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Wir sind Weltmeister!

Bei den Berufsweltmeisterschaften in Sao Paulo/Brasilien holte der Anlagenmechaniker Nathanael Liebergeld Gold

Willkommens-Empfang in Leipzig: André Schnabel (r.) und Nathanael Liebergeld. Bild: André Schnabel

Wettkampfgeschehen: Nathanael Liebergeld ist konzentriert bei der Arbeit. Bild: ZVSHK

Das Team Germany zur WorldSkills bestand aus 8 Frauen und 33 Männern und war in 37 offiziellen Wettbewerben angetreten. Bild: WorldSkills Germany

 

Nathanael Liebergeld ist Weltmeister der Installateure. Bei den Berufsweltmeisterschaften (WorldSkills) in Sao Paulo/Brasilien im August dieses Jahres holte der Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik gemeinsam mit dem Briten Gary Doyle Gold in der Disziplin „Plumbing and Heating“. Wir befragten den 21-Jährigen aus Ehrenfriedersdorf in Sachsen zu seinen Eindrücken, der Wettkampf-Vorbereitung und seiner weiteren Karriereplanung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Erfolg! Welche Erinnerungen an diese vier Tage sind besonders hängen geblieben – oder anders gefragt – was wirkt am stärksten nach?
Nathanael Liebergeld: Die gesamten WorldSkills waren ein unheimlich spannendes Erlebnis für mich, welches ich wohl nie vergessen werde. 1200 Teilnehmer und gut 10 000 Zuschauer aus 59 Ländern und Regionen nahmen am Finale teil – das war gewaltig. Der schönste Moment war natürlich die Siegerehrung, als ich erfahren habe, dass ich den ersten Platz erreicht habe.
IKZ-HAUSTECHNIK: Arbeiten Sie künftig genauso schnell oder genauso sauber auf der Baustelle, wie Sie es während der Berufsweltmeisterschaft eindrucksvoll demonstriert haben?
Nathanael Liebergeld: Bei den WorldSkills bin ich physisch und psychisch an meine Grenzen gestoßen. Diese extreme Leis­tung kann ich nicht dauerhaft abrufen. Ich bin mir aber sicher, dass ich dank der zahlreichen Trainings viele routinemäßige Arbeitsabläufe schneller und genauer auf der Baustelle hinbekomme.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie wichtig war die Vorbereitung durch die SHK-Handwerksorganisation und wie genau wurden Sie vorbereitet? Schneller Sägen, schneller Biegen, genauer Arbeiten? Was haben Ihnen Ihre Ausbilder beigebracht?
Nathanael Liebergeld: Die gezielte Vorbereitung durch die Handwerksorganisation war extrem wichtig. Ohne das Training für die WorldSkills hätte ich keine Chance gehabt. Zusammen mit meinem Coach, André Schnabel, habe ich insbesondere trainiert, wie ich unter extremem Zeitdruck eine Anlage installieren kann, die auf den Millimeter genau der Zeichnung entspricht. Wir haben versucht, alle Arbeitsabläufe zu vertiefen und diese zu optimieren. Und wir haben versucht, uns so gut es geht auf die Bedingungen in Brasilien einzustellen. Ich habe insgesamt mehr als 14 Wochen, verteilt auf ein halbes Jahr, trainiert. Die meisten Trainingseinheiten hatte ich im Bundesleistungszentrum in Schweinfurt absolviert. Ermöglicht haben mir diese intensive Vorbereitung der Zentralverband Sanitär Heizung Klima und meine Sponsoren. Weitere Trainingseinheiten leistete ich in der Handwerkskammer Chemnitz und bei meinem Arbeitgeber in der Werkstatt. Es gab außerdem vier internationale Trainings, zusammen mit der Schweiz, Südtirol und Großbritannien. Diese waren sehr wichtig, da bei diesen Trainings jeder von dem anderen lernen konnte.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sahen die Wochen und Monate vor dem Wettkampf in Sao Paulo konkret aus? Schildern Sie doch mal einen typischen Tag in der Vorbereitungszeit.
Nathanael Liebergeld: An einem typischen Trainingstag habe ich schon in der Frühe mit dem Training begonnen. Der Trainer hat die Arbeits- bzw. Übungszeiten festgelegt. Wir mussten uns erst mal in die Aufgabe hineinarbeiten, Lösungswege suchen, entsprechende Techniken und Abläufe probieren. So gelten z. B. beim Weichlöten, Biegen oder bei Gewindeverbindungen andere, präzisere Parameter als bei Gesellenprüfungen in Deutschland üblich. Das musste erst einmal sitzen. Dann haben wir uns an den Zeitplan herangetastet und sind durch die vielen Trainingseinheiten immer besser geworden. Ich glaube das Zünglein an der Waage war dann zwei Wochen vor der World­Skills die letzte Trainingseinheit. Dort haben wir die Aufgabenstellung dreimal hintereinander gebaut, auch Sonnabend und Sonntag. Mit unterschiedlichen Anordnungen und einem verschärften Zeitfenster, um eventuelle Nervosität oder unvorhersehbare Probleme z. B. mit dem Material auszugleichen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Hat‘s da auch schon mal Stress zwischen Ihnen und den Trainern gegeben?
Nathanael Liebergeld: Kaum zu glauben, aber Nein. Mit meinen Trainern habe ich mich immer gut verstanden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Wurden Sie für die Vorbereitungen im Unternehmen freigestellt? Gab es einen finanziellen Ausgleich?
Nathanael Liebergeld: Für die Zeit des Trainings wurde ich von meiner Firma freigestellt. Die Kos­ten für die Freistellung trug meine Firma.
IKZ-HAUSTECHNIK: Hatten Sie Freunde, Familie oder andere Unterstützer mit dabei?
Nathanael Liebergeld: Als Unterstützer hatte ich meinen Chef, Matthias Ziegler von der Firma Drechsler Haustechnik GmbH, dabei. Und natürlich meinen Trainer An­dre Schnabel.
IKZ-HAUSTECHNIK: Blicken wir auf das Wettkampfgeschehen: Was war der stärks­te Gegner: die Zeit oder die internationale Konkurrenz?
Nathanael Liebergeld: Definitiv die Zeit! Es gab sehr viele Punkte darauf, die verschiedenen Module rechtzeitig fertig zu bekommen. Deshalb war es das Wichtigste, immer gut in der Zeit zu liegen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Haben Sie die Personen während der Wettkampftage überhaupt wahrgenommen? Sie hatten ja immer einen Kopfhörer auf.
Nathanael Liebergeld: Am Anfang habe ich alle Personen um mich herum und auch die meisten Geräusche wahrgenommen, trotz Kopfhörer. Aber wenn ich mich in die Arbeit vertieft hatte, habe ich nichts mehr von alledem mitbekommen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Alles in allem haben Sie viel Zeit, Kraft und Energie aufgewendet. Auch die Zeit danach ist und war sicher nicht ganz ohne. Haben sich die Anstrengungen gelohnt?
Nathanael Liebergeld: Ich habe über ein halbes Jahr trainiert mit dem Ziel, in Sao Paulo Gold zu holen. Dieses Ziel habe ich erreicht, also hat sich für mich jede Minute Vorbereitung am Ende ausgezahlt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Rund 40 Teilnehmer umfasste der deutsche Kader. Wie war das Mitein­ander der unterschiedlichen Berufsgruppen, war es ein starker Teamgeist, der letztlich mit zum Erfolg führte? Oder hatte jeder mit sich selbst genug zu tun?
Nathanael Liebergeld: Der Teamgeist hat uns allen geholfen, gute Platzierungen zu erreichen. Auch wenn jeder andere Aufgaben in völlig verschiedenen Berufsgruppen lösen musste, so war es trotzdem schön zu wissen, dass es Leute gibt, denen es genauso geht und mit denen man über den Wettkampf reden konnte.
IKZ-HAUSTECHNIK:Abschließende Frage: Wie sieht Ihre weitere Karriereplanung aus?
Nathanael Liebergeld: Zunächst gehe ich wieder ganz normal meiner Arbeit als Anlagenmechaniker nach. Später möchte ich eine weiterführende Ausbildung in meinem Berufsfeld machen.

 

Filmtipp Worldskills 2015

Einen kurzweilig Film zu den WorldSkills 2015 mit zahlreichen O-Tönen und Interviews hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima ins Netz gestellt. Direktlink: www.youtube.com/watch

 


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