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Auf geht‘s nach 2022

Neues Modelljahr startet jetzt im Herbst - Teil 1

Zugehörigkeit geändert: Zeigte der Opel „Movano“ bislang Ähnlichkeit zum Renault „Master“, so lassen sich jetzt viele Gemeinsamkeiten mit „Ducato“ & Co. erkennen. Gleich zum Neustart ist der E-Antrieb mit im Angebot. (Opel)

Gemeinschaftsprojekt mit anderem Ergebnis: Der „Mercedes Citan“ wurde zusammen mit dem „Renault Kangoo“ entwickelt, zeigt auf den ersten Blick jedoch kaum Verwandtschaft und hat andere Interessenten im Fokus. (Daimler)

Ford mit bulligem Erscheinungsbild: Der „Custom Trail“ mit seinem besonderen Kühlergrill verfügt über ein Sperrdifferenzial, das auf weichem Untergrund einem durchdrehenden Rad entgegenwirkt. (Thomas Dietrich)

Weiter auf geht nicht: Dank der fehlenden B-Säule kann der neue Renault „Kangoo“ mit geöffneter Schiebe- und Beifahrertür eine maximale Ladebreite anbieten. Weil das schwenkbare Trenngitter hier mit dem Rotationsregal von Sortimo kombiniert ist, lassen sich viele Utensilien komfortabel erreichen. Beide Türen kann man auch in dieser Regalposition schließen. (Renault)

Lastenträger fürs Handwerk: Weil es den „VW Transporter T6.1“ in sehr vielen Varianten gibt, haben sich die umfangreichen Zulassungsverfahren gemäß Euro 6d für jeden einzelnen Typ über viele Monate hingezogen. (Thomas Dietrich)

 

Spätestens in diesem Sommer haben die Nutzfahrzeugmarken ihre Transporterfertigung mit Verbrennermotor für die ab Herbst geltende Schadstoffgrenze Euro 6d modifiziert. Das bringt im realen Betrieb nachweisbar bereits Emissionen auf niedrigem Niveau. Wer vor Ort emissionsfrei mobil sein will, findet eine größer werdende Auswahl an Lieferwagen und Transportern mit Elektroantrieb. Dank teils üppiger Förderung für Stromer versprechen sich die Anbieter, dass auch die leichten Nutzfahrzeuge mit alternativem Antrieb aus ihrer Nische herausrollen. Hier einige Modelle, die im startenden Modelljahr 2022 für Entscheider im Handwerksbetrieb interessant sein können. Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.

Opel: „Movano“ in anderer Markenfamilie

Auch als die Marke Opel 2017 in die Regie des französischen PSA-Konzerns gelangte und damit die Verbundenheit mit Citroën und Peugeot eingeleitet wurde, blieb die „Movano“-Fertigung wie sie war. Gemeinsam mit dem Renault „Master“ sowie dem Nissan „NV400“ rollten die variantenreichen Transportermodelle aufgrund längerfristiger Lieferverträge weiterhin aus gemeinsamer Produktion.

Die Umstellung kommt mit dem Modelljahr 2022. Der inzwischen gebildete Stellantis-Konzern hat die Marken Citroën, Fiat, Opel und Peugeot unter gemeinsamer Führung – ohne markentypische Akzente zu vernachlässigen. Daher zeigt der Opel „Movano“ (erst) jetzt unverkennbar Ähnlichkeiten zur neuen Markenfamilie. Und er kommt auch gleich mit der elektrischen Variante „Movano-e“ zu den Nutzfahrzeughändlern. Wie die anderen E-Transporter im Konzern, verfügt auch der Opel über einen 122 PS starken Antrieb. Je nach Akkugröße (37 oder 70 kWh) liegt die WLTP-Normreichweite bei 117 oder 224 km (Werksangabe).

Die Varianten mit Dieselantrieb basieren auf einem modifizierten 2,2-l-Vierzylinder mit einem Leistungsspektrum von 88 kW/120 PS bis 121 kW/ 165 PS und erfüllen Euro 6d.

Daimler: „Mercedes Citan“ in zweiter Generation

Mercedes-Benz Vans und Renault haben die Neuauflage von „Citan“ und „Kangoo“ gemeinsam entwickelt. Als Ergebnis sind jedoch keine nahezu identischen Lieferwagen entstanden, sondern Modelle, die unterschiedliche Erwartungen erfüllen. Der „Citan“ Nr. 2 hätte durchaus den französischen Entwurf der fehlenden BSäule adaptieren können, doch die Entscheidung bei Mercedes-Benz fiel zugunsten der herkömmlichen Bauweise. Hinzu kommt: Mindestens sechs Airbags und etliche Fahrassistenten sind serienmäßig an Bord, weitere listet die Wunschausstattung – das soll die Entscheidung für den „Citan“ attraktiv machen. Zudem können Betreiber, die mit den Einsatzmöglichkeiten des „Sprinter“ vertraut sind, auf gleiche Art auch den neuen „Citan“ in die Flotte aufnehmen. Denn das für Mercedes typische Kommunikationssystem „MBUX“ mit seinen Ausbaustufen einschließlich „Mercedes me connect“ lässt sich jetzt auch vom „Citan“ Nr. 2 adaptieren.

Beim „Citan“ in Normallänge erreicht der Laderaum 2,9 m3 hinter der Trennwand, die es auch als schwenkbare Variante gibt. Dann erweitert sich das Ladevolumen bis zum Handschuhfach um ca. 0,4 m3 und die Ladelänge zwischen Heckflügeltür und Beifahrerfußraum erreicht max. 305 cm.

Zur Wahl stehen ein Mercedes-Diesel (Typ OM608 gemäß Euro 6d) mit 55 kW/75 PS, 70 kW/95 PS oder 85 kW/115 PS sowie ein Benziner (Typ M200 gemäß Euro 6d) mit 75 kW/102 oder 96 kW/131 PS. Der E-Antrieb sowie die Langversion sind für 2022 angekündigt.

Ford: „Custom Trail“ gut für schlechten Weg

Ob unbefestigter Untergrund oder schneebedeckte Fahrbahn: Für schwierige Pisten gibt Ford seinem „Custom Trail“, der in zwei Längen und zwei Dachhöhen zu bekommen ist, eine besondere Eigenschaft mit in die Antriebstechnik. Denn unter dem Kennwort „Trail“ startet der max. 3,4-Tonner mit einem Sperrdifferenzial an der Vorderachse. Das zeigt automatisch dann Wirkung, wenn ein Rad beispielsweise durch Schlamm oder Schnee Schlupf bekommt – und durch diese Technik eben nicht durchdreht.

Beim „Custom Trail“ mit seinem bulligen Outfit dank markantem Kühlergrill wird der Zweiliter-Diesel (gemäß Euro 6d) mit 96 kW/130 PS oder 125 kW/170 PS in Kombination mit Sechsgang-Handschaltung geboten. Maximal 1,3 t Fracht sind nur beim Kasten in Normallänge L1 zulässig. Wer die L2-Variante und auch noch mit Hochdach H2 wählt, wird max. nur etwa 1 t zuladen können.

Renault: „Kangoo“ bringt Innovation im Laderaum

Die Franzosen zeigen mit der dritten Entwicklungsstufe ihres Lieferwagens, dass die Ideen rund um den Frachtraum nicht am Ende sind. Den 2,2-Tonner hat Re nault im Dachbereich und der Bodengruppe soweit verstärkt, dass es auf der rechten Seite keiner B-Säule bedarf. Schiebe- und Beifahrertür verankern sich stattdessen beim Schließen am Dach bzw. oberhalb des Türschwellers. Sind beide Türen geöffnet, lässt sich das Fahrzeug von der Seite her in einer Breite von 145 cm beladen. In knapp bemessenen Parkbuchten ist man daher nicht auf genügend Freiraum am Heck angewiesen.

Eine interessante Option für eine Werkstatteinrichtung ergibt sich durch das sogenannte Rotationsregal von Sortimo, das mit dem schwenkbaren Trenngitter des „Kangoo“ verschraubt werden kann. Während der Fahrt ist das Regal hinter dem Trenngitter positioniert, doch für die Arbeit am Einsatzort lässt sich das Modul zur geöffneten Seite schwenken und bietet dadurch einen komfortablen Zugriff auf den Inhalt. Trotz dieser Position des Regals lassen sich die Türen schließen.

Zunächst gibt es den „Kangoo“ in der Standardlänge mit 3,3 m3 hinter der Gitter- oder Blechtrennwand. Langversion und E-Antrieb werden erst im nächsten Jahr hinzukommen.

VW Nutzfahrzeuge: „Transporter“-Varianten mit Euro 6d

Jetzt im Herbst 2021 wird auch für Transporter das Zulassungsverfahren Euro 6d-ISC-FCM verbindlich, bei dem die maximalen NOx-Grenzwerte (Stickoxid) zwar unverändert bleiben. Mögliche Toleranzgrenzen sind aber noch enger gefasst als bei Euro 6d Temp – und die Einhaltung der Vorgaben während des Fahrbetriebs lässt sich aus den gespeicherten Motordaten ablesen. Von einem Hersteller beantragte Übergangsfristen oder Ausnahmen könnten allerdings dazu führen, dass noch im gesamten Jahr 2021 Fahrzeuge gemäß Euro 6d Temp erstmalig zugelassen werden können – und der Verkäufer im Nutzfahrzeugzentrum wird das Thema kaum von sich aus ansprechen. Der Entscheider für ein neues Fahrzeug im Handwerksbetrieb sollte aber die Zusammenhänge kennen und sich vor einem Kauf bestätigen lassen, dass tatsächlich beim neuen Verbrenner die zeitgemäße Abgastechnik an Bord sein wird.

Beim „Transporter T6.1“ haben sich die Zulassungsverfahren über etliche Monate hingezogen, denn VW Nutzfahrzeuge musste eine Vielzahl von Varianten jeweils gesondert begutachten lassen. Zunächst erhielt der hochwertiger ausgestattete „Multivan“ mit Pkw-Zulassung und dem modifizierten Aggregat EA288Nutz- MAR mit 110 kW/150 PS die Freigabe gemäß Euro 6d. Danach folgten Kasten- bzw. Pritschenwagen mit Leistungsstufen von 66 kW/90 PS, 81 kW/110 PS und 150 kW/204 PS.

In diesem Jahr verzweigt sich die Nutzfahrzeugstrategie bei VW: Mit dem „Multivan T7“ ist ein eleganter Bulli auf Pkw-Basis ins Programm gekommen und für 2022 ist der „I.D.Buzz“ mit E-Antrieb angekündigt, den es als Pkw und in einer Cargo-Variante geben wird. Der „Transporter T6.1“ rollt jedoch vorerst weiter als Lastenträger fürs Handwerk vom Band.

Autor: Thomas Dietrich, freier Journalist

 


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