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Ein Rasen wie ein Teppich - Die Rasenheizung stellt den Winter ins Abseits

Rasenheizungen sind in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sowie der 3. Liga vom DFB vorgeschrieben. Zum einen, weil sie den Spielbetrieb auch im Winter bei Minustemperaturen und Schneefall ermöglichen, zum anderen, weil Rasenheizungen das Verletzungsrisiko der Spieler deutlich verringern. Eine Hintergrundreportage aus dem Volksparkstadion des Hamburger SV (HSV).

Schematische Darstellung einer Rasenheizung, die typischerweise 20 cm unter der Grasnarbe liegt.

Christoph Strachwitz, Leiter Greenkeeping beim HSV.

8000 Liter „Tyfocor“ fließen durch die Rohre der Rasenheizung im Volksparkstadion.

Der Rasen im Volksparkstadion: dicht, grün und exakt 2,8 cm hoch.

 

Wie geht’s dem Rasen? Mit strengem Blick mustert Christoph Strachwitz das über 8600 m² große Spielfeld des Hamburger Volksparkstadions. Heute ist Mittwoch, Samstag kommt Leverkusen zu Gast. „Bis dahin muss alles perfekt sein“, sagt der Greenkeeper. Was heißt perfekt? „Dicht, grün und exakt 2,8 cm hoch.“ Kurz: ein Rasen, wie ein eng geknüpfter Teppich; fast schon ein Kunstwerk, der Traum vieler Hobbygärtner.
Doch in einem normalen Garten würde so ein Prachtexemplar gar nicht wachsen. Denn vom enormen Arbeitsaufwand mal ganz abgesehen, haben Hobbygärtner weder so sortenreines Saatgut, noch den für solch einen Rasen notwendigen Gerätepark: Gewaltige, auf rollbaren Konstruktionen befestigte Wachstumslampen, durch die das Saatgut bereits nach vier Tagen keimt, große Düngerstreuer, Spindelmäher mit nachlaufender Rasenwalze, Spezialmaschinen zur Belüftung … Nein, mit „ein bisschen Rasen mähen“ ist Strachwitz Job nicht zu beschreiben: „Als Greenkeeper braucht man eine Menge Fachverstand, muss detailversessen sein und einen gewissen Hang zum Perfektionismus haben“, sagt er.
Vor allem aber braucht man eine Rasenheizung. Denn Fußball ist nicht nur großer Sport, sondern auch ein großes Geschäft: Ticketverkauf, Fernsehrechte, Merchandising-Erlöse, Transfergelder, Werbeeinnahmen, Sponsoren … Rund zwei Milliarden Euro setzt die Bundesliga pro Jahr um. Damit das Geschäft läuft, braucht es eine genaue Planung. Ganz wichtig: Im Sommer ist Ferienzeit, das Wetter ist schön und das Freizeitangebot groß. Wer auf Zuschauer setzt, geht deshalb in die ungemütliche Jahreszeit – dann, wenn auch das Gras nicht mehr wächst.
Greenkeeper haben deshalb eine große Verantwortung: An 34 Spieltagen treffen die 18 Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga pro Saison insgesamt 612 Mal aufeinander – und fällt auch nur eine Begegnung aus, kostet das Millionen. Und auch, wenn das Spielfeld in schlechtem Zustand ist, kann es teuer werden: Ist der Boden zu hart, zu weich oder zu rutschig, steigt das Verletzungsrisiko der Spieler.
Strachwitz und seine Kollegen haben deshalb immer alle Hände voll zu tun, denn egal ob Regen, Wind, Eis oder Schnee, „the show must go on!“, „Geht nicht, gibt’s nicht!“, auch wenn’s eigentlich unmöglich scheint.
„Am 26. Januar 2014 zum Beispiel war der Rückrunden-Auftakt des HSV gegen Schalke 04 geplant“, erinnert sich Strachwitz, der staatlich geprüfter Head-Green­keeper ist. Es war ein bitterkalter Tag. „Kurz vor dem Anstoß sank die Außentemperatur auf minus 23 Grad Celsius.“ Und auf dem Rasen? „Bei 14 Grad Bodentemperatur, ein sattes, makelloses Grün.“ Das Spiel endete übrigens 0:3 für den FC Schalke. Am Rasen aber hat’s nicht gelegen …

Extreme Temperaturunterschiede

Temperaturunterschiede von bis zu 40 Grad, das ist extrem, und funktioniert nur bei einer optimalen Wärmeleitung. „Die Liste der Qualitäten, die ein guter Wärmeleitzusatz haben muss, ist lang“, erklärt Dr. Marco Bergemann von der Tyforop Chemie GmbH in Hamburg. „Er soll für eine effiziente Wärmeübertragung sorgen, vor Frost schützen und Korrosion verhindern. Er muss sich mit allen in der Anlage verwendeten Metallwerk- und Kunststoffen sowie Dichtungsmaterialien vertragen und thermisch in jeder Richtung extrem belastbar sein.“
In den rund 20 cm unter der Grasnarbe des Volksparkstadions verlegten Rohren fließen deshalb 8000 Liter „Tyfocor“. Besonders ein Vorzug von „Tyfocor“ ist für die Hamburger wichtig: Es ist biologisch leicht abbaubar – für den Einsatz in Rasenheizungen ein schlagendes Argument. Denn egal wie sorgfältig eine Rasenheizung verlegt wird, Leckagen sind immer möglich: „Zum einen, weil der Boden immer ganz leicht in Bewegung ist“, erklärt Strachwitz, „vor allem aber, weil das Stadion in der fußballfreien Zeit auch für Konzerte und andere Großveranstaltungen genutzt wird.“ Und das heißt: Wo sonst lediglich 22 Fußballer laufen, rollen im Sommer schwere Maschinen mit großen Bühnenteilen, und bei großen Konzerten stehen Tausende Menschen dicht an dicht und drücken so auf die 20 cm tiefer liegenden Leitungen.
Wird eine undicht, spritzt es entweder in Form einer kleinen Fontäne aus der Erde, oder der Druck in den Leitungen fällt ab. „In beiden Fällen ist der Rasen rund um die betroffene Stelle natürlich hin“, sagt Strachwitz. Wichtig aber sei, dass kein größerer Umweltschaden entstehe: „Denn wenn wir hier anfangen, Sand, Kies und Erde zu entsorgen, muss auch der Rasen komplett ausgetauscht werden. Und das dauert dann schon ein bisschen länger.“
Neben dem HSV setzen auch viele andere Bundesliga-Vereine auf die Qualität von „Tyfocor“, z.B. 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln, 1. FSV Mainz 05, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Eintracht Braunschweig, Eintracht Frankfurt, FC Bayern München, FC St. Pauli, Hertha BSC, Karlsruher SC, SC Freiburg, SpVgg Greuther Fürth, SV Werder Bremen, VfB Stuttgart, VfL Bochum, VfL Wolfsburg u.v.a.

Bilder: Tyforop

 


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