Werbung

FV Schleswig-HolsteinLandesverbandstag 2011 in Glücksburg:Diskussionen auf Augenhöhe

Traditionell führt die schleswig-holsteinische SHK-Handwerksvertretung ihren Landesverbandstag im Abstand von zwei Jahren durch. Sie ist eine der wichtigsten Veranstaltungen im nördlichsten Bundesland. In diesem Jahr kamen rund 100 Personen vom 13. bis

14. Mai* nach Glücksburg, der Stadt mit dem gleichnamigen Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Albert Albertsen als Obermeister der Innung Flensburg (in deren Einzugsgebiet das Seeheilbad Glücksburg liegt) hatte mit seinem Team in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle des Fachverbandes ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet.

 

Obermeistertagung
Bevor der eigentliche Landesverbandstag offiziell eröffnet werden konnte, stand die Obermeistertagung auf dem Programm. Sie wird gerne dazu genutzt, sich offen über aktuelle Vorkommnisse und Verstimmungen im SHK-Umfeld auszutauschen. Vielfach weiß man als Unternehmer lediglich von einzelnen Vorfällen, die nur unvollständig und damit verfälscht den gesamten Sachverhalt widerspiegeln. Erst wenn die anderen, noch fehlenden Teile zusammenkommen, erhält man ein Bild, das das wahre Ausmaß mit samt seinen Hintergründen deutlich werden lässt. So auch auf der diesjährigen Obermeistertagung in Glücksburg.
Das Plenum brachte seinen Unmut zum Ausdruck, weil regelmäßig Umwälzpumpen eines großen Herstellers in Baumärkten auftauchen. Pikant daran ist, dass sich der Pumpenhersteller die Dreistufigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Das ist besonders ärgerlich, weil dadurch die Handwerkerschaft gegenüber den Kunden einem unnötigen Preisrechtfertigungsdruck ausgesetzt wird. Doch leider ist der Verkauf der Pumpen im Baumarkt rein rechtlich nicht zu beanstanden, hieß es vonseiten der Rechtsexperten. Zu beachten ist aber, dass die deutschen Modelle auch als solche gekennzeichnet werden sollen, also ein „D“ tragen. Außerdem muss eine deutsche Anleitung beiliegen. Der Fachverband hatte Vertreter aus den eigenen Reihen bereits im März eingeladen, um sich erläutern zu lassen, welche Maßnahmen vonseiten des Herstellers unternommen werden, um die Vertriebswege einzuhalten.
Von den realen Baumärkten führte der Weg die Obermeister in die virtuelle Welt des Internets. Gleichwohl kommen auch hier ganz reale Probleme auf. Die Rede ist vom Handel mit SHK-Produkten im Internet. So berichtete ein Teilnehmer, dass er von einem Endkunden zunächst um das „komplette“ Angebot, bestehend aus Materiallieferung und Montage, gebeten wurde. Einige Zeit später sollte er dann nur noch die Montage ausführen, weil sich der Endkunde das Material aus dem Internet besorgt hatte. Ein nicht selten vorkommendes Ereignis, wie das vielfach zustimmende Kopfnicken und die lange Diskussion in Glücksburg bewiesen hat. Wie soll der Handwerker da reagieren? Seine erste Kalkulation basierte auf einer Grundlage, die im Falle einer reinen Montagetätigkeit nicht mehr gilt. Einen goldenen Lösungsweg aus dem Dilemma gibt es nicht, jedoch sollte der Installateur seinen Kunden verstärkt deutlich machen, dass er eine Leis­tung erbringt, die mehr als die Summe der Einzelteile ist.
„Nicht zu unterschätzende Merkmale kennzeichnen die Partner der Handwerkermarken“, hieß es aus den Reihen der Obermeister. So ist der Umfang der Gewährleis­tung erweitert: Der Hersteller, der sich der Handwerkermarke angeschlossen hat, haftet im selben zeitlichen Umfang gegenüber dem Handwerker wie der Handwerker gegenüber seinen Kunden. Dieser Umstand ist wichtiger als er zunächst erscheinen mag. Denn für den Handwerker beginnt die Gewährleistungszeit mit dem Erhalt der Ware beim Großhändler. Doch erfolgt der Einbau beim Kunden mitunter erst Wochen oder Monate später. Die Abnahme – und damit der Beginn der Gewährleistung – noch später. Damit entsteht für den Handwerksbetrieb eine Gewährleistunglücke, die nur die Partner der Handwerkermarken schließen. Zudem übernehmen sie in einem Schadensfall auch die Leistungen, die nicht direkt mit dem Produkt zu tun haben, also etwa die Arbeiten des Fliesenlegers oder Elektrikers.

 

Albert Albertsen, Obermeister der austragenden Innung Flensburg.

 

Enno de Vries blickte in seinen Ausführungen auf die im nächsten Jahr stattfindenden GET Nord. Traditionell beginnt die Nordmesse am Buß- und Bettag (Mittwochs) und dauert drei Tage. Ab 2012 könnte sich eine Änderung ergeben: Der Messestart wird möglicherweise auf den Tag nach dem ehemaligen Feiertag verlegt, also Donnerstag. Für die Dauer sind wie bisher drei Tage angesetzt, also einschließlich des Sonnabends, wie vom SHK-Handwerk gefordert.

 

Die Obermeistertagung in Glücksburg. Informationsaustausch auf Augenhöhe zwischen der Führungsriege und den Mitgliedern.

 

Öffentlichkeitsveranstaltung
Der diesjährige schleswig-holsteinische Landesverbandstag war geprägt von Vorträgen mit anschließenden Diskussionen.

Rohstoffe
Das Hauptreferat hielt Prof. Dr. Joachim Kruse, Leiter des Instituts für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er sprach über „Rohstoffe und Sicherheit“ und beleuchtete die für Europa wichtigen Energiequellen Erdgas, Erdöl und Kohle. Als rohstoffarmes Land sei Deutschland heute und in Zukunft mehr oder weniger auf Importe angewiesen. Das sei einerseits nicht sonderlich problematisch, andererseits stammen Erdgas, Erdöl und Kohle zu einem großen Teil aus unsicheren Staaten. Und das könne zu einer abnehmenden Versorgungsstabilität führen.
Zu den Rohstoffen zählen auch seltene Metalle und die sogenannten „Seltenen Erden“, auf die Prof. Krause ebenfalls ein­ging. Hier stellte er eine massive Einflussnahme einiger Staaten auf die Rohstoffländer fest. So sicherten sich einige der Importländer – und hier insbesondere China – die exklusiven Lieferrechte, was zu weltweiten Verzerrungen führe. „Zudem werden die Potentaten der Lieferländer machtpolitisch gestützt“, gab Prof. Krause zu bedenken. Dieses Vorgehen konterkariere die Interessen der westlichen Staatengemeinschaft.

 

Über die aktuellen Gegebenheiten in den Fachgruppen berichteten (v. l.): Detlev Hübner, Fachgruppe Sanitär und Heizung, Michael Pult, Fachgruppe Ofen- und Luftheizungsbau, Jörg Kleinfeld, Fachgruppe Klempnerei, Sven Lorenzen, Fachgruppe Berufsbildung.

 

Trinkwasserverordnung
Am 11. Mai dieses Jahres wurde die „Erste Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung“ im Bundesanzeiger verkündet. Damit tritt die neue Verordnung am 1. November 2011 in Kraft. Franz-Josef Heinrichs löste einige Punkte aus dem Verordnungstext heraus und erläuterte sie. Beispielsweise werden jährliche Legionellenüberprüfungen bei bestimmten Objekten zur Pflicht, etwa in öffentlichen oder in gewerblich genutzten Gebäuden. Dazu zählen beispielsweise Schulen, Krankenhäuser, aber auch vermietete Wohngebäude. Wie der Vollzug und die Überwachung aussehen werden, dazu konnte der stv. Geschäftsführer Technik im Zentralverband Sanitär Heizung Klima noch nichts sagen.
Ist es zu einem positiven Legionellenbefund gekommen, ist eine Desinfektion des Leitungsnetzes erforderlich – aber auch die Beseitigung der Ursache. Heinrichs erteilte einer permanenten Desinfektion eine klare Absage: „Sie widerspricht dem Minimierungsgebot des Verordnungsgebers und schädigt auf lange Sicht die in der Anlage verbauten Werkstoffe.“

Hauptreferent Prof. Dr. Joachim Krause über „Rohstoffe und Sicherheit“.


Franz-Josef Heinrichs durchleuchtete die im November dieses Jahres anzuwendende Trinkwasserverordnung.


Helge Noelle: „Kunden finden, Kunden binden“ – auf Basis einer nutzerfreundlichen Homepage.


Kunden
Der dritte in der Reihe der Vortragenden war Oliver Noelle. Er ist Geschäftsführer der Unternehmensberatung eceConsult in Blickstedt und wies die Teilnehmer auf die Grundregeln des Internetauftritts hin. Vor dem Hintergrund des Referatstitels „Kunden finden, Kunden binden“ projizierte er Beispiele gut und schlecht gestalteter Internetseiten. So sei es wichtig, dass der Betreiber einer Internetseite sich im Vorfeld des Aufbaus Gedanken zu deren Gestaltung macht. Folgende Kriterien sollte eine Homepage erfüllen:
• Sie soll Aufmerksamkeit erzeugen,
• eine Wiedererkennung erzielen,
• die Eigenständigkeit des Unternehmens darstellen,
• langlebig sein,
• eine Variations- und Ausbaufähigkeit ermöglichen,
• modern aussehen,
• Emotionen und Gefühle ansprechen,
• die Kommunikation ermöglichen.

 

Stimmung auf der Abendveranstaltung – mit Udo-Lindenberg-Double.

 

Verbandstag 2013
Der nächste Verbandstag im Jahr 2013 wird von der Innung Kiel organisiert und durchgeführt. Helge Jensen – Obermeister der Innung Kiel – nahm von Albert Albertsen (Obermeister der Innung Flensburg) einen Regenschirm als symbolische Schirmherrschaft entgegen.

*) Der Vergleich zu den Jahren zuvor: Der Glücksburger Landesverbandstag ist um einen Tag verkürzt worden, sodass nur noch eine Übernachtung nötig war. Damit sollte den Stimmen aus den Reihen der Mitglieder nachgekommen werden, die sich für eine Zweitagesveranstaltung stark gemacht hatten.

www.installateur-sh.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: