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Dreisprung auf der Karriereleiter - Mit dem trialen Studium lassen sich bereist heute die zukünftigen Führungskräfte für das SHK-Handwerk gewinnen

Karrierewege: Der triale Studiengang "Handwerksmanagement" der Handwerkskammer Köln bietet leistungsstarken Jugendlichen beste Perspektiven, als Anlagemechaniker/in SHK eine verheißungsvolle Karriere zu starten. Julia Musculus, eine der Teilnehmerinnen, will in viereinhalb Jahren eine Lehre absolvieren, den Meistertitel erringen und das Studium erfolgreich beenden. Für die IKZ-HAUSTECHNIK berichtet Sie über ihre Erfahrungen.

Bild: M. Schuckart/fotolia

Julia Musculus bereut den Start des trialen Studiums nicht. Im Gegenteil: "Das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können." Bild: Musculus

 

"Das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können" so das bisherige Resümee der vergangenen drei Jahren "auch wenn es manchmal schon anstrengend war". Das sagt Julia Musculus über die erste Zeit ihrer Ausbildung im trialen Studium. Bis heute hat sie nicht nur ihre verkürzte Lehre absolviert, sondern neben der Ausbildung auch schon viel über Betriebsführung gelernt. Am Ende der viereinhalb Jahre - so das erklärte Ziel - wird sie die Lehre, den Meister und das Studium absolviert haben.

Nach Ende der verkürzten Ausbildung geht es weitere rund zwei Jahre in Vollzeit auf die "Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld", in das Fortbildungszentrum der Handwerkskammer zu Köln und auf die Meisterschule. Warum sie sich das alles zumutet? "Ich möchte irgendwann die Firma weiterführen, die meine Familie aufgebaut hat", begründet die 23-Jährige. Mit der Firma ist die Musculus GmbH aus Bergisch Gladbach gemeint, ein familiengeführter Meisterbetrieb, der 1978 von ihrem Vater gegründet wurde. Sicher hatte sie überlegt, auch was vollkommen anderes zu machen als Anlagenmechanikerin. "Aber gerade mit dem trialen Studium habe ich die Chance, mich in dem doch sehr männerdominierten Beruf durchzusetzen und den elterlichen Betrieb später zu übernehmen." Und das ist auch die Ausgangslage, die zur Entwicklung des trialen Studiums geführt hat: leistungsstarke Jugendliche mit Abitur eine attraktive Perspektive im Handwerk zu bieten und so einen Beitrag zur Führungskräftesicherung im Handwerk zu leisten. Für Julia Musculus, die sich bereits auf dem Gymnasium als sehr gute Schülerin hervortat, genau das Richtige.

"Das Handwerk steht vor neuen Herausforderungen"

Für das Handwerk ist die passgenaue Qualifizierung von geeignetem Fach- und Führungspersonal von großer Bedeutung, da es bereits jetzt auch im SHK-Handwerk einen gravierenden Fachkräftemangel gibt. Dieser Mangel wird sich voraussichtlich im Zuge der demografischen Entwicklung ausdehnen und weitere Branchen erfassen. Wirksame Nachwuchswerbung, die Schaffung neuer attraktiver Rahmenbedingungen und die kompetente Betreuung von Auszubildenden sind und werden zukünftig zentrale Aufgabenfelder im Handwerk sein. Da zu erwarten ist, dass der Wettbewerb der Unternehmen besonders um die leistungsstarken Jugendlichen weiter zunehmen wird, müssen schon heute gezielt Maßnahmen ergriffen werden.
Ein weiteres Feld ist das Thema der Betriebsnachfolge. Eine der größten und schwierigsten Aufgaben für jeden Unternehmer ist die erfolgreiche und nachhaltige Regelung der Nachfolge im eigenen Betrieb. Nach einer Hochrechnung des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn gibt es jährlich bundesweit fast 71 000 übergabereife Unternehmen. Bei 8,3 % dieser Unternehmen erfolgt die Stilllegung der Betriebe, da keine geeignete Nachfolgerregelung gefunden werden kann. Dies betrifft immerhin beinahe 6000 Unternehmen mit rund 30000 Mitarbeitern.
Bei der Betriebsübergabe ist die Befähigung des Nachfolgers ein wichtiges Kriterium, sei es im Familienkreis oder im Rahmen eines Betriebsverkaufs. Durch die Auswahl eines fachlich hochqualifizierten Nachfolgers, in Kombination mit einer gemeinsamen Vorbereitung des Wechsels, wird eine erfolgreiche Übergabe und Fortführung des Unternehmens gesichert. Auch hier setzt das triale Studium an. Durch die gezielte Qualifizierung der angehenden Fach- und Führungskräfte in Studium und Ausbildung werden die Teilnehmer optimal für die Aufgaben im Rahmen der Betriebsführung von klein- und mittelständischen Unternehmen im Handwerk vorbereitet.
Gerade die Vorbildung der Auszubildenden ist von besonderer Bedeutung. Die Statistik der Handwerkskammer zu Köln weist für das Jahr 2012 aus, dass die Lehrlinge des Kammerbezirks 52% mit einem Hauptschulabschluss und 33 % einen mittleren Bildungsabschluss in der Ausbildung standen. Lediglich 12 % der Lehrlinge verfügten im Kammerbezirk über ein Abitur.
Bedauerlich ist das mangelnde Interesse der Abiturienten am Handwerk. Denn gerade das Handwerk bietet besonders für leistungsstarke junge Menschen mit seiner Kultur der Selbstständigkeit vielversprechende Möglichkeiten einer beruflichen Karriere. Doch nicht nur die guten Chancen für Abiturienten bleiben ungenutzt, sondern auch das Handwerk leidet unter der Situation. Die "Zukunftswerkstatt NRW" stellte schon 2007 fest: "Die personelle Situation des Handwerks droht schon in wenigen Jahren in eine existenzielle Schieflage zu geraten". Das triale Studium will daher attraktive Rahmenbedingungen für Abiturienten schaffen. Denn für junge Frauen und Männer stellt die Entscheidung für eine Karriere im Handwerk eine zukunftsträchtige Option dar.
Doch gerade von Schulabgängerinnen werden diese Chancen kaum genutzt. Potenziale werden von den Frauen immer noch nicht ausreichend ausgeschöpft und dass, obwohl die Frauen zumeist besser qualifiziert sind als ihre männlichen Altersgenossen. Dabei tragen gerade im Handwerk Frauen traditionell einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen bei. Nicht nur als selbstständige Betriebsinhaberin, Unternehmerfrau, Gesellin oder Auszubildende: Rund 75 % aller Handwerksbetriebe sind Familienbetriebe, in denen die Ehefrauen der männlichen Geschäftsführer vielfältige Führungsaufgaben übernehmen und faktisch in den Betrieben als "(Mit)Chefin" agieren.
Im Handwerk ist eine weitere deutliche Steigerung der Frauenerwerbsquote notwendig, um dem aktuellen und zukünftig zu erwartenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch gesellschaftlich wäre es nicht tragbar, im großen Umfang in die Bildung und Ausbildung von jungen Menschen zu investieren und dabei die Potenziale der Frauen nicht komplett auszuschöpfen.
Mit dem trialen Studium werden Frauen neue Möglichkeiten eröffnet. Gerade durch den Erwerb des Meisterbriefes in einem Handwerk können Frauen ihre Position auch in männerdominierten Gewerken untermauern. Im Rahmen des trialen Studiums können junge Frauen auf die Vielzahl der möglichen Berufe hingewiesen werden und auf bisher nicht genutzte Bereiche bei der "weiblichen Berufswahl" aufmerksam gemacht werden. Dies war bei Julia Musculus aufgrund des Betriebs der Eltern naheliegend und damit nicht schwer. Aber auch junge Menschen, die nicht ins Handwerk "hineingeboren" werden, haben gute Chancen mit dem trialen Studium.

"Vor den Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt"

Der anspruchsvolle Zeitplan verlangt von Julia Musculus und ihren Mitstreitern ein hohes Maß an Eigeninitiative. So mussten sich die Studenten selbst um eine Ausbildungsstelle kümmern, denn schließlich muss die Chemie zwischen Betrieb und Auszubildenden stimmen. Beim trialen Studium findet zusätzlich zur Ausbildung einmal pro Woche eine Online-Vorlesung statt, die per Headset vom heimischen PC aus verfolgt werden kann. Hinzu kommen alle zwei Wochen Studieneinheiten am Freitagabend und am Samstag. Vermittelt werden dabei Inhalte, die für die erfolgreiche Führung von Handwerksunternehmen erforderlich sind. Dazu zählen beispielsweise Controlling, Aufbau und Pflege von Datenbanken, Kundengewinnung und -bindung sowie effektive Marketingmaßnahmen. Dabei steht die Praxisnähe im Vordergrund. Die Studenten sind dazu angehalten, die theoretisch erworbenen Kenntnisse in ihrem Ausbildungsbetrieb anzuwenden, um praktisches Verständnis von Wertschöpfungsketten zu erwerben und für später anfallende Führungsaufgaben sensibilisiert zu werden.
Neben der Vermittlung der fachlichen Qualifikationen liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Entwicklung von sozialer Kompetenz, die für Führungsaufgaben notwendig ist. So stehen Präsentationstechniken in unterschiedlichen Situationen (Kunden, Mitarbeiter und Banken) genauso wie das Zeit- und Selbstmanagement oder der Umgang mit Konflikten auf dem Stundenplan.
Julia Musculus hat die Prüfung für die AEVO (Ausbildereignung) erfolgreich bestanden und damit wieder einen wichtigen Schritt getan, um die betriebliche Nachfolge im Betrieb anzutreten. "Mit meinem Wissen aus dem Studium fühle ich mich bereit dafür." Einen Geschäftsplan hat sie bereits als eine der vielfältigen Aufgaben des Betriebswirts erarbeitet und für ein konkretes Arbeitsfeld in ihrem Unternehmen umgesetzt.

Fazit

Der Schlüssel zum Erfolg? Julia Musculus kann da neuen Studierenden nur einen Tipp geben: "Wenn man sich darauf einstellt und kontinuierlich arbeitet, dann geht die Zeit schnell um, und wenn man sich dann innerhalb der Studiengruppe hilft, geht es gut." Julia Musculus war mit dabei, als das erste Mal das triale Studium im Jahr 2010 startete. Doch sie ist nicht die einzige Anlagenmechanikerin, die sich für ein triales Studium entschlossen hat. In ihrem Jahrgang hat sie noch zwei Mitstreiter, insgesamt haben sich seit 2010 bereits sieben Anlagenmechaniker/innen aus dem SHK-Handwerk für ein triales Studium entschieden. Im Oktober letzten Jahres startete der vierte Jahrgang mit mehr als 20 Teilnehmern aus mehreren Gewerken.

Autor: Michael Brücken, Bildungsberater der Handwerkskammer zu Köln


Triales Studium

Das triale Studium ist eine noch junge Disziplin, mit der leistungsstarke Abiturienten für eine Karriere im Handwerk gewonnen werden sollen. Die Handwerkskammer Köln bietet als einzige Institution in Deutschland das triale Studium an. Jeweils im Oktober eines jeden Jahres beginnt ein neues Trimester. Die Regeldauer für Ausbildung, Meister und Studium liegt bei ca. 13 Trimester. Weiterführende Informationen gibt es bei der Handwerkskammer Köln.
Das triale Studium im Überblick:

- Kooperation von der HWK Köln und der Fachhochschule des Mittelstands (FHM)
- Praxisnahe Ausbildung
- Wissenschaftliche Ausbildung
- Förderung der Eigen-/Selbstständigkeit
- Vermittlung von Schlüsselkompetenzen
- Kleine Lerngruppen
- Kurze Studiendauer
- Staatliche und internationale Anerkennung
- Abschlüsse: Ausbildung, Meister und Bachelor Handwerksmanagement (B. A.)
- Kosten: ca. 400 Euro pro Monat incl. Prüfungsgebühren


Ausgezeichnetes Konzept

Der Ansatz überzeugt: Im Jahr 2010 wurde das triale Studium mit dem "Weiterbildungs-Innovations-Preis" ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt es die Auszeichnung als ausgewählter Ort bei der Kampagne "Deutschland - Land der Ideen" und ist auch bei "Germany at its Best" dabei, in der ausgewählte Projekte dargestellt werden. Für den "Herrmann-Schmidt-Preis" war das triale Studium 2011 für die Endrunde der letzten Acht nominiert.

 


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