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Freiheit mit Einschränkungen

 

„In Vielfalt geeint“ – so lautet seit dem Jahr 2000 das Motto der Europäischen Union. Noch tummeln sich 28 Länder in der Vereinigung, zumindest bis zum Abschluss der Austrittsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich. Ein friedliches, geeintes und wirtschaftlich erfolgreiches Europa haben sich die Gründer 1951 auf die Fahne geschrieben. In wie weit diese Kernpunkte erfüllt sind, darüber soll sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Was aber Fakt ist: Neben Vielfalt und ein Stückweit mehr Freiheit kamen und kommen auch heute noch zahlreiche Problemstellungen auf die Bundesrepublik zu. Beispielsweise mussten DIN-Normen und Richtlinien angepasst werden, um einheitliche Spielregeln u. a. für die SHK-Branche zu schaffen. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich die unterschiedlichen Qualitätsstandards der einzelnen Länder genauer anschaut.
Doch auch an anderen Stellen sorgen die verschiedenen internationalen Betrachtungsweisen für Diskussionen. Da sind die Debatten um die Daseinsberechtigung des Meistertitels im Handwerk. Brüssel erhofft sich von einer Abschaffung der deutschen Qualifikation mehr Unternehmer-Mobilität unter den Ländern. Jüngste Attacken richten sich gegen Architekten und TGA-Planer. Um genau zu sein, gegen die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Die Europäische Kommission hat diesbezüglich gegen Deutschland Klage vor dem Europäischen Gerichtshof erhoben. Grund: Die Kommission sieht durch die Mindestsätze der Honorarordnung die Niederlassungsfreiheit von Ingenieuren und Architekten sowie den freien Wettbewerb nachhaltig behindert.
Das Zusammenleben innerhalb einer Gemeinschaft funktioniert nur mit Kompromissen. Allerdings muss man dabei aufpassen, dass ein Land seinen Qualitätsstand nicht gänzlich über Bord wirft. Denn eines ist sicher: Wenn ausländische Unternehmen ohne Meistertitel schalten und walten können, wie es ihnen passt, wird das negative Folgen haben. Gleiches gilt bei einem Wegfallen des Preisrahmens, den die HOAI vorgibt. Dumpingangebote könnten die Oberhand gewinnen und für einen sinkenden Qualitätsstand sorgen. Somit würde es zukünftig wohl sehr viel mehr Ruinen geben als fertige Bauten, die den aktuellen Stand der Technik widerspiegeln. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Bundesregierung der TGA-Branche und dem gesamten Handwerk den Rücken stärkt.

Fabian Blockus
Redakteur

f.blockus@strobel-verlag.de

 


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