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Zwischen Minimalismus und Üppigkeit - Bad-Ideen für Alt- und Neubau als Spiegel gesellschaftlicher Trends

Wer Badausstellungen besucht oder sich durch die Fotogalerien der Hersteller im Internet klickt, gerät rasch ins Träumen: Da gibt es Inseln des privaten Luxus, die gestaltet sind mit Licht und unsichtbaren digitalen Wunderwerken, mit edlen Materialien und kunstvoll kombinierten Accessoires, üppig oder puristisch, klassisch oder kunterbunt. Leider allerdings häufig verteilt auf unrealistisch viel Raum. Aber unsere Umfrage bei 17 Herstellern zeigt, dass es durchaus Trends gibt, die sich in kleinen wie großen Bädern gleichermaßen realisieren lassen. Und schon für „wenige Hundert Euro“, gibt sich z.B. Ideal Standard überzeugt, ist eine „optische Auffrischung“ machbar.

Gleich mehrere Trends kombiniert:Die Dusch-Badewanne „Twinline Air“ spart Platz, bringt Farbe ins Bad und bedient mit ihrer Whirlfunktion das Entspannungsbedürfnis. Bild: Artweger

Im Spiegelschrank versteckt sich digitale Funktionalität: Das Soundsystem hört man, sieht es aber nicht. Bild: Duravit

Integration als bestimmendes Thema: Die „Monolith“-Produkte von Emco nehmen die Designkonzepte des gleichnamigen Geberit-Programms auf. Bild: Emco

Funktionell und transparent: Diese Halbkreisdusche vergrößert klein geschnittene Bäder nicht nur optisch. Bild: Kermi

Kleine Grundfläche, große Designleistung: Auch wenig Raum kann elegant genutzt werden. Bild: Ideal Standard

Generationengerecht: Ein erhöhtes WC lässt sich von der ganzen Familie nutzen. Bild: Laufen

Anpassungsfähig nicht nur an kleine Flächen, sondern auch an schräge Decken: Verfliesbare bodenebene Duschplatzlösung. Bild: Poresta

 

„Bauherren, Architekten und Sanitär-Fachplaner stehen vor der Herausforderung, selbst mit geringen finanziellen Mitteln und auf begrenztem Raum eine angenehme Wohlfühlatmosphäre zu schaffen“, sagt Marcus Möllers, Manager Public Relations bei Kaldewei (Ahlen). Wie oft das vorkommt, geht aus der Antwort von Ideal Standard (Bonn) hervor: „Die Hälfte aller Gäste-WCs ist kleiner als 2m². Auch rund 50% aller Privatbäder überschreiten eine Größe von 4,5m² nicht und fallen damit in die Kleinstbad-Kategorie.“

Design und Funktion als Einheit

Da verwundert es kaum, dass die meis­ten Anbieter (9 von 17 Antworten) die Erkenntnis befolgen, Design und Funktionalität als Einheit zu betrachten und zu behandeln. Ein „noch attraktiveres Badambiente auf kleinstem Raum“ hält u.a. Beate Vetter, Leiterin Marken-Kommunikation bei Keramag (Ratingen) für möglich. Durch bodenebene Duschen, die das Kriterium der Barrierefreiheit berücksichtigen, lässt sich außerdem Raum sparen, ähnlich wie es mithilfe von Schiebetüren möglich ist. Diesen Weg gehen nach eigenen Angaben ebenfalls neun Hersteller.
„Ein Duschplatz in der Ecke mit Pendel-Falt-Eckeinstieg oder ein frei an der Wand platzierter Halbkreis-Duschplatz mit an die Wand schwenkbarer Duschkabine findet auch im kleinen Bad, im Gästebad und im Schlauchbad Platz“, erklärt Dr. Klaus-Dieter Gloe, Geschäftsführer und Leiter Business Unit Sanitär bei Kermi (Plattling) die Philosophie seines Hauses. Almut Witt­rock, Marketingleiterin bei Poresta Systems (Bad Wildungen), sieht es ähnlich: „Gestalterisch statten bodengleiche Duschplätze kleinere Bäder mit mehr Nutzfläche aus. Die durchgeflieste Gestaltung vergrößert optisch.“ Doch es gibt auch weitere Ideen, wie sich kleine Bäder optisch vergrößern lassen: Transparenz, der Einsatz von Glas und das geschickte Verstecken von Technik zählen dazu. Sechs Antworten deuten in diese Richtung.
„Schon mit kleinen Veränderungen (z.B. dem Einsatz von Licht und Textilien) ist es möglich, ein wohnlicheres Ambiente im Badezimmer zu schaffen und dadurch Momente des Ausgleichs zu erreichen“, betont Philippe Grohe, Leiter der Marke Axor bei Hansgrohe (Schiltach). „Gerade bei Renovierungen hat man die Möglichkeit, mit relativ wenig Aufwand Großes zu bewirken. Der sinnvolle Austausch von Produkten, beispielsweise in der Dusche, bietet die Möglichkeit, das Badezimmer in eine Wohlfühloase zu verwandeln und es dadurch als Rückzugsort zu nutzen.“ Die Idee vom Bad als Rückzugsort und als Ort der Erholung sei nicht auf große Bäder beschränkt: „Man kann zwar mit viel Platz mehr umsetzen, aber der Aufwand nimmt auch zu. Auch aus kleinen Bädern, selbst wenn die Herausforderung womöglich zunächst größer erscheint, lassen sich Wohlfühlinseln machen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man schon mit einfachen Mitteln und relativ geringem Budget das Bad wohnlicher und natürlicher gestalten kann.“

Design zum Wohlfühlen und Verwöhnen

Der Hang zum Purismus, zu ästhetischer Schlichtheit, zurückgenommener Formensprache, zierlicher Linienführung und filigranen Wandstärken, den sechs der Anbieter mit ihren Produkten verfolgen, kommt dabei den Gegebenheiten in kleinen Bädern entgegen. „Reduziertes Design gibt im Bad den Ton an“, fasst Matthias Schott, Bereichsleiter Marketing bei Duravit (Hornberg), das Wesen dieser Stilrichtung zusammen. „Ob bei Keramik, Wannen oder Möbeln – die Linienführungen sind tendenziell leicht und klar.“ Allerdings bedeutet „reduziert“ nicht „verbilligt“ wie im Supermarkt: „Es gilt zu berücksichtigen, dass ein Qualitätsbad 10, 15 oder mehr Jahre genutzt wird“, erinnert Schott. Nicht nur kleine, sondern auch große Bäder wirken durch gewollte Einfachheit offener und großzügiger. Und Großzügigkeit bei Waschplätzen, Waschtischen und Ablageflächen, am Wannenrand sowie bei Wanneninnenformen und der Beckentiefe zählt für viele Anbieter zu den wichtigen Gestaltungsmerkmalen ihrer aktuellen Kollektionen.
Für ein Wohlfühl-Ambiente darf es aber durchaus auch üppiger zugehen: „Wir möchten, dass jeder sich sein persönliches Spa zu Hause gestalten kann“, sagt z.B. Marion Fischer, Marketingleiterin bei Grohe (Porta Westfalica). Das Bad öffne sich zum Wohn- und Schlafraum, heißt es bei den Roth Werken (Dautphetal-Buchenau), und erzeuge damit „zunehmend einen Wellness- und Spa-Charakter mit einer Tendenz zu Wasser als Erlebnis.“ Neben diesem Spa-Charakter werden von acht Herstellern Aspekte genannt, wie die Wohnlichkeit und der Komfort, aber auch Licht, ein Mix aus offenen und geschlossenen Flächen, die Entscheidung für helle oder dunkle Farben sowie geometrische oder architektonisch inspirierte Formen.

Design als Spiegel gesellschaftlicher Trends

Interessant ist, dass die Anbieter sich bemühen, gesellschaftliche Trends im Baddesign sichtbar zu machen. Nachhaltigkeit, Effizienz und Ergonomie werden zu fließenden Formen stilisiert, ergänzt durch Oberflächen wie Leinenoptik und -haptik. Der demografische Wandel findet sich sowohl im Bemühen um ansprechende Barrierefreiheit als auch in kindgerechten Produktlinien und Mehrgenerationenangeboten mit flexiblen Objekthöhen. Eher durch Unsichtbarkeit punktet der Trend zur Digitalisierung – die Technik eines integrierten Soundsystems kann sich beispielsweise im Spiegelschrank verstecken. Damit bedient sie zugleich das große Thema Integration: Zusammenpassendes Ambiente mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Komponenten ist ein häufig genanntes Designanliegen (7 Anbieter). Diese edle Anmutung wird noch unterstrichen durch hochwertige, innovative oder massive Materialien.
Ein Trend zur Individualisierung und Flexibilität kommt bei fast allen Herstellern dazu. Er zeigt sich daran, dass viele der Produkte sich sowohl für die Renovierung einsetzen lassen als auch im Neubau, sowohl im Privatwohnungs- als auch im öffentlichen Bereich, und in kleinen wie auch in großen Bädern. Und das bezieht sich nicht nur auf große Investitionen: „Mit austauschbaren, funktionalen Accessoires, den sogenannten Apps, kann man das Bad nach Belieben individualisieren“, erklärt Sandra Hettinger, Leiterin Trademarketing Bad & Wellness Central Europe bei Villeroy & Boch (Mettlach). 

Autorin: Elke H. Zobel

 


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