25 Jahre inVENTer GmbH und Pusch-Pull-Lüftung mit Keramikwärmetauscher
Seit 1999 entwickelt und produziert das Unternehmen inVENTer im thüringischen Löberschütz Wohnraumlüftungsanlagen. Nach eigenen Angaben war es vor 25 Jahren der erste Hersteller, der ein Pusch-Pull-System mit einem Wärmespeicher aus Keramik auf den Markt gebracht hat.
Mitte September dieses Jahres feierte das Unternehmen das 25. Gründungsjahr mit einem Fest. Bild: IKZ
Geschäftsführerin Annett Wettig verwies auf der Jubiläumsfeier auf die Meilensteine, die das Unternehmen inVENTer erreicht hat. Bild: IKZ
Wie Annett Wettig, Geschäftsführerin seit 2014, auf der Jubiläumsfeier im September dieses Jahres hervorhob, habe sich dieses Material heute zum Standard aller dezentralen Lüftungsanlagen etabliert. Das Produktprogramm von inVENTer umfasst heute einen Leistungsbereich zwischen 10 und 1000 m3/h für Anwendungen in Schulen und Kitas, Gewerbe- und Mehrgeschosswohnungen sowie Einfamilienhäusern.
Expertenforum spricht Klartext
Anlässlich des Jubiläums organisierte inVENTer ein Expertenforum. Sascha Haugk (Geschäftsführer IBA Gebäudetechnik Gera/TGA Fachplanung) und Ralph Grillitsch (Geschäftsführer Stadtwerke Stadtroda & Stadtrodaer Wohnungsgesellschaft) sowie Joachim Schrader (unabhängiger Gebäudeenergieberater und Inhaber der Bauen + Energie Konzept GmbH) beleuchteten gemeinsam mit inVENTer-Geschäftsführerin Annett Wettig mögliche Entscheidungswege, um dem Zwiespalt zwischen Energieeffizienz und Kostendruck in der Lüftungsbranche zukünftig entgegentreten zu können.
Grundsätzlich leistet die „apparative“ Wohnraumlüftung einen signifikanten Beitrag zur Energieeffizienz eines Gebäudes. Dies zeigt sich insbesondere im Wärmeabfluss eines Gebäudes durch manuelle Lüftung. Eine aktuelle im Auftrag des Bundesverbandes für Wohnungslüftung e.V. (VfW) veröffentlichte Kurzstudie des Institut für technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) Dresden zeigt das hohe Energieeinsparpotential von Wohnraumlüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung (WRG) – im Neubau und der Sanierung. Unter anderem besagt die Studie, dass bei einer Nutzung von Wohnraumlüftungssystemen mit WRG im Neubau eine Reduktion von Treibhausgasen und Energieeinsatz der Heizung jeweils bis zu 69% gegenüber der Fensterlüftung erzielt werden können, im Gebäudebestand immerhin noch bis zu 20%. Die Studie gibt der Wohnraumlüftung eine Schlüsselrolle zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland.
Diskussionsthese 1: Welche Bedeutung hat die Wohnungslüftung für einen klimaneutralen Gebäudebestand?
TGA-Fachplaner Sascha Haugk (Geschäftsführer IBA Gebäudetechnik Gera/TGA Fachplanung) sieht noch viel Überzeugungsarbeit bei Architekten und Bauherrn: „Architekten und Bauherrn sträuben sich in dieser Thematik mit Händen und Füßen eine Lüftungsanlage zu verbauen. Da müssen wir dann viel Überzeugungsarbeit leisten, damit unsere Kunden verstehen, warum der Einbau einer zusätzlichen Lüftungstechnik durchaus sinnvoll ist.“ In der Baubranche stand jahrelang die Gebäudedämmung für die Energieeinsparung wesentlich mehr im Fokus als die Lüftung. Jedem sei klar, dass man ein Haus möglichst gut „einpacken“ und neue Fenster einbauen sollte, um möglichst wenig Heizlast zu verlieren. „Gleichzeitig ist aber vielen nicht bewusst, dass in einem normalen Haus durch manuelle Lüftung oder einfache Abluftventilatoren 1/3 Energie abfließt. Um das Ganze noch konkreter zu machen: In einem Niedrigenergiehaus, mit maximaler Dämmung, gehen rund 45 % der Wärme allein durch die Lüftung verloren.“ Besonders Geräte mit Wärmerückgewinnung würden helfen, die Klimaziele zu erreichen. Eine moderne Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung koste „deutlich mehr“ als ein normaler Ablüfter mit einem Fensterfalzlüfter. Oftmals seien Kunden unsicher, ob sie den Amortisierungsrechnungen trauen sollten. „Den Invest in eine Lüftungsanlage haben die meisten, insbesondere private Bauherren erstmal nicht auf der Rechnung. Dieser zusätzliche Invest schreckt dann natürlich erstmal ab. Da Bauen sich aktuell leider enorm verteuert hat, versucht man zu sparen – aber leider oft an den falschen Stellen.“
Ralph Grillitsch (Geschäftsführer Stadtwerke Stadtroda & Stadtrodaer Wohnungsgesellschaft) beschreibt die Anforderungen an eine energetische Sanierung konkret am Praxisbeispiel „Sanierung Plattenbau Stadtroda“. Das Ziel war es, die Plattenbauten energetisch zu sanieren, ohne in die Gebäudesubstanz einzugreifen oder die Gebäudehülle zusätzlich zu dämmen. Hierbei spielte die Wärmerückgewinnung eine zentrale Rolle, sowohl über die Wohnraumlüftung als auch aus dem Abwasser gewonnen. „Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit inVENTer hat uns übrigens auch dazu veranlasst, eine zweite Gebäudesanierung mit inVENTer umzusetzen.“
Für Energieberater Joachim Schrader (Inhaber der Bauen + Energie Konzept GmbH) ist die Lüftung mit Wärmerückgewinnung alternativlos: „Wir kommunizieren unseren Kunden ausschließlich die Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Meine Empfehlung an Architekten, Planer und Energieberater ist schon seit Anfang der 2000er-Jahre, sich an die Energieeinsparverordnung zu halten. Demnach ist für einen ausreichenden Luftwechsel zu sorgen.“ Für ihn ist klar, dass ein 0,5-facher Luftwechsel sich ohne eine mechanische Anlage nicht realisieren lässt. „Die Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist das unerlässliche Sahnehäubchen für eine optimale Ausschöpfung des Energieeinsparpotentials eines Gebäudes – sowohl in der Sanierung wie im Neubau. Wenn wir also zukünftig Kosten beim Bau sparen wollen und uns den Neubau wieder leisten und in der Sanierung die höchstmöglichen Förderungen des KfW 40 EE erhalten wollen, geht es nur mit Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Anderweitig lässt sich der Anteil erneuerbarer Energien nicht realisieren.“
Annett Wettig (inVENTer) sieht im Kostendruck den größten Gegner der Lüftung: „Die Energieberater, die wir schulen, wissen, dass man durch Lüftung mit Wärmerückgewinnung immens Kosten sparen kann. Wenn ich ein gut gedämmtes Gebäude habe und eine Lüftung einbaue, reduziere ich die Heizlast deutlich und kann an der wasserführenden Heizung sparen. Wir merken sehr oft, dass aufgrund mangelnden Budgets die Lüftung leider schnell gestrichen wird. Es hat leider noch nicht jeder Bauherr verstanden, dass ein Gebäude im Endeffekt teurer wird, wenn er auf die Lüftung verzichtet.“
Für Joachim Schrader gilt es das Handwerk zu informieren und weiterzubilden: „Und genau deshalb dürfen wir nicht nachlassen in unseren Anstrengungen, das Handwerk noch besser zu informieren und weiterzubilden. Fachhandwerker haben neben den Energieberatern eine wichtige Berater- und Empfehlerfunktion für den Bauherrn.“ Wenn das Wissen über die Vorteile einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung nicht vorhanden sei, werde es problematisch. „Tendenziell macht der Kunde nämlich eher das, was der Heizungsbauer empfiehlt.“
Diskussionsthese 2: Die Wohnraumlüftung - ständiger Spagat zwischen Vorteilen und Vorurteilen
Die Wohnraumlüftung ist oft mit Vorurteilen belegt: Man darf keine Fenster öffnen, sie ist ein „Stromfresser“, sie verursacht störende Dauergeräusche, sie ist unhygienisch und nicht leicht zu reinigen und zudem nur mit viel Aufwand nachrüstbar. Joachim Schrader (Inhaber der Bauen + Energie Konzept GmbH) erwidert: „Vor zehn Jahren hielten noch genau diese Argumente Kunden vom Einbau einer Lüftungsanlage ab. Heute stellen wir erfreulicherweise fest, dass wir Kunden mit Sanierungs- und Neubauprojekten zumeist nicht mehr erklären müssen, warum man grundsätzlich eine Lüftung braucht.“ Allerdings müsse häufig noch mit Nachdruck argumentieren, warum es die Lüftung mit Wärmerückgewinnung sein müsse. Seiner Erfahrung nach tendiere der Kunde oftmals zur einfachen Lösung, beispielsweise Lüftungsöffnungen im Fensterfalz oder zu reinen Abluftlösungen. Hier sei Überzeugungsarbeit zu leisten: „Erstens lassen sich Heizkosten einsparen, zweitens steht immer frische und saubere Luft zur Verfügung und drittens können Sensoren zur Feuchtegradmessung eingebaut werden. Darüber hinaus entsteht keine unangenehme Zugluft, weil die Luft kontinuierlich ausgetauscht wird und keine kalte Luft einströmt.“
Immer ein Thema bei Lüftung mit Wärmerückgewinnung sei die Systeme „zentral“ und „dezentral“. Nochmals Joachim Schrader: „Die meisten Kunden sind dann aber froh, dass es dezentrale Lösungen gibt, ganz besonders hinsichtlich der Hygiene-Thematik. Da wird ganz klar die dezentrale Lüftung favorisiert, weil keine Lüftungskanäle aufwendig gereinigt werden müssen.“
Sascha Haugk von IBA Gebäudetechnik Gera beobachtet, dass diese Vorurteile in den letzten Jahren nachgelassen haben: Die Sorge, dass eine Lüftungsanlage zu viel Strom verbrauche, gebe es zwar immer noch. Allerdings relativiere sich der Stromverbrauch in der Gesamtkostenberechnung des Fachplaners: „In einer solchen Gesamtbetrachtung errechnen wir, was die Lüftung die nächsten zehn Jahre kosten wird und machen dabei auch den Einspareffekt durch die Lüftung mit Wärmerückgewinnung deutlich. Als Fachplaner machen wir hinsichtlich der Hygiene bei Lüftungsanlagen klar, dass insbesondere eine zentrale Lüftungsanlage ordentlich gewartet werden muss. Ohne manuelle Eingriffe funktioniert ein solches System nicht. Die dezentralen Lüftungsgeräte hingegen sind in puncto Wartung und Nachrüstung deutlich leichter und zudem sehr viel hygienischer – schließlich müssen keine langen Lüftungsrohre gereinigt werden.“
Ralph Grillitsch (Geschäftsführer Stadtwerke Stadtroda & Stadtrodaer Wohnungsgesellschaft) räumt ein, dass sich die Wohnungswirtschaft anfangs mit dezentralen Geräten mit Wärmerückgewinnung schwer anfreunden konnte. „Aber heute haben wir aber hinsichtlich der Energiepreise eine ganz andere Situation. Viele wissen nicht, dass ungefähr 60 % des Endenergieverbrauchs in Deutschland in der Wärmebereitstellung liegen.“ Es liege auf der Hand, dass Einsparungen sich nicht ohne die Wärmerückgewinnung erzielen lassen, was die Stadtrodaer Wohnungsgesellschaft im Projekt „Plattenbau“ gemerkt habe. Grillitsch weiter: „Steigende CO2-Preise bedeuten höhere Nebenkosten für den Mieter. Da argumentieren wir, dass der Einsatz von Lüftung mit Wärmerückgewinnung mit geringeren Nebenkosten verbunden ist. Unsere Aufgabe ist, die Budgets zu kontrollieren und da wird sehr schnell klar, dass die Wohnraumlüftung einfach dazugehört. Um ein Praxisbeispiel aus Stadtroda zu nennen: Wir haben in den 144 Wohneinheiten im Plattenbau Stadtroda – aber auch in anderen Neubauprojekten – von den Mietern keine negative Rückmeldung erhalten was den Stromverbrauch oder die Lautstärke der Geräte anbelangt. Wir haben mit unseren Hausmeistern und Mietern anhand verschiedener Beispiele die jeweiligen Einsparungspotentiale berechnet und konnten bis zu 150 Euro Nebenkostenersparnis pro Jahr und pro Wohneinheit erzielen.“
Diskussionsthese 3: Welche Rolle wird beim Bauen & Wohnen zukünftig die serielle Sanierung spielen und welche Chancen gibt es in diesem Kontext für die Wohnungslüftung?
Sascha Haugk von IBA Gebäudetechnik Gera: „Die Frage nach der richtigen Sanierung ist immer eine Einzelfallentscheidung. Ich persönlich bin daher kein Freund von dem Ausdruck ‚serielle Sanierung‘. Wir planen für jeden Kunden und für jede Wohnungsgenossenschaft die Sanierungsprojekte individuell. Auf den Neubau bezogen ist serielles Bauen mit weniger Kosten verbunden und deutlich schneller abgewickelt. Da die Baupreise derzeit massiv gestiegen sind, ist ein Trend in diese Richtung vermehrt zu beobachten. Ich bin der Meinung, dass serielles Bauen aktuell sinnvoller ist als die serielle Sanierung.“
Ralph Grillitsch (Stadtwerke Stadtroda & Stadtrodaer Wohnungsgesellschaft): „Bezogen auf das Projekt im Plattenbau Stadtroda: Hier vollzog sich die erste Sanierungswelle Anfang der 2000er-Jahre. In intensiven Beratungen stellte sich heraus, dass eine serielle Sanierung für die Plattenbauten ungeeignet ist. Die serielle Sanierung in Modulen richtet sich eher an die Bauprojekte der 1950er-Jahre im Westen, deren energetischer Zustand im Vergleich zu den Plattenbauten um einiges schlimmer ist. Kurz um: Für den diversifizierten Gebäudebestand ist die serielle Sanierung tatsächlich kein Thema.“ Allerdings würden die Effizienzvorteile im standardisierten, seriellen Bauen zukünftig wieder an Bedeutung gewinnen, „weil die Bauherren versuchen, die Kosten möglichst einzugrenzen“. Bei dem Projekt in Jena hat er gesehen, dass vorgefertigte Module für die Bäder eingebaut wurden. „Serielles Bauen ist weitergefasst ein soziales Thema, da sich auf diese Weise wieder bezahlbarer Wohnraum herstellen lässt. Serielles Bauen ist sozusagen alter Wein in neuen Schläuchen.“
Annett Wettig von inVENTer: „Dezentrale Anlagen sind in vorgefertigten Modulen im seriellen Bau besonders gut zu verbauen. Bei inVENTer haben wir sowohl im Neubau wie auch in der Sanierung Erfahrung damit. Beim Neubau werden die Geräte gleich in die Wände und Module vorinstalliert und müssen dann auf der Baustelle nur noch fertiggestellt werden. Wir haben auch seriellen Sanierungsprojekte abgewickelt, hier waren die Geräte bereits in den Fassaden eingebaut. Das Ganze komplett seriell und immer standardmäßig abzuwickeln, ist aber sehr schwierig. In dem Bestandsprojekt Stadtroda haben wir es zumindest geschafft, unsere Lüftungstechnik dank Kernlochbohrungen in bewohntem Zustand zu installieren. Ganz ohne Kernlochbohrungen geht es aber noch nicht.“
Joachim Schrader (Bauen + Energie Konzept GmbH): „Wir haben einen Kunden, der ein Fertigteilwerk hat und Geräte für den Neubaubereich seriell vorfertigt. Gerade in einer kompakten Immobilie mit bis zu 40 Einheiten bietet es sich an, mit einer vorgehängten Fassade zu arbeiten. Im Moment ist es allerdings teurer als es normal zu sanieren und refinanziert sich nur über die 15 % extra, die man bei der Sanierung im Programm 261 der KfW erhält. Bei einem riesigen ‚Schuhkarton‘, der sowieso ein Wärmedämmverbundsystem braucht, lohnt sich also im Hinblick auf die KfW-Förderungen die serielle Sanierung der Fassade im Moment tatsächlich.“
Laut Kurzstudie des Institut für technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) liegt der Anteil der Neubauten mit eingebauter Lüftung mit WRG bei rund 30 % in Deutschland. Was muss passieren, damit wir auf die 50 % kommen? Annett Wettig sieht diese Antwort: „Solange die Politik den Einbau einer Lüftungsanlage im Neubau nicht verpflichtet, müssen wir uns für gesunde Luft in den Wohnungen einsetzen und unermüdlich für die Lüftung kämpfen.“ Und Ralph Grillitsch sagt: „Jeder vernünftige Vermieter sollte das Potenzial eines solchen Systems kennen – zumal es auch Schimmel vermeidet. Letztlich haben sowohl Mieter als auch Vermieter mit den steigenden CO2-Kosten und den Zertifikatspreisen zu kämpfen. Die Kosteneinsparung steht bei der Überzeugungsarbeit daher immer im Fokus. Im Kapitalismus funktioniert diese Argumentation eigentlich immer.“