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Nachrüstung von Flächenheizungen

Möglichkeiten und Herausforderungen für Planer und Fachhandwerker

Die Nachrüstung einer Flächenheizung stellt heute auch im Altbau kein Problem mehr dar.

Tabelle 1: Flächenheizungsvarianten für den Bestand.

Die Installation zweier Fußbodenheizungen in der Praxis.

Das Schema verdeutlicht den Aufbau einer Fußbodenheizung, im Gegensatz zu …

… einer Wandflächenheizung.

Wo keine zusätzliche Aufbauhöhe für eine Fußbodenheizung möglich ist, können – wenn die baulichen Voraussetzungen passen – Rillen in den vorhandenen Estrich gefräst werden, in die das Heizrohr eingelegt wird. Bild: Wieland Werke

Eine elektrische Flächenheizung punktet mit einer Aufbauhöhe ab 0,3 mm und einem geringen Gewicht.

Das BVF-Siegel gewährleistet die Systemqualität von Flächenheizungen und Flächenkühlungen.

 

Die nachträgliche Installation von Flächenheizungen in Bestandsgebäuden nimmt stetig zu. Spezielle Sanierungssysteme sind bereits von einigen Markenherstellern erhältlich. Dennoch bleibt der Markt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Immer noch gilt der nachträgliche Einbau einer Flächenheizung als arbeits- und kostenintensiv, verbunden mit einer Menge Schmutz. Hier schlummert ein enormes Marktpotenzial, das es seitens des Fachhandwerkers und Planers auszuschöpfen gilt.

Gleich, ob sich der Sanierer für die Wärmeverteilung über Boden, Wand oder Decke entscheidet: Bei guter Abstimmung aller Gewerke und der gewissenhaften Wahl des richtigen Systems profitiert er von sämtlichen Vorteilen einer Flächenheizung. Dazu zählen vor allem

  • behagliche Strahlungswärme, keine Staubaufwirbelung,
  • sparsame Betriebsweise dank niedriger Systemtemperaturen,
  • innenarchitektonische Gestaltungsfreiheit,
  • sowie Wertsteigerung der Immobilie.

Viele Hausbesitzer sind daher bereit, ein Mehr an Investitionskosten auf sich zu nehmen – was wiederum die Wertschöpfung für SHK-Fachbetriebe steigern kann. Denn beim Austausch von Heizkörpern gegen eine Flächenheizung ist die Marge im Bestand höher als beim reinen Austausch von altem Radiator zu modernem Heizkörper.
Vorausgesetzt werden die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte und ein durchdachtes, optimal auf die Gebäudebeschaffenheit sowie die Lebensgewohnheiten der Bewohner abgestimmtes Flächenheizungssystem. Um das Vertrauen der investitionswilligen Sanierer zu gewinnen, ist deshalb entsprechende Fachkompetenz erforderlich.


Maximale Möglichkeiten
Der Einsatz einer Flächenheizung lässt sich grundsätzlich in fast jedem Gebäude und bei nahezu allen architektonischen Beschaffenheiten realisieren. Ob auf Boden, Decke oder Wände zurückgegriffen wird, hängt in erster Linie von den baulichen Gegebenheiten ab. Bei Fußbodenheizungen sind dies die verfügbare Aufbauhöhe sowie die statische Belastbarkeit und die Beschaffenheit des Untergrundes. Bei der Wandflächenheizung kommt es vor allem auf die frei verwendbaren Wandflächen und die Beschaffenheit des Untergrundes an. Hinter den freien Wandflächen sollte sich keine Installation befinden. Elektrische Leitungen sind gegebenenfalls in Leerrohren zu verlegen. Bei Flächenheiz- und -kühlsystemen unter Decken ist neben dem Aufbau der Decke die Raumhöhe relevant. Nach eingehender Prüfung können im Bestand folgende Flächenheizungsvarianten zum Einsatz kommen:


Klassische Fußbodenheizung
Die Erwärmung der Wohnräume über den Fußboden ist in der Renovierung die am häufigsten verwendete Lösung. Hier stehen grundsätzlich – je nach Grad der Modernisierung – drei Systeme zur Wahl. Wird eine Kernsanierung durchgeführt, kann auf eines der klassischen Nasssysteme zurückgegriffen werden. Sie sind zu planen und auszuführen wie im Neubau – benötigen aber auch ebenso viel Zeit. Nach DIN EN 1264 gelten hier zwei Varianten als technisch machbar: Rohrsysteme auf Dämmplatte im Nassestrich (NB1) sowie Rohrsysteme in Dämmplatte mit Nassestrich (NB2). Die Aufbauhöhen liegen bei mindestens 60 mm, wobei die Dämmung noch hinzukommt.
Einfacher in der Nachrüstung sind Trockensysteme. Hier stehen Rohrsysteme in Dämmplatte mit Trockenestrich (TB1) – meist verbunden mit Wärmeleitblechen –, Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TB2) – mit oder ohne zusätzlicher Dämmschicht – sowie Rohrsysteme auf Dämmplatte in Gussasphaltestrich (TB3)
– meist unter Verwendung von Kupferrohren – zur Verfügung. Sie punkten durch ihre niedrigere Aufbauhöhe und ein geringes Eigengewicht, dem nahezu jede Decke standhält. Zudem sind sie zügig und kostengünstig zu installieren.
Darüber hinaus haben zahlreiche Hersteller spezielle Nachrüstungssysteme entwickelt. Diese Verbundkonstruktionen aus Rohrsystemen auf Altuntergrund in Ausgleichsmasse (NB3) kommen mit sehr geringen Aufbauhöhen von rund 20 mm aus. Die Folienelemente und Rohre werden mit minimalem Montageaufwand direkt auf dem Estrich oder dem bereits vorhandenen Fußbodenbelag verlegt. Anschließend wird der Boden durch eine dünne Ausgleichsschicht begradigt. Hierauf kann wiederum der neue Bodenbelag verlegt werden.
Neuere Sanierungssysteme für den nachträglichen Einbau im bestehenden Altestrich sind ohne zusätzliche Aufbauhöhe realisierbar. Die Rohrverlegung erfolgt hierbei innerhalb von Nuten, die in den bestehenden Altestrich gefräst werden. Hier muss der Ausführende überprüfen, ob die nach der EnEV geforderte Mindestwärmedämmung vorhanden ist und die Funktion der Lastverteilschicht nicht beeinträchtigt wird.


Flächenheizungen über Wand oder Decke
Ist es aufgrund der Gebäudebeschaffenheit nicht möglich, eine Fußbodenheizung zu realisieren, kann auch auf die Wände oder die Raumdecke zurückgegriffen werden. Hier steht ein Nasssystem – das Rohrsystem im Wandputz (NW1) bzw. im Deckenputz (ND1) – zur Verfügung. Außerdem gibt es Trockenbausysteme: zum einen Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TW2 bzw. TD1) und für die Wandflächenheizung die Rohrsysteme in Unterkonstruktion mit Ausbauplatte (TW1). Für die Warmwasser-Wandheizung eignen sich Heizrohre aus Kunststoff, Metallverbund oder Kupfer. Alle Varianten können nahezu unabhängig vom Wandaufbau gewählt werden, lediglich auf bereits verlegte elektrische Leitungen ist Rücksicht zu nehmen.


Elektrische Flächenheizung
Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich elektrische Flächenheizungen im Boden oder an der Wand. Als praktisch in der Modernisierung erweisen sie sich insbesondere aufgrund ihrer geringen Aufbauhöhe ab 0,3 mm und ihres geringen Gewichts. In jedem Fall greift die Norm IEC 60800, die u.?a. eine spezielle Isolierung der Heizleiter vorsieht, sowie die DIN 44?576 zur Planung und Bemessung. Die Leitungen – Stand der Technik sind zwei Heizleiter – werden im Dünnbettmörtel direkt unter dem frei wählbaren Fußbodenbelag verlegt. Da die elektrische Energie direkt in der Heizfläche umgewandelt wird, sind Umwandlungsverluste weitestgehend minimiert.


System als Sicherheit
Eine Flächenheizung bzw. -kühlung ist ein komplexes Bauvorhaben. Umso wichtiger ist die optimale Abstimmung zu einem System, vor allem im Hinblick auf mögliche Haftungsansprüche. Greift der SHK-Handwerker auf einzelne Flächenheizungs-Komponenten zurück und stellt daraus ein System zusammen, wird er automatisch zum Systemintegrator und tritt dafür auch in Gewährleistung. Im Haftungsfall muss er sich dann ggf. an die jeweiligen Anbieter der Komponenten wenden. Um auf der (rechtlich) sicheren Seite zu sein und Ärger sowie unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden, bietet sich deshalb immer die Installation eines durch den Hersteller angebotenen Komplettsystems an. Hier wird der Handwerker durch die Systemgewährleistung des Herstellers entlastet – die Haftung fällt im Mängelfall auf den Produzenten zurück.
Darüber hinaus bieten Flächenheizungssysteme hohe Qualität und Sicherheit, da sie aus einer Hand stammen, DIN-geprüft sind und/oder das BVF Siegel tragen. Dieses Gütesiegel zeigt den hohen Standard einer Flächenheizung bzw. Flächenkühlung auf den ersten Blick und erleichtert damit die Wahl des richtigen Produkts. Es garantiert die Systemqualität und schafft damit Sicherheit und Vertrauen bei allen Beteiligten. Von Bedeutung ist außerdem, dass sämtliche Komponenten des Flächenheizungssystems optimal aufeinander abgestimmt sind. So müssen Systemanbieter, deren Produkte das Gütesiegel tragen, zukünftig alle Bestandteile von Herstellern beziehen, die den Kriterien des BVF gerecht werden.?

Bilder: Wenn nicht anders angegeben, BVF

Autor: Dipl.-Ing. Joachim Plate, Geschäftsführer Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF), Hagen

www.flaechenheizung.de

 


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