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GtV will eine offene Diskussion über Tiefe Geothermie und Mikrobeben

Die Nutzung der Erdwärme für die Energiegewinnung kann zu Entspannungen im Untergrund führen, die jedoch nachweislich nicht geeignet sind, erhebliche Schäden auszulösen. "Wir werden die Möglichkeit von Mikrobeben beim Einsatz der Tiefengeothermie nicht bestreiten, aber dem Schreckgespenst unbeherrschbarer Erdbeben mit Gefahren für Eigentum und Gesundheit deutlich entgegentreten", erklärt Hartmut Gaßner, Präsident des GtV - Bundesverbandes Geothermie.

 

Im August und September erlebten die Einwohner Landaus mehrere kleine Beben (so genannte Mikrobeben). Ein Zusammenhang mit dem Betrieb des lokalen Geothermie-Kraftwerks liegt nahe und hat zu einer Diskussion über das Risiko der Nutzung Tiefer Geothermie geführt. Der GtV - Bundesverband Geothermie will den Ergebnissen konkreter Untersuchungen zu Landau nicht vorgreifen. Hierzu Hartmut Gaßner: "Wir begrüßen die Einrichtung einer Expertengruppe durch das rheinland-pfälzische Umweltministerium und bieten von Verbandsseite unsere volle Unterstützung an."
Unabhängig von den konkreten Vorkommnissen in Landau gilt jedoch festzustellen, dass beim Bau und beim Betrieb von Geothermie-Kraftwerken Mikrobeben ausgelöst werden können. Die gleichen Phänomene kommen in der der Erdgas- und Erdölförderung und dem Tunnelbau immer wieder vor. Dies hängt zusammen mit den jeweiligen geologischen Strukturen in der Region.
Landau liegt am Rande des Oberrheingrabens, ein geologisch sehr bewegtes Gebiet. Im Oberrheingraben treten viele Beben auf, die natürlichen Ursprungs sind; seit Juni 2000 waren dies allein 57, die von ihrer Stärke mit den jüngsten Ereignissen in Landau zu vergleichen sind. Unter solchen tektonischen Verhältnissen können Eingriffe von Menschen zu Mikrobeben führen. Solche Mikrobeben werden keine oder nur sehr geringe Schäden, wie Putzrisse, auslösen. Diese werden von den Betreibern bzw. deren Versicherungen ersetzt. Die Öffentlichkeit muss stärker als bisher über die geothermischen Projekte informiert und beim Bau und Betrieb durch geeignete Maßnahmen einbezogen werden. Dafür setzt sich der GtV - BV Geothermie ein. Die Sektion Tiefe Geothermie wird deshalb in Kürze eine Arbeitsgruppe "Tiefe Geothermie und Seismizität" einrichten, um die in der Öffentlichkeit auftretenden Fachfragen noch schneller und mit gebündelter Kompetenz beantworten zu können.
Das Schadenspotential und die Umweltbelastung aus der geothermischen Energiegewinnung liegen insgesamt deutlich unter denen der konventionellen Energieerzeugungen aus Kohle, Erdöl und Erdgas. In Deutschland gibt es derzeit über 150 Bergrechte zur Erkundung und Nutzung der Tiefen Geothermie. Viele Projekte werden im Oberrheingraben, in der bayerischen Molasse und vermehrt auch in den restlichen Gebieten Deutschlands entwickelt. Die Möglichkeiten aus heimischer Quelle grundlastfähige, regenerative und CO2-freien Strom, Wärme und Kälte zu gewinnen, muss - so der verband - in Deutschland nicht nur erhalten, sondern ausgebaut und unterstützt werden. Viele Bürger haben diese Chance erkannt und unterstützen die Projekte ihrer Städte und Gemeinden. Unterhaching,
Neuried, Pullach, Erding und Aschheim sind nur einige wenige Beispiele Ergänzend zur PM hat der GtV BV Geothermie eine ausführliche Stellungnahme auf www.geothermie.de veröffentlicht. Für den weiteren Austausch stehen Dr. Horst Kreuter, Vizepräsident und Sprecher der Sektion Tiefe Geothermie und Nicola Moczek, Geschäftsführerin gerne zur Verfügung.

Mikrobeben:

Mercalli-Skala
(beschreibt spürbare und sichtbare Erdbebenfolgen; wurde ursprünglich entwickelt, um aus den Folgen auf Intensität und Lage des Epizentrums zu schließen)
Richter-Skala
(gibt die sog. Magnitude an, ein aus der Amplitude der Auslenkung im Seismogramm abgeleiteter Wert; wird in Form des dekadischen Logarithmus dargestellt, damit bei kleinen Erdbeben / Mikrobeben überhaupt noch eine Unterscheidung möglich ist)

Vergleich Mercalli / Richter und Vorschlag Wertung GtV-BV
(genaue Korrelation nicht möglich, da die Grundansätze vollkommen verschieden sind; für die tatsächliche Auswirkung einer bestimmten Magnitude spielen Herdtiefe, Frequenz und Art der Wellen, Gestein, Bausubstanz etc. eine große Rolle. Der nachfolgende Zusammenhang stammt aus dem Faltblatt der Gebäudeversicherung Kanton Graubünden und ist durch den Schweizer Erdbebendienst an der ETH Zürich bearbeitet)

 


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