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Etliches noch besser gemacht

Kaum Neuvorstellungen – mehr Modellpflege auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover

Internationale Automobil-Ausstellung für Nutzfahrzeuge: Die Hersteller zeigten Ende September in Hannover vorwiegend Lieferwagen und Transporter, die sich bereits länger im Markt bewähren – und deshalb auch lieferbar sind. Bild: Thomas Dietrich

Ab Januar 2015: Den Lieferwagen „Doblò“ bringt Fiat mit modifizierter Front und neuem Interieur am Fahrerplatz. Die zahlreichen Frachtraumvarianten bleiben unverändert. Bild: Thomas Dietrich

Jetzt im Rampenlicht: Im Lauf der letzten drei Jahre hat Ford seine Nutzfahrzeuge „Transit“, „Cus­tom“, „Connect“ sowie „Courier“ im familienähnlichen Outfit komplett überholt. Bild: Ford

Welt-Premiere – Bereicherung fürs Händlernetz: Hyundai will neben dem Dreitonner „H-1“ ab Mitte 2015 auch 3,5-Tonner Kastenwagen in zwei Radständen anbieten. Bild: Thomas Dietrich

Neue Generation: Iveco baut den Transporter „Daily“ vom wendigen Kasten mit nur 7,3 m3 bis zum Laderaumriesen mit maximal 19,6 m3 und darüber hinaus in etlichen Pritschen-Versionen. Bild: Thomas Dietrich

Zeitgemäßes von Mercedes: Der „Vito“ kommt gerade in dritter Generation mit vergrößerten Laderäumen zu den Händlern, während der „Sprinter“ mit Euro-6-Motoren konsequent Top-Technik bietet. Bild: Thomas Dietrich

Handwerkergerecht aufgemacht: Opel schnürt komplette Pakete für den mobilen Alltag und kann beispielsweise für den Kastenwagen „Movano“ eine Brancheneinrichtung von Sortimo anbieten. Bild: Thomas Dietrich

Messeneuheit von Bott: Wie im Schuhschrank erleichtert der schwenkbare Kasten vor dem Radhaus das Verstauen. Schubladen oder Flügeltüren lassen sich jetzt per Codeschloss sichern. Bild: Thomas Dietrich

Dimension 2 im „Caddy“ (VW): Auf der Ladefläche lässt sich Fracht verzurren und einen Schwerlastauszug unterbringen. Darunter hat Aluca hoch belastbare Schubladen positioniert. Bild: Thomas Dietrich

Verschiebbare Trennwand mit Sitzen: „Flexi-Cab“ nennt Ausbauer Snoeks diese neue Variante für die besonders variable Nutzung des Frachtraums – hier beim „Boxer“ von Peugeot. Bild: Snoeks Automotive

Neue Schnellverriegelung von Prime-Design: Mit „S-Clamp“ kann der Handwerker die Leiter auf einem Dachträger binnen Sekunden arretieren. Per Vorhängeschloss lässt sich die Steighilfe sichern. Bild: Prime-Design

 

Hannover gilt als Mekka der Nutzfahrzeugbranche. Alle zwei Jahre präsentieren Hersteller dort ihre neuesten Modelle – so auch in diesem Jahr vom 25. September bis 2. Oktober. Dem Kaufinteressent stehen jetzt Lieferwagen und Transporter zur Wahl, die sich bis auf Ausnahmen bereits länger im Markt bewährt haben – und lieferbar sind. Besonders schadstoffarme Varianten gemäß Euro 6 sind noch in der Minderheit.

Schon im Frühjahr 2014 war weitestgehend bekannt, welche Marke mit welchen Modellen nach den Sommerferien in das aktuelle Fertigungsjahr starten wird. Auch welche Neuvorstellungen Ende September auf der Nutzfahrzeugmesse in Hannover im Scheinwerferlicht stehen, ließ sich oftmals vorhersagen. Bei Lieferwagen und Transportern setzen die Hersteller mehr auf Transparenz als auf Geheimnisse. Ob das Facelifting des „Daily“ (Iveco), die neue Generation des „Vito“ (Mercedes) oder des großen „Transit“ (Ford): Solche Premieren warten nicht bis auf die Nfz-IAA in Hannover, sondern suchen das Rampenlicht bereits im Vorfeld.
Deshalb verwunderte es dort umso mehr, dass Fiat und Hyundai mit geheimnisvoll verhüllten Modellen aufwarteten und ihre Überraschungen erst auf der Internationalen Automobil-Ausstellung bekannt gaben. Doch war die Aufregung berechtigt? Der „Doblò“ von Fiat bringt sich mit einer neu gestylten Front und modifiziertem Interieur ins Gespräch. Allerdings bleiben die Frachträume unverändert und somit geht es letztlich nur um ein der Zeit angepasstes Outfit.
Hyundai wusste durch seine Premiere ebenso die Erwartungen hochzuschrauben. Der koreanische Hersteller erweitert sein Nutzfahrzeugangebot über den Dreitonner „H-1“ hinaus auf das Segment der 3,5-Tonner – doch erst ab Mitte 2015 und in einem Design, das man schon bei anderen Kastenwagen in ähnlicher Form gesehen hat. Nicht bei jedem wird ein Aha-Erlebnis aufkommen. Er reiht sich ohne Alleinstellungsmerkmal in die Konkurrenz ein. So wäre es beispielsweise naheliegend und zukunftsweisend, zum Start nicht mit Euro-5-Motoren anzutreten, sondern gleich durch die anspruchsvollere Schadstoffklasse Euro 6 zu überzeugen.

Euro 6: Klar dafür bis möglichst nicht
Daimler schaffte es bereits zum Modelljahr 2014, dass die aktuelle Baureihe des „Sprinter“ die Schadstoffgrenze Euro 6 für Transporter einhält. Andere Hersteller zögern den Einzug dieser verfügbaren Umwelttechnologie im Motorraum noch hinaus. Lediglich der neue „Daily“ (Iveco), der „Crafter“ (VW), der kommende Erdgas-„Ducato“ (Fiat) und der gerade neu vorgestellte „Vito“ (Mercedes) machen bei ausgesuchten Motor-Varianten dieses Angebot.
Ansonsten mangelte es auf der Nutzfahrzeugmesse an einem klaren Bekenntnis der Branche für Euro 6. Weder reicht es bei den neuen Opel-Transportern „Vivaro“ und „Movano“, noch bei den baugleichen „Trafic“ und „Master“ (beide von Renault) für die kommende verschärfte Schadstoffnorm. Auch die Ford-Diesel „Transit“ sowie des neu gestylten „Ducato“ (Fiat) mit seinen baugleichen Konkurrenten „Jumper“ (Citroën) und „Boxer“ (Peugeot) nutzen Übergangsfristen im Paragraphen-Dschungel. Denn weiterhin bleibt es möglich, eine Zulassung nach Euro 5b+ zu bekommen. Abhängig von Tonnage und Typzulassung kann sich der endgültige Wechsel auf Euro 6 hinziehen – 2015 bzw. 2016.
Während sich einige Entwickler und Produktmanager um besonders schadstoffarme Fahrzeuge bemühen und Diesel- oder Erdgasmotoren mit Euro-6-Zulassungen im Angebot haben, scheuen augenscheinlich andere Hersteller solche Investitionen in Umwelttechnologien. Stattdessen stellen sie möglichst günstige Betriebskos­ten oder eine extrem hohe Verfügbarkeit mit Laufleistungen bis zu 40 000 km ohne Werkstattaufenthalt in den Vordergrund. Weil sich Übergangsfristen bieten, bleiben sie möglichst lange bei den Fahrzeugen mit Euro-5-Zulassung und unterstreichen den rechnerischen Nachweis, dass sie Spitze sind in puncto Laufleistung und niedrigen Werkstattkosten.

IAA Nutzfahrzeuge: Messe-Rückblick
Citroën
Zum Modelljahr 2015, das im Sommer gestartet ist, hat der Transporter „Jumper“ ein Facelifting erhalten. Es gibt jetzt Euro-5-Motoren, die etwas günstiger im Verbrauch sind. Zudem kann Start/Stop-Technik für eine weitere Ersparnis sorgen. Bei den kleineren Nutzfahrzeugen „Jumpy“, „Berlingo“ und „Nemo“ wurden auf der Nfz-IAA typische Ausbauideen im Frachtraum gezeigt.

Fiat
Der Transporter „Ducato“ – baugleich mit „Jumper“ (Citroën) und „Boxer“ (Peugeot) – hat für das Modelljahr 2015 ein Facelifting bekommen sowie Motoren, die etwas günstiger im Verbrauch sind und sich zudem teilweise vom „Jumper“- und „Boxer“-Angebot unterscheiden. Verfügbare Start/Stop-Technik soll eine weitere Ersparnis bringen. Im Scheinwerferlicht stand der Lieferwagen „Doblò“, der ab Januar 2015 mit modifizierter Front, neuem Interieur sowie einem dritten Vordersitz im Kastenwagen aufwartet. Ansonsten wird er mit seinen zahlreichen Frachtraumvarianten unverändert bleiben.

Ford
Im Lauf der letzten drei Jahre hat Ford seine Nutzfahrzeuge im familienähnlichen Outfit komplett überholt: Vom kleinen Stadt-Lieferwagen „Courier“ über den Lieferwagen „Connect“ sowie den „Transit Custom“ (2,8-Tonner) bis hin zum neuen, großen „Transit“. Letzterer hat seinen Schwerpunkt als 3,5-Tonner und kann bei den Händlern inzwischen variantenreich mit Front-, Heck- oder Allradantrieb bestellt werden. Seit der Messe hat sich das Angebot noch um extra lange Pritschen-Varianten erweitert. Bei den vier Kastenwagen-Versionen sind die Laderäume gegenüber dem Vorgänger größer geworden.

Hyundai
Der kompakte Dreitonner „H-1“ bleibt unverändert und lässt sich jetzt bei der Bestellung gleich um eine Werkstatteinrichtung von Bott ergänzen. Der „H350“ ist für Sommer 2015 angekündigt und bietet dem Handwerker heckgetriebene Kas­tenwagen mit 10,5 bzw. 12,9 m3 Ladevolumen und einer maximalen Nutzlast von 1,35 t. Als Diesel (Euro 5) kommen Varianten mit 110 kW/150 PS sowie 125 kW/170 PS ins Angebot.

Iveco
Die „Daily“-Designer haben die Front des 2015er-Modells mit breitem Grinsen ausgestattet. Sechs zulässige Gesamtgewichte zwischen 3,3 und 7 t bzw. Nutzlasten bis zu 4,7 t (inklusive Fahrer) sind im Angebot. Die Volumina der jeweiligen Kastenwagen sind optimiert, um den Betrieb noch effizienter zu machen. Dazu tragen nicht zuletzt acht Motoren bei, die entsprechend Euro 6 bzw. Euro 5b+ zugelassen sind. Neben Diesel-Varianten kann man weiterhin Erdgas-Alternativen bekommen.

Mercedes-Benz
Während der „Sprinter“ mit seinen etwa 1000 möglichen Varianten bereits seit Herbst 2013 technisch auf der Höhe der Zeit ist, vollzieht der Kompakt-Transporter „Vito“ gerade seinen Generationswechsel. Zwei Radstände sind geblieben, doch die drei möglichen Frachtraum-Volumina vergrößern sich leicht und erreichen max. 6,9 m3. Das Hochdach ist aus dem Programm genommen. Es gibt Front-, Heck- sowie Allradantrieb, die mit ausgewählten Kombinationen der insgesamt fünf Dieselmotoren verfügbar sind. Euro 6 erreicht lediglich der Top-Diesel mit 140 kW/190 PS (nur Automatik-Getriebe). Der Stadt-Lieferwagen „Citan“ hat in seiner Vielfalt zugelegt und ist jetzt auch als Siebensitzer (Lang-Version) erhältlich.

Nissan
Bislang haben der 3,5-Tonner „NV400“ sowie der kompakte Transporter „Primastar“ das an Technik übernehmen können, was zuvor durch die Projektarbeit von Renault und Opel entwickelt wurde. Deshalb hätte man zur Messe Neuvorstellungen erwarten können, doch bleiben (nur) die vertrauten Transporter im Angebot. Erst kürzlich ist die Eigenentwicklung, der Lieferwagen „NV200“, auch als Elektro-Variante in die Serienproduktion gestartet.

Opel
Der „Vivaro“ – baugleich mit „Trafic“ (Renault) – hat mehr als ein Facelifting erhalten. Nicht nur der Frachtraum in zwei Längen wurde um 200 l Ladevolumen vergrößert, sondern der Kompakt-Transporter hat auch vier neue Euro-5-Motoren erhalten, die für einen reduzierten Verbrauch sorgen können. Für den „Movano“ mit aufgefrischter Front stehen gleich fünf optimierte Diesel bereit (Euro 5), die den Front- oder Hecktriebler mit bewährten Frachtraumgrößen oder Pritschenversionen noch wirtschaftlicher machen sollen. Als Lieferwagen bleibt es beim „Combo“, der je nach Variante für die Kraftstoffe Diesel, Benzin oder Erdgas geordert werden kann – wie auch der „Doblò“ von Fiat.

Peugeot
Der Transporter „Boxer“ hat zum Modelljahr 2015 ein Facelifting erhalten und Euro-5-Motoren, um den Verbrauch zu senken. Verfügbare Start/Stop-Technik soll eine weitere Ersparnis bringen. Bei den kleineren Modellen „Expert“, „Partner“ sowie „Bipper“ zeigten die Franzosen auf der Nutzfahrzeugmesse verschiedene Ausbauideen mehrerer Einrichtungsspezialisten. Sie lassen sich im Ein-Rechnungs-Geschäft beim Peugeot-Händler gleich mitbestellen.

Renault
Auf der Messe war nur wenig aus dem Programm leichter Nutzfahrzeuge zu sehen. Doch der kompakte Transporter „Trafic“ – baugleich mit „Vivaro“ (Opel) – wurde im Frühjahr modifiziert. Er hat eine neue Front bekommen und weist jetzt keinen Buckel mehr über der Fahrerkabine auf. Nicht nur der Frachtraum in zwei Längen wurde erweitert, sondern auch vier neue Euro-5-Motoren können für einen reduzierten Verbrauch sorgen. Für den „Master“ mit aufgefrischter Front stehen gleich fünf optimierte Diesel bereit (Euro 5), die den Front- oder Hecktriebler mit bewährten Frachtraumgrößen noch wirtschaftlicher machen sollen. Als Lieferwagen bleibt es beim variantenreichen „Kangoo“ mit seinen drei möglichen Größen.

Volkswagen
Viele Besucher erwarteten wahrscheinlich mehr von VW. Vor allem den Transporter „T6“, dem ein kantigeres Outfit vorhergesagt wird. Doch er soll erst im Frühjahr 2015 Premiere haben. Eine weitere Neuvorstellung zeichnet sich für das darauf folgende Jahr ab: Dann wird der Nachfolger des „Crafter“ aus komplett eigener Produktion kommen. Für das Modelljahr 2015 aber weitestgehend Bekanntes und Bewährtes: Energiespartechnik (BlueMotion) hat die Verbrauchswerte beim „T5“ und beim Stadtlieferwagen „Caddy“ nochmals senken können. Für den „Amarok“ gibt es XL- oder XXL-Versionen durch Premiumpartner Veth. Die Niederländer verlängern die Ladefläche beträchtlich und schaffen so neue Möglichkeiten für die Baustelle. Bestellt werden kann der Pick-up über ein VW-Nutzfahrzeugzentrum.

Bott
Der Nutzfahrzeug-Einrichter aus Gaildorf hat das modulare System „Vario“ um viele Komponenten erweitert und sogar in wetterfesten Ausführungen für die Pritsche tauglich gemacht. Als Neuheit sichert jetzt z. B. das Codeschloss „Vario-PIN“ Schubladen oder Flügeltüren. Stets wird darauf geachtet, dass Oberflächen hochwertig wirken sowie Kanten, Ecken und Griffe sorgfältig gerundet oder entgratet sind.

Snoeks
Der niederländische Ausbauer hat sich auf die Einheit aus Trennwand samt Sitzbank spezialisiert und bietet jetzt auch die Variante „Flexi-Cab“ an, die im Laderaum verschiebbar ist. So lässt sich im teilverglasten Kastenwagen noch besser auf den Transportbedarf von Material bzw. Personen eingehen.

Aluca
Bei seinen leichtgewichtigen Einrichtungen aus Aluminium rückt der Schwäbisch Haller Ausbauspezialist Aluca die Unterflurlösung „Dimension 2“ in den Mittelpunkt. Auf der Ladefläche lässt sich Fracht verzurren, darunter gibt es am Heck und seitlich herausziehbare, hoch belastbare und aufwendig verarbeitete Schubladen. Der Vorteil: Viele Utensilien bleiben erreichbar, auch wenn der verbleibende Laderaum voll ausgenutzt wird.

Prime-Design
Passend für europäische Fahrzeugmodelle vertreibt der belgische Anbieter Prime-Design Dachträgerlösungen aus amerikanischer Produktion. Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt darauf, den sicheren Transport von Leitern auf Nutzfahrzeugdächern zu realisieren. Eine durchdachte Mechanik macht es dem Anwender beispielsweise leicht, mit einem langen Hebel die Steighilfe sogar auf einem Hochdach zu deponieren.

Sortimo
Brachte der Trendsetter aus Zusmars­hausen schon vor etwa zehn Jahren die leichtgewichtigen „Globelyst“-Module heraus, so ist die neueste Baureihe „Sortimo HD“ für harte Beanspruchungen besonders belastbar, aber dennoch aus extrem leichten Werkstoffen: Schubladen können 90 kg tragen, Fachbodenwannen sogar 120 kg.

Autor: Thomas Dietrich, als freier Journalist hat er sich fachlich u. a. auf Nutzfahrzeuge spezialisiert.

 


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