Werbung

Photovoltaik: Das Ländle könnte zu einem Musterländle werden

Baden-Württemberg hat im März vergangenen Jahres die so genannte „Freiflächenöffnungsverordnung“ in Kraft gesetzt – diese öffnet landwirtschaftliche Flächen in benachteiligten Gebieten des Landes für den Bau von Solarkraftwerken. Das wirft nicht nur Fragen der Landwirtschaft, des Natur- und Landschaftsschutzes auf, wie es von Seiten des Landes heißt, sondern auch des Landschaftsbildes.

Begriff wie „Solarpark“ und Kraftwerksbilder mit Blumen im Vordergrund suggerieren immer wieder, dass diese sich ästhetisch harmonisch in ein Landschaftsgefüge einbringen. Eine Studie des Bundesamts für Naturschutz kommt zu dem Ergebnis, dass dem Thema Landschaftsbild bei der Planung von Windkraft und Solarkraftwerken mehr Aufmerksamkeit gezollt werden muss. Bild: Pixabay

Unter dem Titel „Landschaftsbild und Energiewende“ ist nun ein zweibändiger Forschungsbericht erschienen, der in Bezug auf Windenergie-, Freiflächenphotovoltaik- und Biogasanlagen sowie Pumpspeicherkraftwerke eine zusammenfassende Analyse der landschaftsästhetischen Wirkungen der genannten Anlagen und deren Berücksichtigung in aktuellen Planungs- und Zulassungsverfahren liefert. Bild: Lena Wegmann, TUD, Bildmaterial piclease, TUD

 

Das Landschaftsbild sollte bei der Planung und Zulassung von Windenergie-, Photovoltaik- und Biomasseanlagen sowie von Pumpspeicherkraftwerken künftig eine größere Rolle spielen. Zu diesem Ergebnis kommt das Forschungsvorhaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) „Landschaftsbild und Energiewende“.

Verkannte Größen: Landschaftsbild und -ästhetik
„Landschaftsbild und Landschaftsästhetik werden in der Planung und Zulassung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien noch nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei ist das für die Akzeptanz unerlässlich. Eine der großen Herausforderungen der Energiewende besteht darin, neue gestalterische Qualitäten von Landschaften zu entwickeln“, kommentiert Prof. Dr. Catrin Schmidt, Professorin für Landschaftsplanung an der TU Dresden und Leiterin des Forschungsteams die Studie.

Zweibändiger Forschungsbericht
Unter dem Titel „Landschaftsbild und Energiewende“ erscheint nun der zweibändige Forschungsbericht, der in Bezug auf Windenergie-, Freiflächenphotovoltaik- und Biogasanlagen sowie Pumpspeicherkraftwerke eine zusammenfassende Analyse der landschaftsästhetischen Wirkungen der genannten Anlagen und deren Berücksichtigung in aktuellen Planungs- und Zulassungsverfahren liefert. Die Ergebnisse wurden im Zeitraum von 2015 bis 2017 unter Federführung der TU Dresden durch ein Forschungskonsortium erarbeitet, dem weiterhin Wissenschaftler der Universitäten Kassel und Tübingen sowie Mitarbeiter des Planungsbüros HHP angehörten. Band 1 der nun erschienenen Veröffentlichung widmet sich den Grundlagen, Band 2 enthält praxisorientiert aufbereitete Handlungsempfehlungen.

Farbcodierung gibt Auskunft
Die BfN-Arbeit könnte eine gute, weil komplettierende Ergänzung sein zu einem weiteren Werk, das seit Anfang August für Baden-Württemberg vorliegt und das Landschaftsästhetik nicht zur Aufgabe hat, sondern eher technischer Natur ist.
Seit diesem Monat gibt es eine Übersichtskarte der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg): Die Potenzialkarte ist gegliedert in die 3.380 Gemarkungen der insgesamt 1.101 Städte und Gemeinden im Land und weist auf, welche Flächen für Photovoltaik geeignet oder bedingt geeignet sind. Auch Konversionsflächen und Flächen entlang von Schienenstrecken und Autobahnen sind in der Karte markiert.

Die Farbe Grün veranschaulicht, welche Flächen geeignet sind, die Farbe Gelb die bedingt geeigneten Flächen. Darüber hinaus sind zu jeder Fläche weitere Informationen wie der Flächentyp, die Flächengröße und die Hangneigung abrufbar. Die Potenzialflächen können auch in Tabellenform ausgewertet und bei Bedarf heruntergeladen werden.
Eine Planung vor Ort ersetzt der Energieatlas nicht. In einigen Fällen gibt es innerhalb der als grün ausgewiesenen benachteiligten Gebiete Agrarflächen, die gute Erträge bringen und deshalb nicht für Photovoltaikanlagen in Frage kommen. Daher ist eine Anfrage an die unteren Landwirtschaftsbehörden bei den Landratsämtern weiterhin nötig.

Band 1 und 2 des Forschungsvorhabens gibt es als Download unter
https://www.natur-und-erneuerbare.de/projektdatenbank/projekte/landschaftsbild-und-energiewende/

Die Potenzialkarte der LUBW: www.energieatlas-bw.de/sonne/freiflachen.

von Dittmar Koop

 


Artikel teilen: