Empfehlungen bei Wand- oder Standarmaturen
Erhalt der Trinkwassergüte: Eine simple Auskühlstrecke von zirkulierenden PWH-C-Leitungen zum Armaturenanschluss vermeidet die kritische Erwärmung von Trinkwasser (kalt) durch Wärmeleitung über die Armatur und beugt so mikrobieller Verkeimung vor
Unter der Überschrift „Überhitzung und Verbrühung vorbeugen“ haben wir in Ausgabe 13/2016 über die Bildung eines Thermosiphons zur Verhinderung des unkontrollierten Aufheizens von Sanitärarmaturen berichtet. Der Beitrag stieß auf reges Interesse, das illustrierende Bild (siehe Bild 1) wurde von einigen Lesern aber offensichtlich missinterpretiert.
Beim Systemanbieter Viega gingen daraufhin zahlreiche Anrufe und E-Mails ein, weil im genannten Foto das Fabrikat Viega auf dem Doppelanschlusswinkel erkennbar war. „Daraus wurde fälschlicherweise abgeleitet, dass Viega solche Anschlussarmaturen für zirkulierende Trinkwasserleitungen (PWH) empfiehlt, was die Qualität unserer Trinkwasserkompetenz und unserer Anwendungstechnik infrage gestellt. Dass wir solche Musterinstallationen für PWH nur als Reihenleitungen, also ohne Zirkulation zeigen, ist vielen nicht bekannt“, sagt Björn Michel, verantwortlicher Produktmanager bei Viega. Er nimmt das rege Interesse an der Thematik (oder besser Problematik) zum Anlass, nachfolgend einige praxisrelevante Hinweise für Installateure und Planer zu geben.
Unzulässige Erwärmung der Armatur
Seit einigen Jahren werden im Sinne einer hygienebewussten Planung zunehmend Etagenverteilleitungen für Trinkwasser (warm) direkt, also ohne Stichleitung, in den Zirkulationskreis einbezogen. Insbesondere in Verbindung mit Wandarmaturen ergibt sich bei „Zirkulation über die Doppelwandscheibe“ jedoch ein Effekt, der eine mikrobielle Verkeimung im Leitungssystem gegebenenfalls sogar begünstigt: „Die (unzulässige) Erwärmung der Armatur verlagert sich dadurch mitunter von der Warm- auf die Kaltwasserseite“, sagt Michel und ergänzt: „Neben der unzulässigen Erwärmung von Trinkwasser (kalt) ≥ 25 °C in Schächten mit hohen Wärmelasten ist dieses Thema in Fachkreisen schon bekannt und wird dort bereits intensiv bezüglich des Erhalts der Trinkwassergüte diskutiert.“
Bild 2 zeigt den Effekt der Wärmeleitung durch Wandarmaturen, deren Anschluss für Trinkwasser warm unmittelbar in den Zirkulationskreis einbezogen wurde. Wird dieser, wie z. B. in Krankenhäusern oft üblich, mit Temperaturen von ≥ 60 °C betrieben, besteht einerseits an den Oberflächen von Aufputzarmaturen die Gefahr von Verbrühungen. Wie abgebildet, werden dort bei geschlossener Armatur Temperaturen von 46 °C und mehr gemessen. Ferner kann es zur bereits erwähnten Wärmeübertragung auf die Kaltwasserseite sowie zu erhöhten Verschleißerscheinungen an Armaturen kommen. Gleiches gilt für Unterputzvarianten von Duscharmaturen. Über Nacht können sich so bei Nichtnutzung schnell Temperaturen von 33 °C und mehr auf der Kaltwasserseite einstellen, was mikrobielles Wachstum begünstigt.
Simple Lösung: Auskühlstrecke vorsehen
Die Lösung ist simpel: Wird der Warmwasser-Anschluss nicht direkt, sondern über eine kurze Auskühlstrecke (8 bis 10 x DN) ausgeführt, ist hier bei einer bestimmungsgemäßen Nutzung von Trinkwasser warm ≥ 60 °C eine lokale Erhöhung von Keimzahlen nicht zu erwarten. Bei Standarmaturen kann sogar im Sanierungsfall die Problematik sehr einfach gelöst werden, indem der PWH-Anschluss vom Eckventil in U-Form nach oben geführt wird, siehe Bild 3.
„Festgehalten werden kann, dass für Trinkwasser kalt auch für Wandarmaturen Reihen- und Ringleitungen mit Doppelwandscheiben uneingeschränkt empfohlen werden. Für Armaturenanschlüsse für Trinkwasser (warm), die in den Zirkulationskreis einbezogen sind, wird davon abgeraten“, resümiert Michel. Bild 5 zeigt eine entsprechende Leitungsführung.
Quelle: Viega Praxishandbuch „Sicherheit, Trinkwassergüte und Komfort im Systemverbund“, Attendorn, 7. Auflage, März 2016. Auch als Download auf der Viega-Homepage.