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Editorial

Potenziale nicht ausgeschöpft

 

Eine erst kürzlich europaweit durchgeführte Meinungsumfrage hat ergeben, dass der Klimawandel auf Platz 2 der größten Sorgen der europäischen Bevölkerung liegt. Getopt nur noch von der Sorge vor Armut. Von 30170 befragten EU-Bürgern nannten 62% den Klimawandel als das schwerwiegendste Problem der Welt. In Deutschland liegt mit 71% Besorgten die Zahl sogar noch erheblich über dem EU-Durchschnitt. Zumindest hinsichtlich der Erkenntnis, dass sich in der Klima- und Energiepolitik bald einiges ändern muss, sind die Bundesbürger schon einen Schritt weiter, als bei der Umsetzung oder beim Handeln. Denn den berechtigten Sorgen steht das Ergebnis einer anderen Untersuchung gegenüber, die aufzeigt, dass noch vieles im Argen liegt: Fast ein Drittel aller Einfamilienhäuser in Deutschland weisen einen hohen Instandhaltungsstau auf.
Erheblicher Modernisierungsbedarf besteht insbesondere, wenn es um die Reduzierung des Energieverbrauchs geht. Rund 50% der Objekte, die zwischen 1949 und 1960 erstellt wurden, sind noch nicht umfassend modernisiert. Hier besteht auch im Hinblick auf den eingeführten Energieausweis ein erheblicher Modernisierungsbedarf, da u.a. der Standard dieser Gebäude aus energetischer Sicht nicht den heutigen Anforderung entspricht.
Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sind die wichtigsten schon heute zur Verfügung stehenden Optionen, um die CO2-Emissionen wirksam und kurzfristig zu senken. Unzweifelhaft ist es, dass die größten Volkswirtschaften der Welt, die zusammen rund 80% des weltweiten Primärenergieverbrauchs und CO2-Ausstoßes repräsentieren, noch enorme Potenziale zum Ausbau der EE und von mehr Energieeffizienz erschließen können. Insoweit ist es folgerichtig, dass das CO2-Gebäudesanierungsprogramm um 500 Mio. Euro aufgestockt wurde. Die Maßnahme stellt sicher, dass Sanierungswillige auch in den kommenden Monaten auf zinsgünstige Förderkredite und Investitionszuschüsse zurückgreifen können, nachdem die vorgesehenen Mittel aufgrund der seit Jahresbeginn spürbar beschleunigten Nachfrage bereits im Juli ausgeschöpft waren.
Doch leider wird die zeitlich begrenzte Aufstockung in 2008 nicht ausreichen. Die energetische Sanierungsrate im Gebäudebestand ist nach wie vor viel zu gering, um die ambitionierten energie- und klimapolitischen Zielsetzungen erreichen zu können. Sollen diese Zielsetzungen keine Lippenbekenntnisse bleiben, müssen konsequenterweise die monetären Anreize für die energiesparende Sanierung dauerhaft gesteigert werden. Bedarf ist jedenfalls noch mehr als genug vorhanden. Neben dem erwähnten energetischen Einfamilienhausdilemma verbrauchen auch noch rund 24 Mio. der insgesamt 37 Mio. Wohneinheiten in Deutschland zuviel Energie.
Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass günstige Förderzinsen auch entsprechende Auswirkungen haben. Je niedriger der Zinssatz, desto höher war die Inanspruchnahme der geförderten KfW-Kredite und damit auch das Sanierungstempo.

 


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