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Für einen höheren regenerativen Anteil

Wärmepumpen in Kombination mit Solarthermie im Rückgang, aber längst nicht überflüssig

Für Wärmepumpenanlagen mit Eisspeicher bietet Viessmann spezielle Solar-Luftabsorber, die die Energie der Außenluft und der solaren Einstrahlung sammeln und entweder die Wärmepumpe direkt versorgen oder die gesammelte Umweltwärme an den Eisspeicher abgeben. Bild: Viessmann

Mit dem „Wärmepumpen-Navigator“ bietet Stiebel Eltron eine Auswahlhilfe. Damit könnten Kunden ihre Bausituation durchspielen und erhielten dann aus 30 000 Varianten technische Lösungen, inkl. Optionen wie einer Solaranlage. Bild: Stiebel Eltron

Förderungsberechnung Solaranlage mit Luft/Wasser-Wärmepumpe. Bild: Vaillant

Der Kombispeicher „Multi-Tower Vistron THS“ aus dem Hause Elco realisiert nahezu alle Systemanbindungen – ob Wärmepumpe, Gas oder Solar. Bild: Elco

Hanko Völkel, Produktmanager Wärmepumpen bei Buderus, vertritt die Ansicht, dass die Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie „für die Steigerung des regenerativen Anteils durchaus sinnvoll“ sei. Bild: Buderus

 

Ganz so schnelllebig wie die Mode ist der Markt für regenerative Heiztechniken nicht. Doch auch im Heizungsmarkt gibt es Trends mit immer kürzeren Zeitspannen, in denen sie aktuell sind. Ein Beispiel ist die Kombination von Wärmepumpen und solarthermischen Anlagen. Vor etwa acht Jahren kamen die ersten Angebote dazu auf den Markt. Vor allem bei großen Heizungsherstellern entwickelte sich daraus ein eigenständiges Sortiment. Doch der nächste Trend folgte bald: Seit etwa vier Jahren erlebt das Heizen mit Strom ein Revival. Schnell wurde ein Sortiment für Wärmepumpen aufgebaut, die sich mit Photovoltaikanlagen kombinieren lassen. Trotzdem haben die großen Heizungshersteller die Kombination aus Wärmepumpe und Solarwärmeanlage noch im Programm. Sie nennen auch gute Gründe dafür, weshalb diese noch ihre Berechtigung hat.


Der Wärmepumpen- und der Solarthermie-Markt haben sich in den vergangenen Jahren geradezu entgegengesetzt entwickelt. Während Wärmepumpen sich in wenigen Jahren zu einer der beliebtesten Heizungsarten im Neubau entwickelten, kämpft die Solarthermiebranche seit dem Rekordjahr 2008 mit dem immer weiter sinkenden Interesse an ihrer Technologie. Einer der Gründe: Die Photovoltaik erlebte einen Boom, und wenn ein Hausbesitzer Platz auf dem Dach hatte, nutzte er ihn für Solarstrommodule.
Entsprechend hat das Interesse an der Kombination von Wärmepumpe und Solarthermie nachgelassen. Dies bestätigen Vaillant, Stiebel Eltron, Elco und Glen-Dimplex. „In vielen Fällen stellt die Kombination mit Photovoltaik eine attraktive Alternative dar“, begründet Jens Wichtermann, Pressesprecher von Vaillant, die Entwicklung. Jens Rammensee, Leiter des Produktmanagements bei GlenDimplex Deutschland, kommentiert die Nachfrage von Wärmepumpe und Solarthermie mit „regelrecht eingebrochen“. Während das Interesse an der Kombination mit Photovoltaik „definitiv“ gestiegen sei. „Wobei hierbei auch schon wieder ein rückläufiger Trend zu beobachten“, fügt er hinzu.

Große Auswahl an Wärmepumpen
Ihren Kunden, die eine Solarwärmeanlage mit einer Wärmepumpe kombinieren möchten, bieten die Hersteller eine große Auswahl an. Alle oder fast alle Wärmepumpen im Sortiment können nach Angaben der Hersteller an eine Solarwärmeanlage angeschlossen werden. Bei Viessmann sind es „über 15 verschiedene Typen, jeweils mit mehreren Leistungsgrößen“, unter denen ausgewählt werden kann. Henning Schulz, Pressesprecher von Stiebel Eltron, verweist auf den „Wärmepumpen-Navigator“ des Unternehmens. Damit könnten Kunden ihre Bausituation durchspielen und erhielten dann aus 30000 Varianten technische Lösungen, inkl. Optionen wie einer Solaranlage.
Allerdings haben die Hersteller in der Regel auch Wärmepumpen-Modelle im Programm, die sich durch bestimmte Zusatzkomponenten besonders gut für die Anbindung an eine solarthermische Anlage eignen, wenn sie nicht gleich spezielle Solar-Pakete oder Kombigeräte anbieten. So bietet beispielsweise Junkers für seine neue Luft/Wasser-Wärmepumpe „Supraeco SAO-2“ ein Kompaktmodul („ACMsolar“) an, das mit einem Solarspeicher ausgestattet ist. Stiebel Eltron weist auf sein „Integralgerät LWZ 304 / 404 / 504 SOL“ hin. Bei dem Kompaktgerät mit Wärmerückgewinnung gewinnt die integrierte Wärmepumpe die Energie aus der Abluft „zu mehr als 90 %“ zurück und stellt sie für die Warmwasserbereitung und die Heizung zur Verfügung. Durch einen entsprechenden Wärmeübertrager kann sie mit einer Solarwärmeanlage gekoppelt werden. Bei anderen Wärmepumpen gebe es eine spezielle Solarregelungsfunktion, ergänzt Schulz von Stiebel Eltron. „Die Regelung der Solaranlage wird dann von der Regelung der Wärmepumpe übernommen.“ Bei Elco können alle Wärmepumpen mit einer solarthermischen Anlage kombiniert werden, aber nur durch die Kombination mit bestimmten Pufferspeichern.
Bezüglich der Technologien sind die Wärmequellen Luft, Wasser und Erdwärme üblich. Entsprechend sind Luft/Wasser-, Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen erhältlich, wobei die Nachfrage nach Luft/Wasser-Wärmepumpen nach Aussage einige Hersteller am größten ist. Bei ihnen sind die Investitionskosten am niedrigsten.
Vaillant hat außerdem eine Zeolith-Gas-Wärmepumpe im Programm. Sie nutzt die wärmeerzeugende Eigenschaft des Minerals Zeolith. „Bei dieser Technologie ist Solarthermie immer ein fester Bestandteil des Systems“, sagt Vaillant-Sprecher Wichtermann. Auch Viessmann verwendet das Mineral, das in der Natur vorkommt, aber auch synthetisch hergestellt werden kann. Das Hybrid-Gerät „Vitosorp 200-F“ ist eine Zeolith-Adsorptionswärmepumpe mit integriertem Gas-Brennwert-Spitzenlastkessel und lässt sich mit Solaranlagen kombinieren.
Auch bei den angebotenen Leistungsklassen ist die Bandbreite groß, wobei sie durch die typischen Anwendungen von Wärmepumpen mit Solarthermie nicht ausgeschöpft wird. So hat Stiebel Eltron
z. B. Wärmepumpen von 5 kW bis 1 MW Leistung im Programm, Viessmann führt Geräte von 1,7 kW bis 2 MW Leistung. Für die klassische Anwendung im Ein- und Mehrfamilienhaus gelten aber andere Größenordungen. Junkers führt Luft-Wasser-Wärmepumpen mit 6 bis 14 kW Leistung, Sole-Wasser-Wärmepumpen mit 6 bis 33 kW Leistung sowie Split-Wärmepumpen mit 6 bis 11 kW Leistung.
Rammensee von Glen-Dimplex ist der Meinung, dass für die Kombination mit Solarthermie „idealerweise“ Wärmepumpen bis maximal 25 kW eingesetzt werden sollten. Mit Blick auf die Technologien seien Luft/Wasser-Wärmepumpen am bes­ten geeignet, anschließend Erdwärmepumpen und erst dann Wasser/Wasser-Wärmepumpen.
Alle befragten Hersteller bieten die Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie-Anlagen für die Warmwasserbereitung und für die Heizungsunterstützung an. In der Regel gibt es auch Solarkollektoren dazu. Lediglich Glen-Dimplex bietet keine Solarkollektoren mehr an. Sie wurden in diesem Jahr aus dem Programm genommen. „Die Anbindungsmöglichkeiten, z. B. durch Solarstationen und Solarregler, an die Hydraulik der Wärmepumpe sind aber weiterhin im Sortiment vorhanden“, sagt Rammensee.
Ebenso gibt es die passenden Speicher. Neben diversen bivalenten Trinkwasserspeichern und multifunktionalen Pufferspeichern für separate Anlagen sind die Speicher bei Komplettpaketen gleich integriert, so z. B. bei den Wärmepumpen-Kompaktgeräten „Vitocal 343-G“, „242-G“ und „242.S“ von Viessmann.

Für warmes Wasser und die Heizung
Ob ein Trinkwassersystem oder eine heizungsunterstützende Anlage zu bevorzugen sei, könne nicht pauschal beantwortet werden. Diese Meinung vertreten Junkers, Viessmann und Stiebel Eltron. Es müsse von Fall zu Fall entschieden werden und hänge von verschiedenen Kriterien ab, z. B. von den Gegebenheiten des Gebäudes, dem Wärmebedarf und den Bedürfnissen der Kunden, aber auch von ihrer Investitionsbereitschaft.
Viessmann empfiehlt nach Aussage von Frank Schmidt, Geschäftsführer der Viessmann Wärmepumpentechnik GmbH, bei Neubau und Modernisierung grundsätzlich auch die Installation einer solarthermischen Anlage in Betracht zu ziehen. Eine solare Trinkwassererwärmung sei in fast allen Fällen sinnvoll, sagt Schmidt und erläutert: „In einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt reicht häufig schon eine kleine Anlage mit fünf Quadratmetern Kollektorfläche aus, um aufs Jahr gerechnet rund 60 % der Warmwasserbereitung abzudecken.“ Im Sommer könnten Solarkollektoren diese Aufgabe nahezu vollständig übernehmen. „Die Wärmepumpe kann dann über Monate ausgeschaltet bleiben.“ Die solare Heizungsunterstützung sei „objektbezogen vor Ort hinsichtlich Effizienz und Wirtschaftlichkeit“ zu prüfen.
Hanko Völkel, Produktmanager Wärmepumpen bei Buderus, vertritt die Ansicht, dass die Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie „für die Steigerung des regenerativen Anteils durchaus sinnvoll“ sei. Als Einstieg biete sich die solare Trinkwassererwärmung an.
Elco und Glen-Dimplex ziehen Warmwasseranlagen den größeren Anlagen vor. „Sie sind im Sommer sinnvoll, und die Investitionskosten sind geringer als bei der Heizungsunterstützung“, begründet Jens Rammensee von Glen-Dimplex seine Position. Heizungsunterstützung mit Solarthermie bezeichnet er als „nicht empfehlenswert“. Elco plädiert bei Sole-Wärmepumpen für die Warmwasserbereitung. „Heizungsunterstützung favorisieren wir nicht aus Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten“, ergänzt Segmentmanager Deutschland Thorsten Zimmermann.
Was ein Heizungshersteller ­empfiehlt, scheint also auch Firmenphilosophie zu sein. Ein Installateur ist gefordert, sich seine eigene Meinung zu bilden und entsprechend auszuwählen.

Für den Neubau und gut gedämmten Altbau
Ob die Anlagenkombination in einem Gebäude eingebaut werden kann, hängt davon ab, ob die Gegebenheiten für die Nutzung einer Wärmepumpe günstig sind, meint Wichtermann von Vaillant. Ist das der Fall, könne der Einbau der Kombination in dem Haus geprüft werden. Gut gedämmte Neubauten mit niedrigem Wärmebedarf eigneten sich gut dafür, sagen beispielsweise Vaillant, Buderus, Junkers und Viessmann. Von Vorteil sind weiterhin Flächenheizungen mit niedrigen Vorlauftemperaturen im Gegensatz zu kleinen Heizkörpern, die hohe Vorlauftemperaturen benötigen. Letztere sind häufig in Bestandsgebäuden zu finden, was gegen den Einbau hier spricht, ebenso wie die schlechtere Dämmung. Gut gedämmte Altbauten hingegen halten einige Hersteller ebenfalls für geeignet für die Anlagenkombination. Bei den Bestandsgebäuden gehen die Meinungen allerdings auseinander.
Glen-Dimplex z. B. hält die solarthermische Heizungsunterstützung im Bestand nicht für sinnvoll, Stiebel-Eltron hingegen schon. „Die Nutzung einer Solarthermieanlage für Heizung und Warmwasser kann gerade im Altbau günstig sein, weil man dort in der Regel einen hohen Wärmebedarf hat“, sagt Henning Schulz, Pressesprecher von Stiebel Eltron. Auch Wärmepumpen seien mittlerweile in jedem Altbau eine Alternative. „Wenn die Effizienz des Heizwärmeenergieerzeugers, also der Wärmepumpe, stimmt, ist der Wärmebedarf relativ egal.“ In dem Fall sei ein hoher Wärmebedarf sogar besser als ein niedriger, weil der Kunde mit der Wärmepumpe mehr sparen könne. Auch höhere Vorlauftemperaturen sind für Schulz kein Hinderungsgrund. „Eine Vorlauftemperatur von 50 °C ist mit den heutigen Wärmepumpen kein Problem mehr, wenn man auch bei der Effizienz kleine Abstriche machen muss.“ Wenn der „Ener­giehunger“ eines Hauses größer sei, könne man auch mehr Solar­energie nutzen. „Grundsätzlich sollte man allerdings prüfen, ob statt einer Solarthermieanlage nicht eine PV-Anlage sinnvoller ist.“
Dass bei dem Betrieb von Wärmepumpen Strom verbraucht wird, hält Schulz in der heutigen Zeit für einen Vorteil dieses Heizsystems. „Wir haben in Deutschland viel zu viel Strom, und der ist billig wie nie zuvor – wir zahlen nur zuviel dafür.“ Es würden dringend Flexibilitätsoptionen benötigt, die Strom dann verbrauchen, wenn er im Überfluss vorhanden ist. „Genau dafür sind der häusliche Wärmemarkt und Wärmepumpen ideal geeignet.“

Fazit
Ob die Kombination für ein Gebäude geeignet ist, hängt weiterhin von den baulichen Gegebenheiten ab. Sie müssen vor allem für die Solarthermie-Anlage geeignet sein. Die Dachausrichtung und –neigung müssen passen. Ebenso muss genügend Fläche für die Kollektoren vorhanden sein, und das Dach sollte möglichst nicht verschattet sein.
Mit der Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie entscheidet der Kunde sich für ein zukunftssicheres, energieeffizientes Heizsystem mit ökologischem Nutzen. Außerdem spart er damit Öl- oder Gaskosten ein, und zwar noch mehr, als wenn er nur eine Wärmepumpe nutzen würde. Das sind die wesentlichen Gründe, die laut Herstellern für die Anlagenkombination sprechen.
Doch diese Kaufargumente lassen sich auch auf eine Wärmepumpe mit einer Photovoltaikanlage beziehen. Zu diesen weiß Hanno Völkel von Buderus noch weitere Vorteile: die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen, die Stromspeicherung in Form von Wärme und die Stabilisierung der Stromnetze. Und so bleibt abzuwarten, wie viele Kunden sich noch für eine solarthermische Anlage entscheiden werden. Die Wärmepumpe jedenfalls braucht im Moment nicht um ihre Zukunft zu fürchten.

Autorin: Ina Röpcke

 


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