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Schatzsuche im Kanal

2. Deutscher Kanalnetzbewirtschaftungstag, 1. Oktober 2014 in Geisingen/Donau

 

 

 

Schmuck und Münzen wird man in der Kanalisation selten finden. Sonstige Ablagerungen sind nicht wertvoll genug, um sie zu heben. Doch bei der im Abwasser mitgeführten Wärme kann es sich durchaus lohnen, sie zu „bergen“. Das hängt vom Einzelfall ab. Der eigentliche Schatz jedoch ist die Einsparung von Betriebskosten, die durch gekonntes Management gelingt – und der Werterhalt der Kanalisation, der sich durch bestmögliche, aber preiswerte Sanierung ergibt. 

Nach dem erfolgreichen Auftakt 2013 mit mehr als 250 Teilnehmern bestimmt nun ein 7-köpfiger Lenkungskreis die Geschicke der zukünftigen Veranstaltungen mit dem Titel Deutscher Kanalnetzbewirtschaftungstag. „Aus heutiger Sicht ist ein jährlicher Turnus geplant“, so Dr.-Ing. Igor Borovsky, Vorsitzender der Technischen Akademie Hannover (TAH). „Wir sind als Veranstalter gespannt, ob der Ort Geisingen am Schnittpunkt von Donau und Autobahn A81 sich für diese Tagung auf Dauer etabliert.“ Besucher aus dem Südwesten Deutschlands, aus dem deutschsprachigen Teil der Schweiz und aus dem Westen Österreichs erreichen ihn gut per Zug und PKW. Für alle anderen liegt Geisingen in 1-2 Stunden Entfernung von den Flughäfen Friedrichshafen, Stuttgart und Zürich. 

Neben dem Vorsitzenden der TAH sind mit Dipl.-Ing. Franz Hoppe, Dr.-Ing. Holger Hoppe und Prof. Dr.-Ing. Karsten Körkemeyer weitere Experten im Lenkungskreis des Kanalnetzbewirtschaftungstages, die bereits am 6. Juni 2013 bei der Auftaktveranstaltung mit von der Partie waren. Damals wurden parallel zwei Themenblöcke angeboten, zwischen denen die Teilnehmer wechseln konnten. Auch am 1. Oktober 2014 wird das so sein. Es geht im dem einen der beiden Blöcke, dem Fachkongress Kanalsanierung, um Zustandserfassung, Sanierungsverfahren, statische Betrachtung, Nutzungsdauer sowie Werterhaltung. Im anderen Block mit dem Thema Kanalnetzbewirtschaftung werden folgende Themen vorgestellt: Konzeption und Betrieb, Software und Modellierung, Umgang mit Messdaten, Steuerung und Steuerbauwerke, Abwasserwärmenutzung. 

Mit einer modernen Netzbewirtschaftung werden nicht nur die Abwasserströme bedarfsorientiert gesteuert, auch die darin enthaltene Energie lässt sich zurückgewinnen. Als Referenten der Tagung konnten Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gewonnen werden, die bei Bau und Betrieb von Kanälen neue Ideen umsetzen und dabei gewonnene Erfahrungen preisgeben. Die Moderation des Themenblocks Kanalnetzbewirtschaftung und den Einführungsvortrag übernimmt Prof. Dr.-Ing. Frank W. Günthert von der Universität der Bundeswehr München.

Vorrangig Regenrückhaltung oder Wärmerückgewinnung?

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in die Bewirtschaftung des Kanalnetzes? Welche Maßnahmen sind vorrangig? „Die Ableitung, Behandlung und Bewirtschaftung von Niederschlagswasser nehmen im politischen Raum eine hohe Wertigkeit ein. Dies geschieht auch im Hinblick auf die Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), eine Verschlechterung des Zustandes der Gewässer zu vermeiden“, schrieb die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) aktuell in der Einladung zu den 13. Regenwassertagen im Juli 2014.

Wie die Fachöffentlichkeit beim 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstag erfuhr, nutzen die Stadtwerke Hürth seit Jahren schon Stauraumvolumen durch Kaskadierung. In Kaiserslautern ist das auch der Fall. Aus zwei Vorträgen lernen die Teilnehmer am 1. Oktober dieses Jahres Details zu Projektierung und Bau sowie zu Integration der MSR-Technik und Optimierung des Betriebs kennen. In Wuppertal war die Regenwasserbehandlung das Motiv zum Einstieg in die verschmutzungsabhängige Kanalnetzsteuerung. Erfahrung und Weiterentwicklung in Zusammenhang mit einem Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist das Thema von Dipl.-Ing. Christian Massing, Wuppertaler Stadtwerke. Von der Stadtentwässerung Dresden wird Thomas Würfel vortragen und über 20 Jahre (!) Kanalnetzsteuerung berichten. 

Mit dem Thema der großen steuerbaren Volumen in Graz ist Österreich vertreten. Der Beitrag stammt von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dirk Muschalla, TU Graz. Aus der Schweiz reist Dipl.-Ing. Ruedi Moser an, einer der Partner der Hunziker Betatech AG, Winterthur. Er zeigt Abwärmenutzung und Energieeffizienz am Beispiel von Kläranlagen. Die Netzbewirtschaftung und die Wärmerückgewinnung zusammenführen möchte Prof. Dr.-Ing. Karsten Körkemeyer von der TU Kaiserslautern. Er propagiert in seinem Vortrag den Einklang der beiden Aspekte. In fast prophetischer Manier, wissenschaftlich fundiert mit Zahlen und Fakten untermauert, sprach er bei der vorjährigen Veranstaltung in Geisingen über die Möglichkeit, Abwasserleitungen als Nahwärmenetz gezielt einzusetzen. Dazu müssten Kraftwerke, Industrie und Gewerbe bei geeigneten Voraussetzungen Abwärme in den Kanal abgeben, anstatt in die Flüsse oder in die Atmosphäre. Seiner Meinung nach ließen sich bei höherem Wärmepotential im Kanal wegen der höheren Vorlauftemperaturen Wärmepumpen effektiver betreiben. Körkemeyer plädiert dafür, die bauliche Sanierung von Kanälen zu kombinieren mit dem Einbau von Wärmetauschern und dadurch finanzielle Mittel besonders effizient zu verwenden. 

Reparatur, Renovierung oder Erneuerung?

Dass sanierte Kanäle eine Voraussetzung für die zukunftsfähige Bewirtschaftung des Netzes sind – mit oder ohne Wärmerückgewinnung – ist einleuchtend. Folgerichtig bieten die Veranstalter des 2. Deutscher Kanalnetzbewirtschaftungstages in parallel stattfindenden Blöcken beide Themen, die Netzbewirtschaftung und die Sanierung, an. Dipl.-Ing. Franz Hoppe von Hamburg Wasser moderiert den Block Sanierung, in dem der Planer Dipl.-Ing. Markus Vogel mit seinem Vortrag zur VOB/C und DIN 18 326 die vergaberechtliche Dimension beleuchtet. Die 2012 novellierte VOB ist um diese Norm, und somit um die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen, ergänzt worden. Nur wenn die Angaben des Auftraggebers in der Ausschreibung korrekt und aktuell sind, ist mit einer werterhaltenden Ausführung zu rechnen. Weitere Referenten stellen Lösungen zum Reparieren, Renovieren und Erneuern von Kanalstrecken vor. 

Doch was nützt all dieses Fachwissen, wenn uns in der beruflichen Praxis die Zeit fehlt – wenn wir in unbewusste Muster verfallen, die verhindern, dass wir Notwendigkeiten, auch wenn sie manchmal unangenehm sind, optimal und effizient auf die Reihe bringen? Dr. Marco Freiherr von Münchhausen ist in beiden Veranstaltungsblöcken präsent mit seinem Vortrag „Die Zeit im Griff, so macht auch der innere Schweinehund mit“. Seine Tipps helfen den Zuhörern zu erkennen, was regelmäßig bei der Terminplanung mit ihnen passiert, in welche Fallen sie tappen und mit welchen einfachen Maßnahmen sie künftig verhindern können, dass ihre entscheidenden Vorhaben aus Zeitmangel auf der Strecke bleiben. Und so verläuft die Schatzsuche doppelt erfolgreich: Betriebswirtschaftliche Vorteile für die Kanalnetzbetreiber und Impulse für die persönliche Alltagsstrukturierung. 

Das detaillierte Programm des 2. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstages kann angefordert werden bei info@ta-hannover.de. Wer Zeit gewinnen möchte, ruft die Informationen im Internet unter www.netzbewirtschaftung.de ab.             (Klaus W.  König)

Wandel erfordert Weichenstellungen

Das neu erschienene DWA-Fachbuch skizziert technische und ökonomische Modelle für die Zukunft der Abwasserwirtschaft. Sinkende Bevölkerungszahlen und oftmals damit einhergehend sinkende Siedlungsdichten stellen die Wasserwirtschaft vor neue Herausforderungen. Unter dem Titel „Demografischer Wandel. Zukunftsfähige Abwasserkonzepte“ hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) ein Fachbuch herausgegeben, das Folgen der Veränderungen für die Branche beschreibt und Lösungsansätze vorstellt.

Der demografische Wandel wirkt sich unmittelbar auf die wasserwirtschaftliche Infrastruktur aus. Der verringerte Wasserabfluss führt zu Betriebsproblemen bei der Abwasserentsorgung, die sich in Kanalablagerungen, Geruch und Korrosion äußern. Abwassertechnische Anlagen funktionieren zwar weiterhin, sie werden aber ineffizienter und damit teurer. Vorhandene Systeme an den Wandel anzupassen, erfordert einen finanziellen Aufwand, der zwangsläufig zu Kostensteigerungen führt.

Das jetzt vorliegende Kompendium ist Ergebnis der dritten Tagung „Demografischer Wandel – Chancen für die Wasserwirtschaft?“, die die DWA zusammen mit der Bauhaus-Universität Weimar und den kommunalen Spitzenverbänden im vergangenen Jahr ausgerichtet hat. In 20 Beiträgen stellen Praktiker aus den Kommunen sowie Experten aus Lehre und Forschung Konzepte und Strategien vor, wie die Wasserwirtschaft die Versorgungssicherheit gewährleisten und die Preise zugleich möglichst stabil halten kann. 

Das im Mai 2014 erschienene Buch (ISBN 978-3-944328-32-4) umfasst 312 Seiten und ist zum Preis von 39 Euro (fördernde DWA-Mitglieder zahlen 31,20 Euro) über info@dwa.de oder unter www.dwa.de/shop erhältlich.

 


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