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Keimfrei bis zur letzten Armatur

Automatische und manuelle thermische Desinfektion verschiedener Armaturensysteme im Seilerseebad

Das ein Dusch- und Waschtischarmaturensystem nicht generell mit einer zentralen Schalteinheit für die thermische Desinfektion ausgestattet sein muss, zeigt der nachträgliche Bau der Saunalandschaft im Sport- und Solebad am Seilersee. Hier bestand keine Möglichkeit die Anlage zu erweitern, sodass teilweise - nach einem wohldurchdachten Ablaufplan - die Desinfektion manuell durchgeführt wird.

 

Im Mai 2007 wurde das Seilerseebad um eine Saunalandschaft erweitert. Eine Anbindung der Armaturen an die 1999 erstellte Zentralschalteinheit zur thermischen Desinfektion wurde u. a. aus wirtschaftlichen Gründen nicht umgesetzt.

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Das Seilerseebad ist seit 1999 in Betrieb und verfügt über eine PC-gestützte Zentralschalteinheit. Diese ist mit dem Gebäudeleitsystem verbunden und aktiviert bei der thermischen Desinfektion nacheinander die verschiedenen Armaturengruppen im Sport-, Sole- und Freibad mit ihren insgesamt 34 Armaturen. Darüber hinaus verfügen die drei Badbereiche über 33 manuell zu desinfizierende Armaturen, in der überwiegenden Anzahl Selbstschlussarmaturen.

Bau einer Saunalandschaft
Nach der Beschlussfassung zum Bau einer Sauna an das bestehende Seilerseebad kam es im Mai 2007 zur Auftragsvergabe. Der erste Spatenstich erfolgte noch 2007. In der Planungsphase stand die Frage im Raum, ob man die vorhandene Armaturensteuerung ohne gro­ßen finanziellen Aufwand erweitern könnte. Bei genauerer Prüfung der Angebote wurde jedoch schnell klar, dass eine zehn Jahre alte Schalteinheit für die neu einzubindenden Saunaarmaturen nicht mehr wirtschaftlich aufrüstbar war. Auch die Erinnerung an fehlerhafte Steuerkabel, die beim damaligen Bau der Anlage schon nach kurzer Zeit mit viel Aufwand im gesamten Bad ausgetauscht werden mussten, war noch allen Entscheidungsträgern im Gedächtnis haften geblieben. Zudem gab es auch Hard- und Softwareprobleme, sodass man den Gedanken an eine Systemanbindung verwarf. Stattdessen wurde die Entscheidung getroffen, Produkte zu verwenden, die keine Zentralsteuerung benötigen. Zum Einsatz kamen dabei Auf- und Unterputz-Duschpaneele (Typ 7220R und 7100R) sowie Waschtischarmaturen (TYP 1120N) der Santec Vertriebs GmbH aus München.

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Im täglichen Betrieb werden die Armaturen durch einen Annäherungsinfrarotsensor ausgelöst. Die Stromversorgung kann sowohl mit einer handelsüblichen 6-V-Lithium-Photobatterie als auch mit einem festen 24-/230-Volt- Kabelanschluss realisiert werden. Letztere Variante wurde verbaut. Alle Armaturen dieser Bautypen werden bei der thermischen Desinfektion im gesamten warmwasserführenden Teil mit Temperaturen über 80 °C durchspült. Dabei wurden keine Umgehungsleitungen um die Armaturen und keine gesonderten Magnetventile vorgesehen. Zum Starten der thermischen Desinfektion benutzt das Personal eine Infrarotfernbedienung. Diese Art der Schaltung ist wasser- und energiesparend, da das Personal nur die Anzahl der Duschen gleichzeitig desinfiziert, die es auch mithilfe eines Digitalthermometers überwachen und dokumentieren kann. Demgegen­über werden bei den vorhandenen Armaturen nur komplette Dusch- und Waschtischgruppen von der Zentralsteuereinheit geöffnet. Dies hat zur Folge, dass die Laufzeiten der betroffenen Armaturen aufgrund der hohen Anzahl der Auslaufstellen und der Weitläufigkeit des Seilerseebades länger als die geforderten drei Minuten eingestellt wurden.

Beim Bau der sanitären Installationen der Saunalandschaft wurde insbesondere auf hygienische Aspekte großen Wert gelegt. So wurden Stichleitungen vermieden, Leitungen durchgeschleift oder Doppelnutzungen von Armaturen favorisiert.

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Verbrühungsschutz, Hygienespülung
Bei den Armaturen im Saunabereich kann der geforderte Verbrühungsschutz (maximal 45 °C) mittels eines mechanisch wirkenden Temperaturbegrenzers an jeder Armatur eingestellt werden. Die thermische Desinfektion ist dennoch möglich, da der Kaltwasseranschluss in dieser Zeit drucklos ist.

Alle eingebauten Armaturen verfügen zudem über eine zeitgesteuerte Hygienespülung. Diese wird automatisch jede Stunde für 30 Sekunden aktiviert, um einer Kontamination im Rohrleitungssystem - aufgrund der hohen Gebäudekerntemperatur von rund 30 °C - vorzubeugen. Beim Bau der sanitären Installation wurde insbesondere auf hygienische Aspekte großer Wert gelegt. So wurden Stichleitungen vermieden, Leitungen durchgeschleift oder Doppelnutzungen von Armaturen favorisiert.

Auf- und Unterputz-Duschpaneele zur manuellen thermischen Desinfektion. Zum Starten der Desinfektion benutzt das Personal eine Infrarotfernbedienung.

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Durchführung einer Desinfektion
Alle 14 Tage findet nach Betriebsschluss die thermische Desinfektion im gesamten Bad statt. Dazu sind die Beschäftigten mittels eines detaillierten Ablaufplanes in dem Vorgang unterwiesen. Hilfreich und erfolgversprechend zugleich gibt ein nach Armaturen gegliedertes Formular die Route durch die einzelnen Bereiche (Sportbad, Solebad, Freibad und Sauna) vor. Somit ist sichergestellt, dass keine Zapfstelle vergessen wird, um Rückverkeimungen zu vermeiden. Mittlerweile sind 79 Armaturen in einem durchgehenden Arbeitsgang zu desinfizieren.

Vor Beginn der thermischen Desinfektion muss allerdings zunächst über das Zentralsteuergerät der Warmwasserspeicher auf Desinfektionstemperatur aufgeheizt werden. Der 3000-l-Warmwasserbereiter wird über ein Speicherladesystem mit Fernwärme beheizt. Für den Fall, dass im Sommer die Fernwärmevorlauftemperatur (in der Regel 72 °C) nicht ausreicht, wird mittels eines 200-kW-Elektroheizstabes nachgeheizt, um auf Temperaturen über 80 °C im Trinkwassersystem zu kommen.

Der Kaltwasseranschluss des Speichers zweigt direkt vom Hauswasseranschluss nach dem Wasserzähler ab. Das restliche Kaltwassernetz des Bades wird für die Desinfektion geschlossen und drucklos gemacht, um Temperaturschwankungen an den Armaturen zu verhindern. Sobald die Zirkulationsrücklauftemperatur auf über 70 °C gestiegen ist, be­ginnt das Personal mit der Desinfektion der manuell zu bedienenden Armaturen. Bei der Desinfektion der Selbstschlussarmaturen kommen genau abgewogene "Armaturensäcke" zum Einsatz, die sicherstellen, dass die Armaturen ununterbrochen mindestens 3 Minuten geöffnet bleiben. Zur Durchführung der manuellen Desinfektion hat das Personal einen engen Zeitrahmen von 90 Minuten. Nach dieser Zeit lösen die einzelnen Sektionen der zentral gesteuerten Armaturen aus. Nachdem alle Warmwasserzapfstellen desinfiziert, gemessen und dokumentiert sind, werden zum Herunterkühlen der Warmwassertemperatur (auf die vom DVGW Arbeitsblatt W 551 geforderte Temperatur von 60 °C) alle Duscharmaturen nochmals ausgelöst. Alle Trinkwasserzirkulationspumpen laufen 24 Stunden durch, um stagnierendes Warmwasser zu verhindern.

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Bei der Spülung der Selbstschlussarmaturen kommen genau abgewogene "Armaturensäcke" zum Einsatz, die sicherstellen, dass die Armaturen ununterbrochen mindestens 3 Minuten geöffnet bleiben.

Fazit
Ein Dusch- und Waschtischarmaturensystem muss nicht generell mit einer zentralen Schalteinheit ausgestattet sein. Mit weniger Elektronik und weniger Rohrleitungen ein Höchstmaß an Betriebssicherheit und Hygiene zu erzielen, erfordert einerseits zwar Personalaufwand, andererseits ist dies in der Regel aber auch sicher und effizient.

Autor: Christian Biesold, Stadtwerke Iserlohn GmbH

Bilder: Stadtwerke Iserlohn GmbH, Iserlohn

www.santec-surprise.de
www.seilerseebad.de

 


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