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Zentralverband – Trinkwasser ohne Daumenregeln

16. Sanitärtechnisches Symposium in Burgsteinfurt

Im neuen Audimax der Fachhochschule Münster/Burgsteinfurt: Das 16. Sanitärtechnische Symposium war mit 400 Teilnehmern erneut ausgebucht.

Zugunsten von Hygiene, bestimmungsgemäßem Gebrauch, Investition und Betriebskosten sollte das Trinkwassersystem möglichst schlank dimensioniert sein.

Kann der Mangel in der Trinkwasser-Installation zu einer systemischen oder dezentralen Kontamination führen? Entsprechend höher oder niedriger ist das Risiko zu bewerten.

 

Eine zentrale Warmwasserbereitung muss fachgerecht geplant und errichtet werden – eine Selbstverständlichkeit? Ob durch Unkenntnis oder eine „über den Daumen“ realisierte Lösung: Experten zeigten am 10. Februar 2016 auf dem Symposium der Fachhochschule Münster/Burgsteinfurt, dass in der Praxis Fehler gemacht werden. Neue Regelwerke von DIN und VDI entstehen in diesem Jahr, um die Sicherheit und Hygiene in der Trinkwasser-Installation auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen.

„Trinkwassererwärmung reloaded“ lautete der Titel für das Sanitärtechnische Symposium, das die Fachhochschule Müns­ter/Burgsteinfurt ein weiteres Mal in Kooperation mit dem ZVSHK durchführte. Doch das Reload war nicht wortwörtlich zu nehmen. Für Planer und Entscheider im Handwerksbetrieb bedeutete die Veranstaltung im vollbesetzten Auditorium mehr als das simple Reloaden/Aufladen des eigenen Fachtechnik-Akkus. Zwar wurden zunächst einige Punkte ins Bewusstsein gerufen, worauf man in Fachkreisen längst sensibilisiert ist. Beispielsweise droht die Gefahr, dass durch thermische Sicherheitsmaßnahmen in der Warmwasserzirkulation zu hohe Temperaturen in der Kaltwasserversorgung entstehen können. Doch davor wurde bereits vor fünf Jahren auf dem Symposium gewarnt.

Beispiele aus der Praxis
Interessant wurde es dagegen, als Experten in ihren Vorträgen den Fokus darauf richteten, wie wichtig es ist, eine komplexe Trinkwasserversorgung warm/kalt stets in seiner Gesamtheit zu betrachten. Wünscht ein Auftraggeber beispielsweise eine Modernisierung nur in einem Teil eines großen Gebäudes, so kann eine örtlich begrenzte Erneuerung möglicherweise gar nicht nach den jetzt geltenden anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Gravierende Fehler oder Nachteile in der Trinkwasser-Installation des gesamten Gebäudes lassen sich eventuell durch partielle Änderungen nicht ausmerzen.
Im Bestand kommt es häufig vor, dass die Trinkwasserversorgung, die Bereitstellung von Warmwasser und die Anzahl von Zapfstellen zu einer Zeit geplant wurden, in der der Gebäudekomplex zum einen anders genutzt, zum zweiten die Nutzergewohnheiten anders waren und zum dritten die Gefahren mangelnder Trinkwasserhygiene wenig Bedeutung hatten.

System möglichst schlank halten
Dazu das passende Beispiel einer Schulsanierung: Im Alt-Zustand gab es in jedem Klassenraum eine Versorgung mit Trinkwasser warm/kalt. Nach heutigem Kenntnisstand war es deshalb für den beratenden Sanitärfachmann geboten, noch vor dem Start der Sanierungsplanung mit dem Betreiber darüber zu sprechen, ob sich die insgesamt 134 Zapfstellen drastisch reduzieren ließen. Zugunsten von Trinkwasserhygiene und bestimmungsgemäßem Gebrauch kam es dadurch zu einer Lösung, die nur noch an 45 Stellen sanitäre Einrichtungen vorsah. In etlichen Fällen konnte zudem noch auf eine Warmwasser-Bereitstellung und Zirkulationsleitung verzichtet werden. Die Folge: Die Dimensionierung des neuen Wärmeerzeugers konnte erheblich kleiner ausfallen und die Einhaltung nötiger Temperaturgrenzwerte für Kalt- und Warmwasser lässt sich jetzt wesentlich einfacher realisieren.
Dass eine solche Verschlankung dann auch noch günstige Betriebskosten in Aussicht stellt, mag ein weiteres Argument dafür sein, dass der Planer zunächst genau darauf schauen sollte, welches Ziel der Betreiber mit einer Modernisierungsmaßnahme vor Augen hat und was sich aus Sicht des Sanitärexperten darüber hinaus noch erreichen lässt.

Datenlogger klären auf
Genau hinschauen – diesen Appell sollten Sanitärexperten offenbar auch dann beherzigen, wenn ein Betreiber „gesicherte“ Angaben über Verbrauchszahlen macht. Für eine Änderungsplanung könnten sich solche Angaben als falsch erweisen und in die Irre führen. Datenlogger können dagegen wichtige Hilfe leisten und den tatsächlichen Verbrauch im Tagesverlauf dokumentieren. So zeigte sich beispielsweise bei der erfolgreichen Modernisierung eines 500-Betten-Krankenhauses, dass sich – passend zur inzwischen deutlich geänderten Nutzung – die Bereitstellung von 2000 l Warmwasser pro Tag als ausreichend erwies. Zuvor war die Altanlage darauf ausgelegt, eine Tagesleistung von 15 000 l mit entsprechendem Puffer bereitzustellen...

Gesucht: Möglichst viele Bedarfsprofile
Wie Anlagen zur Trinkwassererwärmung, z. B. für den Wohnungsbau, auszulegen sind, gibt die DIN 4708 Teil 2 vor. Auf hygienische Anforderungen, die Funktionsweise einzelner Systeme sowie die Leis­tungsfähigkeit zentraler Trinkwassererwärmer konzentriert sich die DIN 1988 Teil 200. Doch die Vorgaben müssen mittlerweile auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. Neue Regelwerke sind in Sicht, beispielsweise könnte die DIN EN 12831 Teil 3 Ende 2016 fertig sein und dann zur Grundlage für die Auslegung von Trinkwassererwärmungsanlagen gemacht werden. Doch bis dahin gibt es noch einen gravierenden Mangel: Es fehlt nämlich an passenden Bedarfsprofilen, die als möglichst reichhaltiger Fundus in einer Datenbank hinterlegt und allgemein zugänglich gemacht werden sollen. Mit der neuen Norm soll auch die aus der DIN 4708 bekannte Bedarfs-/Leistungskennzahl darstellbar sein.
Im Laufe dieses Jahres könnte auch die VDI 2072 fertiggestellt werden. Sie soll u. a. ein Kurzverfahren für Durchflusserwärmer im Wohnungsbau enthalten.

Software hilft dem Planer
Um eine sorgfältige Planung und Dimensionierung auf Grundlage der DIN 4708 realisieren zu können, bietet sich Software an. Denn die Rechenschritte unter Berücksichtigung der allgemein anerkannten Regeln der Technik sind oftmals komplex. Drei Möglichkeiten präsentierte das Symposium zum Abschluss der eintägigen Veranstaltung:

  • Bosch Thermotechnik nutzt zur Ermittlung des Wärmebedarfs in zentralen Anlagen die „Logasoft DiWa“,
  • das „FaltinTool“ von Varmeco legt das Summenlinienverfahren zugrunde und leitet daraus die nötige Leistung des Wärmeerzeugers ab,
  • Kemper nutzt für die Auslegung von Warmwasserbereitern die Software „Dendrit Studio“, die auch nach dem Summenlinienverfahren rechnet. TD

 


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