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10 Jahre Betriebserfahrung mit der RegenwassernutzungHaus der Deutschen Wirtschaft in Berlin nutzt Regenwasser für Toilettenspülung und die Feuerlöschanlage

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), haben zusammen ein Domizil am Mühlendamm in Berlin Mitte bezogen. 570 Mitarbeiter sind hier in dem 1999 fertiggestellten Gebäude beschäftigt. Zehn Jahre nach der Inbetriebnahme der Regenwassertechnik schildern die Facility-Manager im Haus der Deutschen Wirtschaft die mit der Anlage gesammelten Erfahrungen.

Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin-Mitte. Der Regenwasserüberlauf (Edelstahlrohr an der Hauswand, rechts unten im Bild) wird direkt in die Spree geleitet. Bild: König

 

Das Konzept der Planer sieht vor, die gesammelten Niederschläge ganzjährig im Gebäude für die Toilettenspülung im nicht öffentlichen Bereich zu nutzen. Hinzu kommt, dass der Feuerlöschvorrat für die Sprinkleranlage damit gewährleistet wird.
Zur Umsetzung: Das gläserne Bogendach über dem großen Innenhof entwässert mit seitlichen Dachrinnen und innen liegenden Fallrohren in das zweite Untergeschoss des Gebäudes. Als Besonderheit für kalte Außentemperaturen sind die Rinnen an der Kante des Glasdaches mit einer Begleitheizung ausgestattet, die bei weniger als 3 °C einschaltet und das Entwässerungssystem vor dem Vereisen schützt. Das Regenwassersystem basiert auf dem Druckströmungsprinzip. Auf dem Weg nach unten passiert das Wasser zwei Filteranlagen im ersten Untergeschoss, die wie eine Wasserweiche funktionieren. Feine Siebe mit 0,6 mm Durchlassweite reinigen den Zulauf vom Dach und geben den sauberen Niederschlagsanteil zum Speicher ab. Bei intensiven Regenfällen spült überschüssiges Wasser die Siebe ab und transportiert den Schmutz in die Spree.
Zum Einsatz kommen Wirbelfilter vom Typ „WFF 300“ des Herstellers Wisy AG, die einzeln bis zu 3000 m² Dachfläche rückstaufrei entwässern können. Weil sie innerhalb des Gebäudes liegen, wurde zweifach überdimensioniert. Der Entwurf der Haustechnik-Ingenieure hatte ursprünglich 20 kleinere Einzelfilter vorgesehen. „Im Vergleich dazu ist der Aufwand an Zeit für die Wartung nun weniger als 10 %,“ meint Norbert Winkler, der Entwickler dieser Produkte und Gründer der Wisy AG.

 

Glasdach über dem Innenhof als Regen-Sammelfläche. Der Brandschutz für die Innenhof-Fassade aus Holz wurde durch eine Fassadensprühanlage, die mit Regenwasser versorgt wird, gelöst.Bild: König

 

Systemoptimierung
Die Facility Manager der Gegenbauer Facility Management GmbH im Haus der Deutschen Wirtschaft haben im Lauf der Zeit das Sammelsystem und die Technik an den Verbrauchsstellen optimiert. Bei der regelmäßigen Inspektion und Wartung sind verbesserungswürdige Details aufgefallen und u. a. folgende Maßnahmen durchgeführt worden:
• März 2000, Austausch des Magnetventils für Trinkwassernachspeisung, da der zu schwache Magnet nicht gegen den Wasserstrom von 10 l/s schließen konnte. Dies minimiert die Betriebskosten für die gelegentliche Nachspeisung von Trinkwasser und verringert die Gefahr eines Wasserschadens im 1. und 2. UG.
• August 2007, Austausch des vorhandenen Filtereinsatzes mit 0,38 mm Feinheit gegen den vom Hersteller alternativ angebotenen Einsatz mit 0,6 mm. Dies minimiert die Betriebskosten für Reinigung, trägt allerdings mehr Schwebstoffe in den Regenspeicher ein.
• August 2008, Ausbau der Spartasten aus den 8-Liter-WC-Spülkästen, da im Turnus von 1-2 Wochen die Schmutzwasserleitung durch zu sparsame WC-Spülung verstopft war. „Auch wenn der Wasserbedarf steigt, senken wir damit die Betriebskosten erheblich, da die häufige und kostspielige Rohrreinigung durch externe Firmen entfällt,“ stellte Thomas Liebe fest. Er ist technischer Leiter der Gegenbauer Facility Management GmbH im Haus der Deutschen Wirtschaft.

 

Schemazeichnung der Regenwassernutzung im Haus der Deutschen Wirtschaft. Bild: IKZ-HAUSTECHNIK

 

Schnittbild Wisy-Regenwasserfilter WFF 300. Bild: Wisy

 

Wasserbilanz
Zwischen Anfang 2006 und Ende 2009 ist der Bedarf für die Toilettenspülung von 170 m³ Zisternenwasser auf 197 m³ gestiegen, sicherlich bedingt durch die zwischenzeitlich blockierte Sparspülung. Dies ist ein Mehrbedarf von 16 %.
Das gesammelte Regenwasser konnte in den ersten 21 Monaten 54 % der Bedarfsmenge von 170 m³ abdecken, 46 % wurde durch nachgespeistes Trinkwasser bei leerem Speicher ergänzt. In derselben Periode ist der Regenwassertank nur ein Mal übergelaufen. Damit wird deutlich, dass das aufgefangene Regenwasser nahezu vollständig (geschätzt zu 98 %) verwendet werden konnte. Dies bestätigt der aus einem 30-jährigen Niederschlags-Mittelwert errechnete Jahres­ertrag, der mit 86 m³ nahezu dem als Differenz der Zählerstände festgestellten tatsächlich genutzten Ertrag von 91 m³ entspricht.
In den beiden letzten Monaten des untersuchten Zeitraums Ende 2009 fiel der am Zähler festgestellte Trinkwasserbedarf stark ab und ergab als Differenz einen genutzten Regenertrag von 169 m³ pro Monat, fast das Doppelte des überschlägig errechneten und statistisch möglichen mittleren Wertes von 86 m³ pro Monat. Demnach konnten 86 % der 197 m³ durch das gesammelte Regenwasser abgedeckt werden, nur 14 % waren durch nachgespeistes Trinkwasser zu ergänzen.

 

Entnahme des Filtereinsatzes zur Reinigung. Bild: König


Dass während 2 Monaten doppelt so viel Regen gefallen ist wie üblich, gilt als möglich und wahrscheinlich. Die abgelesenen Zählerstände zeigen erfreulicherweise, dass selbst in diesem Fall das aufgefangene Regenwasser nahezu vollständig (geschätzt zu 98 %) verwendet werden kann. Diese Tatsache ist einerseits dem optimalen Wirkungsgrad der Wirbelfilter geschuldet, als auch der stetigen Systemoptimierung durch das Facility Management im Haus der Deutschen Wirtschaft.
Die Verwendung des Regenwassers entspricht bei dieser 10 Jahre alten Anlage mit Filter- und Speicherüberlauf zur Spree den Vorgaben der seit 1. März 2010 geltenden Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes und der aktuellen DIN 1986-100. Demnach soll Regenwasser vorrangig dezentral bewirtschaftet werden, z. B. durch Speicherung und Nutzung oder Einleitung in ein oberirdisches Gewässer.

Autor: Klaus W. König, Überlingen

www.wisy.de

 


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