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FV NRW - Neue Herausforderungen - Fachverband will die Positionen des SHK-Handwerks festigen

Nach 2012 lud der nordrhein-westfälische SHK-Fachverband zum zweiten Mal die Presse zu einem Gespräch nach Düsseldorf ein. Das bestimmende Thema ist den Bestrebungen vieler Energieversorgungsunternehmen geschuldet, die verstärkt die Fernwärme als lukrativen Wirtschaftszweig erkennen. Mit politischer Unterstützung bereiten sie dem Handwerk massive Konkurrenz.

Die Scheckübergabe vollzogen vier Personen, die dem FSI sehr nahe stehen (v.l.) Alfred Jansenberger (Fachverband), Dr. Michael Pietsch (Großhandel), Jens Wischmann (VDS) und Werner Hirschler (Innung Köln).

Die Mitglieder des SHK-Fachverbands NRW sind sich in ihrer Haltung einig, wenn es um die Belange des Handwerks geht.

 

Zufriedenes Handwerk

Landesinnungsmeister Hans-Joachim Hering skizzierte die Lage des SHK-Handwerks in Nordrhein-Westfalen. Basis war eine Blitzumfrage im Oktober 2013, an der 233 Betriebe teilnahmen. 32% von ihnen sind Ein- bis Fünf-Mann-Betriebe, 29% Sechs- bis Zehn-Mann-Betriebe, der Rest (49%) hat mehr als zehn Mitarbeiter.
Von diesen Handwerksbetrieben bilden 73% aus. „Ein für unsere Branche ganz wichtiges Thema“, unterstrich Hering und verwies auf die Ausbildungskampagne des Fachverbands, mit der sich die Interessenvertretung des SHK-Handwerks in NRW gut aufgestellt sieht. Schirmherrin ist Bildungsministerin Sylvia Löhrmann. So wurden zuletzt 1450 Schulen in NRW mit Informationsmaterial ausgestattet. Um Jugendliche direkt anzusprechen, sind auf Plakaten und Flyern QR-Codes abgebildet, die direkt zu den Internetseiten führen: Auf der Verbandsseite und auf YouTube sind Kampagnenfilme hinterlegt, die Geschmack auf den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik machen wollen.
Im Jahr 2014 will der Fachverband nach den Haupt-, Gesamt- und Realschulen weitere Zielgruppen für eine Ausbildung im SHK-Handwerk gewinnen: Schülerinnen, Gymnasiasten sowie Menschen mit Migrationshintergrund. „Da nicht alle Schüler von Gymnasien studieren wollen oder können, sehen wir hier durchaus Potenzial“, erklärt Hering die Hintergründe.
Bei der Blitzumfrage recherchierte der Verband auch die Personalsituation. Den Ergebnissen zufolge wollen 73% der 233 antwortenden Betriebe im nächsten Jahr den Personalstamm belassen, 23 % ihn aufstocken und nur 4% verkleinern. Die Auftragsreichweite liegt in den Gewerken Heizung und Sanitär bei jeweils rund sieben Wochen. Nach Einschätzung von Hering war der Endkunde bis vor Kurzem weniger bereit in Geld- oder Aktien zu investieren. Lieber legte er sein Geld in „Steingold“ an, sprich Immobilien, Bäder, Renovierungen. Gleichwohl sei festzuhalten, dass momentan Aktien wieder gefragt seien, was Hering zufolge am Aktienindex DAX abzu­lesen sei.
Fernwärme – ein neuer Konkurrent?
Den zeitlich größten Raum auf der Pressekonferenz nahmen die Entwicklungen im Bereich der Fernwärme ein. Hans-Peter Sproten sieht in den Aktivitäten der Versorgungsunternehmen für Gas, Wasser und Wärme eine neue Bedrohung. In großen Teilen Deutschlands sei es erklärter politischer Wille, „mehr in Fernwärme zu investieren“. Für NRW stehen nach den Worten von Sproten viele Millionen Euro bereit. Der Fachverband hat ermittelt, dass allein in NRW mehrere Dutzend Versorgungsunternehmen Fernwärme besonders stark forcieren und ihre rechtlich möglichen Rahmen voll ausschöpfen.
Besonders betroffen sind die Ballungsgebiete entlang der Ruhr und dem Rhein. Gerade für Besitzer von mehrgeschossigen Wohnungen erscheinen die Angebote der Versorger lukrativ: geringe Ersatzinvestitionen, 24-Stunden-Service an 365 Tagen im Jahr, Abrechnungsservice u.a.m. Für das SHK-Handwerk hat das gravierende Auswirkungen: Kein Kesselgeschäft und keine Folgeaufträge wie Wartung – „und das auf Dauer“, wie Sproten unterstrich.
Im BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V.)* hat der Fachverband eine Institution gefunden, die die gleiche Meinung vertritt. BDH-Sprecher Frederic Leers auf der Pressekonferenz: „Der BDH ist gegen jegliche Eingriffe in den freien Wärmemarkt. Es soll doch bitte dem Endverbraucher überlassen sein, wie er heizt.“ Der Kunde habe keinen Einfluss auf die Energiekosten, weil er den Energieanbieter nicht wechseln könne wie bei Öl oder Gas. Auch finde die Beratung vor Ort nicht mehr statt. Sämtliche von der Heizungsindustrie vertretenen Systeme und die damit verbundenen Einsparpotenziale würden bei einem Fernwärmezwang ausgeklammert. Auf Bundesebene ständen die von der Regierung propagierten Ziele auf dem Spiel: „Die Energiewende kann nur durch die vollumfängliche Einbeziehung aller brach liegenden Potenziale gelingen“, so Leers.
Sproten hat die Hintergründe für das Erstarken der Stadtwerke erkannt: „Sie haben ein existenzielles Problem. Nachdem mit Wasser kein Geld verdient werden kann, müssen sie im Energiesektor punkten.“ Die Anbindung eines Gebietes an die Fernwärme bedeute eine dauerhafte Kundenbindung.
Der Fachverband ärgert sich darüber, dass mit GuD-Kraftwerken (Gas- und Dampfkraftwerke) eine Technik mit angeblich hohen Wirkungsgraden schön gerechnet werde. Tatsächlich sehe es häufig ganz anderes aus. Netzverluste seien nicht sauber dokumentiert, im Ruhrgebiet lägen 40 Jahre alte Fernwärmeleitungen fast ungedämmt im Boden. Sproten schließt nicht aus, dass selbst der heutige Dämmstandard nicht an das herankommt, was die Energieeinsparverordnung im Gebäude vorschreibt. Die Temperatur beziffert er mit ca. 110°C, die mit „hohem hydraulischen Aufwand“ vorgehalten werden müsse.
Eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen, liegt in Gesprächen mit politischen Vertretern. Hans-Joachim Hering berichtete über einen parlamentarischen Abend mit den im NRW-Landtag vertretenen Parteien (ausgenommen der Grünen). Sie alle waren nach seinen Worten gegen Anschlusszwänge und gegen Feuerungsverbote. Hering war erstaunt – deckten sich die Aussagen doch nicht mit den Aktivitäten der Stadtwerke. Deshalb ist das Thema Fernwärme seiner Einschätzung nach weniger politisch als vonseiten der EVUs forciert.
Mit Blick auf die juristische Seite räumte Sproten ein: „Der Anschlusszwang ist rechtlich wohl nur schwer angreifbar.“ Die Gemeindeordnung sei mit dem Regierungswechsel (2010) geändert worden und eröffne nun neue Möglichkeiten für Versorger. Der Hauptgeschäftsführer der nord­rhein-westfälischen Interessenvereinigung sieht darin „das größte Bedrohungspotenzial der letzten 20 Jahre“. Um dennoch dieser Entwicklung entgegenzutreten, sucht der Verband über Aufklärung und politische Einflussnahme seine Interessen kundzutun. Im Rahmen dessen hat der Fachverband gemeinsam mit dem BDH für politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger ein Positionspapier und für Endkunden einen Info-Flyer erarbeitet. Flankierend gibt es im Internet von anderen Institutionen zwei erwähnenswerte Seiten: www.freie-waerme.de und www.verbrennungsverbote.de.

*) Der BDH vertritt 102 Industrieunternehmen, die Produkte mit dem Schwerpunkt Heizungstechnik herstellen. Darunter fallen u.a. Heizkessel, Heizkörper, Flächenheizungen, Systeme zur Nutzung Erneuerbarer Energien und Abgassysteme.


FSI stiftet 50000 Euro

Checkübergabe zugunsten von Innungsfachbetrieben in NRW
Im Rahmen des Herbst-Empfangs des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima NRW am 10. Oktober 2013 in Düsseldorf übergab FSI (Fördervereins der Sanitärindustrie, des Sanitärhandels und des Sanitärhandwerks) an die Vereinigung der Deutschen Sanitärwirtschaft (VDS) einen symbolischen Scheck über 50000 Euro. Das Geld stammt aus dem verbliebenen Vermögen des im Juni 2013 aufgelösten FSI. „Der Betrag wird gestückelt zur gezielten finanziellen Unterstützung von nordrhein-westfälischen SHK-Innungsfachbetrieben zur Teilnahme am Weiterbildungsangebot ‚Bad-Akademie‘ der VDS verwendet“, so der ehemalige Geschäftsführer des FSI und stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes NRW, Alfred Jansenberger. Aus Sicht der FSI-Mitglieder ist die Möglichkeit der vergünstigten Teilnahme an diesem Schulungskonzept eine geeignete Investition in die gemeinsamen Ziele der SHK-Branche.


Mitgliederversammlung

„Fernwärme“ war ebenfalls ein Schwerpunktthema auf der Mitgliederversammlung einen Tag nach der Jahres-Pressekonferenz – am 11. Oktober 2013 – in Düsseldorf. Nachdem Hans-Peter Sproten die Zahlen und Fakten vorgestellt hatte, signalisierten die Mitglieder einhellig ihre Unterstützung in der Initiative des Fachverbandes, mit dem Thema „Fernwärme“ pro-aktiv auf die nordrhein-westfälische Politik, Verbraucher und Institutionen zuzugehen.
Im weiteren Verlauf wies Alfred Jansenberger, stv. Hauptgeschäftsführer, die Jahresrechnung aus. Nach dem Bericht der Rechnungsprüfer entlasteten die Delegierten aus den Innungen die Geschäftsführung und den Vorstand des Fachverbandes einstimmig.
Für ihre besonderen Verdienste um das Innungsfachhandwerk NRW wurden zwei Personen ausgezeichnet: Karl-Hubert Hümmeler, ehemaliger stv. Obermeister der SHK-Innung Kreis Olpe, und Horst Korte, langjähriger Mitarbeiter der E.ON Ruhrgas AG, wurden mit der goldenen Ehrennadel des Fachverbandes geehrt.
Die Berichte der Geschäftsführer aus den Bereichen Recht, Technik und Betriebswirtschaft bildeten den Abschluss zu der Mitgliederversammlung.


 


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