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Deckensegel im Einklang

Evangelisch-reformierte Kirche Hannover: Heiz-/Kühlelemente erfüllen Anforderung an Akustik und Denkmalschutz

Dachstuhl der evangelisch-reformierten Kirche in Hannover. Die Anbindung der Heiz-/Kühlelemente im darunter liegenden Gottesdienstraum konnte oberhalb der Decke erfolgen.

Die Evangelisch-reformierte Kirche in Hannover: Das 1898 errichtete und 1943 zerstörte Gebäude wurde wiederaufgebaut.

Der Gottesdienstraum wurde mit einem Deckensegel mit Heiz- und Kühlfunktion ausgestattet.

Die Kirche ist an das Fernwärmesystem der Stadt Hannover angeschlossen. Die Übergabestation fand im Keller Platz.

Über der Empore zeigt sich der Verlauf des Deckensegels und die Abschrägung.

Während der Montage: Hier ist zu erkennen, dass nur ein Teil der Elemente durchströmt und entsprechend angebunden wird.

Das Deckensegel setzt sich aus aktiven und passiven Elementen zusammen. Die Aufkantung nach oben bildet einen schlichten Abschluss.

Die Ausführungsplanung des Deckensegels hat einen weitgehend gleichmäßigen Abstand zu den umfassenden Mauern und Fenstern vorgesehen.

 

Die Evangelisch-reformierte Kirche in Hannover erhielt für den Gottesdienstraum eine Heiz-/Kühldecke in Form eines Deckensegels. Dabei waren die besonderen Gegebenheiten des denkmalgeschützten Kirchenraums sowie akustische Anforderungen zu beachten.

Das 1898 errichtete neugotische Kirchengebäude der evangelisch-reformierten Gemeinde wurde im Oktober 1943 in einer Bombennacht fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau begann 1948 und wurde nach mehreren Phasen erst im Jahre 1963 abgeschlossen. Da die Umfassungsmauern erhalten geblieben waren, glich der Bau dem Ursprungsbau des 19. Jahrhunderts. Dabei hat man, auch mit Rücksicht auf die Baustatik, auf den Turmhelm verzichtet. Das Innere der Kirche wurde zwischen 1956 und 1960 durch den Architekten Dieter Oesterlen gänzlich neugestaltet. Eine Zwischendecke wurde eingezogen und der Gottesdienstraum nach oben verlegt. Unten entstanden so ein großes Foyer und neue Gemeinderäume. Durch einen Aufzug konnte der barrierefreie Zugang gewährleistet werden. Das Gebäude ist an das Fernwärmenetz der Stadt Hannover angebunden.
Da die Beheizung im Winter mit hohem Aufwand verbunden war, erfolgte im Jahr 2014 eine energetische Sanierung des Kirchenraums. Dabei wurden u. a. neue energiesparende Lampen installiert und im Foyer neue Fenster eingesetzt. Dies gelang durch Eigenmittel und Zuschüsse der Landeskirche. Die Erwärmung des Kirchenraums wurde rund 50 Jahre lang mit einer Gebläseheizung umgesetzt. Auf der einen Seite des Raums befand sich die Zuluft-, auf der anderen die Abluftöffnung – eine mit Zugluft einhergehende Lösung. Die Luft wurde dabei auch durch gemauerte Züge geführt, was bei der angestrebten Veränderung aus Hygienegründen nicht mehr stattfinden sollte.
Neben den energetischen Fragen befasste sich der Bauausschuss der Kirchengemeinde mit den Aspekten Akus­tik und Denkmalschutz. Es sollte in jedem Fall gewährleistet sein, dass die sehr gute Akustik des Raums unverändert erhalten bleibt. Dazu ließ man ein Schallgutachten erstellen (siehe Kasten). Veränderungen im Raum waren darüber hinaus mit den denkmalpflegerischen Belangen in Einklang zu bringen.

Wärme von der Decke
Bevor die Wärmeverteilung mithilfe einer Heiz-/Kühldecke in Betracht gezogen wurde, hatte man auch andere Möglichkeiten untersucht. Doch diese Varianten konnten weder optisch noch akustisch überzeugen. Nachdem die Heiz-/Kühldecke als Option ausgewählt wurde, informierte sich der Bauausschuss und besuchte ein kirchliches Gebäude in der Nähe, bei dem eine solche Lösung installiert worden war. Die positiven Rückmeldungen führten dazu, dass die Wärmeverteilung oberhalb der Decke erfolgen sollte. Durch die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und aufgrund der neuen Lampen, entstand die Idee, ein Deckensegel einzusetzen. In diesem Zuge wurde ebenfalls geplant, die Bestandsdecke von oben mittels Wärmedämmmaßnahmen zu ertüchtigen, um den U-Wert von 0,24 W/(m² · K) gemäß Wärmeschutzverordnung zu erreichen.
Die Holzdecke im Kirchenraum blieb daher von unten unverändert. Von oben erfolgte die Auflage eines Rieselschutzes mit akustischer Wirkung, darauf eine 14 cm starke Dämmung aus Mineralfaser, eine „Pavatex Luftdichtbahn“ sowie eine „Pavatex Isolair Unterdeckplatte“ von 52 mm. Um den Zugang zum Dachraum zu gewährleisten, etwa für Wartungsarbeiten, wurde in der Mitte ein Laufsteg eingebaut.

Besonderheiten der Heiz-/Kühlelemente
2014 erfolgte der Einbau der Heiz-/Kühldecke des Unternehmens Best, die dem Kirchenraum als gestaltendes Element ein neues Aussehen verliehen hat. Die ursprüngliche Raumhöhe wurde dabei lediglich um ca. 15 cm abgesenkt. Das Segel des Typs „HKE-CS“, insgesamt ca. 140 m² groß, setzt sich aus aktiven und passiven Teilen zusammen. Die genaue Aufteilung erfolgte in Absprache mit dem beteiligten Architekturbüro. Zwei 15 m lange und zwei 12 m Bänder sowie ein 3 m langes Band wurden so in die Fläche eingebunden, dass die Leistung zu den Wänden hin stärker ist als in der Mitte.
Die Fläche von ca. 16 m Länge und 12 m Breite wurde den Raumproportionen entsprechend an den Ecken abgeschrägt, sodass sie sich am Verlauf der Wände orientiert. Des Weiteren war die Farbgebung mit dem Amt für Denkmalpflege abzustimmen. Hier wurde der Farbton RAL 9010 Reinweiß matt gewählt. Die Aufhängung erfolgte direkt unter der Bestandsdecke an Montageschienen, die mittels Gewindestangen an den Holzbindern befes­tigt wurden. Für die Montage nutzte das ausführende Unternehmen Detlef Zeigert Heizungs- und Lüftungsbau ein Flächengerüst. Der Vor- und Rücklauf für die Heiz-/Kühlelemente befinden sich oberhalb der Dämmebene im Dachgeschoss. Durch das Treppenhaus bzw. abseitige Räumlichkeiten ließen sich die Leitungen nach unten in den Keller verlegen. Dort befindet sich die Fernwärmestation.

Aufbau der „HKE-CS“-Elemente
Die „HKE-CS“ sind leichte Deckenstrahlplatten, bestehend aus Kupferrohren mit 15 x 0,75 mm und Kopfstücken mit 28 x 1,5 mm, die strömungsgünstig ausgehalst und zu Registern verlötet werden. Die Rohre werden in das standardmäßig gelochte Aluminiumstrahlblech von 1,0 mm Dicke eingepresst. Dazu weisen die Elemente eine seitliche Aufkantung von 75 mm nach oben und eine Doppelkantung nach innen zur Längsversteifung und Justierung der oberen Wärmedämmung auf. Zur Querstabilisierung sind Profile eingeschweißt, die gleichzeitig als Aufhängeachsen genutzt werden. Zusätzlich können variable Aufhängehalter geliefert werden, die vor Ort an der Aufkantung zu befestigen sind. Die Sichtflächen sind ohne vorstehende Sicken plan in Paneelstruktur. Einzelplatten lassen sich stufenlos bis 3,3 m Baulänge fertigen, Strahlplattenbänder sind mehrteilig in jeder Baulänge möglich. Diese Flexibilität erlaubte in der evangelisch-reformierten Kirche eine genaue Anpassung an die Gegebenheiten. Die Verbindung erfolgte mittels Pressung; Abdeckbleche und Endkästen wurden als Steckverbindung ausgeführt.

Steuerung der Heiz-/Kühldecke
In der Kirche waren besondere Betriebs- bzw. Aufheizzeiten zu berücksichtigen, da die Orgel äußerst empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert. Maximal 1 °C pro Stunde soll die Erwärmung des Raums betragen, damit sich die Materialien der Orgel entsprechend langsam anpassen können. Im Betrieb zeigte sich, dass noch eine Feinjustierung nötig war, um die Aufheizzeit anzupassen.

Erste Erfahrungen
Die hohen Ansprüche an die Akustik des Kirchenraums konnte das Deckensegel von Best erfüllen. Auch der Raumklang, sowohl für Sprache als auch Musik, ist nach der Baumaßnahme gelungen zu erhalten. Die angestrebte energetische Verbesserung führte zu einem geringeren Ener­gieverbrauch und kann somit die Kirchengemeinde zukünftig entlasten.

Bilder: Best

www.best-kuehlheizen.de

 


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