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Energiewende droht zu scheitern

Sanierungsstau: Bei über 5 Mio. alten Heizanlagen entweicht jeder dritte Cent ungenutzt durch den Schornstein.

Hilmar Düppel, Chefredakteur IKZ-ENERGY

 

 Durch eine beschleunigte Heizungsmodernisierung, neue Heiztechniken und die verstärk­te Nutzung EE ließen sich die Treibhausgasemissionen des deutschen Wohnungssektors bis 2030 um rund 30% reduzieren. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse einer gemeinsamen Hauswärme-Studie, die  Shell und der BDH in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten erstellt haben.

Weitere Kernaussagen:

  • Wohnungssektor: Mit der Zahl der Haushalte steigt auch die Zahl der Wohnungen – von heute 40,3 Mio. auf 41,9 Mio. Wohneinheiten im Jahr 2030, vor allem in Ein- und Zweifamilienhäusern. Über 70% der Wohnfläche sind vor 1979 erbaut. Diese Gebäude genügen oftmals nur geringen Gebäudeeffizienzstandards.
  • Hauswärme: Der Haushaltssektor ist mit einem Endenergieverbrauch von 625 Mrd. kWh sowie einem Anteil von rund 25% einer der großen Endverbrauchssektoren. 71% des häuslichen Energieverbrauchs werden für Raumwärme und 14,5% für Warmwasser benötigt.
  • Veraltete Heiztechnik: Die Modernisierung häuslicher Wärmeerzeuger liegt seit 2007 bei nur etwa 3% pro Jahr. Hält das geringe Modernisierungstempo an, wird ein Großteil der Heizungen im Jahr 2030 über 30 oder gar 40 Jahre alt und entsprechend ineffizient sein. Dabei sind von den aktuell 21,3Mio. Wärmeerzeugern schon 2,7 Mio. über 25 Jahre alt. Nur 20% aller Heizgeräte in deutschen Kellern entsprächen dem Stand der Technik.
  • EE: Mit der Zunahme alternativer bzw. neuer Heiztechniken wächst auch der Anteil EE am Heizenergieträgermix. Heute liegt der Anteil EE bei 12,5%, bis 2030 könnte er bei trendmäßiger Entwicklung auf 24%, eventuell sogar auf 29 bis 31% zulegen. Holz ist und bleibt bedeutendster erneuerbarer Energieträger; Solarwärme sowie Umweltwärme gewinnen an Bedeutung.

Die aus der Untersuchung resultierenden Forderungen: Um die Ziele der Energiewende im Hauswärmesektor zu erreichen, müssen deutlich mehr Heizungen modernisiert werden. Von zentraler Bedeutung ist, Planungssicherheit für die Haushalte zu schaffen und dabei realistische Ziele einschließlich eines ausgewogenen Energiemixes anzustreben. Von der Politik verordnete Maßnahmen müssten das Wirtschaftlichkeitsgebot beachten, gleichzeitig müsse die Akzeptanz der Verbraucher sichergestellt werden.       

Auch Installateure gegen Strafzölle
Contra: In der aktuellen Diskussion über Strafzölle auf Importe chinesischer Hersteller mehren sich die Contrahaltungen. Nachdem sich bereits verschiedene Hersteller dagegen ausgesprochen haben,  steht auch die Mehrheit der Installationsbetriebe den Strafmaßnahmen und europäischen Schutzzöllen kritisch gegenüber. Zum Hintergrund: Seit März müssen die Importe chinesischer PV-Hersteller bei den EU-Behörden registriert werden. Dies betrifft chinesische Hersteller von kris­tallinen PV-Modulen, Wafern und Zellen. In einer Blitzumfrage unter rund 120 europäischen Installateuren analysiert der Markt- und Meinungsforscher EuPD Research jetzt die Notwendigkeit und Akzeptanz dieser Schutzzölle auf Solarkomponenten. Das Ergebnis: Eine Mehrzahl der befragten Installationsbetriebe spricht sich ausdrücklich dagegen aus. Zu den häufigsten Argumenten der Installateure zählt schlicht „die Gefährdung des eigenen Geschäftsmodells“ sowie „generell steigende Preise“ aufgrund der diskutierten Schutzzölle. Viele Installateure fürchten zudem, dass auch europäische Produkte aufgrund ihrer chinesischen Zulieferer von Strafmaßnahmen betroffen sein könnten, geht aus der EuPD-Befragung hervor.
Sollten dennoch europaweite Schutzzölle eingeführt werden, dann werden sich die Installateure erwartungsgemäß verhalten. Betriebe mit chinesischen Produkten im Portfolio gaben an, dass sie dann chinesische Produkte nur noch über den Handel beziehen wollen, um so das Risiko rückwirkender Zahlungen zu minimieren. Einige Installateure mit chinesischem Produktportfolio erwägen auch einen Wechsel der Anbieter und würden dann europäischen Produzenten den Vorzug geben. Wenig verwunderlich: Installateure, die bereits jetzt nur europäische Produzenten im Angebot haben, werden dann ihr Beschaffungsverhalten zwar nicht ändern, doch in diesen Betrieben will man dann die genauen Produktspezifikationen und die Liste der Zulieferländer genau prüfen, so das Ergebnis der Befragung von EuPD Research.

Förderung für PV-Speicher gestartet
Gesichert: Was lange währt, wird endlich gut. Die Finanzierung des Förderprogramms für Solarstromspeicher ist gesichert und zum 1. Mai gestartet. Die Förderung für Solarstromspeicher beträgt bis zu 660 Euro pro kW Solarstromleistung. Laut BSW-Solar werden für das Jahr 2013 insgesamt 25 Mio. Euro zur Verfügung gestellt und von der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergeben.
Die genaue Förderungshöhe hängt von den Kosten des Speichersystems und der Größe der PV-Anlage ab. Gefördert werden neu errichtete PV-Anlagen mit Solarstromspeicher. Die Förderung greift ebenso für nachträglich installierte Solarstromspeicher für PV-Anlagen, die nach dem 31.12.2012 in Betrieb genommen wurden. Die installierte Leistung der PV-Anlage, die mit dem Solarstromspeicher verbunden ist, darf jedoch 30 kW nicht überschreiten.

Hilmar Düppel
Chefredakteur IKZ-ENERGY
h.dueppel@strobel-verlag.de

 


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