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Sind Durchflussmengenbegrenzer bei Sensorarmaturen ohne Nachlaufzeit sinnvoll?

Trinkwasser wird über hygienisch unbedenkliche Rohre und Armaturen zur Entnahmestelle transportiert. Wird nur sehr wenig Wasser gezapft, stagniert es in der Leitung. Die Folge: Es kommt zu Kontaminationen mit Keimen, die die Gesundheit des Menschen schädigen können. Denn gerade in ruhendem Wasser haben die Einzeller ausreichend viel Zeit, sich zu vermehren.

Hygieniker empfehlen daher, das Wasser in den Leitungen fließen zu lassen. Damit ist ein möglichst kontinuierlicher Wasserwechsel gemeint. Dies durchkreuzt allerdings den Gedanken des Wassersparens. Zwei Ziele, die sich scheinbar ausschließen.

Für Neuinstallationen wird empfohlen, kleine Rohrdurchmesser zu wählen. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass auch bei relativ geringen Zapfmengen das in den Rohrleitungen befindliche Trinkwasser gegen frisches aus dem Versorgungsnetz ausgetauscht wird.

Bei manuellen Armaturen bestimmt der Nutzer, wie lange das Wasser fließt. Das sieht bei Sensorarmaturen etwas anders aus. Sie geben nur dann den Wasserfluss frei, wenn sich eine Person ihr nähert. Entfernt sie sich wieder, spült die Armatur eine bestimmte Zeit weiter. Armaturen ohne Nachlaufzeit stoppen den Wasserfluss sofort. Sind sie zusätzlich mit einem Durchflussbegrenzer ausgestattet, verringert sich die gezapfte Wassermenge nochmals. Aber Wasser muss doch fließen, heißt es vonseiten der Hygieniker. Sind die Durchflussbegrenzer an nachlauffreien Sensorarmaturen also sinnvoll?

Henner Lotz, Inhaber der LOex LOTZ Exim Trading, Frankfurt

 

Pro

Besonders in öffentlichen Gebäuden mit teilweise extrem hohen Wasserverbräuchen, z.?B. in Schwimmbädern, ist die Senkung der Betriebskosten ein nachvollziehbares Ziel. Hier wird traditionell nicht nur viel Trinkwasser verbraucht, sondern insbesondere durch ein mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Nutzer aufgrund ihrer Anonymität auch sinnlos vergeudet. Deshalb ist im öffentlichen und gewerblichen Bereich das Reduzieren von Volumenströmen beim Waschen, Duschen und Spülen eine sinnvolle Zielstellung, solange eine notwendige Menge, die sich aus technischen Gründen oder aus Gründen des Komforts ergibt, nicht unterschritten wird. Diesem Ziel dient unter anderem der Durchflussmengenbegrenzer.
Andererseits muss aus Gründen der Trinkwasserhygiene ein notwendiger Wasseraustausch in der Trinkwasserinstallation gewährleistet werden. Trinkwasser muss immer dann die Leitungen verlassen, wenn aufgrund von Stagnation oder kritischen Temperaturen im Kaltwasser die Gefahr mikrobieller Kontaminationen besteht.
Daraus resultiert eine Konfliktsituation insbesondere für die Betreiber solcher Gebäude. Einerseits haften sie im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht für hygienisch einwandfreies Wasser. Andererseits müssen sie aber auch die Betriebskosten beachten.
Die Lösung sehen wir in einem Kompromiss: Wasser muss fließen, wenn es hygie­nisch notwendig ist. Aber wenn es fließt, dann nur in der unbedingt notwendigen Menge.
Für elektronisch gesteuerte Armaturen für den öffentlichen und gewerblichen Bereich gilt einerseits, dass sie so programmiert werden können, dass sie sich bei Erreichen der beiden Replikationsbedingungen (Stagnation/kritische Temperaturen) selbstständig aktivieren und für einen notwendigen Wasseraustausch sorgen. Andererseits bieten sie den Vorteil, nur dann Wasser abzugeben, wenn der Sensor aktiviert ist. Die Nachlaufzeit – also die Zeit, die die Armatur nach dem Deaktivieren noch geöffnet bleibt – kann zusätzlich dem Ausspülverhalten von Waschtisch oder Urinal angepasst werden. Trotzdem bleibt auch hier das legitime Interesse, diese Wassermenge auf das hygienisch notwendige Maß zu reduzieren, was durch einen Durchflussmengenbegrenzer erreicht werden kann.
Ein weiteres Argument ergibt sich aus den sinnvollen Forderungen des Regelwerkes. In der DIN (EN) 15091 wird für elektronisch gesteuerte Waschtischarmaturen ein Durchfluss von 5,9 bis 6,1?l/Min. empfohlen. Dieser Wert wurde auch definiert vor dem Hintergrund eines gewünschten Komfortvolumens. Das liegt bei ca. 6?l/Min. Da aber die Druckverhältnisse innerhalb eines geschlossenes Systems (Installationstyp A) zwischen 1 bar und 10 bar liegen können, schwanken dadurch bedingt auch die Volumenströme unter Umständen erheblich. Die Kompensation dieser Differenzen übernimmt der Durchflussmengenbegrenzer, um in allen denkbaren Situationen möglichst den gleichen Volumenstrom zu gewährleisten. Er ist in der Lage, Druckschwankungen auszugleichen und unter allen Bedingungen für den Nutzer eine wahrnehmbare Konstanz sicherzustellen.
Bei im öffentlichen und gewerblichen Bereich eingesetzten Armaturen stellt der Durchflussmengenbegrenzer somit keinen Widerspruch zum anzustrebenden hygienisch notwendigen Wasseraustausch dar. Er dient vielmehr zwei Zielstellungen:

  1. Gewährleistung eines gleichen Volumenstromes bei sich ändernden oder unterschiedlichen Druckverhältnissen,
  2. Reduzierung von sinnlosen Wasservergeudungen bei häufigen Armaturennutzungen.

Contra

Für manuelle Armaturen, Selbstschließer (mechanische oder elektronische) und Sensorarmaturen mit Nachlaufzeit sind Mengenbegrenzer in Form von Luftsprudlern oder Durchflussmengenbegrenzern sicherlich ein sinnvolles Accessoire. Für bedarfsgesteuerte Sensorarmaturen, z.?B. für den Arbeitsplatz (also ohne Nachlaufzeit), darf man das hingegen bezweifeln.
Die Nutzung einer solchen Sensorarmatur beträgt in der Regel nur wenige Sekunden. Das bedeutet, dass von vornherein nur wenig Wasser fließt und dass in diesen Armaturen viel Wasser stagniert. In der Folge nehmen Ablagerungen zu, was wiederum Auswirkungen auf die Wasserqualität hat. Werden zusätzliche Durchflussmengenbegrenzer eingesetzt, reduziert sich die Wassermenge weiter und erhöht im Gegenzug das Volumen der Ablagerungen – vor allem an den Luftsprudlern. Diese versintern mehr – je nach lokaler Wasserqualität unterschiedlich schnell und stark. Das führt zu mehr Ablagerungsflächen für Bakterien, Legionellen etc. Sparluftsprudler müssen deshalb öfter ausgetauscht werden.
Bei im Wasserzulauf eingebauten Durchflussmengenbegrenzern sieht die Sache ähnlich aus. Deren Auswechseln wird wegen des hohen Aufwands wahrscheinlich ganz unterbleiben. Die Gefahr der Wasserverunreinigung mit einhergehendem Sinken der Trinkwasserqualität in einem Haustechniksystem steigt.
Der nun regelmäßig anfallende, zusätzliche Aufwand für den notwendigen Austausch (Arbeitszeit, Ersatzteile, Bevorratung) schlägt sich massiv in den Gesamtbetriebskosten nieder. Dieser zusätzliche Aufwand wird die Kosten für das einge­sparte Wasser weit übersteigen.
Ein Kompromiss sind Sensoreinhebelmischer mit voreinstellbarer ECO-Kartusche. Bei diesem Armaturtyp ist über die Keramikkartusche die Gesamtdurchflussmenge und das Mischverhältnis voreinstellbar. Die Kombination dieser Eigenschaft mit jener der bedarfsgesteuerten Sensorautomatik senkt den Wasserverbrauch bei entsprechender Voreinstellung drastisch – ohne die Nachteile der Ablagerungen im Spar-Luftsprudler oder einem anderen zusätzlichen Durchflussmengenbegrenzer. Ein Armaturtyp, mit dem Planer in Ausschreibungen die Wassersparvorgaben des Bauherrn optimal umsetzen können.
Ein weiterer nicht unwichtiger Aspekt bei Armaturen mit Durchflussmengenbegrenzer: Die Verweildauer der Person an der Armatur steigt. Es gibt eine psychologische Grenze für die aus dem Hahn zu kommende Soll-Menge, die nicht unterschritten werden sollte. Naturgemäß ist sie bei jedem Menschen anders. Wenn subjektiv das Wasser nur herauströpfelt, hat man das Gefühl, seine Hände nicht sauber genug zu bekommen, sodass man zeitaufwendig ein zweites Mal die Armatur benutzt.
Oder es ist ein Eimer mit Wasser zu füllen: Dann dauert es mit einem 6-l-Sparluftsprudler „eine Ewigkeit“ gegenüber einer professionellen Sensorarmatur für den Arbeitsplatz mit 19 l/Min. Durchflusskapazität.
Ob also eine Busladung sich in die Waschräume einer Autobahnraststätte ergießt und möglichst schnell „abgefertigt“ werden muss, ein Metzger, Koch oder Laborant vor der Armatur steht – weniger durchfließendes Wasser bedeutet mehr und längeres Warten, bedeutet mehr Arbeitszeit, mehr kostbare Lebenszeit unnütz vertan. Zeit, die Geld und Geduld kostet. Gleich, ob am Arbeitsplatz, in Waschräumen oder daheim im Bad.
Zusätzliche Sparluftsprudler, Durchflussmengenbegrenzer und Ähnliches bei Sensorarmaturen sollte man sich sparen. In der Anschaffung billig, im Gesamten jedoch kostspielig – aber vielleicht beruhigen sie das ökologische Gewissen.

 


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