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Abwasser im Gebäude sicher ableiten

Entwässerungsanlagen – ein wichtiges Instrument im Orchester der Hausinstallation

Falsch herum eingebaute Reduzierung - sie müsste scheitelgleich sein (nicht sohlengleich), um Rückspülungen mit Ablagerungen und Luftabschluss zu vermeiden.

Falsch gedrehte Reduzierung: Dadurch kommt es zu Einspülungen in die kleine Leitung.

Abwasserstand im Labor der Max-Taut-Schule (Oberstufenzentrum für Versorgungstechnik) in Berlin.

Beispiele für Brandschutzlösungen. Sie kommen zum Einsatz, wenn Rohre Brandabschnitte durchdringen – seien es Decken oder Wände.

 

Entwässerungsanlagen wird manchmal nicht die Beachtung geschenkt, die sie verdienen. Mag es an der gewachsenen Beachtung der hygienischen Bedingungen in den Trinkwasseranlagen liegen oder auch an den gestiegenen Wasserpreisen, dass über die Trinkwasser-Installation mehr gesprochen und auf diesem Gebiet auch mehr geschult wird. Wichtig ist aber, dass das Wasser, das entnommen und für verschiedene Verwendungsbereiche benutzt wird, dann auch wieder ordnungsgemäß abgeführt wird.

Rechtliche Grundlagen
Bereits seit dem Jahr 1928 gibt es in Deutschland eine Norm, die schon damals DIN 1986 hieß. Nach Jahrzehnten mit der Norm „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“ begann im Jahr 2001 eine neue Ära – es erschien die erste europäische Abwassernorm, die DIN EN 12056. Sie behandelt nur „Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden“. Eine weitere Norm, DIN EN 752, regelt „Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden“. Beide Normen decken nicht alles ab, was vorher die DIN 1986 geregelt hatte. Aus diesem Grund wurde es nötig, Ergänzungen vorzunehmen. Dies geschieht mit Restnormen. Es sind:

  • DIN 1986-100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056,
  • DIN 1986-3: „Regeln für Betrieb und Wartung“,
  • DIN 1986-4: „Verwendungsbereiche von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe“,
  • DIN 1986-30: „Instandhaltung“.


Betrieb von Entwässerungsanlagen
Den Entwässerungsanlagen wird in der Praxis nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, da nicht jeder Fehler bei der Planung und in der Ausführung sofort zu einem Problem führt.

Anforderungen an Bauteile
Entwässerungsanlagen müssen verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. So müssen Bauteile für Entwässerungsleitungen wie Rohre, Formstücke und Abläufe korrosionsbeständig gegen alle im Haushalt vorkommenden Abwässer sein. Entwässerungsanlagen sind so zu installieren, dass die Anlagen leer laufen können sowie Geräuschbildung und -übertragung weitgehend vermieden werden.

Geruchsverschlüsse
Geruchsverschlüsse schützen davor, dass Gerüche aus den Sanitärgegenständen in den Raum austreten. Dazu haben sie eine gewisse und durch die Norm festgelegte Sperrwasserhöhe von 50 mm. Aber gerade bei flachen oder bodengleichen Duschen werden häufig Geruchsverschlüsse mit geringeren Sperrwasserhöhen eingesetzt. Für den Installateur ist es deshalb wichtig, dass er den Bauherrn über diesen Sachverhalt informiert und ihn dahingehend aufklärt, dass der Nutzer immer für ausreichend Sperrwasser im Geruchsverschluss sorgen muss. Denn Sperrwasser verdunstet und bei längerer Abwesenheit, z.B. Urlaub oder bei Leerstand, können Geruchsprobleme auftreten.

Reduzierungen
Immer wieder werden Reduzierungen nicht scheitelgleich, sondern sohlengleich oder mindestens „gedreht“ eingebaut. Begründet wird dies dann damit, dass die Anschlusshöhen nicht eingehalten werden können. Das stimmt sicherlich in gewissem Sinne, aber zum einen lassen sich bautechnische Lösungen finden. Zum anderen bietet die Industrie seit längerer Zeit Sonderformstücke wie Schachtabzweige u.ä. an, die eine richtige und platzsparende Leitungsführung erlauben. Diese „Problemlöser“ werden noch viel zu wenig eingesetzt.
Werden diese Reduzierungen falsch verwendet, kann es zu Ablagerungen in den kleineren Leitungen, zum Luftabschluss sowie zu unangenehmen Geräuschen in Verbindung mit dem Absaugen des Geruchsverschlusses kommen. Eine Ausnahme gibt es mit der DIN 1986-100: In Grundleitungen sind die Reduzierungen wegen der besseren Inspizierbarkeit sohlengleich einzubauen.

Be- und Entlüftung
Die richtige Be- und Entlüftung von Schmutzwasserleitungen ist sehr wichtig für den ordnungsgemäßen Betrieb von Entwässerungsanlagen. Einerseits haben die Entwässerungsanlagen die Aufgabe, Faulgase abzuleiten und damit die Kanalsysteme zu schützen und andererseits muss der Unterdruck im System ausgeglichen werden. Dazu muss Luft nachströmen können. Eine Grundforderung lautet daher, dass die Schmutzwasserfallleitungen in unveränderter Dimension und möglichst geradlinig über das Dach geführt werden. Dort sollten sie möglichst offen enden, also ohne Hauben u.Ä.
Belüftungsventile, die in Deutschland offiziell seit 2001 eingesetzt werden dürfen, sind auf Fallleitungen generell nicht zulässig. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme, nämlich wenn in einem Ein- oder Zweifamilienhaus bereits eine Fallleitung als Hauptlüftung über Dach geführt wurde, kann eine vorhandene zweite Fallleitung unter Einhaltung weiterer Beschränkungen mit einem Belüftungsventil unter der Dachhaut enden. Zusätzliche Lüftungsleitungen sind erforderlich, wenn Anschlussleitungen länger als 4 m sind. Auch für diese Anwendungsfälle können Belüftungsventile eingesetzt werden.
Die Luftverhältnisse in den Schmutzwasserleitungen sind nicht immer leicht zu verstehen. Am Oberstufenzentrum für Versorgungstechnik in Berlin werden daher die Auszubildenden an Abwasserwänden mit gläsernen Rohren und Drucksensoren mit dieser Thematik vertraut gemacht. Und nicht selten wird gestaunt, da hier auch Fehler gezeigt werden, die manchmal tägliche Baustellenpraxis sind.
Auch Hersteller von Abwasserprodukten haben Demonstrationswände geschaffen, die die Hydraulik in Abwasseranlagen visualisieren. Allen voran ist der Abwasserturm von Geberit in Pfullendorf zu nennen. Hier lassen sich Fehler simulieren und die Auswirkungen auf z.B. andere Entwässerungsgegenstände sichtbar machen.

Rückstauschutz
Das Thema „Rückstau und Rückstauschutz“ wird gerade in Verbindung mit sich ändernden Regenereignissen wichtiger. Um den richtigen Rückstauschutz auszuwählen, ist es wichtig, sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Generell lässt sich sagen, dass der sicherste Rückstauschutz über eine Abwasserhebeanlage erreicht werden kann. Die Industrie bietet für unterschiedlichste Anwendungsfälle ein umfassendes Portfolio an Hebeanlagen an.
Rückstauverschlüsse können eingesetzt werden, wenn ein Gefälle zum Kanal besteht, der Benutzerkreis klein ist und diesem ein weiteres WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht, bei Rückstau keine wesentlichen Sachwerte gefährdet sind und auf die angeschlossenen Entwässerungsgegenstände im Rückstaufall verzichtet werden kann. Durch diese Bedingungen schränkt sich der Anwendungsbereich der Rückstauverschlüsse schon wesentlich ein. Für bestimmte Einsatzbereiche, vor allem in Einfamilienhäusern und kleineren Nutzungseinheiten, stehen auch „Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung“ nach DIN EN 12050-3 zur Verfügung.
Dem Installateur obliegt die Aufgabe, den Betreiber in den richtigen Umgang mit der Schutzeinrichtung – einschließlich deren Wartung – einzuweisen. Denn für den Hauseigentümer ist es sehr ärgerlich, wenn zum aufgetretenen Schaden dann noch der Ärger mit dem Sachversicherer dazu kommt.

Brandschutz
Ein weiterer Aspekt kommt hinzu, wenn Rohrleitungen Brandabschnitte durchqueren. Gerade beim Übergang von Anschlussleitungen in die Fallleitungen kommt es immer wieder zum Materialwechsel. Um die richtige Verlegung im Sinne des vorbeugenden baulichen Brandschutzes vornehmen zu können, müssen die Anforderungen der jeweiligen Landesbauordnung bekannt sein.

Schlussbemerkung
Wenn die in diesem Artikel gegebenen Hinweise eingehalten werden, wird auch in Zukunft das Abwasser sicher und zuverlässig abgeleitet und Ärger von Planern, Installateuren und Bauherrn ferngehalten. Viel Erfolg dabei.
Autor: Karl-Heinz Brandenburg, Mitglied des Normenausschusses „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“, Lehrer am Oberstufenzentrum Versorgungstechnik Berlin, Lehrbeauftragter an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin, Mitglied im Bundesverband freier Sachverständiger.

Bilder: Brandenburg

 


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