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ZENTRALVERBAND - Hoher Bedarf für barrierefreies Bad - Bei Modernisierung steht oft energetische Sanierung im Vordergrund

Wenn die zahlungskräftige Altersgruppe 50+ über die Badmodernisierung nachdenkt, spielt „barrierefrei“ eine Nebenrolle. Hier kann der beratende Sanitärbetrieb seine Vertrauensposition nutzen, indem er Design mit Barrierefreiheit kombiniert. Mit welchen Mitteln möglichst viele barrierearme Wohnungen entstehen können, diskutierten namhafte Vertreter aus dem Deutschen Bundestag, der Sanitärbranche, der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sowie der Architektenschaft.

Seit dem Wegfall des staatlichen Zuschusses im Jahr 2011 führt die KfW das Programm „Altersgerecht Umbauen“ mit zinsgünstigen Krediten weiter.

Podiumsdiskussion mit Vertretern des Deutschen Bundestages und der Sanitärwirtschaft (v.l.): Heidrun Bluhm (Mitglied des Bundestages, Die Linke), Ulrike Gottschalck (MdB SPD), Volkmar Vogel (MdB CDU), Insa Lüdtke (Moderatorin), Eberhard Bürgel (SHK-Unternehmer), Jens Wischmann (Geschäftsführer VDS), Sebastian Körber (MdB FDP).

SHK-Unternehmer Eberhard Bürgel stellte für das barrierearme Wohnen mehrere Punkte heraus, die für den beratenden Sanitärbetrieb wichtig sind.

 

Die 30000 SHK-Innungsbetriebe haben im Jahr 2012 rund 480000 zumeist private Bäder saniert, davon immerhin ein Drittel altersgerecht. Das ist ein Trend. Dem Bad kommt eine Schlüsselstellung zu, wenn es um das selbstständige Wohnen im Alter in den eigenen vier Wänden geht.
Damit angesichts der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft genug geeigneter Wohnraum zur Verfügung steht, muss die Sanierung in diesem Tempo vorangehen. Denn das Bundesbauministerium hat den Bedarf ausgerechnet: Jährlich müssen über 175000 barrierefreie Wohnungen geschaffen werden, damit bis zum Jahr 2030 die zusätzlich benötigten 3 Mio. Wohnungen zusammenkommen.
Wie lässt sich diese Kraftanstrengung Jahr für Jahr meistern? Steht genügend Geld für diese Investitionen zur Verfügung? Wer kann mit finanzieller Unterstützung bzw. mit zinsgünstigen Krediten rechnen? Nicht nur diesen Fragen ging das Berliner Branchensymposium „Bauliche Herausforderungen des demografischen Wandels in der Sanitärwirtschaft“ nach. ZVSHK und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) haben am 25. Juni wichtige Gesprächspartner zusammengebracht, die an der Realisierung rund ums altersgerechte Bad beteiligt sind: Architekten, Handwerker, Hersteller aus der Sanitärindustrie, Wohnungswirtschaft, die KfW als finanzieller Helfer und nicht zuletzt Mitglieder des Deutschen Bundestages äußerten sich zum Thema.
„Die Gespräche mit den Vertretern der Bundestagsfraktionen lassen uns hoffen, dass die Zuschussvariante ,Altersgerecht Umbauen’ in der nächsten Wahlperiode wieder aufgesetzt wird“, äußerte sich ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Elmar Esser zuversichtlich. Esser brachte die jetzt nötige Entwicklung auf den Punkt: „Altersgerechtes Umbauen muss sich noch stärker durchsetzen! Das Thema ist nicht erst für alte Menschen akut, denen das Problem im Nacken sitzt.“

Förderung muss attraktiver werden

Wie sich auf der Tagung zeigte, macht sich auch die KfW erneut für das Kreditprogramm „Altersgerechtes Umbauen“ stark. In der Vergangenheit kam diese Art der finanziellen Unterstützung bei Modernisierern gut an – bis der Sparhaushalt der Bundesregierung 2011 dieser attraktiven Förderung ein Ende bereitete. Es gab keinen finanziellen Zuschuss mehr vom Staat. Was geblieben ist, ist ein zinsgünstiges Finanzierungsprogramm der KfW, das theo­retisch jedermann in Anspruch nehmen kann, um seine vier Wände energetisch zu sanieren und barrierearm zu gestalten. Doch wie die Praxis zeigt, können Senioren oft nicht davon profitieren, weil sie aufgrund ihres Alters keine Kredite bewilligt bekommen.

Fachbetrieb hat Vertrauen des Kunden

Ein weiterer Punkt: Wer als Inves­tor einer Immobilie über Modernisierungsmaßnahmen nachdenkt, hat zumeist nur die ener­getische Sanierung im Fokus. Eberhard Bürgel, SHK-Unternehmer aus Nienburg und stellvertretender Landesinnungsmeister in Niedersachsen, weiß um die hohen Investitionen, die oftmals erforderlich sind. „Die jungen Alten, die jetzt über Geld verfügen und die eigenen vier Wände modernisieren wollen, machen sich zunächst keine Gedanken über barrierefreie Planung.“ Deshalb ist die kompetente Beratung für den Sanitärprofi das A und O. Vor allem der private Hausbesitzer sieht den Sanitär-Fachbetrieb als Ansprechpartner Nr. 1 und etwa 3000 Handwerksunternehmer haben sich bereits für das Thema Barrierefreies Bad schulen lassen (Infos beim jeweiligen Landesverband). Bürgel und auch SHK-Unternehmer Jürgen Klein, Obermeister der SHK-Innung Münster, machten deutlich, dass gut durchdachte Technik und ansprechendes Design heute das barrierefreie Bad geschickt gestalten können – ohne dass der Eindruck von „behindertengerecht“ aufkommt.
Den Akut-Fall, in dem binnen weniger Tage eine Wohnung barrierefrei umgebaut werden soll, weiß Bürgel ebenfalls zu stemmen. Er unterscheidet strikt zwischen der längerfristigen Modernisierung der eigenen vier Wände, die auch eine Barrierefreiheit gleich mit in die Tat umsetzt, und einem Notfall, bei dem keine Zeit mehr bleibt für Formalitäten, Gutachten oder finanzielle Bewilligungen. Hier geht es um einen Kunden in einer Notlage, der erwartet, dass ihm möglichst schnell jemand hilft. „In solchen Fällen wird kompetenten SHK-Betrieben derzeit zu wenig Entscheidungsspielraum für die nötigen technischen Maßnahmen zugestanden“, prangerte Bürgel an. Weil es an einer offiziellen Zulassung durch die Krankenkassen mangele, bewege sich der SHK-Betrieb bei seinem Engagement in einer Grauzone. Denn er wisse nicht, ob die baulichen Maßnahmen letztlich als notwendig anerkannt und Zahlungen bewilligt werden.

Architekt und Handwerker gemeinsam

Geht es um Modernisierungen von Mietwohnungen in großen Liegenschaften, ist die Ausgangslage anders. Weil meist zahlreiche Wohnungen gleichzeitig barrierefrei umgebaut werden sollen und auch die energetische Sanierung ansteht, sucht sich die Wohnungswirtschaft in der Regel einen Architekten als Ansprechpartner. Zwar setzen Sanitärprofis die Baumaßnahmen um, doch sind sie oft gar nicht oder erst spät in die Planungsphase eingebunden. Wie die Diskussion auf der Tagung zeigte, könnten Architekten und kompetente SHK-Fachbetriebe vieles besser machen, wenn sie mehr von- und miteinander lernen würden.
„Die baulichen Herausforderungen können wir nur gemeinsam lösen“, sagte Elmar Esser in seinem Resümee und unterstrich die Bedeutung, die das Thema demografischer Wandel für die SHK-Berufsorganisation hat. Das Fachhandwerk ergreift weiterhin die Initiative. Gab es auf der diesjährigen ISH die Premiere des Produkt-Awards „Badkomfort für Generationen“, mit dem demografische Produkte ausgezeichnet wurden, so wird der Wettbewerb auch 2015 an den Start gehen. Mehr noch: Der ZVSHK startet das Forschungsprojekt „Bäder der Zukunft – Generationswechsel“ in Kooperation mit der Wissenschaft, dem Handwerk und der Industrie. Dabei soll es um neue Maßstäbe für den Wohnbereich „Badezimmer“ vor dem Hintergrund des demografischen Wandels gehen. Ergebnisse sollen ebenfalls zur ISH 2015 präsent sein. TD

 


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