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Zwanzigelf

Es ist nun mehr als zwei Jahre her, als die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise das Leben der Menschen einhüllte. Auch Deutschland wurde nicht verschont und stürzte das Land in die schwerste Rezession seit Jahrzehnten. Doch das ist bereits Geschichte. Denn milliardenschwere Bundeskredite und Kürzungen bei den Staatsausgaben haben das Land vor viel Schaden bewahrt. Die begleitende Schönrechnerei von Negativzahlen (wie bei den Arbeitslosen) schuf dabei die emotionale Haltung „Alles halb so schlimm“.

 

 

Und schon lief das vergangene Jahr 2010 wirtschaftlich deutlich besser als prognostiziert. Wenn zum Jahresende weniger als drei Mio. Arbeitslose in den offiziellen Statistiken genannt werden, ist das schon atemberaubend. Das Handwerk, über alle Bereiche hinweg, ist ohnehin mit einem blauen Auge davongekommen.
Und 2011? Die Großwetterlage zeigt sich ganz aktuell von seiner besten Seite (s. auch „Auftragslage anhaltend gut“ auf den Verbandseiten in diesem Heft). Wirtschaftsauguren melden ein Stimmungshoch nach dem anderen. Es gibt viel zu tun in Deutschland. Und da sind Fachkräfte rar. So mancher Arbeitgeber kann davon ein Liedchen singen. Für offene Stellen finden sich kaum geeignete Bewerber – kleiner Abstecher zurück in die IKZ-HAUSTECHNIK 1/2-2011: In jener Ausgabe ließen wir von zwei Experten in unserer Rubrik „Pro & Contra“ die Frage beantworten, ob es einen Fachkräftemangel im Handwerk gebe. Und selbst die Contra-Seite, in persona Karl Brenke vom DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), musste eingestehen, dass das aktuelle Stellenangebot im SHK-Handwerk größer ist als die Zahl der infrage kommenden Bewerber. Keine guten Aussichten also für das Jahr 2011.
Ab Mai könnte sich diese Situation ändern. Denn dann öffnen sich die Schleusen für Arbeitnehmer aus acht mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten. Diese sogenannte Arbeitnehmer-Freizügigkeit besagt, dass jeder das Recht hat, seine Arbeitskraft in einem Land seiner Wahl anzubieten. Wie stark die Grenzöffnung angenommen wird, lässt sich schwer beziffern. Die Prognosen schwanken zwischen einigen 10 000 und einigen 100 000 – bezogen auf Gesamtdeutschland.
Doch hat auch diese Medaille zwei Seiten. Der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) sieht einen neuen Preiswettbewerb am Horizont heraufziehen: Eine neue Konkurrenz unter den Handwerksbetrieben in der Form, dass tarifgebundene Unternehmen von den nicht organisierten unter Preisdruck gesetzt werden. Denn sobald der Lohn für Arbeitskräfte auf breiter Front oder auch nur regional sinkt, gerät das Gesamtgefüge aus dem Gleichgewicht. Dann muss der Handwerksunternehmer seine Kalkulation – die auf dem jetzigen Status quo basiert – anpassen, damit seine Deckungsbeitragsrechnung auch am Jahresende noch aufgeht. Daher sieht der ZVSHK in einem bundeseinheitlichen Mindestlohn für das SHK-Handwerk einen Ausweg. Doch sieht es derzeit nicht so aus, dass er zustande kommt. Lesen Sie dazu mehr im Verbandsteil dieser Ausgabe.
Arbeitskräfte – eine Wohl- oder Weh-Thematik, die jeden einzelnen angeht.

Detlev Knecht
Stv. Chefredakteur IKZ-HAUSTECHNIK
d.knecht@strobel-verlag.de

 


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