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Nordrhein-Westfalen –Für die Zukunft gut gerüstet

Obermeistertagung 2015: Mitarbeiterbindung, Anforderungen an die SHK-Organisation, 3-D-Druck

Über 50 Teilnehmer kamen zur Obermeistertagung ins Sauerland nach Sundern.

José Flume, Spezialistin für Beziehungsentwicklung, zeigte die Folgen des Fachkräftemangels auf und bot Lösungsansätze zur Mitarbeiterbindung.

Gruppenarbeit mit Mehrwert. Die Delegierten erarbeiteten Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung.

Das Rahmenprogramm führte die Teilnehmer bei einem Rundgang durch die Stadt Arnsberg in die historische Zeit...

…und lud zu einem anschließenden Rittermahl in den Knappensaal des einstigen Schloss Arnsberg ein.

„In fünf Jahren weiß keiner mehr, was Fachschiene bedeutet“, so lautete eine von zehn Thesen, die Hans-Arno Kloep aufstellte.

 

Am 23./24. April 2015 trafen sich die Obermeister des nordrhein-westfälischen SHK-Handwerks zum turnusmäßigen Austausch im sauerländischen Sundern. Neben aktuellen fachlichen Themen stand die Erarbeitung von Konzepten für die Mitarbeiterbindung im Vordergrund der Veranstaltung. Darüber hinaus wurden die Obermeister über die Anforderungen an eine erfolgreiche SHK-Organisation sowie über die Möglichkeiten moderner 3-D-Drucker informiert.

Der demografische Wandel, gepaart mit dem Fachkräftemangel, fordert zunehmend ein Umdenken im Bereich der Mitarbeiterführung. Vor diesem Hintergrund konzentrierte sich der erste Tag des Obermeistertreffens auf die Hintergründe und Maßnahmen für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung. In einem Impulsvortrag zeigte José Flume, Spezialistin für Beziehungsentwicklung, zunächst die derzeitige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auf: „Bis zum Jahr 2020 werden voraussichtlich rund 2,5 Mio. Vollzeiterwerbstätige in Deutschland fehlen, sodass der Wettbewerb um die fähigsten Köpfe sehr stark ansteigen wird.“ Anstatt das potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich bei Unternehmen bewerben, verändert sich die Lage insoweit, dass Betriebe zukünftig in die Rolle des „Bewerbers“ schlüpfen müssen. Um dabei erfolgreich zu sein, ist nach Meinung der Beraterin eine Arbeitgebermarkenbildung (Employer Branding) notwendig. Flume: „Employer Branding positioniert ein Unternehmen nach innen und außen als Arbeitgeber-Marke, die eine Ausstrahlung, eine Reputation und ein Image hat.“
Was Beschäftigte vor wenigen Jahrzehnten noch an Unternehmen gebunden hat, zählt zunehmend nicht mehr. „Mitarbeiter erwarten heute mehr als eine volle Lohntüte und einen sicheren Arbeitsplatz“, erklärte Flume. Das Angestellte meist auch nicht durch eine emotionale Bindung bei einem Unternehmen sind, belege eine Untersuchung: lediglich 13 % der Mitarbeiter haben demnach eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen, während sich 66 % der Befragten nur wenig und 21 % emotional überhaupt nicht gebunden fühlen. Als einen Kernpunkt stellte Flume dann fest, dass das Führungsverhalten des Unternehmers für den Erfolg der Mitarbeiterbindung entscheidend ist. Im Vordergrund steht dabei die Motivation der Beschäftigten.
In Workshops eingeteilt, erarbeiteten die Obermeister im Anschluss zahlreiche Punkte, die das Führungsverhalten des Unternehmers und die Motivation der Mitarbeiter positiv beeinflussen können. Dazu zählen beispielsweise unter dem Aspekt „Attraktivität des Betriebes steigern“ Maßnahmen wie:

  • gemeinsame Veranstaltungen (Feiern, Ausflüge, Familien einbeziehen),
  • regelmäßige Gespräche mit den Beschäftigten,
  • Offenheit und Transparenz im Unternehmen (Auftragslage, Finanzlage),
  • Verbesserung des Firmenimages (äußerer Auftritt),
  • Mitarbeiterselbstbewusstsein fördern („Wir sind als Firma gut“).


Als Beispiele zur „Mitarbeiterbindung“ wurden Punkte erarbeitet wie:

  • Visitenkarten für jeden Beschäftigten,
  • Firmenfahrzeug zur Privatnutzung,
  • U3-Betreuung (Kindergarten),
  • Gratifikationen, Gutscheine zu verschiedenen Anlässen,
  • einheitliche Arbeitskleidung,
  • Betriebsrente.

Erfolgreiche SHK-Organisation
Hans-Arno Kloep, Geschäftsführer der Querschiesser Unternehmensberatung, stellte am darauffolgenden Tag seine „10 Thesen zum Innungswesen“ vor. Seinen Prognosen zufolge bleibe der Bereich SHK in den nächsten 20 Jahren ein hoch profitables Geschäft. Das habe erhebliche Konsequenzen. „Die Branche zieht fremdes Geld an. Es kommen immer mehr branchenfremde Manager, Ton und Umgang werden ruppiger, alte Verhaltensregeln gelten nicht mehr. In fünf Jahren weiß keiner mehr, was Fachschiene bedeutet.“
Als gnadenlosen „Strukturknacker“ bezeichnete Kloep das Internet. Es sei der effizienteste Profitkiller aller Zeiten. Branchen, die durch das Internet „entdeckt“ würden, verlören über alle Stufen Deckungsbeiträge. Dass sich das Internet überhaupt in der Branche etabliert hat, dafür gibt es laut Kloep mehrere Gründe. Zum einen sei die Fachschiene der teuerste Vertriebskanal. Zum anderen sei der zeitliche Rahmen von mehreren Wochen, vom ersten Gespräch in der Fachausstellung bis zum Angebot, wenig verkaufsfördernd. Im Internet gehen Angebotserstellung und Kauf per Mausklick. „Der Durchschnittsdeutsche hat keine Ahnung von unserem Geschäft. Wenn die Endkunden wüssten, dass es mit dem Bestellen der Teile nicht getan ist, würde keiner bei Reuter kaufen. Wir sind es, die dem Kunden den Unterschied klar machen müssen“, so der Rat des Branchenanalysten.
Innerhalb der Branche sieht Kloep viele bedeutende Veränderungen. Partner- bzw. Franchisesysteme mit Herstellern werden zunehmen. Der Großhandel wird Marketingclubs und den Point of Sale in der Ausstellung etablieren. Auch Kooperationen wie ERFA-Gruppen oder Einkaufsgenossenschaften werden an Bedeutung gewinnen. Die Innungen müssten schlanker, fokussierter und finanziell unabhängiger werden, um in dem veränderten Umfeld auch weiterhin bestehen zu können, so das Fazit.

3-D-Druck im Handwerk
Prof. Dr. Karsten Nebe, Hochschule Rhein-Waal, und Prof. Michael Schäfer, Hochschule Ruhr West, gaben in ihrem zweiteiligen Referat einen Einblick über „FabLabs“, das offene Werkstätten mit Fokus computergesteuerter Fertigung sind. Außerdem zeigten sie anhand zahlreicher Beispiele heutige und künftige Möglichkeiten von 3-D-Druck in Industrie und Handwerk auf. Heute schon ließen sich nicht mehr erhältliche Ersatzteile aus Kunststoff ausdrucken, wenn eine elektronische Produktzeichnung vorliege. Dafür braucht es nicht einmal eines eigenen Druckers. Spezielle Internet-Dienstleister stünden dafür zur Verfügung. Auch die Erstellung von Prototypen, etwa im industriellen Bereich, sei deutlich günstiger als mit den Standardtechniken möglich. So ließen sich selbst mehrteilige Planetengetriebe „aus einem Guss“ drucken. Ein funktionsfähiger 3-D-Drucker, den die Experten mitgebracht hatten, ergänzte die theoretischen Ausführungen anschaulich.

 


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