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Effizienz auf dem Prüfstand

Wie kann das Handwerk vom Brennwert-Check der Verbraucherzentrale profitieren?

Verteilung der Kondensatmengen bei rund 2000 Gas-Brennwertgeräten: Bei einem guten Drittel der Geräte liegt die Menge unter den Möglichkeiten.

Von einem sorgfältig eingelöteten Kurzschluss zum hydraulischen Abgleich ist es ein weiter Weg.

Wünschenswert wären Volllaststunden im grün markierten Bereich, aber die meisten Geräte sind doppelt so groß, wie sie sein sollten.

So sieht die Messung der Vor- und Rücklauftemperaturen aus, wenn kein hydraulischer Abgleich erfolgte: kaum Spreizung, ständiges Takten und zu hohe Rücklauftemperaturen.

Viel besser: Gute Spreizung, niedrige Rücklauftemperaturen, lange Brennerlaufzeiten.

Ordentliche Arbeit, ansehnliche Edelstahl-Verrohrung, aber keine Dämmung trotz Aufstellung im unbeheizten Raum.

 

Seit 2011 untersuchen die Verbraucherzentralen mit sogenannten „Brennwert-Checks“ die Effizienz der Anlagen in der Praxis. Die Analyse von inzwischen 6000 Brennwertgeräten zeigt, dass das Potenzial der Gerätetechnik oft vertan wird. Der Brennwertnutzen ist bei rund einem Drittel der Geräte ungenügend und mindestens bei der Hälfte der Geräte scheint eine Optimierung einzelner Komponenten und des Betriebs dringend angeraten.

Ein sehr gut nachgefragtes Beratungs­angebot der Verbraucherzentralen ist der so genannte „Brennwert-Check“. Er wird überwiegend in Ein- und Zweifamilienhäusern in Anspruch genommen. Dabei wird die Funktion einer Brennwert-Heizungsanlage an einem typischen Wintertag untersucht. Der Berater nimmt beim ersten Termin die Anlagendaten auf und installiert die Messtechnik für die Aufzeichnung der Vor- und Rücklauftemperaturen (in 30-Sek.-Intervallen) sowie für die Messung der Kondensatmenge. Die verbrauchte Energiemenge während der eintägigen Messungen wird mit den vorhandenen Zähleinrichtungen (Betriebsstundenzähler, Ölverbrauch laut Regler, Gas-Zähler) ermittelt. Rund 14 Tage später erhält der Anlagenbetreiber einen etwa sechsseitigen Kurzbericht, der die Randbedingungen der Untersuchung, wesentliche Anlagenparameter und ermittelte Kennzahlen auflistet und kommentiert. Fachlich hervorzuheben sind beim Brennwert-Check insbesondere:

  • die Messung der Kondensatmenge, denn ein hoher Kondensatanfall pro kWh eingesetzten Brennstoffs ist eine notwendige Bedingung für eine hohe Anlageneffizienz,
  • die Vor- und Rücklauftemperaturkurven, deren Verlauf Rückschlüsse auf den hydraulischen Abgleich, die Kesseldimensionierung, den Heizwasservolumenstrom, die Heizkurve und die Nachtabsenkung zulässt,
  • der Jahresverbrauch, der zur Einschätzung der Kesseldimensionierung und zur Beurteilung der Gebäudequalität beiträgt.

Vorrangig geht es bei den Brennwert-Checks darum, dem Betreiber Hinweise zu geben, wie die Effizienz der Anlage erhöht werden kann, auch und gerade ohne eine Erneuerung des Wärmeerzeugers.

Die Rolle des Fachhandwerks
Bei der Umsetzung der Vorschläge spielt in den meisten Fällen der Fachhandwerker die entscheidende Rolle (z. B. beim hydraulischen Abgleich), manchmal kann der Anlagenbesitzer aber auch selbst tätig werden (z. B. bei der Wärmedämmung von Leitungen und Armaturen).
Der Brennwert-Check gibt aber natürlich auch Hinweise, falls doch eine Erneuerung des Wärmeerzeugers oder anderer Anlagenkomponenten ansteht oder ratsam erscheint. Kritisch anzumerken ist allerdings, dass Verbraucher eher einen Handwerker finden, der teure Systemkomponenten erneuert als einen Betrieb, der das Sparpotenzial aus der vorhandenen Anlage herausholt. Verbraucher berichten insbesondere, dass es in manchen Regionen unmöglich zu sein scheint, einen Heizungsfachmann zu finden, der befähigt und bereit ist, einen hydraulischen Abgleich durchzuführen. Das scheitert in der Regel wohlgemerkt nicht am Preis, denn der Kunde ist ja bereits von der Notwendigkeit der Maßnahme überzeugt worden.
Über den individuellen Nutzen hinaus liefern mittlerweile seit 2012 mehr als 5000 durchgeführte Brennwert-Checks eine belastbare Statistik zu systematischen Mängeln bei Planung und Ausführung von (Brennwert-)Heizungsanlagen. Hier bietet sich dem ausführenden Handwerk eine Checkliste, auf welche Probleme künftig ein größeres Augenmerk gerichtet werden sollte.

Typische Fehler, Mängel und Auffälligkeiten bei Heizungsanlagen
Deutlich zu viel Heizleistung
Zunächst einmal überrascht die enorme Überdimensionierung der Wärmeerzeuger – es geht hier schließlich nicht um prestigeträchtige Automotoren. Ermittelt man eine Jahresvolllaststundenzahl aus den Verbräuchen und der Kesselleistung, so ergibt sich eine mittlere Volllaststundenzahl von 1200 Std. Korrigiert man um Verbräuche zur Warmwasserbereitung (bei indirekt beheizten Warmwasserspeichern ist i. d. R. keine Reserveleistung erforderlich) und moderate Heizungsverluste, so ergibt sich eine mittlere Volllaststundenzahl von 960 Std. Der typische Wärmeerzeuger ist demnach etwa doppelt so groß wie er sein sollte, mit den üblichen Folgen:

  • vermeidbare Brennerstarts mit unnötigen Schadstoff-Emissionen,
  • erhöhter Geräteverschleiß,
  • ggf. erhöhte Betriebskosten (sofern Gasversorger die Grundkosten nach installierter Leistung bemessen).


Um das noch einmal klar zu stellen: Bei einem Heizgerät mit 200 % der erforderlichen Leistung hat auch ein Modulationsbereich bis 25 % kaum einen Wert, wie der Blick auf die Auslastungsstufen nach DIN 4702 verrät. Es reicht also keinesfalls, bei der Kesselerneuerung einen Blick auf das Typenschild des alten Geräts zu werfen. Stattdessen ist eine Heizlastberechnung (DIN EN 12831) zwingend erforderlich.

Hydraulischer Abgleich
Im Rahmen der Brennwert-Checks werden die Anlagenbetreiber gefragt, ob ein hydraulischer Abgleich stattgefunden hat. Immerhin ein Viertel der Befragten antwortet mit „Ja“. Aus den Vor- und Rücklauftemperaturmessungen wird leider oft deutlich, dass ein hydraulischer Abgleich dennoch nicht oder nicht korrekt erfolgt ist, bzw. eine Pumpenanpassung nicht erfolgte: Geringe Spreizungen und zu hohe Rücklauftemperaturen sprechen eine deutliche Sprache. Die Brennwert-Nutzung ist damit in vielen Fällen eingeschränkt und Effizienzpotenziale werden verschenkt.

Pumpeneffizienz
Knapp 40 % der installierten Umwälzpumpen sind bereits Hocheffizienzpumpen. Bei den anderen 60 % (je zur Hälfte geregelte und mehrstufige Pumpen, einstufige spielen kaum eine Rolle) gibt es noch einiges zu tun – es sei denn, die Pumpen sind in das Heizgerät integriert. Hier erlöschen beim Pumpentausch regelmäßig Gewährleis­tung und Zulassung und die Hersteller zeigen keine Initiative, daran etwas zu ändern.

Wartung
Für 8 % der untersuchten Heizungen geben die Betreiber an, dass die Anlage nicht regelmäßig gewartet wird. Mit Blick auf die Forderung der EnEV, auf die Energieeffizienz und die Betriebssicherheit sowie Gewährleistungsvoraussetzungen mancher Hersteller gibt es hier noch etwas zu tun.

Nachtabsenkung
In 5 % der untersuchten Gebäude ist keine Nachtabsenkung eingestellt. Angesichts dessen, dass diese Häuser genau dem Altersdurchschnitt aller untersuchten Gebäude entsprechen, liegen hier Einsparmöglichkeiten, die sehr wenig Aufwand bedeuten, wenn der Handwerker im Rahmen der Wartung die Regelung sinnvoll einstellt – und eben nicht bloß auf Werkseinstellungen zurücksetzt.

Dämmung von Leitungen und Armaturen im Unbeheizten
Die EnEV schreibt vor, Heizungsleitungen im Unbeheizten zu dämmen. Neben der Frage nach der handwerklichen Qualität der Anlagenerstellung stellt sich hier auch die Frage nach dem EnEV-Vollzug: Nur bei knapp jeder vierten Anlage (23 %) sind im Ungedämmten die Heizungsrohre und Armaturen vollständig und in ausreichender Stärke gedämmt. Und auch bei diesen Anlagen gibt es genauso viele Wartungsverträge wie bei der Gesamtheit der untersuchten Heizungen, d. h. hier schaut regelmäßig ein Fachmann auf fehlende Dämmung und – nichts passiert.

Fazit
Auf die Verbraucher kommen verwirrend viele Initiativen zur Effizienzsteigerung der Heizungen zu: Der VdZ-Heizungscheck, das Altanlagen-Gerätelabel, das spätestens ab 2017 vom Schornsteinfeger verklebt wird, EU-Effizienzlabel für neue Heizgeräte und das Label für Verbund­anlagen. Manches davon hört bereits da auf, wo die intelligente Optimierung der gesamten Anlage erst anfängt. Oft kann die besonders kostengünstige Nutzung der vorhandenen Potenziale durch eine bessere Anpassung einzelner Komponenten, die Nutzung aller Möglichkeiten moderner Regler und kleinere Investitionen (z. B. in eine Hocheffizienzpumpe oder bessere Leitungsdämmung) eine ähnliche Ersparnis bringen wie der gedankenlose Ersatz des vorhandenen Wärmeerzeugers. Sofern dieser eben NICHT optimal in das vorhandene System eingebunden wird.
Mit dem Brennwert-Check gibt die Ener­gieberatung der Verbraucherzentralen den Verbrauchern entscheidende Tipps dafür und schafft ein Bewusstsein für Qualität und deren Preis. Für die Energiewende bei der Heizung reichen Investitionen in neue Wärmeerzeuger allein nicht aus. Auch sorgfältige Planung, eine gute Qualität der handwerklichen Umsetzung und eine arbeitsintensive Optimierung aller vorhandenen Technik sind unerlässlich. Vorbildlich erscheinen den Verbraucherzentralen dabei die – noch vereinzelten – Handwerksbetriebe, die ihre Kunden ermuntern, sich mit einem Brennwert-Check von unabhängiger Stelle die hohe Qualität ihrer Arbeit bestätigen zu lassen.

Autor: Peter Kafke, Energietechnischer Referent, Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.

Bilder: Verbraucherzentrale Bundesverband

www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

Hintergründe zum Brennwert-Check

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale unterstützt mit dem Brennwert-Check private Haushalte beim Sparen von Heizenergie, elektrischem Strom und Energiekosten. Besonders wichtig ist den Verbrauchern allerdings, dass sie unabhängig beraten werden. Es wird erwartet, dass keinerlei eigene wirtschaftliche Interessen vertreten sondern ausschließlich die Anliegen der Ratsuchenden bedient werden. Aus diesem Grund beschäftigt die Verbraucherzentrale 500 Ingenieure auf Honorarbasis. Die Beratung unterliegt zudem einer systematischen Qualitätskontrolle.
Ratsuchende können eine persönliche, telefonische oder E-Mail-gestützte Beratung in Anspruch nehmen. Die sogenannten „Checks“ finden direkt im Haushalt der Verbraucher statt. Interessenten können sich unter der kostenlosen, bundesweiten Rufnummer 0800 809802400 anmelden und ein Berater in ihrer Nähe meldet sich zur Terminabsprache.
E-Mail- und Telefon-Beratungen sind kostenlos, für persönliche Beratungen und Checks wird ein Entgelt zwischen 5 und 45 Euro fällig. Der Brennwert-Check kostet den Verbraucher bisher 30 Euro (künftig voraussichtlich 40 Euro). Das Beraterhonorar beträgt 255 Euro. Die Differenz wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

 


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