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Recht auf Anerkennung

 

Wir arbeiten, um zu leben oder leben wir, um zu arbeiten? Diese doch wohl eher philosophische Frage endet meist in langen Diskussionen und führt in der Regel nur selten zu einem eindeutigen Ergebnis. Es liegt eben im Sinne des Betrachters. Ebenso wie die Fragestellung, wer welche Anerkennung verdient und wie hoch die daraus resultierende Bezahlung ausfallen muss. Daher ist bei Lohn- und Gehaltsverhandlungen eine gewisse Kompromissbereitschaft der Beteiligten unumgänglich. Ansonsten werden schnell Außenstehende zu Opfern, wie in jüngster Zeit zu beobachten war: Verschiedene Verkehrs-Gewerkschaften setzten sich für die Belange ihrer Mitglieder ein und zeigten dabei wenig Toleranz gegenüber den Reisenden. Der entstandene wirtschaftliche Schaden ist immens. Als weiteres Beispiel für eine absolute Positionierung, ohne über die Folgen nachzudenken, kann der Sozialbereich um Erzieher und Erzieherinnen genannt werden. Der Beweggrund: Die Aufgaben und damit die Qualifikation seien in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden, was eine bessere Bezahlung rechtfertige.
Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang für mich stellt: Betrifft das nicht die meisten Branchen? Betrachtet man beispielsweise das SHK-Handwerk, so ist auch hier ein Qualifikationsanstieg zu verzeichnen. Die Zeiten des „einfachen Lötis“ sind längst gezählt. Immer komplexere Normen und Regelwerke müssen nicht nur verstanden sondern auch richtig umgesetzt werden. Nicht zuletzt zeigen sich zudem Erweiterungen durch neue Tätigkeitsfelder wie die Gebäudeautomation. Leider ist diese Entwicklung dem Kunden nicht bewusst, sodass oftmals die passende Honorierung ausbleibt: Die Preisbildung wird kritisiert, An- und Abfahrtszeiten sorgen für Diskussionsstoff und geleistete Vorarbeiten werden vom Kunden als kostenloser Service verbucht. Was da oftmals bleibt ist Frust. Dabei hat doch Qualität ihren Preis – oder?
Ob und wie weit die Tarifforderungen der Gewerkschaften gerechtfertigt sind, darüber mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Allerdings können wie man sieht Parallelen zur SHK-Branche gezogen werden. Denn ihr obliegt eine große Verantwortung. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert und vieles wird sich noch verändern. Das Fachhandwerk muss sich neben seiner Haupttätigkeit mittlerweile mit zahlreichen Nebenschauplätzen arrangieren. Das setzt eine hohe Qualifikation voraus. Daher sollte mit Stolz und Recht dem Kunden deutlich gemacht werden, welche Vielseitigkeit die Branche tagtäglich zeigen muss. Am besten im Rahmen eines persönlichen Gesprächs, in dem man die einzelnen Positionen der Rechnung mit Erklärungen untermauert – ganz ohne Streik und Kollateralschäden. Vielleicht lassen sich dadurch mehr Verständnis und ein höherer Stundenverrechnungssatz realisieren. Denn auch Ihre Leistungen haben Recht auf Anerkennung.

Fabian Blockus
Redakteur
f.blockus@strobel-verlag.de

 


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