Werbung

„Die Förderung wirkt“

Die Nachfrage nach barrierefreien Badlösungen bleibt weiterhin stabil. Das liegt nicht nur an der attraktiven KfW-Förderung, die im Juli erneut aufgestockt wurde. Ein Interview mit Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft

Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS))

Barrierefreie Badmodernisierung: Einbau einer bodenebenen Duschfläche durch Badprofis. Das Geschäft läuft auch im Corona-Jahr weitgehend stabil. (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS))

Angesichts immer komplexerer Technik, sinkender Zahl von Fachkräften und gesteigerten Kundenerwartungen müsse der Badprozess rationalisiert werden, sagt Wischmann. Ein Ansatz sei die Vorfertigung und der Einsatz von Badmodulen. (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS))

Auch für kleine Bäder gibt es die passende barrierefreie Dusche. Generell müssen bei der Umsetzung vor jedem Sanitärobjekt Bewegungsflächen von mindestens 120 x 120 cm eingehalten werden, die sich allerdings überschneiden dürfen. (Kaldewei)

 

„Viele sprechen von 2020 als dem Heizungsjahr. Das mag die eine oder andere Badmodernisierung verzögern, am grundsätzlichen Bedarf nach neuen, altersgerechten Bädern ändert sich aber nichts“, sagt Jens J. Wischmann. Im Gespräch mit IKZ-Chefredakteur Markus Sironi nimmt der Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) Stellung zu zahlreichen Fragen rund um das Thema barrierefreies Bad.

IKZ-HAUSTECHNIK: Seit Jahren schon fördert die KFW-Bankengruppe die Schaffung barrierefreier Bäder mit Zuschüssen. In diesem Jahr stehen erstmals sogar insgesamt 100 Mio. Euro an Fördervolumen bereit. Wie stellt sich die Nachfrage vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie dar?

Jens J. Wischmann: In 2020 sind es sogar insgesamt 150 Mio. Euro. Dank der erneuten Aufstockung des KfW-Programm 455-B „Altersgerecht Umbauen“ um 50 Mio. Euro durch den Bundestag am 2. Juli 2020, stehen wieder ausreichend Mittel auch für den Badumbau zur Verfügung. Denn trotz der vorherigen Aufstockung um 25 auf 100 Mio. Euro drohten die Mittel wie in den Vorjahren schon im dritten Quartal ausgeschöpft zu sein.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das klingt nach einer regen Nachfrage nach dem Förderprogramm.

Jens J. Wischmann: In der Tat. Aktuelle Zahlen enthält der Förderreport der KfW Bankengruppe mit Stand vom 30. Juni 2020. Danach sind von Januar bis Juni 2020 bereits Zusagen in Höhe von 93 Mio. Euro im Bereich Zuschuss für Barrierereduzierung erfolgt. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es nur 58 und im gesam ten Jahr 2019 insgesamt 85 Mio. Euro. Man sieht also, welch enormer Erfolg das Programm trotz Corona weiterhin ist – und dass es zum Ende des Jahres wahrscheinlich wieder ein Wettlauf um die letzten Fördergelder gibt. Deshalb weiter unser Wunsch an die Politik, die Förderung in diesem Bereich endlich zu verstetigen und zu erhöhen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Geht die Fördernachfrage einher mit der Zahl tatsächlich realisierter Bäder?

Jens J. Wischmann: Natürlich ist bei den Fördersummen zu berücksichtigen, dass nicht allein der Badumbau, sondern die Barrierefreiheit generell gefördert wird. Aber in einer von KfW Research und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat in Auftrag gegebenen Evaluationsstudie hat das Institut Wohnen und Umwelt das KfW-Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ genauer untersucht. Die Untersuchung ergab, dass mit der Förderung am häufigsten Maßnahmen an Sanitärräumen umgesetzt wurden, also zum Beispiel die Installation bodengleicher Duschen. Bei mehr als zwei Dritteln der mit dem Förderprogramm umgebauten Wohnungen wurden Maßnahmen an Sanitärräumen durchgeführt. Die durchschnittlichen Kosten dieser Maßnahmen betrugen ca. 10 700 Euro. Die Förderung wirkt also!

IKZ-HAUSTECHNIK: Immer wieder hört man aus dem Handwerk, dass das Antragsverfahren zu kompliziert sei. Ist diese Kritik berechtigt?

Jens J. Wischmann: Was das Antragsverfahren betrifft, so muss man hier ein wenig aufklären: Der Antrag kann online sowohl von den Bauherren als auch vom bevollmächtigten Fachhandwerker über das Zuschussportal (Anmerkung der Redaktion: unter www.kfw.de/zuschussportal) gestellt werden. Dem geht eine Registrierung voraus. Nach Ausfüllen und Abschicken des Antrags wird von der KfW bei Vorliegen aller Voraussetzungen in der Regel innerhalb eines Tages die Zuschusszusage erteilt. Mit der Baumaßnahme kann dann sofort begonnen werden.

Innerhalb von 36 Monaten nach der Zusage muss der Zuschussempfänger oder der Bevollmächtigte die Durchführung der Baumaßnahme über das Zuschuss portal nachweisen. Hierzu müssen im Portal auch die Höhe der geleisteten Zahlungen bestätigt und die Rechnungskopien hochgeladen werden. Der Zuschussempfänger kann sich zur eigenen Dokumentation vom Badprofidie Einhaltung der Technischen Mindestanforderungen durch die sogenannte Fachunternehmerbestätigung bescheinigen lassen. Nach erfolgreicher Prüfung des Nachweises der Vorhabensdurchführung durch die KfW wird der Zuschussauf das im Zuschuss portal angegebene Konto des Zuschussempfängers überwiesen. In der Regel dauert das nicht länger als einen Monat.

Ein Tipp in eigener Sache: Wir haben hierzu extra ein Merkblatt mit allen Infos entwickelt, das unter der Website www.aktion-barrierefreies-bad.de heruntergeladen werden kann und alles noch einmal genau erklärt.1)

IKZ-HAUSTECHNIK: Geht es um die Sanierung einer Immobilie, dann entscheidet sich der Eigentümer meist entweder für die Sanierung der Heizung oder für ein neues Bad. Wer hat in diesem Jahr die Nase vorn?

Jens J. Wischmann: Ich weiß, viele sprechen von 2020 als dem Heizungsjahr und es stimmt, die neue Förderkulisse hat das Heizungsgeschäft stimuliert. Das mag die eine oder andere Badmodernisierung sowohl auf Verbraucherseite als auch beim Fachhandwerk verzögern, am grundsätzlichen Bedarf nach neuen, altersgerechten Bädern ändert sich aber nichts. Wir sehen uns auch nicht in einem Entweder- Oder-Wettbewerb mit der Heizung, sondern glauben, dass beide Bereiche wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Verbraucher sind.

Gerade die Corona Krise hat die Th emen Hygiene und Sicherheit – nicht nur im Alter – deutlich in den Vordergrund gerückt. Angesichts von traurigen Krankheits- und Todesfällen in Altersheimen überlegen viele erst recht, den eigenen Lebensabend lieber im eigenen Heim zu verbringen. Mit dem entsprechenden Bad, was neben der Barrierefreiheit in Zukunft auch vermehrt pflegegerecht ausgestattet sein wird.

Insgesamt hat sich das Badgeschäft dabei ordentlich entwickelt, vielleicht weniger Wachstum als zuvor, aber dafür beständig positiv. Leider ganz anders im Ausland, die Exportmärkte sind hier eingebrochen, was insbesondere natürlich der Industrie zu schaff en macht.

IKZ-HAUSTECHNIK: Eine Teilsanierung des Badezimmers – etwa der Austausch einer Wanne gegen eine Dusche – ist für viele Verbraucher eine Alternative zum kompletten Badumbau. Auch diese Maßnahme wird ja gefördert. Ist die Industrie nicht gefordert, verstärkt neue verarbeiterfreundliche Teilsanierungslösungen zu entwickeln?

Jens J. Wischmann: Absolut. Angesichts immer komplexerer Technik, sinkender Zahl von Fachkräft en und gesteigerten Kundenerwartungen müssen wir den Badprozess professionalisieren und rationalisieren. Ein ganz interessantes Konzept ist da z. B. die Vorfertigung und der Einsatz von Badmodulen. Beides erlaubt schon vorab bestimmte Montagearbeiten präzise durchzuführen und die Installation auf der Baustelle deutlich zu vereinfachen. Entscheidend ist aber nicht nur die Technik, auch die organisatorischen und kaufmännischen Prozesse müssen angepasst werden. Und daran hapert es leider oft. Hier wäre seitens der Industrie und von Verbänden weitere Hilfe im Bereich der Weiterbildung sicher sinnvoll.

1) Kurzlink zum Papier: bit.ly/VDSförderung

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: