müssen. Lebenslanges engagiertes Lernen auch für Mit­arbeiter. Interessenvertretung ist für das Handwerk ganz besonders wichtig. Sorgen und Anliegen müssen regelmäßig und möglichst konzentriert "in die Politik" getragen werden. Es folgte der Vortrag "Arbeits- und Gesundheitsschutz - Gefahrstoffe im OL-Handwerk", gehalten von Dipl.-Ing. Andrea Bronner von der BG Bau - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Karlsruhe. Sie referierte anschaulich über die Vielzahl von Gefahrenstoffen, mit denen der Ofen- und Luftheizungsbauer in seinem beruflichen Alltag konfrontiert wird und über die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen. Der Nachmittag begann mit dem Vortrag von Tobe Hinrichs, Leda-Werk, mit dem Thema "Einsatz von regenerativen Energien im OL-Handwerk". Mit seiner gewohnt souveränen Art präsentierte er die Möglichkeiten der Einbindung von Einzelfeuerstätten in die Warmwasser-Zentralheizung, erläuterte die erforderlichen Berechnungen, wie z. B. die Heizlast nach DIN EN 12831, bezüglich Auslegung und Dimension des Heizeinsatzes und Pufferspeichers, zeigte die notwendigen Sicherheitseinrichtungen nach DIN EN 12828 und deren Funktion und richtigen Einbau auf und gab praktische Hinweise für die Installation. Weiterhin erklärte er die Hilfsmittel, wie z. B. Checklisten für die Planung und Installation von Einzelöfen mit Wassertechnik. Dr.-Ing. Jörg Lenk, Geschäftsführer vom Verband für Energiehandel Südwest-Mitte e. V. Fuldatal, stellte seinen Vortrag unter die provokante Frage: "Verbrennungsverbote: Hauchen die Kommunen dem OL-Handwerk den Atem aus?". Seit Jahren schon geistern Meldungen über kommunale Verbrennungsverbote durch die Medien. Dr. Lenk zeigte anhand von aktuellen Beispielen auf, wie die Kommunen Eingriffe in den Wärmemarkt vornehmen und erläuterte dazu in anschaulicher Weise die Rechtslage und was hiergegen getan werden kann. Der zweite Tag begann mit dem Referat "Mehr Farbe für die grauen Zellen - Problemlösung durch Kreativität", gehalten von Elfriede Siegesmund, einer erfahrenen Referentin im Personal-Coaching. Die Thematik ihres Vortrages: Denkblockaden im Alltag durchbrechen und auflösen; Kreativität und Strukturen auch im Erwachsenenalter beibehalten oder aber wieder erlernen; Gehirnstrukturen im Sinne von mehr Kreativität und "einfacherem" und "vernetztem" Denken ändern”, dies wurde anhand zahlreicher Einzelübungen den Teilnehmern verdeutlicht. Modelle zur Erleichterung der Merkfähigkeiten wurden erklärt und mit den Teilnehmern eingeübt. Die Ergebnisse der verbesserten Merkfähigkeit durch ausdifferenzierte Standardmodelle verblüfften die Teilnehmer. Regelmäßige Nutzung der Gehirnkapazitäten verhindert vorzeitiges Altern: Wissenschaftler, Showstars und Politiker bleiben bis ins hohe Alter erstaunlich fit, weil sie regelmäßig gezwungen sind, sich mit der Faktenlage zu befassen. "Feuerstätten und Wohnungslüftung - Gegenspieler und Zusammenspieler". Das war der Beitrag von Astrid Rührig, Pluggit GmbH, München. Sie informierte über die rechtliche Situation in Bezug auf die geforderte Luftdichtheit von Gebäuden nach der EnEV. Er zeigte baurechtliche und normative Anforderungen an die Verbrennungsluftversorgung von Einzelfeuerstätten, anhand der Forderungen der TROL sowie FeuVO auf. Weiterhin definierte sie den Begriff "raumluftabhängig" und "raumluft- unabhängig" in Verbindung mit Einzelraumfeuerstätten und erläuterte die Ausnahmen nach FeuVO bezüglich der Aufstellung von Einzelfeuerstätten in Verbindung mit raumluftfördernden Anlagen. Und gab Hinweise für die Umsetzung in der Praxis, z. B. durch Verwendung von Fensterkontaktschaltern in Verbindung mit Küchendunstabzugshauben oder Differenz-Drucksicherheitseinrichtungen in Verbindung mit mechanischen Lüftungsanlagen. Dipl.-Ing. (FH), Jörg Knapp, Technischer Referent beim Fachverband SHK Baden-Württemberg informierte die Zuhörer über das Thema "Aktuelles aus Normen und Verordnungen". Er erläuterte den Betrieb von Einzelfeuerstätten in Verbindung mit raumlufttechnischen Anlagen und beschrieb die baurechtlichen Möglichkeiten in Abstimmung mit dem Bezirksschornsteinfegermeister und den zuständigen Behörden. Des Weiteren befasste er sich mit der Errichtung von Schornsteinen ohne Sohle und gab Hinweise auf die Vorgehensweise in der Praxis sowie die baurechtlichen Vorschriften und informierte über die Anforderungen des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg bezüglich Umsetzung in die Praxis. Weitere Themen waren die Auswirkungen der erneuerbaren Wärmegesetze von Bund und Land auf das OL-Handwerk, die Auslegung von Grundöfen, Hinweise bezüglich der Berechnung der Abbrandzeit nach TROL und die Verwendung von Aufsatz-Wasserwärmetauschern. Und zum Schluss noch die Erläuterungen der Anforderungen durch das Deutsche Institut für Bautechnik und der Bauregelliste. Der dritte Tag begann mit dem Vortrag von Careen Cordes, Dipl.-Ing. Innenarchitektin, mit dem Thema "Präsentation von Einzelfeuerstätten im Kundengespräch". Sie zeigte auf, welche Möglichkeiten sich bieten, in Kundengesprächen die Einzelfeuerstätte, z B. Kachelofen oder Heizkamin, darzustellen. Da ist die Entwicklung und Darstellung eines Gestaltungskonzeptes, wie z. B. Berücksichtigung der Gebäude- und Innenarchitektur, Berücksichtigung der Licht-/Schattenwirkung im Aufstellraum der Feuerstätte und welche Materialien und Farben sonst noch im Raum verwendet werden. Oder aber das Aufzeigen der grafischen Darstellungsmöglichkeiten. Die Erläuterung und Hinweise für das Scribble anhand von Beispielen aus der Praxis und dem Übergang zu detaillierten Handskizze; Erläuterung der verschiedenen Möglichkeiten der Reindarstellung durch eine Handzeichnung oder Computerzeichnung oder Modell; Aufzeigen der Vor- und Nachteile von Hand-, Computerzeichnung und Modellbau; Vertiefung der Möglichkeiten der Handzeichnung; Erläuterung der unterschiedlichen Farbgebung/Colorierung mithilfe von Bunt-, Filz- und Wachsmalstiften sowie von Aquarellen, sowie Vor- und Nachteile; Erläuterung der "Mega"-Trends in der Innenarchitektur und Raumausstattung in Verbindung mit der Gestaltung. "Fogging - Phänomen der schwarzen Wohnungen". Damit beschäftigte sich Dr. Lothar Grün, Geschäftsführer eco-Luftqualität+Raumklima, Messstelle. Er erläuterte den Begriff "Schwarze Wohnung". Hier handelt es sich um das Phänomen, wenn innerhalb weniger Tage Wand- und Deckenflächen sowie Einrichtungsgegenstände einen grau-schwarzen oberflächlichen Belag aufweisen und informierte über die Entstehungsprozesse, wie Thermophorese und elektrostatische Kräfte, mittels neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und zeigte die Vorgehensweise und Untersuchungsmethoden anhand von Fallbeispielen aus der Praxis. Der Nachmittag gehörte Hubert Ziegler, Geschäftsführer Ofen Innovativ OI, und Sabine Straub vom Regierungspräsidium Tübingen von der Landesstelle für Bautechnik. Zunächst einmal informierte Hubert Ziegler über die aktuellen Absatzzahlen für Grundofenfeuerungen und über den Einfluss des Gebäudewärmebedarfs in Bezug auf den Einsatz von Einzelfeuerstätten, insbesondere von Grundöfen. Danach stellte er die baurechtlichen Anforderungen der Feuerungsverordnungen sowie der emissionrechtlichen Rahmenbedingungen nach geplanter neuer 1. BImSchV in Bezug auf die Verwendung von Grundofenfeuerungen dar. Sein Fazit: "Grundöfen sind zeitgemäß! Sie bieten eine hervorragende Möglichkeit, gerade im gut gedämmten Gebäude wie Niedrig- oder Passivhaus, bedarfsgerechte Einzelfeuerstätten zu errichten." Zum Schluss referierte Sabine Straub über "Abweichungen vom öffentlichen Baurecht und über Zustimmungen im Einzelfall". Sie stellte die baurechtlichen Grundlagen für Feuerungsanlagen vor und definierte die Begriffe "Abweichungen von technischen Bauvorschriften" und "Zustimmung im Einzelfall". Für häufig beantragte Anwendungen werden Randbedingungen für die Erteilung einer Zustimmung im Einzelfall benannt. Der Vortrag baute auf dieser Grundlage und Sabine Straub erläuterte anhand von Beispielen aus der Praxis die beschriebene Theorie. □ Fotos in unserer Galleria.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: