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Nordrhein-Westfalen – Durch Kooperation ans Ziel

Fachverbände Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen diskutierten wichtige Branchenthemen auf gemeinsamer Obermeistertagung

Rund 80 Obermeister folgten der Einladung nach Holzminden und nahmen an der ersten gemeinsamen Tagung teil.

Jürgen Engelhardt (l.), Geschäftsführer des Fachverbands Niedersachsen, sowie Hauptgeschäftsführer des Fachverbands NRW, Hans-Peter Sproten, stellten die Organisationsstruktur und die jeweiligen Verbandstätigkeiten vor.

Anregende Gespräche innerhalb der Gruppenarbeit: Branchenprobleme wurden diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Geglückte Zusammenführung: Auch während der Pausen zeigte sich die gemeinsame Veranstaltung als Erfolg.

Eine Führung durch den Energy Campus von Stiebel Eltron rundete die Veranstaltung ab.

 

Erstmals richteten die beiden Fachverbände Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ihre jährliche Obermeistertagung gemeinsam aus. Schauplatz der Aussprache am 7. und 8. April 2016 war der Energy Campus von Stiebel Eltron in Holzminden. Neben der Vorstellung der jeweiligen Verbandsarbeit wurden aktuelle und zu erwartende Problemstellungen der Branche diskutiert. Von der gemeinschaftlichen Veranstaltung versprechen sich die Verbände eine intensivere und zielorientiertere Zusammenarbeit. Die Rückmeldungen der Obermeister waren durchweg positiv.

Rund 80 Obermeister folgten der Einladung und wurden zunächst von den Landesinnungsmeistern der beiden Verbände – Friedrich Budde für Niedersachen und Hans-Joachim Hering für Nordrhein-Westfalen – begrüßt. Beide betonten, dass sie sich auf einen regen Austausch der Verbandsmitglieder freuen.
Zum ersten Kennenlernen stellten anschließend Hans-Peter Sproten, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands NRW, und Jürgen Engelhardt, Geschäftsführer des Fachverbands Niedersachsen, die Verbände in ihren Strukturen und Themengebieten vor. Dabei ging es auch bereits um die zukünftigen Herausforderungen, die die SHK-Branche zu erwarten hat. Engelhardt richtete seinen Fokus u.a. auf den Heizungs-Check 2.0. In der Durchführung sieht der Geschäftsführer ein großes Potenzial für SHK-Betriebe. „Berechtigt zur Durchführung ist – wie bereits bekannt sein dürfte – nur, wer eine Qualifikation nachgewiesen hat“, unterstrich Engelhardt. Die dafür nötigen Schulungsmaßnahmen werden von den Fachverbänden angeboten.
Seit Januar 2016 hat das SHK-Handwerk von der Bundespolitik den Auftrag, Altanlagen im Bestand zu labeln. In diesem Zusammenhang griff Friedrich Budde die schleppende Abfrage von Effizienzlabeln über den ZVSHK-Onlineshop auf. „Die Zahlen der verschickten Labels sind recht mager“, so seine Beurteilung. Er regte nochmals an, die Sache ernst zu nehmen und das auch an die Kollegen weiterzuleiten. Denn, so seine Analyse, sollte das SHK-Handwerk scheitern, würde sich die Politik zukünftig andere Partner suchen. Dessen solle man sich bewusst sein. Hintergrund ist die Bewertung von alten Heizgeräten, die seit Anfang des Jahres gilt. Ab Januar 2017 sind die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger verpflichtet, betreffende Geräte ohne Label zu etikettieren.

Defizitanalyse: Was tut sich in der Branche?
Der Schwerpunkt „zukünftige Herausforderungen“ zog sich durch die gesamte Veranstaltung. Besonders kam dieses Kernthema in der Gruppenarbeit zum Tragen. Folgende Punkte wurden in Arbeitskreisen mit je 6 bis 8 Teilnehmern behandelt:

  • Haben wir ein personelles Qualitätsproblem? Falls ja, wie können wir diesem begegnen?
  • Das Profil von Innungen – allein ein Imageproblem?
  • Brauchen/haben wir Strategien bezogen auf neue Vertriebsstrukturen?
  • Wie begegnen wir Übergriffen auf angestammte SHK-Tätigkeitsbereiche?

Die Ergebnisse waren recht eindeutig. Klar wurde u. a., dass die Branche mit Eingriffen von Thermondo, Reuter und Co. in das Kerngeschäft der stationären SHK-Handwerker zu kämpfen hat. Aber auch der Großhandel, der mittlerweile häufig Planungsaufgaben übernimmt, wird von manchen nicht nur als Partner gesehen. „Planungen sollten daher häufiger selbst übernommen und nicht nur abgegeben werden, um die Unternehmensqualität weiter zu steigern und letztlich nicht nur als Schrauber dazustehen“, so ein Vorschlag aus den Reihen. Ein weiteres Problem sehen die Obermeis­ter in der Angebotserstellung. Hier seien einige digital agierende Wettbewerber erheblich schneller, was zu Kundenverlusten führen könne. Um dem entgegenzuwirken, müssen innerbetriebliche Prozesse professionalisiert und auf bereits am Markt existierende Werkzeuge zur Angebotserstellung beim Kunden zurückzugegriffen werden. Die entscheidenden Schlagworte Positionierung, Erreichbarkeit, Prozessoptimierung und Kalkulation sind Themen der betriebswirtschaftlichen Abteilung beider Landesverbände und werden zukünftig in den jeweiligen Fachausschüssen weiter behandelt und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Auch zum Thema personelle Qualitätsprobleme konnten sich die Teilnehmer schnell auf ein Ergebnis einigen. Sie sehen eindeutig Handlungsbedarf, sowohl im Bereich der Schulbildung als auch bei den Ausbildungsbetrieben und der Berufsschule. Dabei kann man an vielen kleinen Stellschrauben selbst drehen, um Schulabgänger für die Berufe im SHK-Handwerk zu begeistern und die Auszubildenden in der Ausbildung zu motivieren und zu unterstützen. Die Teilnehmer der Diskussionsrunden sammelten dazu Vorschläge und Anregungen, die jeder Betrieb für sich auf Umsetzbarkeit prüfen kann. Einige Vorschläge, z. B. Nachhilfekurse, können auch auf Innungsebene eingerichtet werden. Generell sehen die Teilnehmer einen großen Vorteil im Handwerk: Die Betriebe haben aufgrund ihrer Struktur und Größe die Möglichkeit, als eine Art „Ersatzfamilie“ zu fungieren. Der daraus entstehende Zusammenhalt ist für Jugendliche sehr wichtig.

Zeit zu starten
Um die Bemühungen der Betriebe auf der Suche nach Auszubildenden zu unterstützen, startet 2016 die neue bundesweite Ausbildungsinitiative „Zeit zu starten“. Zur Erinnerung: Die gemeinsame Kampagne des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und den SHK-Landesverbänden wurde erstmals auf der IFH/Intherm in Nürnberg der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Pro Gewerk – Anlagenmechaniker/in SHK, Behälter- und Apparatebauer/in, Klempner/in sowie Ofen- und Luftheizungsbauer/in – beinhaltet das Projekt einen Kurzfilm, einen Infoflyer sowie einen Vortrag für Schüler. Zudem wird die Initiative durch einen Internetauftritt und Social-Media-Angebote flankiert. Ziel ist es, bei jungen Menschen (Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10) das Interesse für die vier SHK-Berufe zu wecken. Die Vorgängerkampagne des ZVSHK „Volles Rohr Zukunft“ wurde bereits eingestellt. Die Fachverbände Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nutzten die Obermeistertagung, um erste Materialien aus der Kampagne vorzustellen und die weitere Vorgehensweise in der Umsetzung zu erläutern. Beide Fachverbände haben aktiv an der Erstellung der bundesweiten Ausbildungskampagne mitgewirkt. Allerdings werden sie erst zu einem späteren Zeitpunkt, voraussichtlich ab Herbst, die Aktion begleiten. Hintergrund sind die bestehenden Kampagnen, die die Fachverbände bereits vor einiger Zeit ins Leben gerufen haben. Die Innungen und Fachbetriebe werden in den jeweiligen Medien der Fachverbände über den Start der bundesweiten Kampagne im eigenen Bundesland informiert.
In diesem Zusammenhang machte Hans-Joachim Hering, Landesinnungsmeister des Fachverbands NRW, darauf aufmerksam, dass Nachwuchs wichtiger denn je ist. „Unternehmen, die nicht ausbilden, werden sterben“, ermahnte er. Daher bat der Landesinnungsmeister darum, die Chancen zu nutzen: „Gehen sie in die Schulen, nutzen sie persönliche Kontakte, bieten sie Praktika an und vermitteln sie, dass auch Handwerker ausgesprochen gute Verdienstmöglichkeiten haben.“

Rahmenprogramm: Einblick bei Stiebel Eltron
Ausgerichtet wurde die Obermeistertagung durch die beiden Fachverbände in den Räumlichkeiten von Stiebel Eltron in Holzminden. Im Rahmen dessen ließ es sich der Hersteller nicht nehmen, den Spitzenvertretern und –vertreterinnen der SHK-Innungen seinen für Schulungs- und Forschungszwecken errichteten Energy Campus vorzustellen. Neben einem Kurzvortrag zu Green Building am Beispiel des Plus-Energie-Gebäudes Energie Campus gab es eine Führung durch die Schulungsräume der vier Themenwelten – Wärmepumpensysteme, Warmwasser, Lüftungssysteme und Montagezentrum.

Fortsetzung erwünscht
Das Resümee der Veranstaltung fiel auf beiden Verbandsseiten durchweg positiv aus. Die Obermeister berichteten von interessanten Gesprächen, vielen Überschneidungen hinsichtlich der Arbeitsweisen sowie bei den Problemstellungen und begrüßten die neuen Blickwinkel, die durch den Austausch entstanden sind. Eine Fortsetzung der engen Zusammenarbeit und eine Wiederholung der gemeinsamen Obermeistertagung werde angestrebt, waren sich die Vorstände einig.

 


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