Werbung

Energiepolitik kontra Rezession

Bertram Witz

In der Krise gilt es, Chancen zu Nutzen. Chancen, die sich aus der Notwendigkeit des Wandels eröffnen. In vielen Ländern, u. a. auch in Deutschland, wird dieser Zusammenhang von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft gesehen. Die Handlungsfelder sind vielfältig. Von neuen Gesetzen über Marktanreize wie Fördermittel- und Investitionsprogramme bis hin zu neuen, innovativen Produkten: Gestaltungsmöglichkeiten bestehen in allen Bereichen.

 

Nicht zuletzt im Bauwesen werden heute die Weichen gestellt für eine Zukunft, in der sich wirtschaftlicher Aufschwung und nachhaltiges Wirtschaften bedingen. Hier bilden eine Reihe von Maßnahmen des Gesetzgebers die neuen Rahmenbedingungen, auf die sich der Bausektor aktuell einzustellen hat. Wie rasch sich die damit verbundenen Neuerungen auswirken, ist entscheidend abhängig von der Geschwindigkeit ihrer Umsetzung - sowohl bei Neubauten aber vor allem im Gebäudebestand.

Die Planungspraxis ist derzeit geprägt von den noch nicht abgeschlossenen deutschen, europäischen und internationalen Normanpassungen und dem technischen Fortschritt im Bauwesen insbesondere bei der Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik sowie den regenerativen Systemen. Mit dem 1. Januar 2009 sind eine Reihe neuer Gesetze und Verordnungen in Kraft getreten, die Auswirkungen auf die Planung haben.

###newpage###

EEWärmeG
Seit dem 1. Januar 2009 gilt das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), das den Ausbau Erneuerbarer Energien im Gebäudebereich voranbringen soll. Eine wesentliche Neuerung ist dabei die Festlegung von Vorgaben für die Wärmeversorgung von Neubauten über Regenerative Energien. Ein Anteil Erneuerbarer Energien zum Heizen wie solarthermische Anlagen, Wärmepumpen oder Pelletheizungen wird im Neubau zur Pflicht.

Regenerative Gebäudeheizung
Solarkollektoranlagen können bei richtiger Auslegung einen nennenswerten Anteil an der Heizwärme- und Warmwasserversorgung in Gebäuden liefern. Die Voraussetzungen für einen funktional und wirtschaftlich zufriedenstellenden Einsatz von Solaranlagen gehen von der Bedarfsbestimmung bis zur Bemessung, Auswahl und Kombination der Anlagenkomponenten bis hin zur hydraulischen Einbindung und Regelung.
Solarthermische Anlagen in Gebäuden werden in der Regel in Ergänzung zu einer Heizungsanlage eingesetzt. In der Verknüpfung beider Anlagensysteme besteht nach wie vor ein großes Optimierungspotenzial. Das einfache Prinzip "Viel bringt viel!" greift - wie die Praxis zeigt - in diesem Fall nicht, dazu ist das Zusammenwirken der Anlagenteile zu komplex. Hier gilt es, die unterschiedlichen ­Lösungen der Anbieter ingenieurmäßig zu vergleichen, indem Stärken und Schwächen wie Speichernutzungsgrad, Zapfrate und schließlich eingesparte Jahresbrennstoffmenge in Relation zu den Investitionskosten bewertet werden.

###newpage###

Wärmepumpen oder Pelletkessel
Während bei Holz als Brennstoff örtliche Emissionen im Zuge der Feinstaubbetrachtung besonders zu beachten sind, stehen bei Wärmepumpen Fragen der Energieeffizienz und der technischen Machbarkeit in Verbindung mit unterschiedlichen Heizsystemtemperaturen im Vordergrund. Gerade bei der Modernisierung von Bestandsgebäuden lohnt es sich, die Gegebenheiten mit ihren jeweiligen Anforderungen im Einzelfall genau zu analysieren.

Soll z. B. nur der Wärmeerzeuger, nicht aber die Heizkörper erneuert werden, gehört der Wärmeschutzstandard des Gebäudes neben den Vorlauftemperaturen des Heizsystems zu den kritischen Punkten der Entscheidungsfindung und Planung.

Heizkostenverordnung
Die Novelle der Heizkostenverordnung ist am 1. Januar 2009 in Kraft treten. Stärker als bisher kann der Verbraucher durch sein Verbrauchsverhalten über die novellierte Heizkostenverordnung zukünftig seine Heizkostenrechnung beeinflussen.

###newpage###

Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
Das zum 1. Januar 2009 in Kraft getretene Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz schafft die Voraussetzungen dafür, dass die kombinierte Nutzung von Strom und Wärme weiter ausgebaut wird. Ob in großen Kraftwerken oder Ein- und Zweifamilienhäusern, Kraft-Wärme-Kopplung soll als Schlüsseltechnologie dazu beitragen, dort, wo Strom produziert wird, entstehende Abwärme bestmöglich zu nutzen.

Mehr Geld für Energieberatungen
Für Energieberatungen wurden die Fördermittel des Bundesministeriums im Bundeshaushalt 2009 auf 15 Mio. Euro aufgestockt. Damit sollen bestehende Programme stärker gefördert werden, z. B. durch Erweiterung der Förderung um Stromberatung und Thermografiegutachten.

EnEV 2009 und EnEG 2009
Mit dem Energieeinsparungsgesetz EnEG kann die Bundesregierung Verordnungen zum Energieeinsparen in Gebäuden erlassen. Das EnEG wird voraussichtlich im Frühjahr 2009 in Kraft treten. Damit wird die Bundesregierung eine verschärfte EnEV 2009 verordnen. Die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV 2007) bleibt so lange gültig, bis die novellierte EnEV 2009 in Kraft tritt. Sie soll den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser im Gebäudebereich um etwa 30 % senken. Der Termin für das In-Kraft-Treten ist voraussichtlich im Herbst 2009.

###newpage###

Neues Planungshandbuch

Der Einsatz von Regenerativen Energien in Kombination mit konventioneller Haustechnik gewinnt an immer größerer Bedeutung: Mit Inkrafttreten des EEWärmeG zum 1. Januar 2009 wird die Nutzung von Regenerativen Energien bei Neubauten deutschlandweit verbindlich vorgeschrieben. Um regenerative und konventionelle Haustechnik sinnvoll zu planen, auszulegen und entsprechend den Vorgaben einzusetzen, benötigen Fachbetriebe gewerkeübergreifendes Wissen auf dem neuesten Stand der Technik.

Alles, was dazu benötigt wird, vermittelt das neue Planungshandbuch: "Fachgerechte Planung und Ausführung von konventioneller und regenerativer Haustechnik: Energetische und technische Grundlagen zur Dimensionierung, Installation und ­Instandsetzung nach aktuellen Anforderungen."

Der Ringordner A5 beinhaltet u. a.:

  • Bauphysikalische Bewertung und Planungshilfen zur sinnvollen Dimensionierung der Haustechnik entsprechend der Gebäudeausstattung,
  • Einsatzmöglichkeiten, Kombination und Ausführung von konventionellen und regenerativen Systemen.

Preis: 98,- Euro (inkl. 7 % MwSt.), zzgl. Versandkosten (Preise gelten nur für Zustelladressen in Deutschland, Auslandspreise auf Anfrage).
Best. Nr. 1354/310
Fax-Anforderung: 08233 381222,
Internet-Bestellung unter
www.forum-verlag.com

###newpage###

Marktanreizprogramm 2009 - Neue Richtlinie gültig seit 1. März

Im Januar 2009 ist das neue Wärmegesetz in Kraft getreten. Dieses ­verpflichtet Bauherren, bei Bauanträgen die benötigte Wärme teilweise aus Erneuerbaren ­Energien zu decken. Aus diesem Grund war es notwendig, die Förderung durch das Marktanreizprogramm an die neuen gesetzlichen Gegebenheiten anzupassen. Wichtigste Änderung: Die Basisförderung im Neubaubereich wird um 25 % gesenkt.

Förderung für Neubauten
Für alle Förderbausteine im Neubau gilt, dass mit der neuen Richtlinie die Basisförderung um 25 % reduziert wird. Die Bonusförderung ist hiervon nicht betroffen - die Boni werden weiterhin in voller Höhe ausgezahlt. Eine Ausnahme gilt für Anlagen in Neubauten, wenn für den Neubau bereits 2008 oder früher ein Bauantrag gestellt oder eine Bauanzeige erstattet wurde. In diesem Fall werden die Zuschüsse nicht um 25 % gesenkt. Die Förderung für Altbauten ändert sich nur geringfügig:

1. Luftgeführte Pelletöfen mit einer Leistung von 5 bis 100 kW werden künftig pauschal je Anlage mit 500,- Euro gefördert. Für Pelletöfen ab 8 kW gilt diese Änderung erst für Anträge, die ab dem 1. Juli 2009 gestellt werden.
2. Wärmepumpenanlagen können künftig einen Effizienzbonus sowie einen Zuschuss in Höhe von 200,- Euro für eine effektive Umwälzpumpe erhalten.
3. Ab dem 1. Juli 2009 ist die Berechnung der Jahresarbeitszahl bei Wärmepumpen nach der VDI 4650 (2009) durchzuführen.
4. Für die Innovationsförderung Biomasseanlagen ab 100 kW Nennwärmeleistung gilt ein Grenzwert für staubförmige Emissionen von 15 mg/m³.

###newpage###

Autor

Bertram Witz ist Inhaber des Ingenieurbüros ibw für Energie- und Gebäudetechnik in Stuttgart. Er studierte an der Fachhochschule Offenburg Maschinenbau mit Schwerpunkt Energie-, Heiz- und Raumlufttechnik. Als Autor veröffentlicht er seit 1996 regelmäßig Fachpublikationen und hält Fachvorträge. Vor der Gründung des Ingenieurbüros ibw war er mehr als 10 Jahre als Führungskraft in Ingenieurgesellschaften in Deutschland und der Schweiz tätig. Das Ingenieurbüro ibw befasst sich schwerpunktmäßig mit Beratung, Konzeption und Planung Technischer Ausrüstung und Bauphysik für Gebäude.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: