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Handeln ja, aber nicht allein

 

Wer die Tagespresse aufmerksam verfolgt, den dürfte der Bericht des Weltklimarats IPCC kaum überrascht haben. Hitzewellen, Starkregenereignisse, Erdrutsche, schmelzende Polkappen … die Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur sind in den Medien aktuell präsenter denn je.

Neu und gleichzeitig erschreckend ist dagegen die Geschwindigkeit, mit der sich dieser Prozess offenbar vollzieht: Die Erde wird sich bei der derzeitigen Entwicklung bereits gegen 2030 um 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt haben – und damit zehn Jahre früher als bislang prognostiziert, schlagen die Wissenschaftler Alarm. Zeit zu handeln bleibt also kaum – in dieser Dekade entscheidet sich maßgeblich der weitere Fortgang unseres Klimas. Das ist Fakt.

Zweifellos gibt es viele Ansätze, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Übrigens nicht erst seit heute, sondern schon seit vielen Jahren. Nur hat insbesondere die Politik – mit wenigen Ausnahmen – Weckrufe und Appelle der Wissenschaft schlicht ignoriert. Wirtschaftliche Interessen standen im Fokus. Nun zahlt der Bürger die Zeche für das Handeln oder besser Nichthandeln unserer Volksvertreter.

Verbesserungen in den Bereichen Verkehr, Industrie und Haushalt sind dringend notwendig, das ist längst bekannt. Insofern enthält die Erklärung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, mit einer raschen Abkehr von Kohle, Öl und Gas, den Ausbau der Sonnen- und Windkraft und die Produktion von grünem Wasserstoff die Treibhausgasemissionen zu begrenzen, wenig Neues. Gleichwohl aber ist es eine klare Botschaft (auch) an die SHK-Branche.

Überdies, das sei nur am Rande erwähnt, würde auch ein geringerer Fleischkonsum die Treibhausgasemissionen senken – und zwar sehr deutlich. Beim Verdauungsprozess von Schweinen und Kühen entstehen große Mengen an Methan. Das Steak auf dem Teller trägt damit ebenso zum Klimawandel bei wie ein alter Ölkessel.

Damit soll aber keine Diskussion über einen Veggiday losgetreten werden. Vielmehr wird deutlich: Der Klimawandel hat viele Väter. Und deshalb bedarf es auch nachhaltiger allgemeingesellschaftlicher Lebenskonzepte, meint man es ernst mit der Verantwortung für die nachfolgende(n) Generation(en). Allein die Vielzahl an Stellschrauben und unterschiedlichen wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Interessen lässt einen derartigen Paradigmenwechsel wohl im Keim ersticken.

Und zweifellos bedarf es mehr als einen nationalen Alleingang in Sachen Klimaschutz. Solange das Engagement insbesondere der großen, weltweiten Klimaverschmutzer auf sich warten lässt, solange sind nationale Klimaschutz-Bemühungen nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber vor dem Hintergrund des jüngsten Berichts des Weltklimarats doch erschreckend.

Markus Sironi
Chefredakteur und Handwerksmeister
m.sironi@strobelmediagroup.de

 


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