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Leasing oder Finanzierung?

Auswirkungen auf die eigene Bilanz berücksichtigen

Das Finanzierungsmodell muss zum Unternehmen und zum Investitionsvorhaben passen. (AdobeStock – momius)

Vorsicht vor Fehlentscheidungen: Finanzierungsmodelle sollten auf ihre bilanziellen und steuerlichen Auswirkungen hin geprüft werden. (IKZ)

 

Das Leasing wird gern beworben als bilanzneutrales Finanzierungsinstrument, welches die Eigenkapitalquote unverändert lässt. Doch das kann für Unternehmen zum Problem werden. Ein Beitrag darüber, wann Mietkauf oder die klassische Bankfinanzierung die bessere Wahl sind, und was es bei der Entscheidung zu berücksichtigen gilt.

Das Leasen gehört zu den Finanzierungsinstrumenten, die gerade in finanzschwachen Zeiten stark beworben und häufig in Anspruch genommen werden, oft ohne sich entsprechende Gedanken über Kosten und Nutzen zu machen. Zu erkennen ist, dass dieses Finanzierungsmedium vorschnell eingesetzt wird, obwohl sich für die Investitionen andere Finanzierungsinstrumente als wesentlich effektiver darstellen würden.

Finanzanbieter kämpfen um Marktanteile

Hier machen sich die Entwicklungen im Finanzsektor bemerkbar. Durch die Aufsplitterung in Finanzgruppen mit eigenständigen Verbundpartnern – Beispiel: Jede Großbank hat heute zusätzlich in ihrem Verbund Spezialfinanzierungsanbieter, eine eigenständige Leasingtochter, eine eigenständige oder angebundene Factoringtochter und möglicherweise noch eine Spezialabteilung für Immobilienfinanzierung – wächst einerseits der Druck, Marktanteile bei den Kunden zu realisieren, während bei den Mitarbeitern in den einzelnen Instituten das Wissen um die Situation des Kunden nicht genug ausgeprägt ist. So kann es sein, dass z. B. Leasing angeboten wird, ohne dass zugleich die bilanzielle Seite erwogen wird. Denn die verbesserte Liquidität durch das Leasing, auf die Finanzierungsinstitute gerne verweisen, wirkt sich nur unter bestimmten Voraussetzungen als Vorteil aus.

Wann Leasing lohnt

Üblicherweise schafft Leasing klare Kostengrundlagen und ermöglicht präzise Kalkulationen, auch basierend auf Planungen über mehrere Jahre. Auch kann bei Leasingverträgen mit Rückgaberecht nach einer gewissen Laufzeit regelmäßig das neueste technische Gerät in Anspruch genommen werden (revolvierende Leasingverträge). Gerade im Bereich von schnelllebigen beweglichen Investitionen – wie z. B. Straßen, Luftund Kraftfahrzeugen – kann Leasing durch entsprechende Vertragsgestaltung eine flexible Anpassung an technische Veränderungen bieten.

Immer mehr Unternehmen, die entsprechendes Anlagevermögen vorweisen können und sehr hohe steuerliche Abgaben haben, gehen dazu über, Anlagen an ein Leasinginstitut zu verkaufen (salesandleaseback), so dass Liquidität ins Unternehmen kommt, ohne dass bei der Hausbank eine Erweiterung des Engagements gemacht werden muss und die Leasingraten hier in voller Höhe als Betriebskosten abgesetzt werden können.

Dieses salesandleasebackVerfahren wird von den entsprechenden Anbietern aber nur bei Anlagen und Maschinen vollzogen, wenn Wert, Wertzuwachs und die damit verbundene Sicherheit so in Einklang stehen, dass sich trotz Nutzung die Leasingraten in Höhe der Abschreibung bewegen.

Wer least, schafft keine Werte

Die Leasingzahlung wird aus den laufenden Einnahmen getilgt. Daraus folgt für ein gesundes Unternehmen, dass seine Kreditlinie bei der Bank nicht weiter beeinflusst wird. Unternehmen mit Finanzierungsschwächen können jedoch durch diese Kostenbelastung ohne Werteausgleich in Schwierigkeiten geraten. Sind kaum Eigenkapitalanteile vorhanden, führt Leasing zu einem Problem bei der Bilanzierung. Zwar werden entsprechende Zahlungen geleis tet, jedoch hat das Unternehmen keine Möglichkeit, dadurch Werte zu schaffen. In der Folge werden bei Unternehmen, die keine überproportionalen, zu versteuernden Gewinne erzielen und auch keinerlei liquide Basisanlagen haben, zwangs läufig entsprechende Lücken auftreten.

Da innerhalb der Bilanz die Kostenseite ausgewiesen wird, sich über das Leasen jedoch kein wachsendes Anlagevermögen realisieren lässt bzw. kein Abzahlen eines buchmäßig schon angeschafften Anlagevermögens, erfolgt, können Unternehmen in Erklärungsnot geraten, wenn entsprechende Bilanzen bei den Hausbanken vorgelegt werden müssen.

Wertschöpfung durch Mietkauf- und Bankfinanzierung

Eine andere Möglichkeit ist die Mietkauffinanzierung. Hierbei können die Konditionen fast identisch zum Leasing ausgehandelt werden, jedoch werden die Werte klassisch gekauft – somit also auch in das Anlagevermögen der Bilanz eingebucht und dann zu monatlichen festen Raten getilgt. Dies ist als Finanzierungsform zwingend notwendig für Unternehmen, deren Eigenkapitaldecke kaum oder gar nicht vorhanden ist.

Mit Mietkauf werden durch monatliche Zahlungen auch entsprechende unternehmerische Anlagewerte geschaffen. Zwar erweist sich Mietkauf dann als negativ, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, seine Abschreibungen zu erwirtschaften, jedoch ist bei Mietkauf der Kapitaldienst nebst Zinszahlungen besser darzustellen. Unternehmen sollten diesen Vorteil abwägen gegenüber dem Argument von Leasinganbietern, wonach die freibleibenden Mittel, die durch das Leasing ja nicht gebunden seien, entsprechend besser verzinst werden könnten, wenn sie in den Geschäftsumsatz und nicht in das Anlagevermögen investiert werden. Denn dies stimmt so oft nur zum Teil, da sehr viele Hausbanken wegen der Übersichtlichkeit des Obligos lieber eine Gesamtfinanzierung des Anlagevermögens machen, als Teile ggf. an fremde Finanzierungsinstitute geben zu müssen.

Auflagen und gesetzliche Vorgaben auch bei Leasing

Die Auflagen der Bankfinanzierung sind für Mietkaufund Leasinganbieter die gleichen wie für Banken und Sparkassen. Oft sind sie auch bankenähnlich aufgestellt. Deshalb sind auch die Prüfungen von Sicherheiten, Kapitaldienstfähigkeit und Bonität des Kunden in gleicher Weise gegeben – wie bei klassischen Banken auch.

Klassische Bankbzw. Mietkauffinanzierungen haben den Vorteil, dass bei stetiger Zahlung der Raten die Schaffung von Werten auch dazu dient, der Bank eine Sicherheit im Zuge des Gesamtkreditengagements zu geben. Da nur in den wenigsten Fällen Großanlagen und Investitionen für den klassischen Mittelstand über Leasingverträge laufen, ist die Stellung bei der Leasingbank nicht so stark zu bewerten wie bei der eigenen Hausbank.

Unbedingt die steuerliche Auswirkung einer Finanzierung prüfen!

Grundsätzlich sollte vor jeder bedeutenden Investition jedes Angebot und jedes Finanzierungsmodell auf folgende Schwerpunkte hin geprüft werden: Effektiver Zins auf die Investitionssumme, berechnet über die Finanzierungslaufzeit, plus die Kapitaldienstkosten nach Ende der Laufzeit.

Neben der reinen Investitionsplanung und Gegenüberstellung von Preis- und Leistungsangeboten der Finanzierungsinstitute, sollte der Steuerberater zu Rate gezogen werden, da möglicherweise die steuerliche Seite bei der Annahme von Leasing für das Unternehmen Auswirkungen haben kann. Hier ist der Steuerberater in der Pflicht, dem Unternehmen entsprechende Empfehlungen zum Wohle des Betriebsablaufes und der Liquidität zu geben. Zwar sind die Mitarbeiter der Leasing- und Finanzierungsinstitute durch ihre Erfahrungen fachlich sicherlich kompetent, aber nur der betriebseigene Steuerberater oder Buchhalter ist in der Lage, im Vorfeld der unternehmerischen Entscheidung, etwas anzuschaffen, die steuerlichen Vorund Nachteile der Finanzierungsformen zu beurteilen.

Investitionshöhe spielt auch eine Rolle

Die Entscheidung über Leasing, Mietkauf und Bankfinanzierung ist grundsätzlich immer auch abhängig von der Höhe der Investition, dem Umfang und der damit verbundenen Auswirkung auf den Betrieb.

Obwohl sich mittlerweile alle führenden Banken in der Auswahl ihrer Finanzierungsprodukte gleichen und auch die Kapitaldienstkosten überwiegend einheitlich sind, macht es dennoch Sinn, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen und zu verhandeln. Es kann auch helfen, mit einem Verbundpartner der eigenen Hausbank zu sprechen.

Grundsätzlich sollte bei allen Entscheidungen hinsichtlich der Anschaffung von Fahrzeugen, Werkzeugen, Maschinen oder Immobilien über Kredit oder Leasing im Vordergrund stehen, dass sich das auf lange Jahre zu zahlende Objekt auch betriebswirtschaftlich tragen muss.

Finanzierung sollte Teil der Unternehmensstrategie sein!

Vielfach liegen schon in der Unternehmensstrategie die Schwachpunkte, die sich bei Investitionen als Fehlentscheidungen zeigen und dabei Mehrkosten verursachen können. Unternehmerische Umsicht, gepaart mit einer konsequenten Strategie, kann mit den richtigen Finanzierungsmedien ein positives Resultat erbringen.

Autor: Thomas Uppenbrink, Hagen

www.uppenbrink.de

 


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