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FV BayernMitgliederversammlung 2011 in Nürnberg:Gute Bilanz für Bayern

Auf der Tagesordnung der diesjährigen Mitgliederversammlung des Fachverbandes Bayern mit über 100 Delegierten standen u. a. die Neuwahlen des Vorstandes. Des Weiteren wurden wichtige Themen der Energie- und Klimapolitik sowie ein hoch brisantes Thema, das in den letzten Tagen und Wochen für hitzige Diskussionen sorgte, angesprochen. Zum Thema der Versammlung wurde auch der demografische Wandel, dem man mit verschiedenen Aktionen entgegenwirken will und somit die Weichen der Branche in Richtung Zukunft stellt.

 

Der Landesinnungsmeister Michael Hilpert begrüßte die über 100 Delegierten zur Mitgliederversammlung 2011 am 19. Oktober in Nürnberg. Er begann seine Rede mit einem Rückblick der ersten drei Jahre seiner Tätigkeit als Landesinnungsmeis­ter. „Ich war und bin absolut und uneingeschränkt stolz, unserem Verband vorzustehen. Und es ist mir eine besondere Ehre, diesen nach außen hin zu repräsentieren“, hob Hilpert zum satzungsgemäßen Ende seiner Amtszeit hervor. Überzeugt sei er davon, dass die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre nicht nur fortgesetzt, sondern ein Stück weit ausgebaut werden könne.
Hilpert blickte auf die Energiepolitik dieser Zeit und war wenig begeistert: „Das Gesetz zur steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden wurde am 8. Juli 2011 im Bundesrat abgelehnt.“ Der Fachverband Bayern habe dies zum Anlass genommen, sowohl bei dem bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon sowie bei Ministerpräsident Hort Seehofer darauf zu drängen, dass der Vermittlungsausschuss in dieser Angelegenheit eingeschaltet würde. Vor dem Hintergrund der aktuellen Steuersenkungsdiskussion und den milliardenschweren Finanzhilfen für EU-Mitgliedsstaaten sei es jedenfalls nur schwer nachzuvollziehen, dass ausgerechnet das zukunftsweisende Thema Energiewende zum Zankapfel zwischen Bund und Länder geworden sei. Man könne also nur hoffen und weiter „bohren“, dass die Bundesländer zur Vernunft kommen und nicht eine große Chance liegen lassen. „Frei nach Winston Churchill und mit ein wenig Galgenhumor ist es jedenfalls ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“

 

Alter und Neuer Landesinnungsmeister Michael Hilpert.

 

Hauptgeschäftsführer des SHK-Landesverbands Bayern, Dr. Wolfgang Schwarz.

 

Diesen Punkt nutzte der Landesinnungsmeister als Aufhänger für ein aktuelles und äußerst brisantes Thema. „Wenn ich soeben von einem großen Fehler gesprochen habe, so bin ich auch schon bei einem Marktpartner, oder sollte ich besser ehemaligen Marktpartner sagen, der glaubt, mit ungeduldigen Aktionen höhere Absatzzahlen generieren zu können und unserem Handwerk die Kalkulations- und Vertriebsfähigkeiten abzusprechen“, äußerte Hilpert sich emotional über die Viessmann-Bild-Aktion. „Statt mit uns in der Ener­giedebatte verstärkt gemeinsam auf die Politik einzuwirken, fühlt man sich mit der Unterstützung eines Käseblatts dazu berufen, Markt zu machen.“ Hilpert wies darauf hin, wachsam zu sein und nicht mit blinder Euphorie zu agieren. Ganz schnell könne es gehen und der eine oder andere wird vom Heizungsfachmann zum „Löti“ oder „Schrauber“ degradiert.
Hilpert wagte noch einen Ausblick in Richtung Zukunft: „Auch wenn die Stagnation der Klimapolitik für unsere Branche schädlich ist, so freut es mich ganz besonders, dass wir auf den Geschäftsfeldern Sanitär und Wartung sowie Spenglerei schon fast von „Volllast“ sprechen können.“ Dennoch mahnte er an, die derzeitige Auftragslage und gute Stimmung nicht zum Anlass zu nehmen, um sich auszuruhen. Gerade im Wartungsgeschäft sei immer noch Luft nach oben. Abschließend äußerte Hilpert die Prognose: „Ich darf jedoch für unsere Branche behaupten, dass wir den Schwung aus 2011 mitnehmen und zuversichtlich in 2012 blicken können.“

Auch 2011 überwiegend positive Bilanz
Nachfolgend, um Zahlen und Fakten zu präsentieren, betrat Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz das Podium. Er begann seine Rede mit einer guten Nachricht: „Die neuste Handwerkszählung (Basis 2008) ergab, dass mehr als 55 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Berufen in Bayern beschäftigt sind. Das sind ca. 10 000 mehr als die bisherigen Zählungen des statistischen Landesamtes auswiesen.“ In der SHK-Branche seien 2010 etwas mehr als 6 Mrd. Euro umgesetzt worden. „Wir vertreten eine umsatz- und beschäftigungsstarke Branche, die sich in Bayern mit so manchem Industrie- oder Dienstleistungszweig messen kann“, betonte er deutlich. Gegenwärtig seien die Auftragsbücher gut gefüllt. Im Schnitt habe sich die Auftragsreichweite von 5,5 im Vorjahr auf 6,7 Wochen in diesem Jahr verbessert. Vereinfacht könne er sagen: „Die Aufträge für 2011 sind geschrieben, das neue Jahr kann kommen.“

 

Der neu gewählte Vorstand (v. l.): Arnold Pöppl (Oberpfalz), Claudio Paulus (Mittelfranken), Michael Falger (Unterfranken), Walter Limmer (Oberfranken), Erich Schulz jun. (Schwaben), Michael Hilpert (Landesinnungsmeister), Dr. Wolfgang Schwarz (Hauptgeschäftsführer), Franz Wittmann (Niederbayern) und Eduard Kröll (Oberbayern).


Die gegenwertigen Umsätze beurteilten 86 % der Befragten als zufriedenstellend oder gut. Dies sei eine Steigerung auf hohem Niveau. „Die Ertragslage wird nur von 8 % der Betriebe als schlecht charakterisiert. Dies ist bezogen auf den Vorjahreswert eine Halbierung.“ Zusammenfassend bezeichnete Dr. Schwarz die wirtschaftliche Lage der bayerischen SHK-Handwerke als „gegenwertig gut bis sehr gut und in naher Zukunft als zumindest konstant.“ Leider habe sich hingegen die Ausbildungssituation im letzten Jahr zahlenmäßig etwas abgeschwächt. „Zum 31. 12. 2010 waren in unseren vier Ausbildungsberufen noch 6366 Lehrlinge in den Rollen eingetragen.“ Dies entspräche einem Rückgang von 206 Personen oder 3,2 %. Insgesamt sei zu befürchten, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Lehrlingszahlen in Zukunft weiter nach unten gehen könnten. Schwarz appellierte: „Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist es jetzt sehr wichtig, in die Offensive zu gehen und junge Menschen für unsere Berufe zu begeistern.“ In diesem Zusammenhang wird der Fachverband drei Filme über die Ausbildungsberufe Anlagenmechaniker SHK, Spengler sowie Ofen- und Luftheizungsbauer produzieren lassen. Spätestens zur Obermeis­tertagung im Februar seien die Filme fertig. „Auf diese Weise können die Vertreter der Innungen den Schulen gleich etwas vorzeigen und somit leichter ins Gespräch mit den jungen Menschen kommen“, so Schwarz.
Im zweiten Teil seines Berichtes Griff der Hauptgeschäftsführer das Thema Rechtsberatungsgenossenschaft auf, dem der Fachverband letztes Jahr beitrat. Diese neue und im bayerischen Handwerksverbandsbereich einmalige Dienstleistung sei von den Innungsfachbetrieben sehr gut angenommen worden. „Die betreuten Betriebe sind durchweg mit der für sie unentgeltlich erbrachten Leistung sehr zufrieden.“ Schwarz führte weiter aus: „Das für 2011 geplante Budget war bereits Ende Juni aufgebraucht. Der Vorstand hat deshalb beschlossen, die Mittel aufzustocken.“ Für den Rest des Jahres seien daher genug Mittel vorhanden, damit kein Betrieb abgewiesen werden müsse.
Ebenfalls wies Dr. Schwarz auf den zum 1. 1. 2011 in Kraft getretenen Tarifvertrag über altersvorsorgewirksame Leistungen hin, den er als Meilenstein in der Tarifpartnerschaft der Branche bezeichnete. „Die große Zahl abgeschlossener Verträge deutet eindeutig darauf hin, dass diese tarifvertragliche Neuerung sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Betriebe Vorteile bietet“, untermauerte er.
Zum Schluss seiner Rede bedankte sich Schwarz bei Jörg Schütz und seinem Team vom Referat Technik. „Herrn Schütz und seinem Team gelingt es immer wieder, die Themenfelder zu erkennen und zu besetzen, die unserem Verband eine Spitzenstellung unter allen deutschen SHK-Verbänden sichert.“ Ein Dank ging auch an alle anderen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „für ihren großen, zielgerechten und erfolgreichen Einsatz“, wie es Dr. Schwarz ausdrückte.

 

Für ihre jahrelange Zusammenarbeit mit dem Fachverband Bayern bekamen Josef Schlosser (Mitte l.) und Karl-Heinz Hopf (Mitte r.) „Stelen“ überreicht.

 

Wahlen
Der Landesinnungsmeister ist und bleibt Michael Hilpert. Er wurde mit 99 von 101 Stimmen wiedergewählt (zwei Stimmen waren ungültig). Auch der stellvertretende Landesinnungsmeister Eduard Kröll wurde einstimmig wiedergewählt. Für Oberfranken beendete Karl-Heinz Hopf nach 27 Jahren Verbandsarbeit sein Amt und wird durch Walter Limmer ersetzt. Für die Oberpfalz rückt Arnold Pöppl in den Vorstand, da Josef Schlosser ebenfalls seine Verbandstätigkeit nach 9 Jahren niederlegte. Hopf sowie Schlosser bekamen für die langjährige Zusammenarbeit mit dem Fachverband Bayern „Stelen“ überreicht. Die restlichen Vorstandsmitglieder und im Amt Verbliebenen sind: Michael Falger (Unterfranken), Claudio Paulus (Mittelfranken), Erich Schulz jun. (Schwaben) und Franz Wittmann (Niederbayern). Des Weiteren standen für die einzelnen Kommissionen Neuwahlen an. Gewählt wurden die Kommissionen für Tarifpolitik SHK und OL, für Aus- und Fortbildung, für Betriebswirtschaft und die Fachkommission für Spengler. Für die Rechnungsprüfung wurde Christine Eichenseher neugewählt, Reinhard Kuhn blieb in seinem Amt.

www.haustechnikbayern.de

 


 

Nachgefragt

Hans-Joachim Hering, NRW-Landesinnungsmeister seit Oktober dieses Jahres, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und treibt viel Sport: Joggen (regelmäßig), Segeln, Bergwandern, Skilaufen. Der Inhaber eines Düsseldorfer Handwerksunternehmens in dritter Generation mit 16 Mitarbeitern stellte sich am Rande der Mitgliederversammlung den Fragen von Detlev Knecht, stv. Chefredakteur der IKZ-HAUSTECHNIK.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Hering, Sie sind soeben zum neuen Landesinnungsmeister gewählt worden. Sind Sie damit am Ziel Ihrer Träume angelangt?

Hering: Na ja, Ziel meiner Träume ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Aber wenn man so wie ich rund 25 Jahre im Ehrenamt ist, dann möchte man auch etwas bewegen. Ich habe ja selbst einen Handwerksbetrieb, und ich höre auch viel über die Problematiken meiner Kollegen. Mein Wunsch und die Hoffnung ist die, dass jeder Betrieb es leichter hat. Und dazu müssen Leute sich bereit erklären, in Organisationen zu arbeiten und sich auch – wenn es angesagt ist –  an die Spitze zu stellen und dafür zu kämpfen. Für mich war es heute nur der logische Schluss.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Aufgaben hat ein Landesinnungsmeister überhaupt?

Hering: Die Aufgaben erstrecken sich nach unten und nach oben. Mit unten sind jetzt die Betriebe gemeint, mit oben der Zen­tralverband. Aber egal was ich tue, für mich steht immer – und das sage ich ganz deutlich – der Betrieb im Mittelpunkt: dass er durch die Gesamtaktivität des Verbandes nach vorne gebracht wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sie sind – man darf es so ausdrücken – ein alter Hase, was das Verbandsleben angeht. Aber wovor haben Sie Manschetten?

Hering: Manschetten sollte man nicht haben. In all den Jahren habe ich als Unternehmer und Verbandsmensch festgestellt, dass man mit anderen vernünftig umgehen muss, auf sie zugehen und mit ihnen einen Dialog führen muss – bei all den unterschiedlichen Interessen. In fast allen Fällen bekommt man ein kooperatives Verhalten zurück. Und wer in Verhandlungen geht, deren Ausgang ungewiss ist, muss wissen, dass man auch verlieren kann. Dann braucht man auch keine Angst zu haben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche großen Ziele haben Sie sich in den nächsten Jahren gesetzt?

Hering: Die Themen sind im Prinzip vorgegeben: Wir haben die Problematik Internet, dreistufiger Vertriebsweg, demografische Entwicklung – also Nachwuchsförderung.

 


 

 


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