Werbung

Den Öltank zum Pelletlager umbauen?

Hinweise und Möglichkeiten für einen Tankumbau

Ein alter kellergeschweißter Heizöl-Stahltank wurde zum Pelletlager umfunktioniert. Beim Umbau wurde u. a. ein Sichtfenster in den Tank geschnitten, über das der Füllstand eingesehen werden kann. Die Umsetzung eines Tankumbaus erfordert allerdings erheblich mehr technisches Know-how. Bild: Kotyza

Ein ehemaliger Heizöl-Erdtank wird zum Pelletlager umgebaut. In diesem Fall wurde als Austragungssystem ein Saugsondensystem gewählt. Der Vorteil: Es nimmt relativ wenig Platz weg. Bild: Kotyza

Domschacht des ehemaligen Heizöl-Erdtanks. An dieser Stelle wird die technische Konstruktion zur späteren Ein- und Austragung der Pellets deutlich: Die Anschlüsse für die Austragung (Sonde) sind bereits installiert. Es fehlen noch die beiden Einblasstutzen. Bild: Kotyza

Schutz vor elektrostatischer Aufladung lässt sich in der Praxis relativ einfach realisieren über Kupferkabel plus Erdungslanze. Bild: Kotyza

Das „neue“ Pelletlager wird befüllt. Die Befüllung läuft ab wie bei jedem anderen Pelletlager auch: Am Befüllstutzen ist der Einblasschlauch montiert, am Absaugstutzen der Absauger, der die eingeblasene Luft aus dem Lager transportiert. Bild: Kotyza

Je nach vorgefundenem Tank kann zwischen verschiedenen Austragungssystemen flexibel ausgesucht und das optimale gewählt werden. Hier wurde für einen Stahltank als Austragungssystem ein Rührwerk in Kombination mit einer Austragungsschnecke gewählt. Bild: Kotyza

Bereit für den neuen Brennstoff im alten Gehäuse: Einblasstutzen und Absaugstutzen wurden angeflanscht. Durch das Kellerfenster werden in Zukunft die Schläuche geführt. Bild: Kotyza

Michael Kotyza ist Geschäftsführer der Kotyza Haustechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Freigericht (Hessen) nahe Hanau. Er baut seit 1999 Pelletkessel ein. Einige Öltank-Umbauten hat er auch schon gemacht. Bild: Kotyza

Das Mitarbeiter-Team der Thomas Staiger Haus und Wärmetechnik GmbH um Geschäftsführer Thomas Staiger (links im Bild). Staiger baute bereits 2003 seinen ersten Öltank zu einem Pelletbunker um. Bild: Staiger

In diesen Erdtank hat die Firma Thomas Staiger Haus und Wärmetechnik das sogenannte „UniWok“-Austragungssystem eingebaut. Es handelt sich um trichterförmige, quadratische Sockel aus stabilem Kunststoff, die wie Auffangschalen die Pellets aufnehmen. Bild: Staiger

 

Die Lagerraum-Fibel des Pelletbranchenverbands DEPV rät davon ab, Öltanks zu Pelletlagern umzubauen. Aber es geht. Und es wird praktiziert. Die Umsetzung erfordert allerdings erhebliches technisches Know-how.

Die Zeugen des Ölzeitalters sind auch die Tanks. Es kostet sie zu entfernen, um dem neuen Brennstofflager für Pellets Platz zu machen. Könnten sie nicht genausogut am Platz bleiben und selbst zu Pelletlagern umfunktioniert werden? Dieser gar nicht so ferne Gedanke könnte manchem Kunden in den Sinn kommen, der in seiner Wärmeversorgung von Heizöl auf Holzpellets wechselt. Ausbau und Entsorgung von z.  B. Batterietanks kosten etwa 1000 bis 1500 Euro und die Kosten für ein Pelletlager kommen obendrauf. Ist der Installateur gewappnet, dem Kunden eine begründete Einschätzung zu liefern, ob der Umbau geht oder nicht?
Nachfolgend einige Details und Hinweise rund um die Möglichkeit eines Tankumbaus.

Ausgangslage
Es ließe sich leicht die Lagerraumbroschüre des Branchenverbands Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) zur Hand nehmen und damit das Thema schnell erledigen. Sie rät vom Umbau kategorisch ab. Dort steht auf Seite 22: „Vom Umbau eines alten Öltanks zum Pelletlager ist grundsätzlich abzuraten.“ Eine Begründung dafür liefert die Fibel allerdings nicht. Doch scheint die Broschüre Recht zu haben. Denn dazu können schnell ein paar Überlegungen selbst zu diesem Ergebnis führen. Ein Argument sind die Kostengründe: Die Umrüstung des alten Tanks, einschließlich einer eventuell notwendigen neuen Innen-Beschichtung, kann teurer werden, als dessen Ausbau und die Installation eines neuen Lagers. Des Weiteren der Blick in Richtung Aufwand und Funktion eines Tankumbaus. Hier stellt sich zunächst die Frage, welche Umbauarbeiten am alten Tank dann notwendig sind? Und sind diese (zu) aufwendig?
Störende, für Pellets schädliche statische Elemente in den Tanks, z. B. Querstreben, müssen entfernt werden. Ist dann noch die Statik des Tanks gewährleistet?
Es muss die Möglichkeit zu Reinigungs- und Wartungsarbeiten im Tank gegeben sein, z. B. um die Feinanteile von Zeit zu Zeit zu entfernen. Sie entstehen unweigerlich in jedem Pelletlager mit der Zeit, insbesondere bei einer Schneckenaustragung. Ist das beim alten Öltank möglich und mit welchem Aufwand ist das verbunden?
Und mindestens genauso wichtig wie das vorige: Können die alten Tanks den Jahresbedarf Holzpellets bunkern? Denn die Energiedichte von Holzpellets ist halb so hoch wie die von Heizöl. Zudem dürfte es ärgerlich sein, wenn man als Kunde die Einblaspauschale doppelt bezahlen muss, weil der Tankwagen zweimal im Jahr anrückt. Zweiter Punkt darin: Gegebenenfalls muss im Herbst/Winter nachgetankt werden. Dann aber sind die Pelletpreise traditionell leider auf dem Höchststand. Dritter Punkt: Über das Wissen, dass das Lager nicht genügend Platz bietet für die Abdeckung des Jahresbedarfs, sinkt das Gefühl der Versorgungssicherheit. Es wirft nebenbei auch die Frage auf, wie die Brennstoff-Füllstandsmessung für Pellets in diesen Bunkern gebaut werden kann.
Andere Argumente sind die zum praktischen Betrieb: Wie lassen sich die Einbringung und die Austragung (Schnecke oder Saugsonde?) der Pellets realisieren?

Erfahrungen aus der Praxis
Es ist in der Tat kein leichtes Unterfangen. Aufgrund diverser Randbedingungen ist es auch ein auf relativ wenige dieser Tanks limitiertes. Die Lagerraumbroschüre tut sicher gut daran, durch die kategorische Ablehnung nicht fälschlich zu Umbauten zu ermutigen, wo dies definitiv nicht angebracht ist und am Ende nur zu Komplikationen und Ärger führen würde. Es könnte sogar dem Image von Holzpellets-Feuerungen im Allgemeinen schaden (z. B. über negative Mundpropaganda verärgerter Kunden).
Trotz dieser zahlreichen Bedenken gibt es aber zu Pellets umgebaute Öltanks. Sie sind zwar nicht die Regel, aber sie umzubauen funktioniert. Das prominenteste Beispiel, da es das derzeit größte ist, ist der Umbau eines 50000 l Heizöl fassenden und im Erdreich vergrabenen Tanks in Ludwigshafen, im Stadtteil Oggersheim. Ein auf Ölbasis funktionierendes Nahwärmenetz für 150 Wohneinheiten wurde 2013 auf Holzpellets umgerüstet. Betreiber sind die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL). Aber es gibt auch etliche Fallbeispiele aus dem Einfamilienhausbereich. Was ihnen allen gemeinsam ist: Der Umbau setzt beim Installateur große Erfahrung mit dem Thema Holzpellets voraus.
Zwei von diesen Installateuren sind Michael Kotyza und Thomas Staiger. Kotyza baut seit 1999 Pelletkessel ein und sein Unternehmen hat die 500er-Pellet-Installations-Marke längst überschritten. Er ist Geschäftsführer der Kotyza Haustechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Freigericht (Hessen) nahe Hanau. Auch einige Öltanks hat er bereits zu Pelletlagern umgebaut. Er gilt heute als erfahrener Spezialist auf diesem Gebiet. „Wir haben schon alles erlebt. Wir stehen heute sehr entspannt über den Dingen“, sagt er. Genauso agiert auch der Installateur Thomas Staiger, Geschäftsführer der Thomas Staiger Haus und Wärmetechnik GmbH mit Sitz in Bietigheim-Bissingen (Baden-Württemberg) oberhalb von Stuttgart. Staiger baute seinen ersten Öltank auf Pellets im Jahr 2003 um und er besitzt wie Kotyza eine ausgewiesene Expertise als Spezialist auf Pellets. Kotyza rät: „Jedem, der wenig Erfahrung hat, kann ich nur davon abraten, einen Öltank zu einem Pelletlager umzubauen.“ Kotyza meint, dass man erst nach mehreren Hundert Anlagen so fest im Sattel zum Thema Pellets wäre, um sich an ein solches Projekt zu wagen. Ein Grund: Es gibt kein Regelwerk, das beschreibt, wie ein Öltank auf Pellets umgebaut wird. Im Internet kursiere dazu wie so oft viel fundiertes Halbwissen.

Geeignete Formen
Beide Installateure differenzieren bei ihren Projekten zunächst nach dem Standort der Tanks. Sie teilen diese in zwei Gruppen auf und unterscheiden darin wiederum nach der Tankform. In der Standort-Gruppe eins befinden sich die Tanks, die im Gebäude stehen. In der Gruppe zwei diejenigen, die außerhalb auf dem Grundstück installiert wurden, oberirdisch (selten, vernachlässigbar) oder unterirdisch. Unterirdisch dann wieder unterschieden die Einbringung:
In waagerechter Form (die sogenannten „U-Boote“ im Erdreich) oder eine Kugelform.
Bei Erdtanks ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie das notwendige Volumen mitbringen, um den Jahresvorrat an Holzpellets unterzubringen, weshalb sie grundsätzlich als geeigneter erscheinen als Tanks, die im Gebäude stehen. Unter diesen schließen sie Batterietanks kategorisch aus. „Das ist technischer Quatsch“, sagt Kotyza. „Rausschneiden und entsorgen“, sagt er. Warum? Sie wären meist zu klein und falls mehrere Tanks existierten, müssten diese untereinander kaskadisch per Austragungssystem verbunden werden, um das notwendige Speichervolumen für Pellets zu schaffen, was viel zu teuer wäre.
Große monolitische, kellergeschweißte Öltanks sind eine Option. Aber auch nur dann, wenn sie das notwendige Volumen mitbringen. Hier hat Kotyza beispielsweise eine Umbau-Referenz vorzuweisen, die bis heute reibungslos funktioniert. Er schweißte u. a. ein Sichtfenster in den alten Tank, um darüber eine Sichtkontrolle bzgl. des Füllstands zu schaffen. Bei der Umwandlung dieses Stahlkellertanks im Jahr 2013 hat Kotyza neben dem Sichtfenster aus Plexiglas Öffnungen für die Befüllstutzen auch eine Revisionsöffnung in den Tank schneiden lassen. Die vorhandene Luke auf der Oberseite des Tanks war aufgrund der niedrigen Deckenhöhe schwer zugänglich. Der Umbau war trotz der Umbauarbeiten güns­tiger als eine andere Lösung: „Der Aufwand war nicht teurer als die reine Tankentsorgung“, sagt er. Zerlegung und Abtransport des 8000 l Heizöl fassenden Tanks hätten 1200 Euro gekostet. Dazu wären die Kosten für den Kauf eines Gewebesilos gekommen, denn der Keller war zu feucht, um Pellets darin in einem Bunker zu lagern.
Interessanter Aspekt: Die Frage nach der Dichtigkeit der alten Tanks kehrt sich mit dem Brennstoffwechsel im Grunde genommen um. Während es bei Öltanks immer darum geht, den Übertritt des Brennstoffs in die Umwelt zu verhindern, weil er umweltgefährlich ist, ist es beim Brennstoff Holzpellets vielmehr so, dass in die Tanks die Umwelt nicht eintreten darf in Form von Feuchte, die den Brennstoff zerstören würde. Die Dichtigkeit der alten Tanks muss auf jeden Fall geprüft werden. Feuchte ist meist ein Ausschlussargument. Aber die ist auch ein Ausschlussgrund für Pelletbunker, sodass in solchen Fällen meist Silos zum Zuge kommen.

Vorsicht Explosion?
Worauf immer in diesen Fällen hingewiesen werden muss, ist die Frage der Erdung und des Schutzes vor Staubexplosionen aufgrund möglicher elektrostatischer Aufladungen. GFK-Tanks sind hierfür exponiert. Die Firma Haase GFK-Technik GmbH präsentierte bereits 2012 auf der IFH/Interm ihre GFK-Tanks für Holzpellets mit einer elektrisch leitfähigen Oberfläche, mit der der innere Behälter beschichtet wurde.
Das wird meist gegen den Umbau thematisiert. Nachträglich aufgebrachte antistatische Beschichtungen machen aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn. Darüber hinaus wird aus Sicherheitsgründen auch gegen Saug-/Zug-Austragungssysteme argumentiert und aus diesen nur die Schnecke im Umbau-Tank empfohlen.
Der Haken: Wenn allerdings eine Austragungsschnecke installiert wird, dann kostet das weiteres Volumen. Kotyza und Staiger teilen diese Bedenken zwar, aber übermäßige Sicherheitsmaßnahmen aus ihrer Praxis nicht, die zu diesen umfänglichen Verpflichtungen führen würden. Vielmehr sei individuell zu verfahren: Bei einem GFK-Erdtank mit Betonummantelung legte Kotyza zwei Kupferdrähte nach draußen und erdete sie mit einer Lanze.

Welches Austragungssystem?
Aus diesem Grund ist auch die Austragungsschnecke als Transportsystem mit der Begründung Sicherheit nicht zwingend als Muss anzusehen. Vielmehr arbeiten Kotyza und Staiger problemlos überwiegend mit Saugsystemen auf Basis von Sonden. Aber auch Rührwerke haben sie schon eingebaut, eben immer in Abhängigkeit der vorgefundenen Lagerraum-Geometrie.
Thomas Staiger ist Mitglied im TFG e.V. – Technologie für Generationen, der sich selbst als Verbund der besten Fachbetriebe für Energie aus Sonne und Holz mit bundesweit rund 180 Mitgliedern bezeichnet. Er kombiniert seine Anlage mit einem besonderen Pelletlagersystem, das nur bei TFG-Mitgliedern zu erhalten ist. Das sogenannte „UniWok“-System, ein aus trichterförmigen, quadratischen Sockeln aus Kunststoff aufgebauter Lagerboden, die wie Auffangschalen die Pellets aufnehmen. Je nach zu lagernder Menge können mehrere Woks modular nebeneinander aufgebaut und miteinander verbunden werden. Er und andere sind vom Wok-System aus verschiedenen Gründen überzeugt. „In den üblichen Schrägbodenlagern können sich Staubnester bilden, die die Förderschnecken verstopfen und blockieren können“, sagt er. Nach seiner Erfahrung bietet das Wok-System den bestmöglichen störungsfreien Betrieb. Ein weiterer Pluspunkt sei die Flexibilität dieses Systems, das selbst in ungewöhnlichen Raumgeometrien eingebaut werden könne, auch bei besonders niedrigen oder hohen Lagerräumen. Das System ist selbst unter den Profi-Pellet-Installateuren umstritten. Es hat dort sowohl seine Befürworter und Gegner. Kritiker monieren den Preis. Selbst Staiger muss zugeben, dass das System ungefähr doppelt so teuer ist wie eine Schnecke. „Das Pro-Argument ist dafür die sehr flexible Raumnutzung“, sagt er. Allerdings geht es in diesem Fall zu zeigen, dass selbst Woks schon in alten Öltanks verbaut wurden und werden.

Fazit
Die Lagerraumbroschüre des DEPV rät vom Umbau eines ausgedienten Öltanks zu einem Pelletlager kategorisch ab. Das ist nachvollziehbar, denn es gehört sehr viel Erfahrung mit Pelletsystemen dazu, um sich an eine solche Aufgabe zu wagen. Denn es gibt kein Regelwerk, nach dem man Step-by-Step verfahren könnte, einen alten Öltank zu einem Pelletlager umzubauen. Dass es trotz allem geht beweisen Installateure, die solche Projekte schon durchgeführt haben. Sie zeigen, dass den Installateuren ein großer Baukasten zur Verfügung steht, mit dem sie jeden Öltank, der als für den Umbau geeignet befunden wurde, individuell zu einem Pelletlager umbauen können.

Autor: Dittmar Koop

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: