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ZVSHK - Luftqualität vielfach nicht im Fokus - 5. Forum Wohnungslüftung Mitte Oktober in Dortmund

In der Heizperiode möglichst wenig Wärmeenergie verbrauchen – diese Prämisse verdrängt oft die Notwendigkeit für einen Mindestluftwechsel. Doch bei einer relativen Feuchte von 70% kann sich bereits Schimmel auf Oberflächen bilden, die eine geringere Temperatur als 18°C aufweisen. Löst die kontrollierte Wohnungslüftung das Problem? Antwort: Nur, wenn ein ganzheitliches Lüftungskonzept fachgerecht umgesetzt wird. Dazu gehört für den SHK-Fachmann, dass er die Lüftungstechnik nicht nur installiert und einstellt, sondern auch wartet – ein Gesamtpaket an Dienstleistungen, das die Fachbetriebe stärker in den Fokus nehmen sollten.

Etwa 50 Teilnehmer kamen zum 5. Forum Wohnungslüftung nach Dortmund. Kurzreferate thematisierten Planung, Betrieb und Probleme bei raumlufttechnischen Anlagen.

Durch die kontrollierte Wohnungslüftung (KWL) lassen sich typische negative Begleitumstände in luftdichten Gebäuden in den Griff bekommen.

 

Möglichst wenig Heizenergie verbrauchen, um ein angenehmes Wohngefühl zu erreichen – diesem Ziel räumen Ener­gieberater oder kostenbewusste Hausbewohner seit Jahren hohe Priorität ein. Doch die Wenigsten messen einer möglichst hohen Qualität der Raumluft eine Bedeutung bei. Das mag daran liegen, dass die Auswirkungen verschieden sind. Denn wenn man Heizenergie nicht effizient nutzt, kostet das unnötig viel Geld. Mangelt es jedoch an einem ausreichenden Luftwechsel, ist nicht unmittelbar der Geldbeutel betroffen. Gemindert wäre „nur“ die Lebensqualität, die sich beispielsweise durch Konzentrationsschwäche zeigt.
Was also hängt dran an einem erfolgreichen Lüftungskonzept? Diese grundsätzliche Frage suchte nach Antworten auf dem 5. Forum Wohnungslüftung, das die HEA (Fachgemeinschaft für effiziente Ener­gieanwendung e.V.) in Kooperation unter anderem mit dem SHK-Handwerk am 16. Oktober in Dortmund veranstaltete. Etwa 50 Teilnehmer bekamen nicht nur Fakten von kompetenten Sachverständigen und Planern zu hören, sondern auch beeindruckende Bilder über Schadensfälle zu sehen, in denen Schimmel vollendete Tatsachen geschaffen hat.

Dichte Gebäude? Woher kommt der Luftwechsel?

„Die Raumluftqualität, wie sie Max Pettenkofer bereits vor 130 Jahren als sehr bedeutsam angesehen hat, gewinnt gerade in unserer Zeit hohe Bedeutung“, führte Frank Hartmann vom Forum Wohnenergie aus. In seinem Vortrag machte er die Notwendigkeit deutlich, dass möglichst luftdicht errichtete Gebäude mit einer mechanischen Lüftung auszustatten sind. Doch die Technik könne man nicht sich selbst überlassen. „Das Lüftungsgerät allein ist kein Garant dafür, einen Schimmel zu vermeiden“, betonte er. Der Lüftungsfachmann müsse die jeweiligen Gegebenheiten einer Wohnung berücksichtigen. In Hartmanns Lüftungskonzepten haben Schlafräume stets Priorität, und für eine wirkungsvolle Regelung sind sowohl CO2-Gehalt als auch Raumluftfeuchte wichtige Parameter.
Damit nicht genug: Der Spezialist fürs Wohnklima zeigte anhand von Grundrissen, dass der Luftaustausch selbst in gro­ßen Räumen realisiert werden kann – doch nur dann, wenn man die Luftströmung durch Weitwurfdüsen und Drallauslässe exakt justiert. Günstige Luftströmungen können beispielsweise einer Schimmelbildung entgegenwirken, die sonst an einer weit entfernten Wand hinter einem Bücherregal gute Chancen hätte.

Schimmel – für viele rätselhaft

Für Eike Albertz vom Umweltamt der Stadt Dortmund ist das Thema Schimmel klarer Favorit bei den Bürgeranfragen. Viele Laien können sich die Zusammenhänge nicht erklären, unter welchen Bedingungen es zur Schimmelbildung kommt, und suchen deshalb Rat beim Umweltexperten.
Als ausgemachter Spezialist gilt da beispielsweise Hans-Jürgen Westfeld, der als Sachverständiger und Energieberater in Bielefeld mit einer Fülle von Anfragen und Gutachten konfrontiert ist. Auslöser für Schimmel ist seiner Erfahrung nach in vielen Fällen eine Modernisierung im Bestand, die nicht ganzheitlich geplant wurde. Oft sind es Außentüren und Fenster, die lediglich als einzelne Maßnahme erneuert werden, um Wärmeenergie zu sparen. Das Problem: Aufgrund ihrer hohen Wärmedämmeigenschaften stellen sie dann nicht mehr das kälteste Bauteil im Raum dar.

Wächst Schimmel nach DIN?

„Wärme und Feuchte sind bauphysikalisch nicht zu trennen“, erläuterte Westfeld in seinem gut bebilderten Vortrag. „Ist die relative Feuchte im Raum unverändert hoch – zu hoch – dann wird sich die Feuchte nicht mehr an neu eingebauten Fenstern oder Türen, sondern an anderer Stelle niederschlagen.“ Nach DIN-Definition wachsen fast alle Schimmelpilzarten bei 80% relativer Feuchte. Doch der Sachverständige weiß mehr: „Bei meinen Messungen habe ich festgestellt, dass Schimmel bereits bei 70% relativer Feuchte auftritt.“ Eine Oberfläche, die gleichzeitig eine geringere Temperatur als 18°C aufweist, komme dann für Schimmel infrage, führte Westfeld aus. Damit brachte er eine plausible Erklärung dafür, warum viele Hauseigentümer sich nach begrenzten Modernisierungsmaßnahmen mit lästigen Nebenwirkungen konfrontiert sehen.

Lüftung hat Vor- und Nachteile

Löst die kontrollierte Wohnungslüftung das Problem? Gleich mehrere Vorträge gaben darauf Antwort. Einige Gründe, die für eine zentrale Wohnungslüftung sprechen:

  • Die Energieeinsparverordnung (EnEV, § 6) sowie die DIN 4108-6 gehen von einem hygienisch notwendigen Mindestluftwechsel aus. Wie soll der Bewohner eines luftdichten Gebäudes dieser Vorgabe anders gerecht werden, als durch die technische Unterstützung einer Lüftungsanlage? Eine turnusmäßige Fensterlüftung rund um die Uhr ist dem Mieter nach Auffassung vieler Gerichte nicht zumutbar.
  • Die hygienische Raumluftqualität ist eine geschuldete Gebrauchstauglichkeit.
  • Durch die automatische Frischluftzufuhr entstehen keine luftseitigen Zugerscheinungen und Geräusche.
  • Für den geregelten Abtransport von verbrauchter Luft, Schadstoffen und Feuchtigkeit ist gesorgt.
  • Schimmelbildung lässt sich weitgehend verhindern.


Wenn auch die Vorteile höher zu bewerten sind, lassen sich nachteilige Punkte auflisten:

  • Unter Mietern sehen Frischluft-Fans in einem Lüftungskonzept keine Alternative.
  • Ein Gebäude muss nachweislich luftdicht sein – so fordert es die EnEV. In der Praxis wird diese Vorgabe oft nicht erfüllt. Auch ein gut geplantes Lüftungskonzept lässt sich dann nicht erfolgreich umsetzen.
  • Im Altbau kann die Nachrüstung recht aufwendig sein.
  • Für das Zusammenwirken von Zu- und Abluft sind Türspalte erforderlich. Dies begünstigt eine Übertragung von Luftschall innerhalb der Wohnung.
  • Es entstehen höhere Baukosten.
  • Es ist mit Wartungskosten zu rechnen.

Lüftung braucht Wartung

Nur wenn alle beteiligten Gewerke ein Gesamtkonzept erfolgreich umsetzen, kann eine Lüftungsanlage die erwünschte Wirkung zeigen. Das lässt sich mit der Installation der Lüftungsanlage allein nicht erreichen. Wie schon erwähnt, müssen die Luftströme durch passende Zu- und Abluftventile einjustiert werden. Die Türen benötigen geeignete Luftspalte und sind je nach Anordnung zu schließen, damit sich keine Kurzschlussstrecken bilden. Auch müssen an etlichen Stellen im Leitungsnetz Revisions­öffnungen zugänglich sein, damit der Lüftungstechniker für erforderliche Wartungsarbeiten Zugang findet.
Christian Wolf, ZVSHK-Referent für Lüftungstechnik, machte deutlich, dass die Wohnungslüftung als Geschäftsfeld durchaus weiter ausgebaut werden kann. Das SHK-Handwerk sei beim Thema Lüftung wichtigster Ansprechpartner für Immobilienbetreiber.
Vom Schulungsprogramm, das in Zukunft über die SHK-Landesverbände angeboten wird, bis zum Übergabeprotokoll nach DIN EN 12599 unterstütze die Handwerksorganisation seine Mitgliedsbetriebe. Für diejenigen Fachbetriebe, die sich für Lüftung stark machen, müsse auch das Thema Wartung hohe Bedeutung haben. Zumindest einmal jährlich sollte ein Fachmann prüfen, ob die Anlage einwandfrei funktioniert. Sein Plädoyer für eine gute Kundenbindung: „Ein Wartungsvertrag ist die beste Möglichkeit, um eine Lüftungsanlage hygienisch sauber und energetisch optimal zu betreiben!“ TD

 


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