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ZentralverbandEnergiewende reicht bis in den HeizungskellerFrühjahrstagung der Bundesfachgruppe SHK in Sankt Augustin

In den nächsten zehn Jahren müssen Energieversorger die Infrastruktur des bundesweiten Netzes fit machen für eine flexible dezentrale Versorgung. Mit einem Minimum an Energie aus öffentlichen Netzen kommen Alternativen zum klassischen Heizkessel aus, die für Neubau und Modernisierung interessant sind. Der SHK-Betrieb realisiert dies ebenso wie die Steigerung von Energieeffizienz in Sanitäranlagen – damit Kaltwasser kalt und Warmwasser ohne großen Energieverlust in hygienisch einwandfreier Qualität bereitsteht. Eine umfangreiche Themenliste für Sanitär, Heizung und Klima galt es in der Bufa-Sitzung im Mai zu erörtern.

Die Entwicklungen im neuen, nationalen Energiekonzept machen vor dem Heizungskeller nicht halt. Deshalb beschäftigte sich die Bufa mit möglichen Auswirkungen für die Fachbetriebe.

 

Mindestens ein Drittel, möglicherweise aber auch fast die Hälfte der deutschen Stromerzeugung wird im Jahr 2020 volatil sein, das heißt durch Wind oder Sonne nur zeitweilig erzeugt werden. Auf der Suche nach geeigneten Speichern und Verbrauchern, die bei Angebot und Nachfrage zu unterschiedlichsten Zeiten ausgleichend bereitstehen, müssen intelligente Netze her.

Wärmepumpen sind Bausteine für ein neues Energiekonzept: Der Energieversorger könnte das System zukünftig als Puffer in Betrieb setzen, denn bei Angebotsspitzen ließe sich regenerativer Strom kostengünstig in Wärme umwandeln.

 

Sind diese Entwicklungen so wichtig, dass sich die Bufa und letztlich auch der SHK-Betrieb damit auseinander setzen sollten? Ja, denn damit der Strom möglichst wirtschaftlich zur richtigen Zeit Abnehmer finden kann, muss auch der Wärmemarkt mit eingebunden sein. Im Szenario zukünftiger Verbraucher kommt beispielsweise der Wärmepumpe eine wichtige Rolle zu.
Die im Bestand befindlichen 350 000 Wärmepumpen stellen derzeit eine schaltbare Leistung von etwa 1400 MW dar. Es bietet sich also an, diese Heizungsanlagen gezielt zum Abbau von Lastspitzen zu nutzen. Ein Puffer, der 10 % des Windstromes kompensieren kann. Als günstig erweist sich, dass Windlasten insbesondere in der Heizperiode anfallen. In der Bufa lautete die Prognose, dass die Wärmepumpe bis 2020 einen weiteren steilen Anstieg bis 1,8 Mio. Stück mit einer Gesamtleistung von 6000 MW erleben könnte. Nicht mehr allein der Hausbesitzer, sondern Smart-Meter und Last-Management des Energieversorgers werden in Zukunft der Wärmepumpe Arbeit geben.

Interessant: Photovoltaik und Wärmepumpe
Der Betrieb einer Wärmepumpe bietet sich insbesondere auch dann an, wenn eine Photovoltaikanlage vorhanden ist. Zum einen lässt sich der Anteil des selbstgenutzten PV-Stroms (wegen der entsprechenden Förderung) deutlich steigern, zum anderen benötigt die Wärmepumpe relativ geringe Leistungen, die vergleichsweise gut in Wärme wandelbar und zeitlich zu strecken sind.

System Eisspeicher: Der Wärmespeicher (2) stellt Wärme für Heizung und Warmwasser bereit. Bei Sonne sorgt der Regler (5) für die Nutzung der Solarthermie (1), in der übrigen Zeit holt sich die Wärmepumpe (4) Energie aus dem Eisspeicher (3).


Kristallisationsenergie nutzbar machen
Wärmepumpentechnik ist ebenfalls eine wichtige Komponente im neuartigen Solareis-System von Isocal. Die Bufa informierte sich aus erster Hand über Projekte, die der Hersteller zum Heizen und Kühlen eines Einfamilienhauses oder Verwaltungsgebäudes fertiggestellt hat. Herzstück der Anlagentechnik ist ein Eisspeicher im Erdreich, der viele Meter im Durchmesser betragen kann. Seine Größe beträgt 10 bis 15 m3 für ein Wohngebäude oder beispielsweise 400 m3 für Stuttgarts neues Stadtarchiv. Die Errichtungskosten sieht der Hersteller im Bereich der Bohrkosten einer Erdwärmepumpe.
Mit Beginn der kalten Jahreszeit wird das Wasser in diesem Speicher kontinuierlich und kontrolliert bis zum Gefrierpunkt abgekühlt. Beim Übergang von 0 °C kaltem Wasser zu 0 °C kaltem Eis wird eine enorme Wärmemenge freigesetzt, die sogenannte Kristallisationswärme. Im Frühjahr setzt der gegenläufige Vorgang ein: Jetzt lässt sich Wärmeenergie einlagern und freiwerdende Kälte für die Kühlung nutzen.
Die Funktionsweise des Systems: Sobald ein Regler erkennt, dass die in solarthermischen Kollektoren bereitgestellte Wärmemenge nicht ausreichend ist für Heizung und Warmwasser, bezieht das System via Wärmepumpe Zusatzenergie aus dem Eisspeicher. Vorteile verspricht sich der Systemanbieter von den Rahmenbedingungen. Denn jedes gekühlte Gebäude muss in Zukunft den Nachweis erbringen, dass ein Teil der benötigten Energie aus regenerativer Quelle stammt. Nähere Infos hält der Hersteller über seinen Internetauftritt www.isocal.de bereit.

Energieeffizienz im Trinkwassernetz
Warmwasser an der letzten Zapfstelle in hygienisch einwandfreier Qualität – damit sich diese Forderung erfüllen lässt, bleibt die Energieeffizienz in alten Anlagen oftmals im wahrsten Wortsinn „auf der Strecke“. Wärmeverluste entstehen nicht nur durch lange Leitungswege, sondern beeinflussen benachbarte Kaltwasserleitungen in aufgeheizten Schächten und Zwischendecken. Dagegen bieten innen liegende Zirkulationssysteme den Vorteil, dass eine Leitung weniger gedämmt werden muss und dadurch 30 bis 40 % weniger Zirkulationsverluste entstehen.
Sowohl Laborversuche der FH Burgsteinfurt als auch reale Bedingungen in Gebäuden haben gezeigt, dass sich Kaltwasserleitungen neben warm gehenden Rohrleitungen deutlich über 25 °C erwärmen können. Die obere Temperaturgrenze für Kaltwasserleitungen wurde in DIN 806 Teil 2 mit 25 °C aus hygienischen Gründen festgelegt. Bei Temperaturen über 25 °C besteht die Gefahr von erhöhtem Wachstum von Mikroorganismen wie Legionellen. Erfahrungen zeigen, dass Legionellen sich nicht nur in Warmwasserleitungen vermehren, sondern auch in Kaltwasserleitungen – bei Temperaturen über 25 °C.
Versuche mit größeren Dämmdicken machten deutlich, dass dies keinen Vorteil bringt, sondern lediglich eine kurzzeitige Verzögerung der Erwärmung von Kaltwasserleitungen. Aus diesem Grund müssen Installationssysteme im Kaltwasserbereich entwickelt werden, die einen häufigen Wasserwechsel realisieren. Reihen- und Ringleitungen sowie spezielle Strömungsteiler können für einen häufigeren Wasserwechsel eine Lösung darstellen.

Zu heiß im Schacht: Während Kaltwasser in einer ungedämmten Stockwerksleitung (schwarz) bei Stagnation nach einer Stunde 25 °C überschreitet, verzögert sich der Prozess durch Dämmung lediglich auf gut drei Stunden (hellgrün). Nur ein Wasserwechsel vermeidet das Problem.

 

Planung von Trinkwassererwärmern
Die DIN 1988-200 legt die Rahmenbedingungen zur Planung von Trinkwassererwärmern fest. Im Mittelpunkt stehen dabei Energieeffizienz und Hygiene. Kritik wurde in der Vergangenheit laut, weil Planer oder Praktiker beides oftmals nicht miteinander vereinbaren konnten – vielmehr stand ein „entweder oder“ zur Diskussion.
Jetzt gibt es einen Kompromiss, den Wärmepumpen-Hersteller und Hygieniker zur Errichtung von Trinkwassererwärmern erzielt haben. Nach wie vor bleibt es dabei, dass alle zentralen Trinkwassererwärmer mit Temperaturen von mind. 60/55 °C (Speichertemperatur/Zirkulationsrücklauftemperatur) erstellt werden sollen. Ausnahmen können bei zentralen Trinkwassererwärmern mit hohem Wasseraustausch zugelassen werden (z. B. in Ein- und Zweifamilienhäusern). Allerdings müssen die Anlagen so gebaut sein, dass bei Bedarf das Temperaturpaar 60/55 °C erreichbar ist. In Gebäuden, in denen alle drei Tage ein regelmäßiger Wasseraustausch stattfindet, kann nach Vereinbarung mit dem Betreiber und bei Nennung der Risiken die Betriebstemperatur auf 50 °C reduziert werden. Für dezentrale Trinkwassererwärmer wie Untertischgeräte mit 5 oder 10 l Inhalt bestehen keine Sollwert-Anforderungen.
Bei Gruppen-Trinkwassererwärmern, müssen mindestens 50 °C am Austritt herrschen. Bei Durchlauferhitzern mit einem nachgeschalteten Leitungsvolumen von weniger als 3 l im Fließweg sind keine Sollwert-Anforderungen gestellt.
Aus hygienischen Gründen sollen nicht Trinkwassererwärmer, sondern Pufferspeicher (ausschließlich für Heizungswasser) zur Wärmespeicherung dienen. Von dort lässt sich über einen Wärmetauscher (Systemtrennung) die Wärme einem Trinkwassererwärmer zuführen und auf 60 °C erwärmen.

Mit dem neuen Zeichen symbolisiert der SHK-Betrieb seine Qualitätssicherung in der Grundstücksentwässerung.

 

Gütegemeinschaft Grundstücksentwässerung
SHK-Betriebe, die zukünftig bei der Inspektion und Sanierung von Grundstücks­entwässerungen tätig sein wollen, brauchen eine besondere Qualifikation. Darauf drängen Städte und Gemeinden in zunehmendem Maß. Dieses zusätzliche Fachwissen sowie die Einhaltung von Güte- und Prüfbestimmungen für die Grundstücksentwässerung symbolisiert in Zukunft ein neugeschaffenes Gütezeichen. Dazu hat der ZVSHK zusammen mit der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall) die neue Gütegemeinschaft Grundstücksentwässerung gegründet. Mit eingebunden ist die Überwachungsgemeinschaft Technische Anlagen der SHK-Handwerke (ÜWG-SHK). Informationen zu Aufnahmebedingungen und Schulungsangeboten für Mitgliedsbetriebe gibt es über die Landesfachverbände.

 

Alles Gute für den Ruhestand wünschen Hans-Joachim Hering (Vize) sowie der Bufa-Vorsitzende Fritz Schellhorn (v.l.): Gut 13 Jahre war Udo Proske für den Fachverband Baden-Württemberg in der Bufa SHK.

 


Matthias Wagnitz (ZVSHK) über den Umbau des nationalen Energiekonzeptes: „In lastarmen Zeiten ist schon um 2020 damit zu rechnen, dass der Strom aus regenerativen Quellen den fossilen Strom komplett verdrängt.“


Jens Schwekendiek (Stiebel Eltron) über die Verwendbarkeit von Wärmpumpen: „In Zukunft steuert das EVU die Wärmepumpe, nicht der Betreiber. Denn so lässt sich Strom in Form von Wärme speichern.“

 

Alexander von Rohr (Isocal) zu den Bestimmungen für die Gebäudekühlung: „Jedes Gebäude, das gekühlt wird, muss in Zukunft nachweisen, dass ein Teil der benötigten Energie regenerativ erzeugt wird.“

 

Prof. Bernd Rickmann (FH Burgsteinfurt) zur Optimierung von Trinkwasserinstallationen: „Ist rechnerisch DN 25 oder 32 vorgegeben, lassen sich die Anforderungen durch eine Ringleitung DN 20 durchaus in den Griff bekommen.“

 

Franz-Josef Heinrichs (ZVSHK) über Kommentare und Normen, die jeder Fachbetrieb griffbereit haben sollte: „Die DIN 1986 Abwasser, die DIN 1988 Trinkwasser sowie die TRGI Gas-Installation – diese drei Nachschlagewerke muss jeder Betrieb haben!“

 

Andreas Müller (ZVSHK) zur Problematik mit wandhängenden Heizgeräten: „Es geht nicht nur um Steinbildung, es geht auch um Korrosion. Das zeigen Schadensfälle.“

 

Jörg Schütz (Fachverband Bayern) zur aktuellen Schallschutz-Normung: „Für Heizgeräte, die zur Nutzung im eigenen Bereich bestimmt sind, werden keine Anforderungen kommen.“

 

Prof. Gerald Lange (Bufa-Mitglied aus Niedersachsen) zum neuen Studiengang in Siegen: „Wenn im SHK-Betriebbetriebswirtschaftliche Belange genauso wichtig sind wie die technischen, dann ist der Studiengang genau das Richtige.“


Aktuelles in Kürze
• Das Thema Steinbildung ist noch immer nicht befriedigend gelöst. Die vom ZVSHK und BDH herausgegebene Fachinformation wird von Herstellern nicht oder nicht eindeutig umgesetzt. Während die VDI 2035 Blatt 1 durch die Fachinformation abgedeckt wird, gibt es für das Blatt 2 noch keine praxisgerechte Interpretation.
Wichtig ist für den Handwerksbetrieb, dass ihm der Hersteller für das jeweilige Gerät in der jeweiligen Einbausituation eine Freigabe erteilt. Als Vorlage hilft ein entsprechendes Freigabe-Formular, das die Landesfachverbände ihren Mitgliedsbetrieben zur Verfügung stellen.
• Die Schallschutz-Norm DIN 4109 wird auf absehbare Zeit nicht freigegeben. Mit ein Grund sind neue Prüfmethoden, die teilweise vor Ort zu höheren Schalldruckpegeln führen. Auch fordert der ZVSHK, dass Schallschutzanforderungen für den eigenen Bereich der DIN 4109 entnommen werden sollen.
• Die Schallschutz-Richtlinie VDI 4100 entspricht in der Stufe 1 der DIN 4109, die Stufen 2 und 3 behandeln den erhöhten Schallschutz. Nach einer ersten Einspruchsberatung ist eine weitere für den Herbst geplant. Beabsichtigt ist, dass mit dem Weißdruck im Februar 2012 die Freigabe erfolgt.
• Die Fachregel Heizungs-Optimierung macht deutlich, wie der Mitgliedsbetrieb seinen Kunden eine Standard- bzw. Premiumleistung anbieten kann, um die Heizungsanlage zu modernisieren. Von der dazu passenden Software ZV-Plan sind inzwischen über 1000 Lizenzen im Markt. Wer an einer Schulung zur Fachregel Heizungs-Optimierung teilnehmen möchte, wendet sich an seinen Landesfachverband.
• An der Fachhochschule Südwestfalen in Siegen entsteht der neue Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen – Gebäudesystemtechnologie. Diese Qualifikation mit dem Abschluss Bachelor of Engineering sieht sich als Brückenschlag zwischen den Wirtschaftswissenschaften und den Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Erneuerbare Energien. Erwarteter Einsatzort für die Absolventen sind Industrie, Wohnungswirtschaft und SHK-Betriebe mit gehobenen betriebswirtschaftlichen Anforderungen. Für die Entwicklung des Studiengangs ist Bufa-Mitglied Gerald Lange (Niedersachsen) als Professor an die FH berufen worden. TD


ZVSHK – Termine – Daten – Informationen (Änderungen vorbehalten)
Datum / Veranstaltung
22. September 2011 / Ölsymposium, Stuttgart
12. - 14. Oktober 2011 /SHKG, Leipzig
27. Oktober 2011 / Symposium Datenkommunikation, Frankfurt/M.
16. - 17. Januar 2012 / Gemeinschaftstagung „Gebäude- und Grundstücksentwässerung“, Fulda
29. Februar / 01. März. 2012 / Klempnertag, Congress Centrum Würzburg
7. - 10. März 2012 / SHK Essen, Essen
15. - 19. April 2012 / Light + Building, Frankfurt/M.
18. - 21. April 2012 / IFH/Intherm, Nürnberg
22. - 24. November 2012 / GET Nord, Hamburg

ZVSHK Direkt: Tel.: 02241 9299 - 0, Fax: 02241 21351, E-Mail: info@zvshk.de,  Internet: www.wasserwaermeluft.de


www.wasserwaermeluft.de

 


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