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Kaum noch Werkzeug, aber schnelleres Verlegen – Bei der Rohrinstallation in Gebäuden haben Steckverbindungen ihre Berechtigung

Kaum eine Verbindungstechnik vereint augenscheinlich so viele Vorteile auf sich wie das Stecken: Es lassen sich Rohrleitungen schnell, sicher und unkompliziert verbinden. Werkzeug wird nur zur Vorbereitung der Verbindung benötigt, für den Vorgang selbst werden außer der Kraft der Hände keine weiteren Hilfsmittel oder Maschinen benötigt. Diese Eigenschaften prädestinieren den Steckfitting für den Einsatz in engen Bausituationen. Daneben punktet er auch bei den Kosten. Die Anschaffung von Pressmaschinen und Pressbacken entfällt, Wartungskosten fallen somit nicht an. Gleichwohl sind bestimmte Einsatzgrenzen zu beachten.

Die Steckfittings von Fränkische, das System "alpex-plus", haben einen grünen Signalring. Ist er zu sehen, weiß der Installateur, dass er eine korrekte Verbindung hergestellt hat.

Mit dem Steckverbinder "Conex Push-fit" von IBP lassen sich Rohre aus unterschiedlichen Materialien verbinden: C-Stahl, Kupfer, Edelstahl. Er ist einsetzbar in der Heizungs- und Trinkwasserinstallation, Kühl- und Regenwasseranlagen.

Sanha weist beim "3fit-Press compact"-Fitting darauf hin, dass ein Kalibrieren und Entgraten des Rohres nicht notwendig ist. Zudem ist er mit der Funktion unverpresst undicht ausgestattet.

Bei Wavin heißt das System "smart-fix". Der Grundkörper des Steckfittings sowie der Fixierring bestehen aus PPSU (Polyphenylsulfon), die Kappen aus glasfaserverstärktem Polyamid. Im Zubehörprogramm finden sich Übergänge von einem Rohrmaterial auf das andere.

Beim Geberit-System "Push-Fit" zeigt der Steckindikator mit grüner Signalfarbe, dass ein Rohr dauerhaft in den Fitting gesteckt wurde. Einsetzbar ist er in der Trinkwasser- und Heizungsinstallation.

Seppelfricke bietet das Stecksystem "Tectite" für drei Rohrleitungsarten an: Kupfer, C-Stahl und Edelstahl. Sie alle sind im unverpressten Zustand undicht und lassen sich auch unter Putz verlegen. Das Bild zeigt einen Edelstahlfitting. Er ist demontier- und wieder verwendbar.

Das Installationssystem "Tecelogo" von Tece kommt als Anbinde- und Verteilsystem für Trinkwasser und Heizung zum Einsatz. Die Verbindung zwischen Rohr und Fitting lässt sich mit einem speziellen Demontageschlüssel wieder lösen. Rohr und Fitting bleiben dabei wiederverwendbar.

 

 

Die meisten Systeme sind schon seit Jahren erhältlich, also technisch ausgereift und praxiserprobt. Haupteinsatzgebiete der werkzeuglosen Verbindungstechnik sind die Sanitärinstallation, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung. Dazu sind auch andere Einsatzgebiete wie Industrie- und Prozesswässer möglich.

Werkzeugfreie Verbindungstechnik

Gerade in der Etagenanbindung von sanitären Einrichtungsgegenständen, dem Anschluss von Heizkörpern in mehrgeschossigen Wohngebäuden sowie in der Sanierung (speziell im bewohnten Zustand) und im Reparaturfall kann mit dem Steckverbinder erheblich Arbeitszeit eingespart werden. Diese Vereinfachung macht sich besonders in beengten, schwer zugänglichen Bausituationen (Vorwand/Schacht) bemerkbar. Je nach verwendetem System muss das Rohr mit einem spezifischen Werkzeug vorbereitet werden. Bei einigen ist dieser Verarbeitungsschritt nicht notwendig.
In aller Regel handelt es sich bei den Steckfittings um eine nicht mehr lösbare Verbindung. Bei einigen Herstellern – Tece, Fränkische, IBP, John Guest und Seppelfricke – kann die Verbindung wieder gelöst und der Fitting anschließend wieder verwendet werden. Bei Georg Fischer JRG sind nur die Module wieder verwendbar.

Den Normen entsprechend

Grundsätzlich gelten für die Steckfitting-Technologie wie für andere Verbindungstechniken und Rohrleitungssysteme alle in relevanten Normen definierten Anforderungen. Zu beachten ist, dass nach AVBWasserV (Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser) in einer Trinkwasseranlage nur Bauteile und Komponenten installiert werden dürfen, die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Den Nachweis oder die Bestätigung sollte der Hersteller geben. Nach dem Frabo-Urteil1) des OLG Düsseldorf lässt ein Prüfzeichen – z.B. das DVGW-Zeichen – nur die Vermutung zu, dass diese Regeln eingehalten sind. Darüber hinaus sind für den Einsatz in Trinkwasseranlagen die Anforderungen der aktuellen TrinkwV (Trinkwasserverordnung) zu erfüllen. Demnach sind bei Planung, Bau und Betrieb von Trinkwasseranlagen mindestens die anerkannten Regeln der Technik einzuhalten.
Stecken auch für Heizungsanlagen? Der Hersteller entscheidet, ob sein Rohrsystem für den Einsatz in Heizungsanlagen geeignet ist und welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen.

Bei Systemen eindeutige Gewährleistung

Man unterscheidet drei Arten:

  • Rohrleitungssystem mit Steckverbindungen,
  • Rohrleitungssystem mit mehreren Fittingarten und
  • Steckfittingsystem mit mehreren Rohrarten.

In den meisten Fällen handelt es sich um Komplettsysteme für Trinkwasser, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung mit einem dazugehörigen Fittingprogramm. Das zum Stecksystem gehörende Rohr von Fränkische lässt sich bis 20 mm Durchmesser sowohl verpressen als auch stecken.

Im Metallbereich auch systemübergreifend

Steckfittings, die für mehrere Rohrhersteller eingesetzt werden, findet man hauptsächlich bei metallischen Rohren. So könnte der Handwerker beispielsweise Kupferrohre von unterschiedlichen Herstellern, aber die Steckfittings nur eines Herstellers einsetzen. Im Gewährleistungsfall wird oft die nicht genaue Zuordnung als negativ dargestellt. Jedoch sind auch hier klare Verarbeitungsgrenzen zwischen den Komponenten gegeben, die im Gewährleistungsfall herangezogen werden können. Die Dimensionen beschränken sich bis auf Durchmesser zwischen 10 und 28 mm. Nur Seppelfricke bietet für Rohre aus Kupfer, Edelstahl und C-Stahl Steckfittings bis 54 mm an.

Rohr- und Fittingwerkstoffe

Bei Metallverbundrohren ist diese Wahlfreiheit nicht gegeben. Die Einschränkungen ergeben sich durch die Schichtdicken und den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Außendurchmessern. Auch Polybutenrohre haben je nach Hersteller verschiedene Rohrinnen- und -außendurchmesser. Daher dürfen nur die vom Hersteller frei gegebenen Kombinationen verwendet werden. Das ist ein wichtiger Faktor für den Gewährleistungsfall. Die Verwendung nicht zugehöriger Systemkomponenten führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Undichtigkeiten und zum Verfall eines Gewährleistungsanspruchs. Die Verwendung von Fittings und Kunststoffrohren verschiedener Hersteller sollte also tunlichst vermieden werden.
Bei den Kupferrohren unterscheidet man zwischen weichem, halbhartem und hartem Material. Es kann zudem innen verzinnt und außen verchromt oder mit Kunststoff ummantelt sein. Zudem gibt es C-Stahl- und Edelstahlrohre.
Fittings sind in Kunststoff oder Metall erhältlich. Die Anwendungsgrenzen werden je nach Konstruktion durch den Fittingwerkstoff, den Dichtungswerkstoff und gegebenenfalls durch das Halteelement gesetzt. Für Wässer außerhalb des ausgewiesenen Anwendungsbereiches und für Druckluft ist der jeweilige Hersteller einzubeziehen.
Zurzeit sind PPSU und PVDF als Kunststoff-Fittingwerkstoffe erhältlich. Werkstoffe für Metallfittings sind Messing verzinnt, entzinkungsbeständiges Messing, Rotguss, Kupfer und Edelstahl. Genauso gibt es die Kombination mehrerer Fitting-Werkstoffe in einem System, beispielsweise bei Geberit oder Sanha Kaimer.

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Drei Arbeitsschritte zur Herstellung der Verbindung

Wesentlich ist bei fast allen Systemen die Vorbereitung der Komponenten, das Zusammenfügen von Rohr und Fitting und die Kontrolle des Steckvorganges. Das Rohr wird mit einer Rohrschere oder einem Rollenrohrabschneider rechtwinklig abgelängt. Anschließend wird das Rohr mit einem Kombiwerkzeug in einem Arbeitsgang kalibriert, entgratet und angefast. So vorbereitet wird das Rohr in den Fitting gesteckt und die druckdichte Verbindung hergestellt. Abweichungen hinsichtlich der Arbeitsschritte sind je nach Systemen aber gegeben.
Die Überprüfung des Steckvorgangs erfolgt entweder optisch durch mehrere Sichtfenster im Steckfitting und zusätzlich durch farbige Signalringe und/oder akustisch durch ein Knacken oder Klicken. Bei manchen Systemen muss die Einstecktiefe markiert werden. Zusätzliche Sicherheitsmerkmale sind nicht erforderlich.

Geringer Werkzeugbedarf – geringe Investitionen

Werkzeuge werden nur vorbereitend benötigt. Je nach Rohrsystem und Rohrart ist der Grad der vorbereitenden Schritte unterschiedlich ausgeprägt. Ein spezielles Werkzeug ist meist nur notwendig zum Kalibrieren des Rohres, und um das Rohr zu entgraten bzw. anzufasen. Beide Vorrichtungen können in einem Werkzeug vereint in einem Arbeitsgang durchgeführt werden. Die für die Verbindung notwendige hohe Genauigkeit macht das exakte Arbeiten notwendig. Insbesondere hier gilt es, die Vorgaben der Hersteller genau zu beachten.
Die Investitionen für die Werkzeuge sind erfahrungsgemäß geringer als bei Pressfittings. Das ist ein Vorteil für Installateure, die hauptsächlich Dimensionen bis 25 oder 32 mm verarbeiten. Von Vorteil sind auch geringere Wartungs- und Ersatzkosten.
Steckfittings sind im Vergleich zu Pressfittings i. d. R. teurer. Das kann laut Aussagen der Hersteller durch die Verarbeitungsgeschwindigkeit mehr als ausgeglichen werden. Zu beachten ist, dass bei einigen Systemen ein höherer Anteil an Befestigungsaufwand entstehen kann. Meist macht sich das bei der Verlegung außerhalb der Vorwand bemerkbar.

Rohrdimensionen bis 50 mm

Vorzugsweise werden kleine Dimensionen zwischen 16 und 32 mm Durchmesser angeboten, bei Metallleitungen geht es auch kleiner. Somit lässt sich die komplette Installation von Ein- bis zu kleinen Mehrfamilienhäusern mit nur einem System realisieren.
Die Einsatzgebiete in der Trinkwasser-Etagenanbindung oder der Heizungsanbindung sind nicht zuletzt durch den Fittinganteil besonders hervorzuheben. Größere Dimensionen sind bis dato eher die Ausnahme. Bei Seppelfricke sind Steckfittings (für Kupfer- und Edelstahlrohre) bis 54 mm Durchmesser erhältlich, das System von Tece (für Mehrschichtverbundrohre) bis 50 mm. Das macht die komplette Installation von größeren Projekten inklusive Steigstrang aus einem Werkstoff und mit einer Verbindungstechnik möglich.

Hightech im Inneren

Im Steckfitting müssen ein Dicht- und ein Halteelement integriert sein. Je nach Fitting und Rohrart können Teile der Haltevorrichtung im wasserberührenden Teil liegen oder so angeordnet sein, dass sie nicht mit Wasser in Berührung kommen.
Die längskraftschlüssige Verbindung wird durch unterschiedliche Konstruktionen von Halteelementen erreicht. Die Hersteller sprechen in diesem Zusammenhang vom Gripring, der Klemmhülse, den Haltekrallen, dem Zahn-, Klemm- oder Fixierring oder vom Haltekeil. Bei Kunststoffrohren kann eine innere Stützhülse erforderlich sein.
Für die Anwendung ist letztlich entscheidend, dass die Verbindung sowohl bei unterschiedlichen Temperaturen und Drücken gewährleistet ist. Treten hohe Temperaturen auf, beispielsweise bei thermischen Solarsystemen, müssen die Hersteller in die Entscheidung einbezogen werden.
Die Dichtheit zwischen Rohr und Fitting erfolgt mit einem Dichtelement. Je nach Fittingkonstruktion erfolgt dies auf der Innenseite des Rohres oder außen. Als Dichtmaterial überwiegt EPDM. Zur Anwendung kommen O-Ringe (als einzelner oder doppelter) oder spezielle Dichtelemente.

Fazit

Der Steckfitting ist Stand der Technik und hat seinen Platz in der Installationswelt eingenommen. Zwar auf relativ niedrigem Niveau, doch gerade im Projektgeschäft (mit einem hohen Fittinganteil) kann sich die werkzeuglose Verbindungstechnik immer mehr etablieren. Das macht die Hersteller optimistisch, dass Steckfittingsysteme langfristig auch im Tagesgeschäft – für Ein- oder Zweifamilienhäuser – mehr nachgefragt werden und nicht mehr nur als eine Reparatur- oder Notlösung angesehen werden. Wenn man jedoch bedenkt, wie lang der Pressfitting gebraucht hat, um die Standardverbindung schlechthin zu werden, hat der Steckfitting noch Luft nach oben.

Autor: Dietmar Stump, freier Journalist

1) Siehe Artikel „Folgenreiches Urteil“ in IKZ-HAUSTECHNIK 19/2013 oder im Internet unter www.ikz.de

 


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