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Wärmeversorgung aus einer Hand - Nachhaltige und kostensichere Wärmelieferung für große und kleine Gebäude

Allgemein versteht man unter Wärme-Contracting, auch Wärmelieferung genannt, ein Dienstleistungskonzept, bei dem der Wärmelieferant ein fremdes Gebäude auf eigenes Risiko gegen Bezahlung mit Wärme versorgt. D.h.: Die Wärme wird dezentral in dem Gebäude hergestellt und steht den Nutzern zur Verfügung. Anstelle von Primärenergie (Heizöl oder Erdgas) wird Nutzenergie (Wärme) zur Verfügung gestellt.

Anlagenschema einer Heizungsanlage als Wärmelieferung mit Liefergrenze. Bild: Quelle Planetherm

Tim Rehder, Projektleiter Planetherm.

Detlef Seidler, Geschäftsführer Ritter XL Solar.

 

Der Wärmelieferant mietet den fremden Heizraum, installiert eine völlig neue Heizstation und stellt aus dieser Anlage die notwendige Wärmemenge zur Verfügung. Er sorgt für die Instandhaltung, Wartung und die Versorgung mit Wärme. Der Kunde zahlt für die fertige Wärmeenergie und eine Anlagenmiete. Nutznießer einer solchen Wärmelieferung sind nicht nur Privatpersonen, Wohnungsbaugesellschaften, Kommunen, Hausverwaltungen, sondern auch kirchliche und soziale Einrichtungen sowie Gewerbebetriebe.

Investitionskostenanteil für die Technik im Haus

Heutzutage erreicht der haustechnische Anteil eines Wohngebäudes bis zu einem Drittel der Gesamtinvestition, dabei bildet die Wärmeversorgung den Löwenanteil. Besonders Bauträger und Architekten müssen stets die Gesamtkosten im Blick haben, um daraus ihre Marktchancen zu generieren, Wohnraum finanzierbar anzubieten. Letztendlich bildet der Bauherr eine Prioritätenliste über diverse Investitionen im und am Gebäude.
Bezüglich der Wärmeversorgung spielen neben der Investition natürlich auch die jährlichen Betriebskosten eine wesentliche Rolle. Naturgemäß liegen hier die EE deutlich vorne in der Kundenakzeptanz. Unterm Strich werden die Gesamtkosten von Investition und Betrieb über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet.

Wie funktioniert Wärmecontracting / Wärmelieferung

Der Kunde schließt einen Wärmeliefervertrag ab und zahlt eine monatliche Anlagengebühr zum Festpreis (vergleichbar mit einem Gas- oder Stromzähler-Grundtarif) sowie die verbrauchte bzw. gelieferte Wärmemenge. Der Wärmelieferant wartet die Anlage, zahlt die unmittelbaren Betriebskosten, überwacht die Anlage und sorgt letztendlich für die Betriebssicherheit durch eine ständig optimal gewartete Anlage, da es im unmittelbaren Selbstinteresse des Wärmelieferanten liegt, dass die Anlage für den Betreiber kostenoptimal Wärme produziert und bereitstellt. Denn je besser die Anlage läuft, umso kostengünstiger kann die Wärme
erzeugt werden.
Eine permanente Überwachung der Anlage dient nicht nur den Abrechnungszwecken, sondern zeigt gleichzeitig auch Unregelmäßigkeiten oder Störungen an, noch bevor der Nutzer es bemerkt.
Es sind keine endlos langen Vertragslaufzeiten zu erwarten. In der Regel ist von einem Zeitraum von etwa 20 Jahren auszugehen. Der Wärmekunde kann jederzeit gegen Zahlung der vorher festgelegten Ablösezahlung die Anlage erwerben.

Der Wärmelieferungsmarkt entwickelt sich
Im Jahre 2006 wurde Planetherm gegründet. Die GmbH ist Contractor für regenerative Heizformen. Sie hat ihren Sitz in der Holsteinischen Schweiz inmitten von Norddeutschlands größtem Erdsondenfeld in Selent. IKZ-ENERGY Redakteur Frank Hartmann sprach mit Tim Rehder, Projektleiter der Planetherm GmbH über das Leistungsportfolio und die Rahmenbedingungen eines Wärmelieferanten.
IKZ-Energy: Herr Rehder, was bietet Ihr Unternehmen seinen Kunden?
Tim Rehder: Dem Bauherren wird ein Komplettpaket für seine Heizungsanlage geliefert. Mit dem Schwerpunkt der Geothermie übernehmen wir die Planung, Installation von Erdsonden und Wärmepumpe, den Betrieb und die Wartung der Anlage. Wir finanzieren die Anlage und schließen mit unseren Kunden einen Contracting-Vertrag über eine Laufzeit von 20 Jahren.
IKZ-Energy: Welche Bauobjekte betreiben Sie in welcher Größenordnung?
Tim Rehder: Bundesweit betreiben wir eine Vielzahl von Wärmeversorgungsanlagen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, Reihenhäusern sowie in gewerblich genutzten Gebäuden. In Magdeburg beliefern wir z.B. die ehemalige Encke-Kaserne, die etwa 32000 m² und 500 Wohneinheiten umfasst, mit Erdwärme für Heizung und Warmwasser.
IKZ-Energy: Wie ist die rechtliche Situation der installierten Anlage, wer besitzt welche Komponenten, wo befinden sich die systemtechnischen Schnittstellen?
Tim Rehder: Die Anlagen gehören während der Laufzeit des Vertrages dem Contractor, sie können aber jederzeit zu bereits bei Vertragsabschluss festgelegten Konditionen vom Kunden erworben werden. Die Schnittstellen liegen hinter der Erzeugung. Vom Contractor wird die vereinbarte Wärmeleistung im Pufferspeicher bereitgestellt und kann vom Kunden dort abgeholt werden, die Hydraulik des Hauses ist Kundensache und wird nicht vom Contractor errichtet. Bei der Warmwasserbereitung bietet der Contractor die Möglichkeit der Erwärmung über Speicher oder Frischwasserstationen, die Schnittstellen sind hier der Kaltwasser- sowie Warmwassersanschluss dieser Geräte, das Wasser bezieht der Kunde selbst, der Contractor übernimmt nur dessen Erwärmung.
IKZ-Energy: Sie haben sich – was in Ihren zahlreichen Projekten zu sehen ist – auf die Wärmepumpe fokussiert. Welche Rolle spielt hierbei die heute hochgepriesene Luft-Wasser-Wärmepumpe und welche Argumente sprechen für die Geothermie?
Tim Rehder: Die Luft-Wasser WP wurde von uns früher nur in so genannten Hybrid-, also bivalenten Anlagen im Altbau zum Einsatz gebracht. Heute sind diese Anlagen jedoch so leistungsfähig, dass wir im Einzelfall auch reine Luft-Anlagen bauen. Eine Sole-Wärmepumpe ist für uns immer präziser plan- und betreibbar, da sich die Witterungseinflüsse nicht so sehr auf die Jahresarbeitszahl auswirken, bei Schwierigkeiten mit der Genehmigung von Bohrungen stellt die Luft WP jedoch heutzutage eine echte Alternative – auch für uns als Contractor – dar.
IKZ-Energy: Eine möglichst kostengünstige Art der Wärmeerzeugung ist Ihr zentrales Interesse; welche Rolle spielt hierbei die Solarthermie?
Tim Rehder: Solarthermie spielt für uns keine große Rolle, da der Ertrag nicht wirklich planbar ist und uns daher die Kalkulation eines angemessenen Wärmepreises erschwert. Wenn aufgrund eines Kundenwunsches oder aufgrund baurechtlicher Anforderungen eine Solaranlage mit unseren Anlagen kombiniert wird, so lassen wir diese immer außerhalb unserer Liefergrenzen Wärme erzeugen. Die Wärme, die von der Solaranlage produziert wird, muss dann nicht mehr von uns erzeugt werden und wird, dem zur Folge auch nicht von uns in Rechnung gestellt. Die Solaranlage produziert somit also für den Nutzer kostenlose Wärme, und wir sind aus der Kalkulationsproblematik.
IKZ-Energy: Gibt es noch Hindernisse für die Marktdurchdringung des Wärme-Contractings und wie sind diese zu überwinden?
Tim Rehder: Im Einfamilienhausbereich, mit dem wir ja ursprünglich mal angefangen sind, tut sich der Häuslebauer in Deutschland noch immer ein wenig schwer, wenn die Anlage in seinem Haus nicht ihm gehört. Im Mehrfamilienhausbereich, der heute über 80% unserer Neuanlagen ausmacht, spielt dies keine Rolle, da man als WEG ohnehin jemanden benötigt, der sich um die Anlage kümmert, in diesem Fall den Contractor.
Ohnehin haben wir das Gefühl, dass gerade im regenerativen Bereich das Conracting bevorzugt wird, da das Betreibungsrisiko hier an den Contractor übergeht und beispielsweise falsch ausgelegte Anlagen (z.B. zu wenig Sonden) für den Nutzer keine negativen Folgen mit sich bringen. Die Auslegung und Betreibung einer Ölanlage traut sich jeder zu, die einer Geothermieanlage nicht unbedingt, und das ist auch richtig so, weil gerade bei der Auslegung gravierende
Fehler gemacht werden können, die sich dann die nächsten zwanzig Jahre auf den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit auswirken.
Auch wir haben in den letzten 8 Jahren sehr viel aus dem Betrieb unserer Anlagen, die ja ständig mit uns kommunizieren, gelernt und planen bzw. bauen heute mit Sicherheit auch aufgrund dieser Erfahrungen die Anlagen anders als noch vor einigen Jahren.
IKZ-Energy: Vielen Dank für dieses Gespräch.

Die Wärmelieferung ist also eine sichere und kalkulierbare Möglichkeit, die Wärme nicht mehr selbst erzeugen zu müssen, sondern „frei Haus“ geliefert zu bekommen. Nun nimmt auch im Wärmecontracting die Wärmepumpe in der Nutzung von Umweltwärme eine immer bedeutendere Rolle ein. Leistungsspezifische Unterschiede in den Charakteristiken der Wärmequelle werden zusehends verwischt. Den Höhenflug der Luft-Wasser-Wärmepumpe, der sich momentan fast verselbstständigt, wird von nicht wenigen Branchenakteueren als politisch gewollt angesehen, da mit jeder Wärmepumpe, wie mit jedem elektrischen Verbraucher überhaupt, die Abhängigkeit vom Stromnetz (Smart Grid) weiter untermauert wird. In diesem Zusammenhang sind auch die „Genehmigungsprobleme“ von erdgekoppelten Erdwärmsondenanlagen zu sehen.
Unklar bleibt im Mehrgeschosswohnungsbau die Effizienz der Trink-Warmwasserbereitung, insbesondere im Falle von Stoßzeiten und den daraus resultierenden Spitzenlasten.
Und obgleich die Solarthermie gerade in diesem Bereich massiv punktet, scheint in diesem Zusammenhang einmal mehr ein Indiz gefunden zu sein, dass der Solarthermie ihr notwendiger Anteil am Wärmemarkt verweigert wird. Dabei ist gerade in den Sommermonaten die Solarthermie absolut plan- und kalkulierbar. In dieser Zeit ist de facto kein weiterer Wärmeerzeuger notwendig. Jeder Energieberater oder Haustechniker weiss von der himmelschreienden Ineffizienz von Verbrennungskesseln im Sommer, besonders bei kleineren Nutzungseinheiten, wo die Wärmebereitstellung nicht selten mehr Verluste als Gewinne bringt. Fast könnte man meinen, die Solarthermie sei mit einem Fluch belegt, der aus den energiepolitischen Aversionen gegen Energieautonomie des Bürgers resultiert.
Ein Unternehmen, welches seit den 1980er-Jahren schon die solarthermische Anlagentechnik an allererste Stelle stellt, ist Paradigma (Ritter Solar), mit Sitz in Karlsbad. Obgleich dieser über Jahrzehnte gewachsene Systemanbieter auch ökologische Nacherwärmer in seinem Portfolie bereithält, ist es doch die Solarthermie, die stets die erste Geige spielt. Dipl.-Ing. Detlev Seidler ist als Geschäftsführer bei Ritter XL Solar für den Vertrieb von solaren Großanlagen zuständig. Vorher war er über 10 Jahre bei einem großen deutschen Contracting-Unternehmen tätig. Auf der Intersolar traf sich IKZ-ENERGY Redakteur Frank Hartmann mit ihm zum Gespräch.
IKZ-Energy: Herr Seidler, eine Wärmelieferung (Wärme-Contracting) für Wohn- und Nichtwohngebäude bietet für den Nutzer die Möglichkeit, Investitionskosten für die Anlagentechnik erheblich zu reduzieren. Im Interesse des Wärmelieferanten liegt ein störungsfreier und kostengünstiger Betrieb der Wärmeerzeugung. Ist dies nicht eine ideale Vorlage für die solarthermische Anlagentechnik gerade im Wärme-Contracting?
Detlev?Seidler: Ja, genau! Solarwärme ist die einzige Technologie, bei der der Brennstoff nichts kostet und keine nennenswerte Antriebsenergie benötigt wird. Der Stromverbrauch zum Antrieb der Pumpen liegt unter 1% der jährlich eingesammelten Sonnenwärme. Somit fallen für den Contractor nur extrem geringe Betriebskosten an, und das 100% kalkulierbar für mindestens die nächsten 20 Jahre. Die notwendigen Investitionen können – ohne dass der Nutzer selbst investiert – langfristig sehr günstig finanziert werden. Hier bietet die KfW für alle Anlagen ab 40 m² Kollektorfläche ein Kreditprogramm an, dass auch von größeren Firmen in Anspruch genommen werden kann. Der Contractor muss also kein KMU sein, auch z.B. größere Stadtwerke können das nutzen.
IKZ-Energy: Bei Großanlagen bieten Sie eine solare Ertragsgarantie an. Welchen Stellenwert spielt das Wärme-Contracting für Ihr Unternehmen?
Detlev?Seidler: Mit der Ertragsgarantie übernehmen wir Verantwortung für die Funktion der solarthermischen Anlage. Dies können wir so tun, weil wir nicht nur Komponentenlieferant sind, sondern auch die Planung des Solarkreises komplett selbst durchführen. Aus inzwischen über 200 realisierten Großanlagen haben wir die notwendigen Erfahrungen gesammelt, um die Zuverlässigkeit unseres Systems auch richtig einschätzen zu können. Dieses Angebot reduziert das Risiko für den Contractor erheblich. Bisher war das Interesse an unserem Angebot von Contractoren aus Deutschland allerdings noch sehr verhalten. In den USA laufen aber inzwischen mehrere Anlagen im Contracting, auch aus Frankreich und Südamerika haben wir entsprechende Anfragen.
IKZ-Energy: Wo sehen Sie die besonderen Stärken der Solarthermie, insbesondere im Wärme-Contracting, um der Solarthermie eine bedeutendere Rolle im Wärmemarkt einzuräumen und welche Hindernisse gibt es dabei noch zu überwinden?
Detlev?Seidler: Solarthermie ist ganzjährig einsetzbar, aber natürlich liegt der Schwerpunkt der Sonneneinstrahlung im Sommerhalbjahr. Dies bedeutet, dass in Deutschland niemand Gas oder Öl für die Warmwassererzeugung im Wohnungsbereich verbrennen müsste. Die Sonne liefert mehr als genug Energie! Im industriellen Bereich gilt dies so natürlich nur eingeschränkt wegen des teilweise sehr großen Bedarfs und mehrschichtigen Betriebs.
Und gerade im Sommer laufen viele Heizkessel in Teillast bei sehr ungünstigen Nutzungsgraden, oft deutlich unter 50%. Hier ist die Wirtschaftlichkeit der Solarthermie viel besser als oft gedacht wird. Eine Solaranlage ist die ideale Ergänzung zu einem Holzkessel, aber auch die Kombination mit Ölkesseln bringt erstaunliche, betriebswirtschaftliche Ergebnisse.
Diese Vorteile sind aber leider noch nicht Allgemeinwissen. Außerdem wurden die Vorteile der Solarthermie in den letzten Jahren durch die öffentliche Diskussion über Photovoltaik in den Schatten gestellt, obwohl unsere Anlagen pro m² Kollektor mindestens dreimal so viel Energie vom Himmel holen wie PV-Anlagen.
Für Contracting-Unternehmen ist es sehr wichtig, ihren Kunden wirtschaftliche Vorteile darstellen zu können. Aufgrund politischer Rahmenbedingungen ist es derzeit in Deutschland leider aber noch so, dass andere Technologien massiv besser gestellt werden als die Solarthermie. Hier ist besonders die Kraft-Wärme-Kopplung zu nennen, weil der Strom aus diesen Anlagen auch für die Energiepolitik wichtig ist. Sobald die Diskussion einsetzt, dass wir in Deutschland den Strom aus KWK im Sommer gar nicht mehr brauchen und er dann auch nicht mehr gefördert wird, schlägt die Stunde der Solarthermie. In Dänemark ist man da politisch und gesellschaftlich schon weiter.
IKZ-Energy: Her Seidler, vielen Dank für dieses Gespräch.

 


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