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Comeback des Diplom-Ingenieurs?

Mit der Bologna-Erklärung wurde der mehr als 100-jährige Titel Diplom-Ingenieur abgeschafft und durch das zweistufige Bachelor-/Master-Studiensystem ersetzt. Die Befürworter schätzen den Vorteil in der Studienzeitverkürzung. Studierende können nach einer Regelstudienzeit von mindestens 6 Semestern mit einem ersten qualifizierten Abschluss aussteigen. Sie können damit in die Arbeitswelt einsteigen und - wenn gewünscht - nach ein bis zwei Jahren in Richtung Mas­terabschluss weiter studieren. Kritiker hingegen führen an, dass beispielsweise im Kurzzeit-TGA-Studium entscheidende Vertiefungen in den Bereichen Sanitär, Heizung und Klima den Grundlagenfächern zum Opfer gefallen seien. Und selbst der „Vollabschluss“ Master genieße längst noch nicht den gleichen hohen Stellenwert wie der Dipl.-Ing – vor allem im Ausland.

 

Das Landesparlament Mecklenburg-Vorpommern hat nun als ers­tes Bundesland seinen Universitäten und Hochschulen ermög­licht, den Studierenden wieder den Titel Dipl.-Ing. zu verleihen. Master, achtsemestrige Bachelor und Diplom-Ingenieure können somit gleichberechtigt existieren. Hintergrund für die Gesetzes­initiative sei die Nachfrage von Studierenden, die verstärkt wieder den akademischen Grad Diplom-Ingenieur verlangten, um dieses international anerkannte Qualitätssiegel für ihr eigenes berufliches Fortkommen zu nutzen.

Ob diese Rolle rückwärts bundesweit Schule machen wird, bleibt abzuwarten. Ohnehin verhält es sich mit der akademischen Abschlussbezeichnung Dipl.-Ing. nicht anders als mit einer guten Schachtel Pralinen: Wichtig ist, dass der Inhalt hält, was er verspricht. Da sich Deutschland die Bildung immer weniger kosten lässt und bereits im schulischen Bereich viele Defizite sichtbar werden, scheinen grundsätzliche Strukturreformen dringender als das (begrüßenswerte) Comeback des Diplom-Ingenieurs.

Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de

 


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