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Nicht die Butter vom Brot nehmen lassen

Nicht nur die Marktsegmente Sanitär und Heizung boomen derzeit, auch der Markt für Wohnungslüftungsanlagen wächst kontinuierlich: Allein 39.000 neu installierte Wohnungslüftungs-Zentralanlagen mit Wärmerückgewinnung meldete der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik in seiner Jahresstatistik für 2011.

 

Nicht eingerechnet sind die unterschiedlichen dezentralen Lösungen der einschlägigen Lüftungs-, aber auch Fensterhersteller. Dieser Wachstumstrend scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen.
Auch wenn die nackten Zahlen im Verhältnis zu den insgesamt rund 40 Mio. Wohnungen in Deutschland noch bescheiden anmuten, so fallen die Prognosen für die mechanische Lüftung durchweg optimistisch aus. Im Neubaubereich beispielsweise dürfte allein aus hygienischen Gründen auf eine Wohnungslüftung in der Regel nicht verzichtet werden. Die Praxis zeichnet indes ein anderes Bild – noch.
Zahlenmäßig weitaus größer sind die Potenziale der Wohnungslüftung im Zuge der Altbaumodernisierung. Hier gibt es gleich mehrere Ansätze: Zum einen gehört die Wohnungslüftung bei einer umfassenden energetischen Gebäudesanierung einfach dazu – Stichwort luftdichte Gebäudehülle. Zum anderen ist Schimmel ein weit verbreitetes Übel in Altbauten: Laut einer Studie der Universität Jena sollen mehr als 20% von ihnen offensichtliche Schimmel- und Feuchteschäden aufweisen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Lüftungsanlagen können hier einen gesundheitspräventiven Beitrag leis­ten, denn sie führen die im Haushalt entstehende Feuchtigkeit kontinuierlich und zudem unabhängig vom Nutzerverhalten ab. Natürlich beseitigen sie nicht die Ursache des Problems. Die liegt in den meis­ten Fällen in der bauphysikalischen Natur alter, ungedämmter Gebäude. Lüftungsanlagen sorgen aber dafür, dass sich geruchsaktive Verbindungen und Stoffwechselprodukte nicht in der Raumluft anreichern können.
TGA-Planer und Bauausführende, die bei Neubau oder Renovierung eines Wohnhauses auf eine kontrollierte Lüftungsanlage verzichten, begeben sich also auf dünnes Eis. Und doch gehört die Wohnungslüftung nur bei den wenigsten SHK-Betrieben zum Kerngeschäft. Vielmehr überlässt die Branche das Feld viel zu häufig den Elektrikern und Fensterbauern, die längst die Marktchancen der Wohnungslüftung erkannt haben und entsprechend agieren.
Zugegeben, der Beratungs- und Überzeugungsaufwand ist nicht von der Hand zu weisen. Denn zum einen investiert der Kunde sein Geld häufig lieber in andere repräsentative Dinge als in eine mechanische Lüftung. Zum anderen steht auch der Architekt komplexer Technik mitunter skeptisch gegenüber und er sucht nach preiswerten Lösungen. Statt aufwendiger Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, Filter und Luftleitungen wird in der Folge nicht selten die maschinelle Lüftung über (billigere) integrierte Fensterlüfter favorisiert. Hauptsache, das Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 passt. Zur Freude der Fensterbauer.
Dass bei preiswerten Lösungen durchaus der Komfort – beispielsweise in Sachen Geräuschpegel, Temperaturverteilung oder Luftfilterung – auf der Strecke bleiben kann und welche Vorteile eine zentrale Lösung verspricht, darüber muss das SHK-Fachhandwerk aktiv, umfassend und vor allem wiederkehrend informieren. Denn letztendlich ist der Kunde davon zu überzeugen, dass in der Wohnungslüftung für ihn persönlich ein Mehrwert steckt. Auch wenn dieser Weg mitunter steinig ist: Unser Fachhandwerk darf sich nicht von anderen Gewerken vorschnell die Butter vom Brot nehmen lassen. Beraten, Verkaufen, Einbauen – und zwar vom SHK-Profi. Das ist der Weg. Die Lüftungstechnik ist schließlich ein fester Bestandteil des SHK-Berufsbildes – mit mehr als guten Perspektiven, meint

Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de

 


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