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Das Kraftwerk für zu Hause - PV-Komplettsysteme als Nischengeschäft für das SHK-Handwerk

Die Nutzung von Strom aus Sonnenenergie hat sich gewandelt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach diente vor wenigen Jahren noch dazu, den erzeugten Strom komplett ins Netz einzuspeisen und vom Netzbetreiber die gesetzlich garantierte Vergütung zu erhalten. Doch seit 2009 ist die Vergütung von Solarstrom drastisch zusammengestrichen worden. Der Schlüssel lautet daher Eigenverbrauch. Zu diesem Bereich bieten einige Hersteller PV-Komplettsysteme an, die aus PV-Modulen, einem Wechselrichter und einem Batteriesystem bestehen. Solch vorkonfektionierte Anlagen können vom SHK-Installateur als Nischengeschäft angeboten werden.

Netzstrombezug im Überblick.

Die Installation der Module kann vom SHK-Handwerker übernommen werden.

Zeitversetzte Stromspeicherung hilft das Stromnetz zu entlasten.

 

Erhielt ein Hausbesitzer mit einer Anlage bis 30 kWp Leistung im Jahr 2008 für jede eingespeiste kWh noch 46,75 Cent, waren es 2012 nur noch 18,36 Cent/kWh für Anlagen mit einer Leistung bis 10 kW. Seit dem 1. April erhalten neue Photovoltaikanlagen unter 10 kWp nur noch eine Vergütung von 13,28 Cent/kWh. Trotzdem werden weiter Photovoltaikanlagen auf den Dächern montiert. Mittlerweile ist jeder zehnte Bundesbürger laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) ein „Solarbürger“, nutzt also entweder Wärme oder Strom aus der Sonne. Allein 2013 wurde 88500 PV-Anlage bis 10 kWp Leis­tung montiert.

Die Zeit hat sich gewandelt

Nutzten früher nur große energieintensive Unternehmen ein eigenes Kraftwerk zur Stromerzeugung für den eigenen Bedarf, sind es jetzt bereits etliche Bürger, die dasselbe Prinzip anwenden: Die PV-Anlage speist nicht mehr ausschließlich ins Netz ein, sondern der erzeugte Strom wird zunächst an Ort und Stelle verbraucht. Nur die überschüssige Energie geht ins Netz. Die Krux: Der Stromverbrauch in einem privaten Haushalt passt nicht recht zum Lauf der Sonne. Der meis­te Strom wird morgens und abends verbraucht, über Mittag ist oft niemand zu Hause. Daher bieten verschiedene Hersteller und Systemhäuser PV-Komplettsys­teme an, die neben der Photovoltaikanlage und dem Wechselrichter eine Batterie umfassen, die den erzeugten Solarstrom speichert und dann bereitstellt, wenn er gebraucht wird. Einige Tausend Haushalte in Deutschland praktizieren bereits diese „ganz persönliche Unabhängigkeitserklärung“, so der BSW-Solar. Und weiter: „Mehr als 60% des eigenen Stromverbrauchs lassen sich so selbst decken, Hersteller von Speichersystemen sprechen von bis zu 80%.“ Bernd Dechert, Geschäftsführer Technik und Berufsbildung beim Zentralverband der deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), hält diese Einschätzung für sehr optimistisch. „70% sind möglicherweise erreichbar, wenn man eine Wärmepumpe über den selbst erzeugten Strom versorgen kann“, sagt er. Außerdem sei ein intelligentes Energiemanagement erforderlich, das die Verbraucher entsprechend steuere.
Doch die privaten Stromspeichersys­teme können noch mehr: Sie gelten auch als ein wichtiger Baustein der Energiewende, um Angebot und Nachfrage Erneuerbarer Energien besser aufeinander abzustimmen. Die Solarstrombatterien speichern den erzeugten Sonnenstrom während des Tages zwischen, geben ihn zeitversetzt wieder ab und glätten so die Einspeisespitzen. „Damit erhöhen Batteriespeicher die Aufnahmefähigkeit bestehender lokaler Stromnetze um bis zu 66% und reduzierten die Kosten für den Netzausbau“, zitiert der BSW-Solar eine Studie des Fraunhofer ISE aus dem vergangenen Jahr.

Was der Markt bietet

Der Markt von deutschen Modul-Herstellern, die ein komplettes System von der Stange anbieten, ist (noch) überschaubar. Ein Grund: Wegen der günstigeren Produktionsbedingungen ist die Herstellung von Modulen in Deutschland stark zurückgegangen. So ist das Geschäft eher als Systemhäuser bezeichneten Händlern wie IBC Solar vorbehalten, die aus unterschiedlichen eingekauften Komponenten eine Anlage zusammenstellen. Die Bonner Solarword AG allerdings hat gerade eine Vermarktungsoffensive ihres „Kit Easy“ gestartet. Das System ist erhältlich mit einer Leistung von 3, 4, 5 und 6 kWp und damit ausgelegt für Ein- bis Zweifamilienhäuser. Pro kWp müssen drei Module auf dem Dach installiert werden, die unterschiedlich angeordnet werden können. So braucht das kleinste System in der Anordnung
3 x 4 Module knapp 25 m² Platz auf dem Dach. Der Speicher basiert auf einer Blei-Gel-Technologie. Er verfügt nach Unternehmensangaben über eine nutzbare Batteriekapazität von 5,8 kWh (bzw. Speicherkapazität von 11,6 kWh) und könne damit bis zu 80% des Stromverbrauches durch Eigenbedarf decken. Laut Hersteller hat die Batterie eine voraussichtliche Lebensdauer von rund 10 Jahren. Eine Garantie von 2500 Entladungszyklen (danach noch ca. 80% der Batteriekapazität) runden das System ab. Weitere Garantien gibt SolarWorld für 10 Jahre auf Module und Gestellsysteme, 5 Jahre auf Wechselrichter und Batteriewechselrichter und 2 Jahre auf das Batteriesys­tem, außerdem 7 Jahre Zeitwertersatzgarantie auf die einzelnen Batterieelemente. Ein sogenannter „SuntrolE-Manager“, ein intelligentes Energiemanagementsystem, sorgt dafür, dass der Strom entweder gleich verbraucht, gespeichert oder ins Netz eingespeist wird. Ziel ist, in Zukunft den Eigenverbrauch zu optimieren und so einen Schritt in Richtung Smart Home voranzukommen. Batterie und Batteriewechselrichter benötigen in etwa so viel Raum wie eine Gefrierschrankkombination.
Auch der Hersteller Alfa Solar aus Hannover bietet drei Komplettsysteme von der Stange: „UnlimitedSunLight“, „UnlimetidSunShine“ sowie „UnlimetidSunRise“. Anlagen von 4 kWp Leistung werden komplett mit Wechselrichter und Blei-Gel-Batterien ausgeliefert. Auf dem Dach benötigen die Module gut 25 m² Platz. 7,4 kWh können die Batterien speichern, 3,7 kWh sind nutzbar, da Blei-Gel-Batterien nicht komplett entladen werden sollten. Um diese Performance zu verbessern, testet der Hersteller derzeit ein neues System mit Lithium-Ionen-Speicher, der dann 8 kW bereitstellen kann und mit 10 Jahren auch eine längere Garantiezeit hat als der Blei-Gel-Akku (7 Jahre). 70% des Jahresbedarfes könne das System decken, sagt Sebastian Klocke, bei Alfa Solar zuständig für die Auftragsabwicklung. Der Hersteller rechnet beim Blei-Gel-Akku mit einer Lebensdauer von 12 Jahren und rund 2700 Entladezyklen. Da bei Alfa Solar Batteriewechselrichter und Batterie in einer Einheit verbaut sind, muss nur für einen Stahlschrank in Kühlschrankgröße Platz sein. Klocke kündigt an, dass das Modell mit Lithium-Ionen-Speicher deutlich flacher wird.

Förderung durch die KfW-Bank

Die Investitionskosten solcher Systeme sind noch erheblich. Rund 15000 Euro kos­tet ein komplettes System aus Photovoltaikanlage, Wechselrichter und Speicher und damit etwa doppelt soviel wie eine einfache Photovoltaikanlage. Um die technologische Entwicklung zu fördern und eine bessere Markteinführung zu erreichen, gibt es seit Mai 2013 eine staatliche Förderung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt auf die gesamte Investitionssumme einen Kredit ab 1,26% effektivem Jahreszins und das Bundesumweltministerium fördert das Speichersys­tem mit einem Tilgungszuschuss von 30% (sie­he Infokasten).

  • Und das EEG?

Wenig förderlich haben sich bislang die politischen Diskussionen um das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ausgewirkt. Mit dem Kabinettsbeschluss vom 8. April scheint sicher, dass die EEG-Umlage nicht bei Strom aus kleinen Anlagen fällig wird. Für Photovoltaikanlagen bis 10 kWp Leistung bzw. die Erzeugung von 10 MWh Strom für den Eigenverbrauch muss keine EEG-Umlage gezahlt werden. Bestandsanlagen bleiben von Veränderungen ausgenommen. Als Stichtag gilt hier der 1. August 2014 – es gibt also keine rückwirkende Regelung. Noch ist allerdings das Gesetzgebungsverfahren nicht abgeschlossen, der BSW-Solar hat bereits gemeinsam mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht angekündigt. Die Belastung des Eigenstromverbrauchs aus größeren Anlagen verstoße gegen das Grundgesetz.

Autorin: Katharina Wolf, freie Journalistin

Bilder: BSW Solar


Das KfW Förderprogramm 275 „Erneuerbare Energien – Speicher“

Gefördert werden nur neue Photovoltaikanlagen und die Nachrüstung von Batteriesystem zu Anlagen, die nach dem 31. Dezember 2012 in Betrieb gegangen sind. Die KfW bietet einen zinsgünstigen Kredit ab 1,26% effektivem Jahreszins. Laufzeit und Zinsbindung sind bis 20 Jahre möglich. Förderberechtigt sind nach KfW-Angaben Privatpersonen Freiberufler, Landwirte, gemeinnützige Antragsteller und Unternehmen. Das Bundesumweltministerium steuert einen Tilgungszuschuss in Höhe von 30% der Kosten für den Speicher bei.
Die Anlage muss dabei folgenden Kriterien entsprechen:

  • Die Leistung der installierten PV-Anlage, die mit dem Batteriespeichersystem verbunden wird, darf 30 kWp nicht überschreiten.
  • Für eine Photovoltaik-Anlage kann jeweils nur ein Batteriespeichersystem gefördert werden.
  • Das Batteriespeichersystem befindet sich in Deutschland und wird mindestens 5 Jahre betrieben.
  • Die Batterie muss von einem Installateur installiert werden, der eine zertifizierte Schulung für den fachgerechten Anschluss der Batterie absolviert hat.

Mehr Informationen unter www.kfw.de


Stromspeicher für den Heimbedarf

Als Speichermedium stehen zwei Batteriesysteme zur Auswahl: Die Stromspeicher für den Heimbedarf arbeiten entweder auf Blei-Basis (Blei-Säure, Blei-Gel) oder mit Lithium-Ionen. Die Modelle unterscheiden sich vor allem in der Energiedichte, der Lebensdauer und dem Preis. Denn während die Bleitechnologie schon seit Jahren in der Automobilbranche eingesetzt wird, ist die Lithium-Ionen-Technologie noch neu und damit teurer.


 


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